Träume des Wahnsinns
Originaltitel: Deadly Dreams
Herstellungsland: | USA (1988) |
Genre: | Horror, Thriller |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,00 (1 Stimme) Details |
Inhaltsangabe:
Weihnachten, brennende Kerzen, bunte Geschenke. Es klingelt. Alex, 8 Jahre öffnet die Tür. Ein Mann mit Fuchsmaske drängt herein, zielt und erschießt die Eltern. Das Ende einer Geschäftsbeziehung. 15 Jahre sind seit der Ermordung der Eltern vergangen, für Alex ist die grauenvolle Erinnerung zum realen Alptraum geworden, der ihn nicht mehr loslässt. Perkins, der Mörder ist tot, doch er scheint den Jungen zu beobachten, lauert ihm auf, verfolgt ihn in seinen blutigen Träumen. Grauenvolle Fantasien mischen sich mit wirklichen Begebenheiten. Ein Hirsch mit durchschnittener Kehle verblutet in der Dusche und ist kurz darauf verschwunden. Danny, der beste Freund empfiehlt Koks, Alex Bruder hält den Jungen schlicht für übergeschnappt. Was geschieht wirklich? Da entdeckt Danny einen seltsamen Zeitungsauschnitt „Norman Perkins Geschäftsrivale stirbt durch Selbstmord“. Allmählich dämmert Danny die Wahrheit. Schlecht für Alex, dass sein bester Freund ein Junkie ist! (RCA Columbia Pictures VHS Cover)
Deadly Dreams
"I think I'm being followed!"
Weihnachtsfaktor noch und nöcher versprüht direkt die erste Einstellung, in der ein lamettagetränkter Tannenbaum bei Nacht vor dem festlich beleuchteten Garten eines schmucken Anwesens steht, in dem ein adrett-saisonal gekleideter Junge ungeduldig auf seine Geschenke wartet, während das Kaminfeuer knistert und sein Vater eine hitzige Business-Diskussion am Telefon führt. Ein wütender Mann, der die ikonische Wolfsmaske vom Cover trägt, rennt mit einer Schrotflinte herein und erschießt kaltblütig beide Eltern, dann jagt er den panischen Sohn. Gerade reicht der Schrotflintenlauf bis zum Kopf des Kindes, dann entpuppt sich diese spannende Eröffnungssequenz als Alptraum unseres inzwischen 21-jährigen Protagonisten Alex (Mitchell Anderson aus Jaws 2), der verschwitzt in seinem Bett aufwacht und anschließend versucht, an seinem Roman weiterzuschreiben. Erneut sieht er den Jäger mit der Wolfsmaske vor seiner auffällig türkis-blau gestrichenen Wohnung stehen, in der zahlreiche exotische Masken hängen, doch sein Freund Danny rationalisiert die Erscheinung einfach damit, dass momentan ja Jagdsaison sei. Jack, Alex' älterer Bruder und hochrangiger Businessman im Familienunternehmen, kritisiert den jungen Hobbyautor in einem großartig designten, nach den späten Achtzigern schreiendem Büro für seine kreativen Ambitionen, stattdessen soll auch er ein Anzugträger werden. Nach einer kurzen Barszene, in der Alex sich in eine Frau verguckt aber zu schüchtern ist, um erfolgreich ein Treffen auszumachen, folgt unvermittelt die nächste Alptraumszene, in der es unvermittelt zu blutigen Erschießungen kommt.
Während die gelungen inszenierten, wenngleich auf Dauer natürlich repetitiven sowie vorhersehbaren Alptraumszenen den Film durch den einprägsamen und rabiaten Killer immer wieder zu bereichern wissen, können glücklicherweise jedoch auch die zahlreichen Szenen in der echten Welt durch teils motivierte sowie kunstvolle Winkel und Übergänge, liebevoll aufbereitete Settings und passables bis überzeugendes Schauspiel unterhalten. In der Bibliothek wird Alex von einem Fan seiner bereits veröffentlichten Kurzgeschichten angeflirtet, statt auf sie einzugehen sucht er stattdessen erst im Park, dann in einem inudstriell-vernebelten Gerüstsetting die Kunststudentin aus der Bar auf und führt sie zu einem Kinodate aus, "The Red Shoes" läuft. Danny entpuppt sich alsbald als sexistischer Ekel und allgemeines Arschloch, Alex ist derweil offensichtlich in Maggie (Juliette Cummins aus Friday 5 & Slumber Party Massacre 2) verliebt, was alsbald zu einer recht gefühlvoll inszenierten sowie verträumten Sexszene führt. Gut editierter, erneuter Alptraum-Flashback der blutigen Erschiessung aus der Kindheit folgt, dann ragen zahlreiche Messer aus dem eigentlich sanften und sicheren Bett und erstechen Alex, was überraschend unangenehm anzuschauen ist. Dass er auf das Verständnis seines Bruders nicht wirklich zu hoffen hatte war schon vorher klar, im folgenden Dialog wird der "We got no mental health problems in this family"-approach dann aber auch tatsächlich ausbuchstabiert. Danny schlägt stattdessen vor, mit Alex Wandern zu gehen, was den konstanten Halluzinationen und Warnvorstellungen aber vermutlich auch keinen Einhalt gewähren würde; zumal in der Szene noch ein einzelner Rentierkopf als Weihnachtsdeko an der Wand hängt. Als nächstes zielt sein "Freund" mit dem Gewehr auf unseren Protagonisten und schießt sogar im Raum, was die Gradwanderung zwischen "Arschloch" und "akut gefährlich" endgültig beendet. Und wieso findet Alex eigentlich eine Wolfsmaske bei Danny im Zimmer und trifft diesen später Nachts "zufällig" am Grab des alten Perkins; dem Killer von damals?
Auch wenn die generelle Richtung des Scripts relativ schnell feststeht, so war ich doch wirklich glücklich damit, wie "Deadly Dreams" es in den ersten 40 der 76 Minuten Laufzeit schafft, offene Fragen aufzubauen und zumindest eine überraschende Enthüllung zu bringen. Sobald die Halbzeit überschritten wurde, wird in der Verzweiflung der Geschichte zwar das Tempo etwas gedrosselt, eine "boy who cried wolf"-Szene wird abgespult und die Grundstruktur ist natürlich in sich schon repetitiv; doch auch nach fast einer Stunde Laufzeit sind mir noch nette Alptraum-Loops, POV-Kamerafahrten und überraschende Enthüllungen positiv aufgefallen.
Da der eigentliche Twist für meine Verhältnisse ein wenig zu früh aufgelöst wird, habe ich das Finale als ein wenig zu lang, elaboriert und zäh empfunden, doch dank der sehr ordentlichen Performance des Antagonisten und eines herrlich bösen sowie überraschenden Endes konnte ich hier insgesamt kaum böse sein.
Auch wenn der Weihnachtsfaktor also erneut auf Tauchgang ging und erst ganz am Ende nochmal der Tannenbaum vom Intro als Rahmung auftaucht, so ist "Deadly Dreams" ein zwar kleiner und simpler, aber auch ziemlich gemeiner, größtenteils kurzweiliger, höchst kompetent inszenierter immer wieder recht brutaler Psychothriller mit richtigen Charakteren, den man sich als Genrefan gut mal angucken kann. Regisseurin Kristine Peterson saß übrigens auch beim dritten Teil des "Critters"-Franchises auf dem Regiestuhl. 6(+)/10 & 1/5 Zuckerstangen
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