Die Welle
Herstellungsland: | Deutschland (2008) |
Standard-Freigabe: | FSK 12 |
Genre: | Drama |
Alternativtitel: | Wave, The Vague, La |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,66 (40 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
"Ihr seid also der Meinung, dass ‘ne Diktatur heute in Deutschland nicht mehr möglich wäre."
Deutschland. Heute. Der Gymnasiallehrer Rainer Wenger (Jürgen Vogel) startet während einer Projektwoche zum Thema "Staatsformen" einen Versuch, um den Schülern die Entstehung einer Diktatur greifbar zu machen. Ein pädagogisches Experiment mit verheerenden Folgen. Was zunächst harmlos mit Begriffen wie Disziplin und Gemeinschaft beginnt, entwickelt sich binnen weniger Tage zu einer richtigen Bewegung. Der Name: "Die Welle". Bereits am dritten Tag beginnen die Schüler, Andersdenkende auszuschließen und zu drangsalieren. Als die Situation bei einem Wasserballturnier schließlich eskaliert, beschließt der Lehrer, das Experiment abzubrechen. Zu spät. "Die Welle" ist längst außer Kontrolle geraten.... (Constantin Film)
Die Welle ist ein sehr spannendes und ansprechendes Drama aus Deutschland, das 2008 unter der Regie von Dennis Gansel entstanden ist, der zusammen mit Peter Thorwarth auch das Drehbuch schrieb. Von Gansel ist auch Napola - Elite für den Führer oder Die vierte Macht, beides Titel, in denen er auch als Schauspieler selbst in Erscheinung tritt. Produziert wurde Die Welle von Christian Becker, Nina Maag und Anita Schneider. Ähnlich wie der Film Das Experiment, von Oliver Hirschbiegel, basiert auch Die Welle auf wahren Begebenheiten, nämlich auf einem Versuch des Lehrers Ron Jones, der diesen 1967 an einer kalifornischen Schule durchführte, um seinen Schülern den Aufstieg der Nationalsozialisten im damaligen Deutschland zu verdeutlichen und die Mechanismen von Macht, Gleichschaltung, blinden Gehorsam und den daraus schrecklich resultierenden Folgen aufzuzeigen. Es gibt bereits eine Verfilmung dieses Themas unter dem Titel The Third Wave, die 1981 für das US - Fernsehen verfilmt worden ist, doch gefällt mir Gansels Adaption besser, da mir diese einfach zeitgemäßer und moderner erscheint und ich mit dieser gerade in unseren Breitengraden mehr anfangen kann.
Die Hauptrolle spielt hier der sehr bekannte deutsche Schauspieler Jürgen Vogel, den man etwa aus Kleine Haie, Good Bye, Lenin !, Männersache, sowie jeder Menge weiterer Produktionen der deutschen Fernsehlandschaft kennen dürfte. Die Rolle des Lehrers Rainer Wenger steht ihm jedenfalls ausgezeichnet und nicht nur bei seinen Schülern gewinnt er durch seine lockere Art jede Menge Sympathien, sondern auch mich konnte sein hier fiktiver Charakter sofort ansprechen, denn Rainer bewegt sich mit seinen Schülern auf Augenhöhe, pflegt zu ihnen ein fast schon freundliches Verhältnis, was sich unter anderem auch darin äußert, dass seine Klasse ihn duzen darf. Doch wird dieses Werk nicht nur von ihm allein getragen, sondern vor allem auch durch die stark aufspielenden Jungdarsteller, wie zum Beispiel Frederick Lau, Max Riemelt oder Jennifer Ulrich. Wirklich toll, wie viel Energie diese jungen Leute aufbringen und welchen Enthusiasmus sie in ihre jeweilige Rolle legen.
Rainer Wenger, einst Hausbesetzer in Berlin - Kreuzberg, bekommt anstatt des Anarchie Kurses das Thema Autokratie zugeteilt und da viele seiner Schüler des Themas rund um das damalige Nazi - Deutschland überdrüssig sind, entschließt sich Rainer zu einem pädagogischen Selbstversuch, ohne dabei auch nur annähernd die verheerenden Konsequenzen abzusehen. Anhand eines von ihm gewählten Experiments möchte er seinen Schülern verdeutlichen, dass es sehr wohl in der heutigen demokratischen und aufgeklärten Gesellschaft noch möglich ist, eine Diktatur zu schaffen. Was harmlos beginnt, entwickelt rasch eine gefährliche Eigendynamik, die Rainer nicht mehr zu stoppen imstande ist und die jegliche Intervention von außerhalb wie eine Welle niederwalzt.
Es beginnt mit einer gemeinschaftlichen Aufwärmübung, bei der die Schüler sich im Takt bewegen oder besser gesagt marschieren. Rainer selbst bildet das Oberhaupt der Gruppe und erwartet von seinen Schülern Gefolgschaft. Er fordert diese auf, sich zu erheben, wenn sie eine Antwort geben, die kurz und knapp auszufallen hat. Desweiteren lässt er sich mit " Herr Wenger " am Ende des Satzes anreden. Die Begeisterung unter den Schülern greift schnell um sich und so wird alsbald Einheitskleidung getragen, die sich in Form eines weißen Hemdes und einer blauen Jeans äußert. Zwei Mädchen aus der Klasse, die dieser neuen Bewegung skeptisch gegenüberstehen und auf die neue Uniform verzichten, werden immer mehr kategorisch ausgegrenzt. Ein Name für diese neue Gruppe muss her und da Rainer neben Politik auch Sport zu seinem Unterrichtsfach zählt und er obendrein auch Trainer einer Wasserballmannschaft ist, fällt der Name letztlich auf Die Welle. Hierzu wird auch noch ein entsprechendes Logo entworfen und es kommt auch noch ein anderes Erkennungsmerkmal hinzu, das sich in einer Art Gruß äußert.
Solch gemeinsame Aufmärsche, die das Gruppenzugehörigkeitsgefühl stärken, werden dabei gekonnt von Kameramann Torsten Breuer eingefangen und eindrucksvoll in Szene gesetzt. Das Breuer ein Gefühl für effektvolle Inszenierungen bereithält, bewies er bereits im erwähnten Napola - Elite für den Führer, der von 2004 ist und in dem Max Riemelt ebenfalls mitspielt und neben Tom Schilling sogar die Hauptrolle bekleidet. Musikalisch unterlegt wird zudem stimmig von Heiko Maile, der später noch die Trilogie der Vorstadtkrokodile vertonte. Der Schnitt des schweizerischen Filmeditors Ueli Christen sorgt derweil für die entsprechende Dynamik, wodurch der in einigen Einstellungen bewusst hervorgerufene militärische Stil unverkennbar ist.
Gerade bei Schülern aus schwächeren Familien, die oftmals in diesen als auch von anderen Schülern selbst nur wenig Respekt erfahren, stößt Die Welle auf immer größeren Zuspruch und erhält immer weiteren Einzug in ihren Alltag. Plötzlich werden aus einstigen Rivalen Freunde, man fühlt sich zugehörig, ungeachtet der Religion, Herkunft oder dem sozialen Status. Einander zu helfen und zu vertrauen, gibt Kraft und Mut. An und für sich sind dies ja durchaus positive Züge, doch bleiben diese ausschließlich in der Gruppe verankert. Alles Außenstehende, man könnte auch Fremde sagen, wird hingegen abgelehnt, wenn nicht sogar bekämpft. Vom Erfolg seines Projekts und blind durch die ihm angedachten Schmeicheleien sieht oder will Rainer nicht sehen, welche Welle er da losgetreten hat. Dies führt auch zu Konflikten innerhalb seiner Beziehung mit seiner Frau, die ebenfalls Lehrerin an derselben Schule ist. Als Rainer erkennt, welch verhängnisvolle Entwicklung sein Projekt genommen hat und er bereit ist, dieses abzubrechen, ist es schon zu spät und das Ganze gipfelt in einem fürchterlichen Drama.
Mir hat Die Welle richtig gut gefallen, denn ich finde, dies ist ein sehr wichtiger Film, der gerade in heutigen Zeiten von sich wieder verfestigenden, rechten Strukturen, aktueller ist denn je. Ein Thema, das nicht ausstirbt, nicht aussterben darf, gilt es doch, die Erinnerung an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte und der gesamten Menschheit wach zu halten und dafür Sorge zu tragen, dass so etwas nie wieder geschieht.
Kommentare
28.05.2023 17:13 Uhr - dicker Hund |
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Erinnere mich nur vage, den Film gesehen zu haben. Das Buch hat sich irgendwie mehr eingeprägt. Vieles aus Deiner Rezi passt jedenfalls zu beidem.
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29.05.2023 19:04 Uhr - Kassiopeia |
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04.06.2023 17:28 Uhr - Draven273 |
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05.06.2023 05:55 Uhr - Kassiopeia |
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