Slay Belles
Herstellungsland: | USA (2015) |
Genre: | Horror |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 4,00 (1 Stimme) Details |
Diese Kritik enthält Informationen über den späteren Handlungsverlauf der Geschichte.
eine kritik von kokoloko:
Slay Belles
Dan Walkers 2018 erschienener, von Darren Lynn Bousman mitproduzierter Low-Budget-Horrorfilm "Slay Belles" hat zwar alle auf dem Poster beworbenen Elemente, einen durchaus eindrucksvollen Krampus-Anzug und die Rückkehr der als verschollen gegoltenen, wunderschönen Hannah "Minx" Wagner vorzuweisen; doch macht es sich selbst auf die kurioseste Weise kaputt. Wieso um alles in der Welt hat dieser Film, der vor gerade einmal vier Jahren entstanden ist, denn bitte einen derart penetranten fucking Dubstep-Soundtrack?! Ich bin so ziemlich allen Musikgenres gegenüber offen, aber wie dieser Film die mit agressivesten und nervigsten Auswüchse dieses Subgenres für den maximalen Nervfaktor ausbeutet; das ist schon wirklich beachtlich. Ich würde jetzt eigentlich schreiben "Aber fangen wir vorne an", doch direkt nach einem kurzen Cold Opening, das uns 52 Minuten in den Film schmeißt, startet es dann auch direkt mit den ersten unsäglichen Dubstep-Songs und mies relativ mies animierten, sehr agressiv editierten Opening Credits. Unsere drei Protagonistinnen charakterisieren sich in Sekundenschnelle durch ihre großen Ausschnitte/Brüste, viel anstrengendes Gejubel, aufgesetztes Gefluche und ziemlich grottig-trashiges Schauspiel, wobei die Kamera gerade die wippenden Brüste auch gerne einfängt. Lines wie "I have to fucking pee!" oder "Merry fucking Christmas", gefolgt von einem lauten "WUUUHHH!" skizzieren die Stimmung ganz gut, schnell wird der verlassene Freizeitpark "Santaland" erreicht, in dem unsere vloggenden Cosplayerinnen (?) wohl im Rahmen einer "Urban Exploring"-Reihe ein weihnachtliches Video an Christmas Eve aufnehmen wollen. Beim Stop in der Bar kurz vorher wird die Barkeeperin von Diane Sallinger gespielt und hat ein "Fuck x-mas"-Tattoo, zudem wird der Cop Neil vorgestellt, welcher einen Trunkenbold im Weihnachtsmannkostüm (immerhin!) abführt. Eine Familie scheint wohl niemand zu haben, auch sieht das Wetter natürlich mehr nach Hochsommer, als auch nur irgendwie weihnachtlich aus. Zu einem von zahlreichen Dubstep-Beat-Aufbauten und -Drops ziehen sich zwei der drei Damen kurz um, wobei wir als kuriose und einzige Nacktheit des Films für einen Moment den Busen von Susan Slaughter erblicken, kurz wird der Ex von Sadie (Hannah Minx) erwähnt, dann kommt der nächste penetrante Dubstep Song und in einer anstrengenden Montage wird herumgealbert. Plötzlich dann ein totaler Stilwechsel und ein Metalcover von "Jingle Bells" läuft, es wird sexy gepost und die Schuhe von (scheinbar) Santa Claus werden gefunden. Ein Dubstepcover von der Nussknacker-Suite misshandelt die Gehörgänge auf besonders perfide Weise, dazu sehen wir für einen kurzen Moment eine blutig zugerichtete Wildschwein-Leiche, die unentdeckt auf dem Parkgelände liegt...
In der Polizeistation versucht Neil erfolglos Jerry einzubuchten, dabei folgt ein kleines Gespräch über die letzten Massaker. Statt das dazu erscheinende Flashback jedoch für Effekte, Atmosphäre oder Storytelling zu nutzen, gibt es erneut absolut grauenhaft übereditierte, blitzschnelle Visionen mit unerträglich blärenden Dubstep-Bässen. Nach 20 Minuten taucht dann gnädigerweise schon der Krampus auf, welcher sich durch eine ordentliche Körpergröße und ein haariges, überzeugendes Kostüm tatsächlich auch im Tageslicht blicken lassen kann und etlichen Subgenreproduktionen Meilen voraus ist. Billig und traurig ist zwar das miese, Movie-Maker-mäßige Colourgrading bei den POV-Aufnahmen aus der Sicht der Kreatur, aber man kann auch nicht alles haben. Ein Securityguard des Typs "Biker" sitzt in einem Raum voll Weihnachtsdekoration und bemerkt Krampus, gleichzeitig möchte unsere Gruppe angeblich direkt wieder gehen; dann doch noch ein letztes Gebäude erkunden. Eine fatale Entscheidung, wie sich wenig später herausstellt, da Krampus nun auch in das selbe Gebäude kommt, um dort blutige Fleischklumpen aus seinem Sack in eine Geschenkbox zu legen. Ein ankommender Anruf lässt die Gruppe rausfliegen, Krampus jagt die Mädels aus dem Haus und wird draußen vom Security Guard mit einer verdächtig weihnachtlich aussehenden Rute auf den Boden gedrückt, bis die Frauen entkommen können. So großartiger- wie dämlicherweise wird in genau dem Moment aber natürlich das Auto abgeschleppt, woraufhin sich die Gruppe in die Blockhütte ihres Beschützers retten können.
"We're fucking fucked!"
Hat man das Verhalten, die Rute, die Optik und den scheinbaren Wohnort des "Security Guards", wie ich ihn bisher genannt habe, bereits zu diesem Zeitpunkt als auffällig empfunden und dann nochmal einen Blick aufs Posterdesign gewagt, so kann man auch von alleine drauf kommen, welcher "Reveal" jetzt folgt. Der Mann teleportiert sich einfach in den Raum und gibt an, der echte Santa Claus zu sein, tatsächlich inklusive ziemlich cooler und eigener Backstory, Motivation und "Welt", in der der Film spielt. Der Krampus wurde verboten, Santa Claus irgendwann nicht mehr gebraucht, "Santaland" hat er als letzten Rückzugsort gewählt - süß und wholesome tatsächlich! Das kann man über die knapp angezogenen Protagonistinnen, die größtenteils allenfalls mäßig witzigen Comedyversuche inklusive bewusst comichaft faker Stock-Sounds und den weiteren Verlauf des Films nur leider kaum behaupten. Denn nachdem sich in der Hütte verbarrikadiert und die Santa-Problematik überlang ausdiskutiert wurde, wobei mehrfach der Gedanke "Bis jetzt könnte es noch ein Porno werden" aufkam, einfach aufgrund des Schauspiels und der Outfits, hat "Slay Belles" abseits eines steten Wiederholens und Überthematisierens der grundliegenden Prämisse "Santa vs. Krampus" leider nicht mehr wirklich irgendwo drauf zuzusteuern, bis auf die erneute Konfrontation mit dem Krampus. "SILENT KNIGHT" als Biker-Patch ist ein netter Witz, auch dass Rudolph mit der roten Nase erlegt in der Hütte hängt und das später sogar noch erklärt und kontextualisiert wird, ist ganz cool, doch der Dubstep formt eine kurze Transformations-Szene erneut endgültig lächerlich und der Krampus darf erst nur die Fleischbrocken mit seinem eigenen Blut tränken, dann in einer extrem billig und amateurhaft aussehden Szene bei Tageslicht einen Typen angreifen, weil es das Drehbuch so will.
Zwiwschen den spaßigen Ideen und den trashigen Ausfällen, den unironisch ganz witzigen Momenten und den misslungenen Humorversuchen hangelten wir uns also semiunterhalten durch die erste halbe Stunde, gerade als es etwas zu dialoglastig und langweilig wurde, erscheint der Krampus wieder auf der Bildfläche und nimmt sich eine Familie vor. Die Einstellung, in der der Sohn hier den lächelnden Kopf seiner Mutter erspäht nur um dann zu realisieren, dass der Krampus diesen bereits abgetrennt hat und in der Hand hält, ist dabei schon äußerst zynisch, effektiv gefilmt und erinnerte mich an die legendäre Stelle aus Argentos "Trauma". Da Krampus aber auch "naughty girls" wohl meilenweit riechen kann und anziehend findet, gehen Sadie, Alexi und Dahlia nun raus auf den Rasen, leicht bekleidet und bewaffnet, und rufen Beleidigungen und Schimpfwörter, um die Weihnachtskreatur anzulocken. (Leider) kurz vor Sadie sich dabei ihres BHs entledigt klappt dies auch, nur dass der Krampus sie direkt überwältigt, zu Boden drückt, mit einer monströs riesigen Zunge ableckt und scheinbar auch zu vergewaltigen versucht; da er einen gewaltige Erektion vorweist. Eine weder sonderlich eklige, noch witzige oder spannende Szene, aber immerhin ist der Krampus jetzt gefangen, per Taser ausgeschaltet und mit Lichterketten in der Hütte gefesselt. Nach einer dreiviertel Stunde im Film bemerken die so unfähigen wie nebensächlichen Cops auch endlich mal, dass es sich bei der Mordserie und den vermissten oder zerstückelten Kindern nicht um einen Bären handelt, was das Script also überraschend früh Richtung Finale tendieren lässt.
Zurück in der Hütte wird zu - na, könnt ihr es erraten? - lauter fucking Dubstepmusik der Krampus fotografiert und verhöhnt, bevor dieser allerdings aufwacht, sich befreit und von den Mädels aus der Tür gekickt wird.
Der mit Abstand beste Effekt - und auch die beste Szene des Films folgt dann, wenn Sadies Ex-Freund auftaucht und sich mit ihr versöhnt, nur um daraufhin großartig getrickst von oben nach unten auseinander gerissen zu werden, was handgemacht und absolut deftig daherkommt. Natürlich gibt es Blut ins Decolltée aller Protagonistinnen und panisch, zu zu vielen Schnitten und wackelnder Kamera wird schreiend weggerannt, örtlich sowie zeitlich völlig desorientierend wird aus dem Nichts eine Szene vom Kampf Santa vs. Krampus eingeblendet, what? Wo und wann soll das bitte stattfinden? Dass in der Panik direkt ein unschuldiger Cop getasert wird ist zwar schon ganz witzig, geht in diesem Massaker einer überditierten, hyperaktiven Inszenierung nur leider gänzlich unter. 52 Minuten drin und endlich kommen wir bei der Szene aus dem cold opening an: Der Cop wurde gefesselt und verdächtigt instant Santa, die Morde begangen zu haben. Das pornomäßige Betonen der Dialoge oder generelle Overacting kommt hier besonders zum Tragen, einzig der "old man nick" spielt schon ganz cool, wird er doch äußerst charismatisch von US-Sänger und Schauspieler Barry Bostwick verkörpert. Kurz vorm Ende werden die Comedyeinlagen nichtsdestotrotz noch ganz annehmbar, was neben einer Gewöhnung an den Film auch daran liegen könnte dass neben Bostwick nun auch Richard Moll als Officer Green mit dabei ist, ein weiterer gestandener US-Schauspieler mit zahlreichen Filmeinträgen.
"Santa Claus is coming to town, Bitches!"
Wie dem auch sei, nachdem es zuletzt der unpassende Metalsong war, so ist es nun ein stimmigerer Industrial-Beat, zu dem ein Plan geschmiedet und sich improvisisert bewaffnet wird. Da auf der eigentlich als Wachposten angedachte Turm jedoch stattdessen als Liebesnest benutzt wird, kann der Krampus einen ersten Überraschungsangriff starten, wird dann aber mehrfach angestochen. Genau jetzt sollte die erhoffte Konfrontation und blutige Action eigentlich so richtig losgehen, doch stattdessen ist "Slay Belles" jetzt zu sehr um einen Twist, eine dialogreiche Überraschung und mehr Hintergrundgeschichte zu Santa bemüht, um in dieser Hinsicht auch nur annährend abliefern zu können. Zwar folgt eine spaßig-charmante Genrehommage mit ein paar leicht blutigen Effekten, auch sieht das rote Licht im Wald richtig gut aus und bei einer speziellen Anekdote musste ich gar schmunzeln; doch die hektisch zerschnittene, unruhige Kameraführung im Halbdunkeln zusammen mit dem brüllend lauten Dubstep zerren erneut kräftig an den Nerven. Die wenigen Sekunden des gutgelaunten Country-Covers von "Jingle Bells", die laufen, sollen nicht unerwähnt bleiben; ebensowenig der blutige Puppenkopf. Auch wurde sich hier redlich bemüht, noch ein halbwegs "episches" oder würdiges Finale zu schaffen, wie man es aus höher budgetierten Filmen kennt und ja, die anarchistisch-bekloppte Art in der es dann wirklich endet, ist auch spaßig. Trotzdem hinterlässt "Slay Belles" nach seinen extrem kurzen 68 Minuten Laufzeit (mit 9 Minuten Credits!) einen gemischten Eindruck zurück, da man auch mit diesem Cast, dieser Prämisse, diesem Setting und diesem Budget einen deutlich angenehmeren und besseren Film hätte schaffen können; wären Editing und Soundtrack nicht oftmals so grässlich. Neben den in erster Linie für ihre Optik (?) gecasteten, mir sowie allgemein wohl eher unbekannten Hauptdarstellerinnen auch ein paar erprobtere und größere Schauspieler:innen zu casten um das generelle Performancelevel auszugleichen, war auf jeden Fall eine gute Idee. Für lau auf Youtube, mit Freunden und "nur" 68 Minuten Zeitinvestment also auf jeden Fall machbar, zudem sowohl im Plot als auch in den Sets immer wieder recht weihnachtlich; einzig der exzessive Dubstepgebrauch ist un-fucking-bearable und zerstört szenenweise alles. Durch den großartigen Goreeffekt und ordentlichen Krampusanzug, etwas Eyecandy und die generelle Kurzweiligkeit trotzdem noch. 4.5(+)/10 & 3.5/5 Zuckerstangen
4/10
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