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Guinea Pig 2 - Flowers of Flesh & Blood

Originaltitel: Ginīpiggu 2: Chiniku no hana

Herstellungsland:Japan (1985)
Genre:Horror, Splatter
Alternativtitel:Guinea Pig 2
Guinea Pig Part 2: Flowers of Flesh and Blood
Guinea Pig: Flower of Flesh and Blood
Guinea Pig: Flowers of Flesh and Blood
Guinea Pig 2: The Flesh and the Blood Blossom
Flowers of Flesh and Blood
Flower of Flesh and Blood
Slow Death: The Dismemberment
Samurai and the Maiden, The
Severing Samurai, The
Ginīpiggu 2: Ketsuniku no hana
Bewertung unserer Besucher:
Note: 6,94 (24 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

In einer düsteren Nacht wird eine junge Frau von einem dunklen Unbekannten verfolgt und schließlich gekidnapt. Als die Frau wieder zu sich kommt, nachdem der Unbekannte sie während der Entführung betäubt hatte, findet sie sich auf einem Bett gefesselt, in einem Keller wieder. Der als Samurai verkleidete Mann, spritzt der wehrlosen Frau mit einer Spritze ein Betäubungsmittel in ihre Vene, bis diese nichts mehr merkt. Als diese ihr Bewusstsein verloren hatte, fängt der geisteskranke Psychopath an, ihr mit verschiedenen Amputationswerkzeugen Gliedmaßen vom Körper zu schneiden. Dabei kommentiert er immer wieder die Schönheit der amputierten Körperglieder, und weist auf die Ähnlichkeit der Schnittstellen zu roten Blüten hin. Nachdem der Irre mit genüsslicher Hingabe sein Opfer komplett zerstückelt hatte, fügt er die einzelnen Gliedmaßen und Innereien einem für ihn kunstvollem bizarren Gebilde hinzu – den „Flowers of Flesh & Blood"...
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Diese Kritik enthält Informationen über den späteren Handlungsverlauf der Geschichte.
eine kritik von jichi:

Guinea Pig 2: Flower of Flesh and Blood

Heute, liebe Freunde des schlechten Geschmacks, geht es mit „Guinea Pig 2: Flower of Flesh and Blood“ mal wieder in das Land der aufgehenden Sonne, welches sich schon seit jeher das Fleißsternchen redlich verdient hat, wenn es um die Produktion von Filmen geht, welche in Sachen Gewalt und Menschenverachtung neue Maßstäbe setzten, so wie „Shogun`s Sadism“, „A Garden without Birds“ oder eben der „Guinea Pig“ Reihe. Manchmal schwänzeln diese Grenzgänger sogar an der sehr dünnen Grenze zur Pornographie und dem Bereich des Fetischfilmes herum, wie bei „Tumbling Doll of Flesh“ oder „Women`s Flesh: My Red Guts“. Auch im neuen Jahrtausend legte man mit „Ichi the Killer“ oder „Grotesque“, welcher eigentlich eine einzige Hommage an die japanischen „Torture Porn“ Filme in ihren besten Zeiten war, noch ordentlich nach. Und „Flower of Flesh and Blood“ ist nun wohl DER Kultfilm des japanischen Undergroundkinos schlechthin, was ihn auf jeden Fall dazu prädestiniert, mal einen genaueren Blick auf diesen in bestimmten Kreisen fast schon legendären Film zu werfen. 

Gedreht im Jahr 1985 vom japanischen Comiczeichner Hideshi Hino und auch basierend auf einem seiner Mangas, kommt „Flower of Flesh And Blood“ mit einer Laufzeit von 42 Minuten sehr kurzweilig daher, perfekt für diese Art von, nun ja, Story. Ein Irrer, verkleidet als Samurai, entführt eine Frau, fesselt sie an ein Bett und setzt sie unter Drogen, welche nicht nur bewirken, dass sie keine Schmerzen mehr fühlt, sondern diese sich auch noch gut anfühlen. Nebenbei, ein ähnliches Element hatte der ausbaufähige Genrekollege „Naked Blood“ mit von der Partie, nur auf eine witzigere Art und Weise. Anschließend will der Samurai dem Zuschauer wahre Kunst und Schönheit zeigen, indem er die wehrlose Frau mit allerlei Werkzeug zerstückelt, was auch in der zeigefreudigsten Explizität gezeigt wird, die man sich so vorstellen kann. So werden dem Opfer die Hände amputiert, dann die ganzen Arme und Beine, teils unter der Zuhilfenahme einer Knochensäge, entfernt, anschließend wird das Opfer noch ausgeweidet und mit den Gedärmen herumgespielt, bevor schließlich der Exitus per Enthauptung herbeigeführt wird. Der Samurai lässt sich es jedoch nicht nehmen, noch die Augen auszulöffeln und genüsslich daran zu lutschen.

Nach vollbrachter Tat präsentiert der Samurai dann stolz seine Sammlung aus menschlichen Leichenteilen, welche teils schon in all ihrer madenverseuchten Pracht sehr unappetitlich anzusehen sind, und gibt ein schräges Lied über die Hölle und den Tod zum Besten, bevor eine weitere Tat angeteasert wird, indem er beginnt, eine weitere Frau nachts zu verfolgen. Abspann.

So weit so gut, diese Handlung dürfte bei allen Lesern, die nicht regelmäßig im Underground unterwegs, für einiges an Entsetzen sorgen und Leute, die keine Gewalt im Film mögen oder sehen können, sollten definitiv einen riesigen Bogen um „Flower of Flesh and Blood“ machen. Was hier geboten wird, stellt selbst den fanatischen Gorehound zufrieden, die Effekte sind schlicht und einfach nur genial. Die Geschichte, dass Charlie Sheen den Film nach der Sichtung für echt hielt und das FBI informierte, welches auch Ermittlungen aufnahm, kennt wohl jeder, der den Titel „Flower of Flesh and Blood“ auch nur gehört hat. Die Macher drehten daraufhin ein Making of, um zu beweisen, dass beim Dreh niemand verletzt wurde. Das allein spricht Bände, und für mich reicht die handwerkliche Brillanz des Filmes schon aus, um ihm den Kunstcharakter zu zugestehen. Zudem: In Japan hat man seit jeher ein ganz anderes Verhältnis zur Gewalt in den Medien als hier in Europa, dazu später noch mehr. Auch in der Reaktion auf die FBI-Ermittlungen schrieben die japanischen Behörden so zum Beispiel, dass der Film „für japanische Verhältnisse nichts Außergewöhnliches sei“.

Die Gewalt ist hierbei lange nicht so sadistisch, wie es zuerst klingt. Die Frau spürt keine Schmerzen und im ganzen Film herrscht eine gewisse Melancholie zum Thema des Sterbens vor. Den Tod akzeptieren, wenn auch hier vielleicht nicht freiwillig, der Tod zur Kunst stilisiert. An vielen Stellen sieht das rote Blut auf dem komplett weißen Bett ästhetisch aus, zudem kommen einige Farbfilter zum Einsatz. Die Gewalt an sich ist die Kunst. So wie „August Underground“ die hässlichste Seite von (immer noch fiktivem) Mord darstellt, so zeigt „Flower of Flesh and Blood“ die Schönste. Dass beide Prachtexemplare des Undergroundkinos von der BPJM sicher sofort mit dem berüchtigten §131 Stgb quittiert werden würden, steht wohl außer Frage, und so ist „Flower of Flesh and Blood“ seit 2005 auf Liste B indiziert und somit potenziell gewaltverherrlichend. Mal davon abgesehen, dass ich grundsätzlich gegen die Zensur von völlig fiktiven Medien bin, ich kann die Denkweise zumindest nachvollziehen. Lustigerweise blieb eine Beschlagnahme jedoch bis heute aus, was angesichts der Beschlagnahme der wirklich harmlosen und lächerlichen Teile „Devil Woman Doctor“ und „Android of Notre Dame“ besonders komisch erscheint.

Aber nochmal zum Verhältnis der Japaner zur Darstellung von Gewalt, und zwar genau zu der Art von Gewaltdarstellung, wie sie hier präsentiert wird, nämlich ohne erkennbaren Sinn, ohne wirklichen Zweck, losgelöst von allem anderen, aber in all ihrer Pracht inszeniert. Diese Art der Darstellung nennt man in Japan „kire“, was als Prädikat „schneiden“ bedeutet, und nominalisiert auch „Abschnitt“ oder „Ausschnitt“ heißen kann. Es geht im Grunde darum, Dinge aus ihrer natürlichen Umgebung heraus zu lösen und in ihrer reinsten und pursten Form zu präsentieren, bei „Flower of Flesh and Blood“ ist das Element des „kire“ eben die Gewalt. Dass diese Vorgehensweise in Japan lange Tradition hat, zeigen schon Beschreibungen dieser Kunstform auf Tuschebildern aus dem 17. Jahrhundert. Für uns Westler ist diese Kunstform sehr fremd und auch überfordernd, so wie auch der Film. Es scheint wie Gewalt um der Gewalt willen, aber in Japan gilt das „kire“ auch als eine Form der Schönheit.

Schauspielerisch gibt es hier nicht so viel Spektakuläres zu vermelden, Hiroshi Tamura, der ansonsten nur im Erotikbereich als Darsteller tätig war, spielt die Rolle des irren Samurai ausreichend, um als gefühlsloser Killer überzeugend zu wirken, so kommt seine Faszination für den Tod und seine ganz spezielle Art des Blutvergießens sehr gut rüber und lässt dem Zuschauer in einigen Momenten einen Schauer über den Rücken laufen, da man so viel Verachtung für den Wert des menschlichen Lebens auch erst mal aufbringen muss. Kirara Yugao hingegen hat in der Rolle des Opfers sowieso nichts zu tun außer die Tortur stumm über sich ergehen zu lassen. Das am asiatischen Kino hier im Westen oft verschmähte Overacting bleibt aus, was den einen oder anderen skeptischen Zuschauer vielleicht freuen dürfte.

Wie immer bei Undergroundfilmen kann man „Guinea Pig 2: Flower of Flesh and Blood“ nicht mit klassischen Maßstäben bewerten, denn der Film bietet letztendlich nicht viel mehr als explizite Gewaltszenen, welche jedoch einfach herausragend gemacht sind, und wie ich lang und breit beschrieben habe, es steckt deutlich mehr Sinn und japanische Tradition dahinter, als auf den ersten Blick scheint. „Flower of Flesh and Blood“ sollte insgesamt wohl eher als filmisches Experiment gesehen werden, wie weit man in Sachen Gewaltdarstellung in jener Zeit gehen konnte und wie echt jene wirken können. Die Geschichte mit Charlie Sheen spricht Bände, inwieweit dieser Versuch gelungen ist. „Flower of Flesh and Blood“ ist ein absoluter Klassiker des extremen Kinos, prägend für mich wie auch für viele Leute vor mir, welcher auch heute noch wirkt und viele neuere Vertreter des Genres schlicht und einfach alt aussehen lässt. Von daher: Experiment vollkommen geglückt, würde ich sagen. Ein derartiger Film aus dem Underground, welcher bis heute Nachwirkungen hat, ein ganzes Genre inklusive Fans beeinflusst und es weit über die Grenzen Japans hinausgeschafft hat, hat viel richtig gemacht.

Bleibt zum Abschluss noch zu sagen, dass Hideshi Hino als Regisseur später nur noch einen weiteren Film drehte, welcher ebenso einen Beitrag zur „Guinea Pig“ Reihe darstellt, und meiner Meinung nach auch neben „Flower of Flesh and Blood“ den ansonsten einzig wirklich Sehenswerten: „Mermaid in a Manhole“. Wer nach diesem Review neugierig geworden ist und die Reihe noch nicht gesehen hat, der darf auch dort gerne zugreifen. Wer zudem lustig ist, kann sich noch „He never dies!“ zu Gemüte führen, über „Devil`s Experiment“, „Devil Woman Doctor“, „Android of Notre Dame“ und besonders den wirklich unerträglichen inoffiziellen siebten Teil „Lucky Sky Diamond“ legen wir besser einen Mantel des Schweigens.

8/10
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Kommentare

01.04.2023 15:38 Uhr - cecil b
1x
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Exquisit, Jichi!

Und ich stimme dir zu, zusammen mit Mermaid... das Sahnehäubchen der seltsamen Zusammenstellung. :)

02.04.2023 10:29 Uhr - Uncut Max
1x
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Hey Jichi,

wieder ein sehr schönes und informatives Review über einen "alten" Klassiker :)
Hat viel Freude beim lesen gemacht. Hier und da auch noch ein paar neue Infos, die ich noch nicht wusste.


03.04.2023 11:12 Uhr - Jichi
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Danke euch Beiden :-)

03.04.2023 21:28 Uhr - Chímaira
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Eine feine Kritik! Deine Bewertung ist sehr gut nachvollziehbar, was bei solch einem Klopper nicht selbstverständlich ist. Für mich ist "Mermaid in a Manhole" das Sahnestück der Reihe. An zweiter Stelle steht wohl "He never dies!", der als zynische Komödie wirklich Spaß macht. "Devil Woman Doctor" hat auf jeden Fall lustige Momente wie den Zombie und die empfindliche Familie ist aber darüber hinaus ziemlich billig. Der von Dir beschriebene Teil ist in seiner Machart wirklich gelungen. Mir persönlich gibt es wie auch bei "The Human Centipede II" zu viel Gewalt und zu wenig Handlung, um Gefallen an dem Werk zu finden. Gerne weitere Teile der Reihe ;)

04.04.2023 16:06 Uhr - Jichi
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Danke dir Chímaira , freut mich, wenn meine Denkweise nachvollziehbar ist, ist bei so einem Titel tatsächlich nicht selbstverständlich ;-)
Weitere Teile der Reihe sind als Reviews erst einmal nicht geplant, da ich so viele andere extreme Filme habe, zu denen ich plane, eine Review zu veröffentlichen, und ansonsten wird es zu viel. Es gibt außerdem schon viele gute Reviews zu den "Guinea Pig" Filmen, deswegen lege ich meinen Fokus eher auf unbekanntere Filme, aber zu "Flower of Flesh and Blood" wollte ich mich zwecks des Klassikerstatus mal gemeldet haben. Zudem finde ich die meisten Teile der Reihe wirklich furchtbar ;-)

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