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Inner Depravity

Herstellungsland:Kanada (2005)
Genre:Splatter, Kurzfilm
Alternativtitel:Inner Depravity Vol. 1
Art/Crime
Bewertung unserer Besucher:
Note: 8,00 (2 Stimmen) Details
eine kritik von dr. kinski:

Bei Inner Depravity handelt es sich um einen kleinen fiesen kanadischen Kurzfilm aus dem Jahr 2005. Im Grunde ist dieses Werk aber nur ein Projekt des Special-Effect Künstlers Rémy Couture. Dieser wollte sein Talent beweisen und zeigt hier in etwa 10 Minuten, wie er als maskierter Killer einige Frauen foltert und tötet. Eine weitere Geschichte gibt es nicht und auf Dialoge wird ebenfalls verzichtet. Fake-Snuff in Reinform sozusagen…

 

Unterbrochen werden diese Foltereinlagen immer wieder von Bildern der Tatorte und der übel zugerichteten Leichen. Das Setting ist dabei sehr minimalistisch gehalten und spielt vollständig in einem halbdunklen Kellerloch. Körperteile werden abgeschnitten und Leichen ausgeweidet, während ein permanenter Noise-Sound durch die Boxen dröhnt. Der Killer geht dabei auch erwartungsgemäß kompromisslos vor und wirkt durchaus bedrohlich. Die Szenen werden häufig aus unterschiedlichen Perspektiven gefilmt und durch schnelle Schnitte unterbrochen. Der Film wurde zwar nicht im Found-Footage-Look gedreht, aber die Schnitte und die Kameraführung haben durchaus etwas Hektisches, wodurch Tempo entsteht, was mir hier sehr gut gefallen hat. Zwischendurch werden Bilder der Leichen, die an Aufnahmen der Polizisten vom Tatort angelehnt sind, eingeblendet. Dieses Bild der Toten, noch während der Folter, nimmt aber nicht etwa Spannung, sondern sorgt ebenfalls für Tempo und lässt die Situation bedrohlich und hoffnungslos erscheinen. Die Damen sind hier in der Regel gefesselt und geknebelt, so dass auf Dialoge verzichtet wird und keine relevante Charakterisierung möglich ist. Die Opfer dienen hier lediglich als bedeutungsloses Schlachtvieh, wodurch der sadistische Charakter dieses Werkes noch einmal verstärkt wird.

Die Maske (siehe Bild) gefällt mir ebenfalls gut. Rémys Körperbau, als großer tätowierter Mann, mit freiem Oberkörper und eben jener Maske bekleidet, lässt einen unheilvollen Mörder entstehen, wie er in so einem Werk benötigt wird. Prinzipiell hätte dieser Charakter für mich genug Potenzial, um auch mal etwas länger ans Werk zu gehen. Dies wird aber leider nicht passieren, jedenfalls wäre mir nicht bekannt, dass weitere Projekte in dieser Richtung in Planung sind, aber man wird ja noch träumen dürfen. Einen zweiten Teil gibt es aber bereits. Dieser wurde auch im selben Jahr gedreht und unterscheidet sich aber nicht nennenswert vom ersten Teil. Selbst die kurze Laufzeit ist dabei auf die Minute genau identisch.

Da auf alles andere, was für einen Film relevant ist, praktisch verzichtet wird, stehen hier mal wieder die Effekte und das Make-Up im Vordergrund der Betrachtung. Dass Rémy Couture in dieser Hinsicht kein Amateur ist, wäre zu erahnen, dass seine Arbeit aber so gut geworden ist, dass selbst die kanadische Polizei seinen Film zunächst für einen echten Snuff-Film gehalten hat, ehrt so einen Künstler. Im Verhör musste er erläutern, wie er seine Effekte praktisch umgesetzt hat und auch die Opfer in seinem Film mussten der Polizei vorgeführt werden, wohl um ihre körperliche Gesundheit zu überprüfen. In diesem Sinne kann man seine Arbeit also mit gutem Gewissen als gelungen beschreiben. Die beabsichtigte Wirkung konnte Rémy mit seinem Film also offenbar erreichen und seine Karriere dürfte dieser Film wohl auch vorangebracht haben, jedenfalls dufte er drei Jahre später auch in der Maske von Punisher: War Zone mitarbeiten. Sein bisher wohl bekanntester Film und der Weg nach Hollywood.

In gewissen Kreisen genießt Inner Depravity inzwischen auch schon, nicht zu Unrecht, einen kleinen Kultstatus. Die limitierte Auflage dieses Films ist natürlich schon lange vergriffen und wird wenn überhaupt für unverhältnismäßig hohe Preise gehandelt. Es gibt allerdings auch eine Dokumentation mit dem Titel Art/Crime, bei der beide Teile von Inner Depravity mit an Bord sind, diese ist aber auch nicht immer ganz leicht zu bekommen. Im heutigen Zeitalter ist das aber nur noch ein Problem für Sammler, die gerne eine physische Version im Schrank stehen haben möchten. Im Internet konnte der Film jedenfalls eine Zeit lang problemlos gefunden werden. Ein Stück weit trägt die schwere Beschaffung und nicht bloß die Sichtung auch wieder zur Legendenbildung bei, aber es handelt sich dennoch um einen Film, der seinen Ruf verdient hat.

 


Die Effekte sitzen, der Killer wirkt bedrohlich und auch der versiffte Keller lässt Snuff-Video Vibes aufkommen. Die Opfer leiden glaubhaft und werden auf sadistische Art und Weise umgebracht. Dazu noch ein passender Score und das Fake-Snuff Feeling ist perfekt. Für so ein kleines Filmprojekt, bei dem ein Mann im Grunde nur seinem Hobby nachgegangen ist und etwas Werbung für seine Arbeit machen wollte, ist dieser Film wirklich gelungen umgesetzt worden. 8 Punkte für diese kurze dreckige Underground-Perle.

8/10
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Kommentare

23.03.2023 22:29 Uhr - Punisher77
1x
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Ein interessantes Review, das einen guten Eindruck von diesem Kurzfilm vermittelt.
Da der Streifen, wie Du schreibst, außer den Morden nichts zu bieten hat, was für einen Film relevant ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich ihn mir ansehen würde, zumal es ohnehin schwierig sein dürfte, an "Inner Depravity" heranzukommen.
Deinen Text habe ich dagegen gern gelesen.

24.03.2023 00:52 Uhr - Dr. Kinski
1x
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Danke dir.
Ist schon ein spezieller Film, zwar sehenswert, aber eher für Sammler in diesem Genre interessant.
Wenn man in diesem Bereich nicht so tief drin ist, kann man sich vermutlich besser die AGP Filme o.ä. ansehen und gucken, wie man mit sowas klar kommt und ob einen das überhaupt gefällt. Die sind dann auch leichter zu bekommen und sogar noch etwas härter.

24.03.2023 16:06 Uhr - Jichi
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So etwas Ähnliches wie dem Regisseur hier ist Fred Vogel in den frühen 2000ern auch mal passiert, er wurde am Flughafen Toronto von der kanadischen Polizei verhaftet, weil er auf dem Weg zu einem Filmfestival war und "August Underground" und "Mordum" im Gepäck hatte. Die kanadische Polizei scheint solche Filme also zu lieben, fast so sehr wie unser Zoll und Charlie Sheen die japanischen Vertreter ;-)
Nee, mal in Ernst, ein größeres Lob gibt es wohl tatsächlich nicht. Merci für die tolle Kritik, klingt rein von der Thematik nach einem Film für mich, aber aufgrund er kurzen Laufzeit ist der Film mir den hohen Preis wohl nicht wert. Und ich muss sowas ja immer physisch haben. Aber mal sehen, vielleicht läuft er mir mal preiswert über den Weg.

24.03.2023 16:38 Uhr - Dr. Kinski
1x
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Ja, als Filmemacher ist das schon eine Ehre. Dann weiß man, dass man alles richtig gemacht hat :)
Der Film lohnt sich natürlich und würde dir auch gefallen, aber mit dem Preis ist das eben so eine Sache. Wenn du einen physischen Datenträger zu einem vernünftigen Preis haben willst, bleibt dir leider fast nur noch der Weg über ein Bootleg.

25.03.2023 10:59 Uhr - Uncut Max
2x
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Ein sehr schönes Review! TOP Dr. Kinski :D

Der Kern und Stimmung des Kurzfilmes kommt gut auf den Punk.
Hätte mir da gerne mehr davon gewünscht, da es echt gut umgesetzt wurde. Der Killer und Setting sind perfekt
ausgearbeitet.

26.03.2023 12:26 Uhr - Dr. Kinski
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Danke dir :)

Ja, wenn sie diesen Killer mal in einem AGP Format ranlassen würden, wäre ich dabei :)

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