Pearl
Herstellungsland: | Kanada, USA (2022) |
Standard-Freigabe: | FSK keine Jugendfreigabe |
Genre: | Horror |
Alternativtitel: | X 2 |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,85 (13 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Mit PEARL geht es zu den Ursprüngen der ikonischen Killerin, die Mia Goth in X zu psychopathischem Leben erweckte. Kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs und inmitten der spanischen Grippewelle, die in den USA über 600.000 Tote forderte, begegnet man Pearl (Mia Goth) auf einer abgelegenen Farm, gefangen im Alltag mit einem schwer kranken Vater und einer verbitterten Mutter. Pearl wünscht sich nichts mehr als ein glamouröses Leben, wie sie es aus Filmen kennt. Unterdrückte Gefühle, unausgelebte Triebe und psychopathischer Wahn bahnen sich einen blutigen Weg in diesem hypnotisch schillernden Albtraum, der im Look eines Fünfzigerjahre-Hollywood-Musicals zum faszinierenden Horror-Ereignis wird. (Universal Pictures)
Im Jahr 1918 lebt die junge Pearl mit ihren Eltern auf einem Bauernhof in Texas. Der Vater sitzt im Rollstuhl und ist gelähmt, er kann auch nicht sprechen. Darum muss Pearl mit ihrer Mutter Ruth den Hof alleine bewirtschaften. Ruth versucht, ihre Tochter mit Strenge zu einer verantwortungsvollen Hausfrau zu erziehen, doch Pearl hat nur Blödsinn im Kopf und träumt vom Tanzen. Sie ist der Meinung, dass sie eine hervorragende Tänzerin abgeben würde, und dass sie zum Star geradezu geboren sei. Als sie bei einem Tanzwettbewerb mitmachen möchte, verbietet es ihre Mutter, und die Situation eskaliert. Pearl murkst ihre Eltern ab, und auf dem Tanz-Wettbewerb, den sie ja jetzt problemlos besuchen kann, erlebt sie ebenfalls eine böse Überraschung. Anschließend dreht sie komplett durch und setzt ihre Mordtour weiter fort. Warum erkennt denn niemand, dass sie das Talent zu einer der größten Tänzerinnen aller Zeiten hat? Warum sieht niemand, dass sie zu Höherem berufen ist?
Ganz einfach: Weil sie all das gar nicht ist und auch niemals sein wird! Pearl ist nämlich nichts weiter als eine verrückte und sadistische Psychopathin, die absolut kein Unrechtsbewusstsein hat, die jeglichen Sinn für die Realität verloren hat, die alleine absolut lebensunfähig ist, und die die Spielregeln des Lebens nicht mal ansatzweise verstanden hat. Pearl definiert nämlich ihre eigenen Regeln, aber diese funktionieren in der Praxis leider nicht, und der einzige Ausweg, den Pearl noch hat, um diese Fehler zu kaschieren und die Realität für sie selbst wieder geradezurücken, besteht darin, andere Menschen, die sich von ihr abwenden, kaltblütig aus dem Weg zu räumen. Allein mit den vier Morden, die sie in diesem Film begeht, kommt sie normalerweise nicht durch und müsste entweder im Gefängnis oder sogar in der Todeszelle landen, denn in Texas gibt es meines Wissens nach die Todesstrafe.
Da die Handlung ziemlich abrupt endet, weiß man natürlich nicht, ob Pearl nicht doch noch von der Polizei gefasst worden ist. Wenn man aber bedenkt, dass sie in dem Film "X" als alte Frau im Jahr 1979 immer noch auf dem gleichen Bauernhof lebt und fleißig weitermordet, ist es unwahrscheinlich, dass ihre Mordserie jemals aufgedeckt wurde. Wie will sie bloß den Tod ihrer Eltern vertuschen? Irgendwann kommt doch sicher jemand zu Besuch, der die Eltern sprechen möchte. Außerdem gehört ihnen vermutlich der Hof. Wie ist dieser im Grundbuch auf Pearl überschrieben worden? Darüber schweigt sich das Drehbuch leider aus, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie ihre Morde über 60 Jahre lang fortsetzen konnte, ohne dass es irgendjemand bemerkt.
Mia Goth spielt sowohl die junge Pearl in diesem Prequel als auch die alte Pearl in "X", und darüber hinaus übernahm sie die Hauptrolle der Maxine in "X". Allerdings ist Mia Goth im Prequel fast schon ein wenig überpräsent, und es dauert nicht lange, bis sie mir mit ihrer naiv-dümmlichen Art auf die Nerven ging, denn einen Bezug zur Realität und zur täglichen Arbeit hatte sie ja schlichtweg überhaupt keinen mehr. Dass man seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, dass man Geld für Wohnung, Nahrung und Kleidung benötigt, das schien ihr alles fremd zu sein, jedenfalls erweckt sie genau diesen Eindruck, wenn man ihre Handlungen in vorliegendem Film verfolgt. Selbst zum Füttern der Tiere war sie zu dämlich, denn als sie die Anweisung ihrer Mutter bekam, die wenigen Viecher im Stall zu versorgen, hat sie lediglich mit ein paar ungelenken Tanzbewegungen eine Handvoll Stroh ins Stallabteil geworfen, so als ob das für eine Kuh ausreichen würde.
Die Handlung geht auch nicht näher darauf ein, ob diese Nutztiere überhaupt überleben konnten, nachdem die Mutter tot war, denn wie schon mal erwähnt, hatte Pearl schon immer nur Unsinn im Kopf gehabt, und nach dem Ableben ihrer Eltern hatte sie nur noch Flausen im Kopf. So kann man aber keinen Bauernhof umtreiben. Allerdings ist das ja auch nur ein Film mit einer völlig irrationalen und weit hergeholten Handlung. Leider ist es kein guter Film geworden, auch wenn er handwerklich gut gemacht ist und die Darsteller eine hervorragende Performance zeigen. Aber inhaltlich schrammt "Pearl" teilweise hart am Kitsch vorbei.
Der Regisseur Ti West hat geschrieben, dass er mit diesem Prequel einen "wahnsinnigen Disney-Film" drehen wollte. Ich denke, genau das ist ihm auch gelungen. Doch ob das wirklich eine gute Idee war, muss jeder für sich selbst beurteilen. Einige Szenen wirken zwar durchaus gelungen und werden auch von talentierten Schauspielern getragen, aber für einen Horrorfilm reicht es halt - meiner Meinung nach - nicht ganz. Obwohl "Pearl" einige Gewaltspitzen zu bieten hat, ist es doch mehr ein Drama als Horror geworden, und als Slasher würde ich ihn auch nicht unbedingt bezeichnen, denn dazu ist der Bodycount zu gering, und es gibt auch kein wirkliches Finale, denn die Handlung hört mittendrin einfach auf und hinterlässt den Zuschauer mit noch mehr Fragen, als dieser nach dem Ende von "X" bereits hatte. Ob die Hauptfigur verrückt ist, lässt sich nicht genau sagen, denn sie hat keinerlei Wahnvorstellungen und begeht alle Morde absichtlich und mit vollem Bewusstsein. Die junge Frau hat wohl schon immer gerne getötet, zuerst nur kleine Tiere, und später dann Menschen. Ihr Hang zum Sadismus steht deshalb außer Frage, und es sieht für mich nicht so aus, als ob sie schizophren oder gar schuldunfähig wäre, von daher ist Pearl eine empathielose Mörderin, die man sogar als Narzisstin bezeichnen kann, denn jede Form von Kritik lehnt sie vollständig ab, und sobald jemand ihre scheinbare Genialität nicht anerkennt, wird diese ignorante Person sofort von ihr getötet.
Die Geschichte mitsamt ihrer hochmütigen Hauptdarstellerin ging mir mit zunehmender Laufzeit immer mehr auf den Keks, denn die übertriebene Selbstverliebtheit von Pearl wird irgendwann unerträglich. Wie ihr Ehemann Howard es über 60 Jahre lang mit ihr ausgehalten ist, ist mir deshalb ein Rätsel, aber wie gesagt ist das hier ja lediglich eine fiktive Handlung, die nie passiert ist. "Pearl" pendelt ständig zwischen Drama und Horror hin und her und kann sich nie so recht für eine Seite entscheiden. Am Schluss hat man von beiden Genres ein bisschen was, aber nichts richtig, und man bleibt enttäuscht zurück. Mir ging es jedenfalls so, und ich werde mir dieses vermurkste Konglomerat wohl auch nie mehr ansehen. Eine Sichtung ist mehr als genug, denn das schreit nach keiner Wiederholung.
Übrig bleibt ein zwiespältiges Ergebnis, das einerseits mit handwerklicher Raffinesse glänzt und darüber hinaus sehr gut gespielt ist, aber andererseits wirkt die Handlung einfach nur hanebüchen. Die erste Hälfte geht dabei gerade noch so in Ordnung, denn die Geschichte entfaltet sich langsam, und man wartet auch gespannt, in welche Richtung sie sich entwickelt. Vor allem der Streit mit der überstrengen Mutter wirkt beklemmend und bedrohlich. Leider mündet das Ganze dann lediglich in einer plumpen und platten Mordserie, die so dermaßen stümperhaft ausgeführt wird, dass die Polizei leichtes Spiel hätte, die Täterin zu verhaften und Beweise dafür zu finden. Das ist aber wohl nie geschehen, wie man später in "X" gesehen hat. Wie sich Pearl letztendlich aus ihrer ausweglosen Situation herausmanövrieren konnte, das weiß vermutlich noch nicht mal der Regisseur selbst. Im Gegensatz zu den ganzen Killern der Horrorfilmgeschichte entwickelt man für Pearl keinerlei Sympathie, denn dazu ist sie viel zu eingebildet und von sich selbst eingenommen, wodurch diese Geschichte für mich persönlich auch keine brauchbare Identifikationsfigur hat. Sowas ist immer schlecht, denn ein Bezug zu einer der Hauptfiguren sollte für den Zuschauer einfach vorhanden sein.
Man könnte den Schluss vielleicht noch als Reminiszenz an das Abendessen aus "The Texas Chainsaw Massacre" interpretieren, aber selbst das funktioniert nicht wirklich, denn die TCM-Familie war nicht ganz so blöd wie Pearl. Außerdem haben die TCM-Verrückten ihre Eltern nicht umgebracht, denn der Großvater lebte ja wohl noch, und beim Abendessen in TCM gab es zwar kein Festmahl, aber zumindestens echte Nahrung, die man auch essen konnte, schließlich war einer aus der TCM-Familie Koch. In "Pearl" dagegen gibt es nichts davon, nur eine arrogante, verrückte, durchgedrehte Hexe, die den Sinn für die Wirklichkeit komplett aus den Augen verloren zu haben scheint. Für mich ist dieser Film deshalb ein ziemliches Ärgernis. Allein schon die abschließende Szene ist unglaublich nervig, denn Pearl grinst während dem Abspann minutenlang treu-doof in die Kamera, und das war KEIN Standbild. Danach war ich echt froh, dass dieser Unsinn endlich ein Ende hatte, denn "Pearl" bietet richtigen Edelkitsch!
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Kommentare
06.06.2023 06:33 Uhr - hockeymask86 |
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Klingt ja mehr nach 3/10 als 6/10. Ich fand ja X schon ziemlich überbewertet.
Den hier werde ich wohl daher auslassen. Gut geschriebener Verriss. |
06.06.2023 08:08 Uhr - EvilCat |
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08.06.2023 15:01 Uhr - TheMovieStar |
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Den möchte ich unbedingt sehen, fand X schon recht interessant und bin gespannt, wie dieses Prequel ist.
Danke für deine lesenswerte Einschätzung, Evil Cat! |
09.06.2023 09:56 Uhr - EvilCat |
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