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Die Reise zum Mittelpunkt der Erde

Originaltitel: Journey To The Center Of The Earth

Herstellungsland:USA (1959)
Standard-Freigabe:FSK 12
Genre:Abenteuer, Fantasy, Science-Fiction
Alternativtitel:Trip to the Center of the Earth
Bewertung unserer Besucher:
Note: 9,21 (14 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Durch Zufall gelangt Professor Lindenbrook (James Mason) in den Besitz eines Schriftstückes, das über eine unglaubliche Expedition berichtet. Vor über 300 Jahren soll der Isländer Arne Saknussem zu einer Reise in das Innere der Erde aufgebrochen sein, von der er nie zurückkehrte. Völlig fasziniert organisiert Lindenbrook eine neue Expedition. Gemeinsam mit Student Alec (Pat Boone), der Witwe Goetaborg (Arlene Dahl), dem Isländer Hans und Ente Gertrud tritt er die abenteuerliche Reise zum Mittelpunkt der Erde an. Der Weg in das dunkleUnterwelt-Labyrinth birgt die unglaublichsten Gefahren und Geheimnisse. Eine davon ist eine zweite Forschergruppe, die sich auf der gleichen Mission befindet... (20th Century Fox)

Diese Kritik enthält Informationen über den späteren Handlungsverlauf der Geschichte.
eine kritik von sonyericssohn:

Edinburgh im Jahre 1880: Der frisch geadelte Geologe Professor Oliver Lindenbrook staunt nicht schlecht, als er von seinem neuen Assistenten einen seltsamen Gesteinsbrocken geschenkt bekommt. Ein Brocken aus erstarrte Lava mit einem ebenso seltsamen Gewicht. Als Lindenbrook das Objekt untersucht, entpuppt sich sein Inneres als ein altes Senkblei mit einer Nachricht des seit langer Zeit verschollenen, isländischen Gelehrten Arne Saknussem ! Offenbar gelang es ihm, ein Geheimnis zu lüften, über das auch Lindenbrook zu begeistern ist. Zusammen mit Alec macht er sich auf nach Island um das zu weiterzuführen, was Saknussem vor Zeiten begonnen hat…

DIE REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE

Jules Verne war ein ganz schöner Fuchs was das Verfassen von utopischen Romanen anbelangt. Irgendwie war er der Zeit lange voraus…  Und alle Romane hatten etwas gemein, nämlich das Reisen. Seien es 80 Tage um die Welt, 20.000 Meilen unter dem Meer, von der Erde zum Mond oder eben vorliegender Trip ins Innerste unseres Planeten. Regie hierbei führte im Jahre 1959 Henry Levin, dessen bisherige Werke wie beispielsweise -Fluss der Rache- und -Flucht von der Teufelsinsel- mir so gar nicht bekannt sind, doch das muss ja nix heißen. In jedem Fall gelang dem Herrn ein wunderbares Filmchen mit viel Charme und Hingabe. 

Für die Hauptrolle des Oliver Lindenbrook engagierte man James Mason (Der unsichtbare Dritte, Mörder an Bord, 20.000 Meilen unter dem Meer). Ein Professor mit Hang zum Übermut und einer gewissen Arroganz, jedoch stets der Materie verpflichtet. Er zieht das was er sich vorgenommen hat durch und übergeht dabei auch so manch…Anstand… 

Dafür ist sein Assistent Alec (Pat Boone, ja genau. Pat Boone der Musiker) eher zurückhaltender und fast schon zu freundlich. Und er ist unsterblich in Lindenbrooks Tochter Jenny (Diane Baker, die zu Beginn ihrer Karriere in Serien auftrat) verliebt. Doch seine Treue zu dem Professor steht ganz oben ! 

In Island treffen die beiden auf die stolze, aber überaus freundliche Carla Göterborg (Arlene Dahl; Am seidenen Faden) die auf der Suche nach ihrem Gatten ist und der seit seiner Abreise nichts mehr von sich hören ließ. Und auf den Hünen Karl (Peter Ronson, ein ehemaliger Athlet in seiner ersten und einzigen Filmrolle) der sich als äußerst hilfreich für die anstehende Reise herausstellt… Aber auch Frau Göterborg erweist sich als ziemlich hart im Nehmen ! 

"Je tiefer wir vordringen umso heißer wird es werden !"

Auch wenn Brendan Fraser im Jahre 2008 ebenfalls zur Reise ins Innere des Planeten aufbrach und der Film schon recht unterhaltsam ist, erreicht dieser dann doch nicht den Charme des vorliegenden Werks. Ich weiß das so einige manch alten Filmen eher ablehnend gegenüberstehen (Gruß an stoi geht raus) ;-) so kann ich mit vielen Neuverfilmungen weniger anfangen. Nenn es Voreingenommenheit… 

Dieser Film begleitet mich seit meiner Kindheit und erinnert mich bei jeder Sichtung an eine unbeschwerte Zeit. Dabei stell ich mir stets die Frage, ob man eigentlich irgendwann aufgehört hat, Kind zu sein. Ist die kindliche (nicht zu verwechseln mit kindisch !) Begeisterungsfähigkeit ab einem bestimmten Alter auszuschalten und es regiert die Sturheit des Alt Werdens ? In meinem persönlichen Fall verneine ich dies vehement ! Ich bewahre mir meine kindliche Freude an gewissen Dingen bis heute und sehe auch keinen Grund das so schnell zu ändern. 

Bunte Farben und eine fröhlich aufspielende Fanfarentruppe erwarten den Zuschauer gleich zu Beginn und wirft ihn somit direkt in die "alte" Zeit Edinburghs. Man lernt zuerst Alec kennen, der, begeistert wie immer, beim Professor zu Hause vorbeikommt. Doch zuvor widmet er sich ausgiebig seiner Angebeteten Jenny, der er ein schmachtendes Lied am Klavier kredenzt. Singen kann der Typ ja… Schließlich darf er den Professor aufsuchen und ihm genanntes Objekt überreichen. Und wie der Prof an sich so ist, lodert sogleich das Feuer der Neugier in ihm. So heiß daß er sogar vergisst daß er noch andere Verpflichtungen hat. Aber jenes Gestein hat absoluten Vorrang ! Denn sein Innerstes ist eine Schatzkarte wie keine andere ! Gut, es geht am Anfang vielleicht a bisserl drunter und drüber. Der Herr Professor scheint ein wenig der hektischen Art anzugehören, während Alec eher besonnen agiert. Auch ist Lindenbrook ziemlich ungehalten, weil ein gewisser Herr Göterborg nicht auf seine Nachricht seiner Entdeckung wegen reagiert. Seine Herren Kollegen sind auch nicht besonders angetan, welch Energie er in diese "Karte" steckt. Allerdings ist diese ja auch nicht so uninteressant, weißt oder weiß sie doch den Weg in die Erde hinein. …und noch viel weiter. Bereits in den ersten Minuten fallen neben den schmalzigen (nicht negativ gemeint) Dialogen auch die liebevoll gestalteten Kostüme bzw. Umgebung auf. Detailreich, bunt und irgendwie unbequem ;-) Man nimmt sich Zeit jede Person angemessen vorzustellen und weiß diese schnell einzuschätzen. 

Angekommen in Island ist es aber mit dem Prunk sogleich wieder vorbei, denn die Kühle des Landes schlägt sich auch in der Umgebung und der Leute nieder. Die Szenerie jedenfalls wirkt weniger einladend als zuvor in England. Karg isses hier. Der Kutscher, der den Prof und Alex an den Fuße eines Vulkans (eher ein Hügel mitten in der flachen Landschaft) karrte, besitzt die Emotionen eines ausgetrockneten Geysirs… Und es offenbart sich daß Alec alles ist nur nicht schwindelfrei. Beste Vorraussetzungen… Allerdings tritt eine kleine und sehr kurzfristige Planänderung ein, von der Herr Professor nix weiß und im Zuge dessen lernen wir den gutmütigen Hans kennen, der auf der Suche nach seiner Geliebten ist…Gans Gertrud ;-) Man gönnt sich hierbei einen kleinen Ausflug ins Lustige, denn das Treffen wurde recht amüsant dargestellt. Klingt doppelt gemoppelt, ich weiß. Wenn man bis hierhin etwas anmäkeln möchte, dann den Umstand, dass sich das ganze ein wenig zäh gestaltet. Viele Gespräche, jede Menge Informationen und Namen, aber irgendwie kommt der Film nicht wirklich in die Gänge. Aber ich sagte ja, wenn man mäkeln möchte ! Denn betritt schließlich Frau Göterborg die Bühne kommt Schwung in die Bude ! Arlene Dahl spielt die toughe Dame einfach bezaubernd und der stolze Prof muss ganz schön schlucken. Denn sein steinzeitliches Frauenbild der Marke "Ran an den Herd und sonst nix", was auch heutzutage seltsamerweise immer noch anzutreffen ist, erhält gewaltig Schlagseite ! Nach einigem Hin und Her geht's dann endlich hinein in den tiefen Schlund besagten Vulkans und es erwartet den Zuschauer eine Welt, die liebevoller kaum gestaltet werden konnte. Beschränkt sich die Szenerie anfangs noch auf steinigen Wegen (samt künstliche Monsterfelsen ! ), erwartet einen später eine diamantene, salzige (!), labyrinthartige, mit gewaltigen Höhlen ausgestattete Umgebung die wahrlich fantastisch ist ! Von den wunderbar gezeichneten Hintergründen, welche manchen Szenen enorme Tiefe verleihen, ganz zu schweigen ! Und man bedenke, es ist ein Film aus dem Jahre 1959. Also wer meckert, daß heute alles besser ist…Computern sei Dank…herzlichen Glückwunsch. Handarbeit ward hier großgeschrieben. Gut, so einige Sequenzen mögen zur damaligen Zeit zum kauen an den Nägeln verleitet haben. Heute wirken diese dann doch oftmals unfreiwillig komisch und auch in Sachen Spannung tut sich da eher wenig. Doch das ist, wenn man es als Ganzes sieht, im Endeffekt völlig wurscht, weil letztlich gelungen. 

Und wenn man denkt es geht einfach so locker in Richtung Erdkern, dem folgt die Ernüchterung in Form des Herrn Graf Saknussem (Thayer David; Der Seewolf, Zeit zu leben und Zeit zu sterben). Der direkte Nachkomme des verschollenen Forschers und in Sachen Freundlichkeit ganz schlecht ausgerüstet. Und der recht missmutige Kerl meldet nun seinerseits Anspruch auf die Innereien der Erde an. Hatte Frau Göterborg nicht verlauten lassen sie habe Geräusche von…anderen gehört ? Ner Frau zu glauben gehört natürlich nicht ins Repertoire des Herrn Lindenbrook. Macho ! Zu diesem Zeitpunkt kommt nun tatsächlich auch so etwas wie Spannung auf, war es bis hierhin doch ein eher zahmes Gewandere durch besagte Kulisse und dem mittlerweile etwas ermüdenden Gezanke zwischen Mann und Frau. Leider muss ich dem eigentlich tadellosen Werk zudem ankreiden daß man manche Ideen irgendwie sehr unspektakulär umgesetzt hat. Daß man ein versunkenes Land findet wird mit der Begeisterung eines Patienten für Wurzelbehandlung beim Zahnarzt verkauft. Zu steif, zu…lustlos. So…übertrieben kurios. Zudem scheint ein unterirdisches Meer etwas völlig normales zu sein und die Erklärung hierzu krankt an wissenschaftlicher Ödnis. Man verstehe mich nicht falsch. Das alles ist wirklich reizend inszeniert und geizt nicht mit kindlicher Naivität. Doch vieles mag heute einfach nicht mehr funktionieren. Zu den "Dinosauriern" sag ich besser nix ;-) Dafür hat der Regisseur im Finale noch einige Überraschungen in petto ! Und auch Hans darf endlich auch Mal kurz ausflippen ! Denn der wirkt lange Zeit eher als Mitläufer denn einem wichtigen Mitglied der Gruppe.

"Ich glaube sie sind sich der Ernsthaftigkeit der Expedition nicht im Klaren !?"

Ernst… Ja, wahrscheinlich sehe ich manche Dinge in der Tat etwas zu verbissen. Was sagte ich einleitend zum Thema Kindlicher Begeisterung ? Man sollte sie ausleben, so oft es geht. Also werde ich die oben angebrachten Kritikpunkte zurücknehmen und mich darauf besinnen, was den Film ausmacht. Lockerheit, spaßige Unterhaltung, feine Darsteller, eine spannende Geschichte dank Jules Verne und eine wundervolle Optik. Und daß man früher anders spielte sollte man sich ebenfalls ins Gedächtnis zurückrufen, sonst klappt's nicht mit jedem Zuschauer und dem Streifen. 

 

ses

8/10
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Kommentare

25.03.2023 23:58 Uhr - Ned Flanders
2x
Vor kurzem erst wieder gesehen. Kann ich mir immer wieder anschauen, wird nie langweilig.
Ein wirklich toller Film,mit beeindruckenden Effekten ,wenn man die Zeit bedenkt.

Super Kritik und alles wichtige auf den Punkt gebracht.

26.03.2023 13:18 Uhr - cecil b
1x
Moderator
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Erfahrungspunkte von cecil b 8.071
Eine Mammut-Review, die Bezeichnungen darf mal wieder rausgekramt werden, finde ich.

Für diese Review, die die Wurzel der Materie, die eigene Perspektive, die Kenntnisnahme anderer und den Spaß an den irdischen Innereien bis hin zur wissenschaftlichen Ödnis so lesenswert beschreibt.

:)

26.03.2023 19:09 Uhr - sonyericssohn
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Danke euch beiden ! Manchmal lohnt sich ein Ausflug in die Vergangenheit dann doch. ;-)

31.03.2023 11:16 Uhr - Dissection78
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Kann nur zustimmen, sony. Gegenüber den beiden Jules-Verne-Verfilmungen "20.000 Meilen unter dem Meer" und "In 80 Tagen um die Welt", die ebenfalls in den 50ern entstanden, fällt die vorliegende Adaption weniger bombastisch aus. Ein Ausbund an Hochspannung ist sie auch nicht, liegt auf meiner Favoritenliste nichtsdestotrotz auf Platz 2, hinter "20.000 Meilen" und vor "80 Tagen".

Ja, die Tricksequenzen mit den Dimetrodons sind gewöhnungsbedürftig. Ich hätte auch lieber Stop-Motion- statt Slurpasaur-Technik gesehen (aber es gibt Schlimmeres). Dennoch bietet der eher komödiantisch angelegte Streifen, ausgestattet mit einer Reihe phantasievoller Dekorationen, charmant unbeschwerte Unterhaltung, auch (bzw. vor allem) für Zuschauer jüngeren Alters, selbst wenn ich mich als Kind beim ersten Schauen durchaus dann und wann ziemlich gegruselt hatte, was wohl vor allem an der hervorragenden, teils unheimlichen Filmmusik von Hitchcocks Haus- und Hofkomponisten Bernard Herrmann gelegen haben dürfte. Ach, und James Mason finde ich sowieso immer super. Schönes Werk, das immer mal wieder im Player landet :)

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