Crazy Desires of a Murderer
Originaltitel: I vizi morbosi di una governante
Herstellungsland: | Italien (1977) |
Genre: | Horror, Erotik/Sex, Thriller |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 5,00 (2 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Eine Gruppe junger Leute will eine heiße Nacht auf einem Schweizer Landschloss verbringen. Es dauert nicht lange, und die ersten Hüllen fallen. Aber der friedliche Schein des Mammut-Anwesens trügt, denn schon nach ein paar sexy Schäferstündchen hält das Grauen in Form eines psychopatischen Killers Einzug in die Idylle... ()
In den 50er Jahren stand der Name Filippo Walter Ratti innerhalb des aufstrebenden italienischen Kinos vorwiegend für Komödien wie „Es ist nie zu spät“ oder den Abenteuerfilm „The Black Mask“, in den 60ern dann für anspruchsvollere Kost wie zum Beispiel das Weltkriegsdrama „Zehn Italiener für einen Deutschen“ oder den Agentenfilm „Computer für Mord“. Der damalige Erfolg gab ihm stets recht, auch wenn seine Gernrebeiträge dünn gesät blieben, so sind einige davon auch heute noch gerngesehene Klassiker, nicht in dem Ausmaß anderer großer Filmemacher Südeuropas aus jener Zeit, aber Ratti hatte definitiv seine Fangemeinde . Anfang der 70er dann, als die Giallo-Lawine unter Sergio Martino, Mario Bava, Lucio Fulci und dem blutjungen Dario Argento über Europa rollte, verdiente sich der mittlerweile fast 60 Jährige seine Brötchen mit sleazigen Thrillern, die stets einen hohen Anteil an Sex und oft nur wenig Substanz vorzuweisen hatten. Neben „Sexuelle Gelüste triebhafter Mädchen“ und „Erika“ entstand so 1972 (oder 1973, auf jeden Fall nicht, wie oftmals angegeben, 1977) der Giallo „Crazy Desires of a Murderer“.
Eine Gruppe junger Menschen verbringt ein Wochenende auf einem gemütlichen Schweizer Schloss. Schon in der ersten Nacht fallen die Hüllen und es wird gebumst, dass sich die alten Fachwerkbalken biegen und das Gemäuer bröselt, doch dabei bleibt es nicht. Ein Mörder hat es auf die sexuell aktive Meute abgesehen und ein gut gehütetes Familiengeheimnis will gelüftet werden, ein klarer Fall für den „Inspektor“…
Die Story aus der Feder von Ambrogio Molteni („Die Tataren“, „Radhapura – Endstation der Verdammten“, „Laura – Eine Frau geht durch die Hölle“) beginnt tatsächlich vielversprechend mit einem Überraschungsbesuch einer jungen Dame mit ihren Freunden auf einem wunderschön gelegenen Schweizer Schloss. Auch wenn der Herr Papa, der Baron, nicht sonderlich verzückt über die junge Meute ist, dürfen sie bleiben und die erste Nacht verläuft gleichermaßen gruselig wie blutig, nachdem sich so ziemlich alle Figuren entblättern und sexuellen Aktivitäten frönen durften, inklusive dem fragwürdigen Einsatz einer verdächtig phallisch geformten Kerze. Die Spannung, die Atmosphäre und die Schauwerte des ersten Drittels lassen Fanherzen zunächst höherschlagen, unglücklicherweise schlägt der Plot dann plötzlich sehr merkwürdige Haken, das zweite Drittel wird zur langatmigen Geduldsprobe in Form eines Verhörs, den exzentrischen Ausschweifungen eines trotteligen Inspektors und dem schrägen Hobby eines degenerierten Tierpräperators, welcher als verstoßenes Familienmitglied im Schlosskeller eingesperrt ist und es regelmäßig mit der Magd des Hauses treibt, und wenn man dabei nicht einschläft, wird man am Schluss noch mit einer völlig hanebüchenen Auflösung beglückt, die eingefleischte Spürnasen schon vor dem Einlegen der Scheibe in den Player kommen sehen. (Bitte mal kommentieren, warum das so sein könnte, interessiert mich mal, ob Ihr drauf kommt!) Der Sub-Plot um chinesische Sammlerstücke, in denen die unsympathischen Herren der Truppe Heroin schmuggeln, nimmt zudem noch einiges an Tempo aus dem Murder-Mystery und auch die langweilige Geschichte um ein geheimnisvolles Familienerbstück streckt die Laufzeit unnötig. Insgesamt hätte Molteni aus „Crazy Desires of a Murderer“ auch drei Drehbücher völlig unterschiedlicher Genres herausbekommen, die hier angestrebte Verknüpfung von Grusel, Giallo und Poliziottesco ist ihm aber leider nicht geglückt.
Auch die Rollen hier sind ebenso unglücklich besetzt, überwiegend mit No-Names, in deren Filmografie zu diesem Zeitpunkt schon wenig los war, und die nach diesem Film auch nicht mehr viel zum italienischen Genrekino beizutragen wussten, eingeschlossen Regisseur Ratti, dessen letzter Film es sein sollte. Außerdem fällt auf, dass alle Schauspieler dermaßen unsympathisch agieren, dass dem Zuschauer die Sorge um ihr Überleben nicht nur schon am Anfang völlig abgeht, nein, man erwischt sich sogar sehr schnell bei dem Gedanken: „Je höher der Bodycount, desto besser!“ was kein gutes Zeichen sein kann. Einzig Schauspiellegende Corrado Gaipa („Der Pate“, „Der Tod trägt schwarzes Leder“) als offensichtlich namenloser Inspektor sowie die beiden Exploitation-Sternchen Patrizia Gori („Fräulein Devil“, „Foltergarten der Sinnlichkeit“) und Isabelle Marchall („The Red Nights oft he Gestapo“, „The Crimes of the Black Cat“) können ein paar Sympathiepunkte einstreichen, ansonsten wird man mit niemandem wirklich warm.
Inszenatorisch ist „Crazy Desires of a Murderer“ dann aber wieder richtig gut gelungen. Kameramann Gino Santini („Blutiger Staub“, „Dschungelinferno“, „Die Löwen von Petersburg“) schafft es, die Grundästhetik eines waschechten Giallo mit angenehmen Gothic-Grusel zu verbinden, auch wenn er bei einigen Zooms und Reißschwenks in den merkwürdigsten Situationen ein wenig über das Ziel hinausschießt, vermutlich in dem Bestreben, das Gezeigte visuell nochmals aufzuwerten. Das hätte es aber gar nicht gebraucht denn die liebevoll dekorierten Sets, das idyllische Umland und die düsteren Katakomben als heimliche Hauptdarsteller erfüllen ihren Zweck absolut. Der erwartete Gewaltgrad eines typischen 70er Giallos wird durch genau zwei wirklich blutige Morde - inklusive dem zeigefreudigen Ausstechen der Augen jener Opfer – erreicht, alle weiteren Kausalitäten auf dem Weg zum Abspann, abgesehen von einer recht hübschen Explosion, fallen eher unspektakulär aus. Als Lückenfüller für die blutgierige Meute werden ein paar Tiere ausgestopft, das war es dann aber auch. Für die relativ zweckmäßige musikalische Untermalung sorgt Piero Piccioni („Eine total verrückte Kompanie“, „Der Zeuge“), dessen Konservenklänge zwar ganz gut zum Film passen, andere Genrekollegen haben sich dahingehend aber auch schon mehr Mühe gegeben.
Obwohl – wie eingangs schon erwähnt – bereits in den frühen 70ern fertiggestellt, erschien „I vizi morbosi di una governante“, so der Originaltitel, erst 1977, als der Zug für das Genre schon beinahe abgefahren war und auch viele andere Regisseure schon nur noch Durchschnittliches drehten - oder sich anderen Genres zuwandten - und es somit nur wenige Ausreißer nach oben gab. Dementsprechend hatte es der Streifen an den Kinokassen schwer und verschwand, bis auf ein paar gammelige VHS-Heimkinoauswertungen, in der Versenkung. 2021 nahm sich dann das Qualitätslabel Vinegar Syndrome dem Werk an und veröffentlichte eine hübsch anzusehende 2K Restaurierung (OmU) im Rahmen der „Forgotten Gialli“-Reihe.
Fazit:
Alle Zutaten, die „Crazy Desires of a Murderer” zu einem ansehnlichen Giallo hätten machen können, sind vorhanden. Viel nackte Haut, viel Blut, viele mysteriöse Figuren mit Handschuhen und scharfen Klingen, ausgestochene Augen, tolles Setting in schauriger Atmosphäre, ansprechende Inszenierung... Doch leider schafft es Regisseur Ratti nicht, das alles zu einem spannenden Film zu verbinden. Der Streifen köchelt nur auf Sleaze-Sparflamme so dahin. Nur für Giallo-Komplettisten, ganz klar keine Einstiegsdroge für dieses tolle, vielfältige Genre, eher ein abschreckendes Beispiel, wie die Bilder auf Zigarettenschachteln, und vielleicht ein bisschen zu Recht ein “Forgotten Giallo”, muss man nicht haben!
Gnädige 4/10 Punkte
Kommentare
07.02.2023 17:16 Uhr - dicker Hund |
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Oh Mann, das hat sicher Konzentration gebraucht, die wenigen Stärken noch zu markieren. Die Analogie zu Zigarettenschachtelbildern ist echt hart.
:-)) |
07.02.2023 17:31 Uhr - Insanity667 |
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08.02.2023 11:55 Uhr - Founding Father |
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09.02.2023 06:10 Uhr - Dissection78 |
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09.02.2023 10:26 Uhr - Insanity667 |
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