Der Dreh- und Angelpunkt der Story basiert grob auf einer wahren Begebenheit. 2018 wurden Soldaten der Vereinigten Arabischen Emirate im Jemen aus dem Hinterhalt angegriffen, und mussten sich gegen eine Überzahl von Rebellen verteidigen. Folglich beinhaltet das Drehbuch von Brandon (Running Scared) und Kurtis (TV-Serie Medal of Honor) Birtell automatisch Wirksamkeit. Die Autoren haben den Fokus auf diesen Hintergrund sowie eine effektive Echtzeit gelegt.
THE AMBUSH fasst die politischen Umstände mithilfe von ein paar schriftlichen Sätzen sowie Bildern, die aus Reportagen stammen könnten, zusammen.
EIN POLITISCHES CHAOS
In einigen Teilen der arabischen Welt hoffte man seit 2011 darauf, dass bessere Lebensbedingungen zu erwarten sind. So auch im Jemen, einer der ärmsten Staaten überhaupt. Menschenmassen demonstrierten öffentlich für Veränderungen. Der zu der Zeit amtierende Präsident dieser Republik, Ali Abdullah Salih, kam den Forderungen aber nur wenig entgegen, was Öl ins Feuer schüttete. Daraufhin kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Das Militär behielt die Oberhand, und tötete viele Menschen. Zwar gelang es der internationalen Gemeinschaft, durch eine Intervention einen Dialog in die Gänge zu leiten, Salih trat zurück, und Vizepräsident Abed Rabbo Mansur Hadi übernahm das Amt, aber nichts wurde besser. Die Aufspaltung weitete sich aus, der neue Präsident konnte daran nichts ändern. Mit der Zeit gelang es der schiitischen Volksgruppe Huthi diverse Regionen einzunehmen, ihre Anhängerschaft wuchs. 2015 wurde schließlich die Hauptstadt Sanaa erobert, und Hadi ergriff vorerst die Flucht ins Ausland. Das sunnitische Saudi-Arabien griff ein, eine Allianz bestehend aus überwiegend sunnitischen Ländern folgte mit demselben Ziel. Die USA, Großbritannien und Frankreich unterstützten das Bündnis u. a. logistisch, Deutschland lieferte Waffen an Saudi-Arabien. Jedoch war der Zusammenschluss instabil und etliche weitere Parteien beteiligten sich kriegerisch an den Machtspielen. Schließlich setzen die Vereinigten Arabischen Emirate ihr Militär ein. Es heißt, aufgrund der zahlreichen Kämpfe verloren bisher circa 400. 000 Menschen ihr Leben, darunter Abertausende Zivilisten. Millionen von Menschen benötigen humanitäre Hilfe. Kein Ende ist in Sicht.
THE AMBUSH
So mancher Film, so wie dieser hier, animierte mich dazu, mein politisches oder geschichtliches Wissen für ein besseres Verständnis aufzufrischen. THE AMBUSH hat in meinen Augen allerdings nicht die Ambition, ernsthaft so eine Intention auszulösen. Womöglich mit dem Wissen, dass diesbezügliche Erkenntnisse und Einsichten aus zweiter Hand für den ungefähren Durchschnittsbürger der meisten Länder ohnehin nicht wirklich von Belang sind. Darüber möchte ich nicht urteilen, die kreativen Köpfe dahinter taten es vielen Filmemachern gleich. Insbesondere die amerikanische Filmwelt nutzte die Thematisierung von Kriegen nicht selten, um nahezu in Western-Manier den Kampf zwischen Gut und Böse neu auszuloten. In THE AMBUSH wird dieses Prinzip in etwa beibehalten. Diese Routine wurde mit viel Geld arrangiert, und das Ergebnis wird die meisten Interessenten begeistern können. Das Drehbuch ist meiner Ansicht nach aber nicht dazu geeignet, Begeisterung hervorzurufen.
TEAMGEIST IN ZEITEN DES KRIEGES
Aufständische halten geballte Fäuste und Waffen in die Luft, halbtotale sowie halbnahe Einstellungen im Doku-Stil grenzen an glasklare Einsichten, schärfer als die Realität. Das Fernsehen sowie das Internet zeigen uns bekanntlich Bilder, die einige Schrecken mit sicherem Abstand präsentieren, und das mulmige Gefühl hervorrufen, welches THE AMBUSH wohlweislich ansprechen möchte. Der inszenatorische Glanz mitsamt der naturalistischen Harmonisierung zwischen Beleuchtung und Farbgebung tritt jedoch imposant in den Vordergrund. Dieses Wechselspiel macht es fast vorstellbar, wie es sein muss, sich in der Wüstengegend samt Felsengebirge oder auf dem Stützpunkt aufzuhalten. Dort trainieren Soldaten. Aphorismus und Witzeleien sollen das Beste aus der naturgemäß angespannten Lage herausholen, können jedoch nicht Gedanken an Ehefrauen, Kinder und die Gefahr vertreiben. Obgleich eine Anteilnahme nicht wegzudenken ist, die Figuren haben zu unscheinbare Charakteristika, als dass es sich lohnen würde, sie im Einzelnen zu besprechen. Sie sitzen im selbem Boot, und versuchen bestmöglich ihre Aufgaben zu erfüllen. Akteure wie Omar Bin Haider (Fliegende Herzen) und Marwan Abdullah (Rashid & Rajab) haben nichts falsch gemacht, aber keiner sticht hervor. Archaische Rivalenkämpfe sind einfach ersichtlich dazu da, um den lebensnotwendigen Zusammenhalt der Truppe auszusprechen, und damit den roten Faden auszulegen. Auf Überraschungen kann trotzdem gehofft werden, zumindest dass das Wie die substanzielle Dramaturgie ins rechte Licht rückt. Und das gelang Regisseur Pierre Morel (96 Hours) großenteils ziemlich gut.
Gepanzerte Militärfahrzeuge der ausgebildeten Soldaten sind für die deutlich weniger gut ausgestatteten Kontrahenten das, was die Winchester für die Indianer damals war, als diese noch Pfeil und Bogen zur Hand hatten. Die bevorstehende Kesselschlacht in der Schlucht droht jedoch die Schlacht am Little Big Horn in die heutige Zeit zu verlegen, bei der Oberstleutnant George A. Custer zusammen mit seinen Kompanien vernichtend geschlagen wurde. Die Umgebung und die Taktik der Indianer waren wichtige Faktoren dieses Verlaufs, und die Machtverhältnisse wie diese Gegebenheiten ähneln den dargestellten Kämpfen. Außerdem läuft das Geschehen darauf hinaus, dass entschieden werden muss, wie viel Risiko man eingehen darf, um eine Hand voll Menschenleben zu retten. Auf diesem Wege wird das Miteinander glorifiziert, und ein erstrebenswerter Zusammenhalt hochgehalten, sowie das etwas pathetisch anmutende Heldentum. Hollywood- like, unter anderer Flagge. Kommt einer auf die Idee, das Hauptaugenmerk nicht auf die offensive Suspense zu richten, entdeckt er trotz der realistischen Hintergründe kaum mehr als einen faden Abklatsch.
Thierry Arbogast (Léon: Der Profi) fixierte die Situation, die menschlichen Fallen zwischen den Felsen, sowie den Innenraum der Schlachtrösser bravourös. Die Schnitte können nicht immer mithalten, manche Übergänge sind zu abrupt. Rauschwaden und der aufgewirbelte Sand füllen die beklemmend unübersichtliche Atmosphäre sinnig. Das Prasseln der Kugeln, und eine überraschend starke Feuerkraft, zermürben vorerst Männer, die wenigstens telefonisch zum möglicherweise letzten Mal die Familien sprechen möchten. So etwas liegt in der Natur des Menschen. Das Drama fruchtet trotzdem nur bedingt, denn inflationäre Aussagen dämmen es ein. Wohingegen die Spannung in Schwung kommt, wenn die Verstärkung herbeieilt.
Ganz modern rettet eine Frau überaus funktionstüchtig kurzzeitig das Leben der eingekesselten Soldaten. Die Technik ist auf dem neusten Stand, somit ist es möglich, mit teurer Bewaffnung ganze Armeen dem Erdboden gleichzumachen. Aber, was ist, wenn die neuste technische Errungenschaft in Gefahr gerät? Oder viele Soldaten um ihr Leben fürchten müssen, wollen sie doch ihre Kameraden retten? Explosionen legen sehenswürdig riesige Steine in den Weg, da drängt sich ein unangenehm realistischer Bezug im Bewusstsein auf. Die Kamera wartet oft am angepeilten Ankunftsort auf die Figuren, die zu Hilfe eilen. Ihre Gegner bekommen kaum ein Gesicht, sie bleiben ohne Persönlichkeit, wie für die Figuren, die da angegriffen werden. Nur ein wütender Anführer erteilt hier und da zentriert Befehle. Aber, etwas mehr wird schon abgehakt, ein junger Rebell stellt kurz mal infrage, ob das Unterfangen unter einem guten Stern steht. Einen weiteren auffälligen Bösewicht muss es geben. Gut getarnt lauert ein Scharfschütze, kaut auf bedenklichem Grünzeug, und hat den Finger immer am Abzug. Jede Pore ist zu sehen, die Hitze flimmert drumherum, ein Skorpion vor der Nase ist für den Schützen nicht interessanter als eine Stubenfliege.
"Für meine Kameraden und meine Familie!", eine andere Denkweise könnte suboptimal sein. Muss sich einer nach dem anderen ein Herz fassen, und durch etliche Zeitlupen-Sequenzen sowie dazugehörige orchestrale Melancholie (Harry Gregson-Williams: Mann unter Feuer) einen Weg bahnen, braucht es echte Helden. Die über ihre blutüberströmte Schulter sagen: "Ach, das Bisschen." Den ein oder anderen "Teufelskerl.", der zu Männern aufschaut, die ihm wörtlich mitteilen, dass sie auf keinen Fall wollen, dass er abgeschossen wird. Das urige klassische Kino bahnt sich im Schlachtengemälde an, ein Zoom folgt dem anderen, damit auch keine wichtige Emotion des Mienenspiels untergeht, ein paar traurige Tastentöne geben den letzten Schliff. Nach einem intensiven Dauerbeschuss ist der Blick zur Flagge hinauf das Tüpfelchen auf dem I.
THE AMBUSH greift die tragischen Verhältnisse eines Krieges für ein Drama auf, das einem Actionfilm weicht. Dafür waren keine Charakterdarsteller oder eine große Überraschung erforderlich, sondern Unmengen Trommelfeuer, aufregende Perspektiven und teures Material. Das ist nicht schlecht, aber durchschnittlich.
5/10