Trauma
Originaltitel: Violación fatal
Herstellungsland: | Spanien (1978) |
Genre: | Thriller, Mystery |
Alternativtitel: | Fatal Violation |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,50 (2 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Ein Schriftsteller mietet sich in einer abgelegenen Pension ein, um an seinem nächsten Buch zu arbeiten. Kaum dort angekommen, fallen die Pensionsgäste der Reihe nach einem mysteriösen Killer zum Opfer. ()
Auf der vielfältigen und bunten Liste des spanischen Horrorkinos der 70er Jahre durften - neben Hexen, Vampiren, Werwölfen und Untoten - natürlich auch die klassischen gelben Schlitzer, die sich in ihrem Ursprungsland Italien stets durch ihre einzigartige Ästhetik auszeichneten, nicht fehlen. Neben Regisseuren wie José Antonio Nieves Conde oder Narciso Ibáñez Serrador tat sich auf diesem Feld auch der Argentinier León Klimovsky, abseits seiner Ausflüge ins Western – Kriegs - und Horrorgenre, mit Thrillern wie „Todeskreis Libelle“ oder dem kontroversen „The People Who Own the Dark“ positiv hervor. Klimovsky, bereits seit den 50er Jahren aktiv im Filmgeschäft, wenn auch weniger erfolgreich, und oft an der Seite seines langjährigen Wegbegleiters und Freundes Paul "Hombre Lobo" Naschy für viele erfolgreiche Genrefilme verantwortlich, setzte sich - zum Ende seiner Karriere im Alter von 73 Jahren - 1978 noch einmal in den Regiestuhl um den spanischen Giallo „Trauma“ zu realisieren.
Veronica, die etwas schüchterne und verschlossene Besitzerin eines Gasthauses in der spanischen Provinz, bekommt eines Tages Besuch von Daniel, einem Schriftsteller, der abseits des Lärms der Großstadt die Idylle des abgeschiedenen Hauses nutzen möchte, um sein Buch fertig zu stellen. Kaum angekommen, fallen die anderen Gäste Veronicas einem mysteriösen Killer zum Opfer…
Für Filmfans, die die letzten 60 Jahre nicht im Kryoschlaf oder hinter dem Mond verbracht haben, ist die Story so durchsichtig wie eine nasse Glasnudel. Auch ohne die offensichtlichen Inspirationsquellen der Drehbuchautoren Juan José Porto („Cross of the Devil“) und Carlos Puerto („Phantastische Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „Schock“) hier zu nennen, weiß man recht schnell, wie der Hase läuft. Das macht aber nichts, denn „Trauma“ bietet mit guten Charakteren, einem gerüttelt Maß an Spannung, viel nackter Haut und einer Portion giallotypischer Gewalt genug, um das Interesse des Zuschauers stets wach zu halten und somit wird es zu keiner Zeit langweilig. Das dicke Ende kommt dann, nach einigen philosophischen Ausschweifungen um die Vor- und Nachteile des Landlebens sowie dem Ausmaß der Folgen unterdrückter Sexualität, wie bereits vorausgesagt, oder vielleicht doch nicht? Porto und Puerto lassen hier noch ein Hintertürchen offen, das zur Spekulation anregt, während der Abspann über ein beunruhigendes Standbild rollt… Ein netter Touch zum Schluss.
Mit Ágata Lys („Das Tal der tanzenden Witwen“, „Die Nacht der 100 Vögel“) hat Klimovsky hier einen absoluten Volltreffer gelandet. In ihrer Rolle als Hotelbesitzerin Veronica, die sich - neben rüpelhaften Gästen, die ihr gutbürgerliches Domizil als Liebesnest missbrauchen - auch noch mit ihrem behinderten Mann herumschlagen muss, geht die anmutige Dame voll auf. Einziger Lichtblick der Sympathieträgerin ist der Schriftsteller Daniel, gespielt von Heinrich Starhemberg unter dem Pseudonym Henry Gregor („The Devil's Possessed - Der Marschall des Teufels“), der sich bei ihr niedergelassen hat, um in Ruhe schreiben zu können. Daniel selbst ist aber auch ein eher verschrobener Kauz, bei dem es zwischen ihm und einem 14 jährigen Dorfjungen mehr knistert, als bei allen Frauen, die sich ihm im Verlauf der Handlung an den Hals werfen, was beim Zuschauer durchaus ein flaues Gefühl im Magen auslösen kann. Die Gäste sind bestenfalls als Kanonenfutter für den Killer zu verstehen, einzig der von Ricardo Merino („Orgie des Todes“, „Krieg der Kinder“) dargebotene schmierige Macho Gabriel kann sich noch positiv hervortun. Dessen Lustgespielin Isabel Pisano („Bilbao“, „Whore“) in der Rolle der Prostituierten Eva ist dann aber einer der Gründe, warum man sich als Zuschauer ein frühes Ableben einer Figur herbeisehnen mag, allerdings muss man das nervige Gequäke und Gekicher bis zum letzten Drittel des Films ertragen, furchtbar.
Ganz und gar nicht furchtbar ist hier dann die gelungene Inszenierung im malerischen spanischen Hinterland, das nicht nur Klimovskys früheren Horrorstreifen und diversen untoten verwurmten Templern eine tolle Kulisse zu bieten hatte. Auch das rustikale Landhaus, durch das sich die Kamera von Pablo Ripoll („Die Nacht der reitenden Leichen“) geschmeidig und detailverliebt bewegt, macht so einiges her. Alles in allem geht, den visuellen Aspekt betreffend, die altbewährte Formel der frühen Bava und Martino - Gialli, an denen sich hier ganz klar ein Beispiel genommen wurde, vollends auf. Schwarze Handschuhe, Rasierklingen, blutige Morde aus der Perspektive des Killers, psychedelische Flashbacks und verstörende Traumsequenzen, begeleitet von langen Kamerafahrten und dem Score von Ángel Arteaga („Perversión“, „Die Ölpiraten“), wunderbar! „Trauma“ ist ein Fest für die Augen und Ohren und das ist auch, neben den beiden starken Hauptfiguren, die größte Stärke des Films.
In Deutschland versah man den Film für seinen ersten Lauf in den Lichspielhäusern, da man offensichtlich eine Verwechslungsgefahr mit einem gefühlten Dutzend anderer „Traumas“ befürchtete, mit dem bescheuerten Titel „Orgie des Todes“, nur um festzustellen, dass es bereits eine „Orgie des Todes“, ebenfalls von 1978 und ebenfalls aus Spanien, gab. Deswegen wird „Trauma“ nun nicht nur mit anderen „Traumas“ verwechselt, sondern auch mit anderen „Orgien des Todes“, super! Wie man sich vielleicht schon denken kann, war León Klimovskys letztem Kinofilm leider kein besonders großer Erfolg beschieden und er verschwand Anfang der 80er zusammen mit dem Regisseur recht schnell in der Versenkung. Zum großen Glück für Giallo-Fans hat dieses kleine Unikat aber nun ein warmes Plätzchen in der „Forgotton Gialli“ - Reihe von Vinegar Syndrome gefunden.
Fazit:
Kein Meisterwerk, das sich mit seinen großen Vorbildern messen könnte, aber das muss es ja auch nicht zwangsläufig sein. „Trauma“ geht seine eigenen Wege und überzeugt mit einer tollen Hauptdarstellerin, was hier zu der schönen Inszenierung und den tiefen Verbeugungen vor den italienischen Kollegen auch schon völlig ausreicht, um Fans des gelben Schlitzers zufriedenzustellen. Ein netter, kleiner Giallo für zwischendurch eben, nicht mehr und auch nicht weniger!
7/10 Rasiermesser
Kommentare
28.02.2023 17:23 Uhr - EvilCat |
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28.02.2023 19:32 Uhr - cecil b |
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28.02.2023 23:28 Uhr - Insanity667 |
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01.03.2023 07:47 Uhr - TheMovieStar |
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Wieder einmal eine erstklassige Vorstellung. Hat Spaß gemacht zu lesen, wobei ich das besprochene Werk gar nicht kannte. Vielen Dank für den hinreichenden Eindruck vom Film!
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01.03.2023 14:03 Uhr - EvilCat |
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Aber auch diese kleinen, alten und vergessenen Perlen brauchen Liebe! Das sage ich ja schon immer! ;-) |
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