Darren Lynn Bousman, welcher bereits die ersten drei Sequels der Reihe inszenierte und dort den Fokus auf rätselhafte Zusammenhänge, zwischen den brutalen Mordspielchen zu setzen, die er dann in innovativer Konsequenz miteinander in Verbindung brachte, scheint in diesem Film ein gänzlich anders Rezept zu verfolgen, welches den Hauptdarsteller zum Mittelpunkt macht.
Ob Chris Rock, dieses Franchise dadurch zu rocken verstand, spaltete von Beginn an, sowohl Gemüter der Fans, als auch Kritiker. Wer bin ich dann schon, mir ein spezifisches Urteil darüber bilden zu wollen, weswegen ich lieber bei einem mir gewohnt besser stehenden, Subjektiven bleibe.
Rock´s Bühnenshow-Attitüde, des miesepetrig, belehrend aufklärenden Ankläger gesellschaftlicher Mißstände, nimmt der ehemalige Komödiengarant mit in die Rolle des Detektive Zeke Banks, um einerseits sicherzustellen, halbwegs ernstgenommen zu werden, während er sich mit seiner für mich schon zeitweise infam, kindlich trotzenden Nörgelei seiner Dialoge, welche,- in einer Mischung aus allgemeiner Verachtung und fehlender gesellschaftlicher Anerkennung, gepaart mit besserwisserisch, eingebildeter Lebensweißheiten-, vor Selbstmitleid nur so triefen.
Mit dieser Ausstrahlung, welche dem Zuschauer aller Wahrscheinlichkeit nach eine dem Film angemessene, morbide Grundstimmung suggerieren sollen, führt uns diese Figur durch die Welt, nach John Kramer und stößt dabei nicht nur bei Kollegen auf wenig Liebe.
Selbst der von, Samuel L. Jackson, gespielte Vater, zeigt kaum einen Funken Mitgefühl, was als solches schon mal wirklich Respekt abverlangt, überhaupt eine derart bei den beiden Figuren vorhandene, von allem angewiderte Grundstimmung aufzubauen.
Mir persönlich hätte der Gedanke, bei der Einführung, welche im Kern einen leichten Flair jener tarantinoschen Dialoge zu verströmen weiß, in denen man gleich nach dem philosophischen Aspekt Gehirnmaße, oder wenigstens einen ordentlich, unerwarteten Schußwechsel präsentiert zu bekommen, eben dies visuell weiterzuspinnen und Vater und Sohn nicht nur über ihre zwischenmenschliche Beziehung sprechen, sondern Senior Banks´ Worte, daß er den Sprößling hätte erschießen können, mit leichtem Vorwurf abwandelnd, in die Tat umzusetzen.
Ein Monolog nach dem Motto; Motherfucker. was schleichst du kleiner Wichser auch wie ein beschissener Geist durch die Wohnung, während draußen ein Irrer rumläuft, wäre Mr. Samuel L.“Pulp Fiction“ Jackson nicht nur angemessen, sondern hätte diesem Film zusätzlich unerwartete Kontroverse verliehen. Weiterführend hätte man dann 6 Monate oder 2 Jahre später, je nach Eintrittswunde einblenden können, und fröhlich weitermachen, aber gut, mich hat ja keiner gefragt.
Apropos. Wenn man mich fragt, ist Marisol Nichols´ Figur der Vorgesetzten, Captain Graza, der realitätsnahe, feuchte Traum jener Arbeitnehmer, die auch im wahren Leben unter Frauen arbeiten, die einerseits eine dermaßen sexuelle Ausstrahlung besitzen, daß du deine Erektion lieber im Stillen genießt, während sie dir mit ihren fünfzehn Zentimeterabsätzen gleichzeitig so tief mit Anlauf und Spitze ihrer Schuhe in den Hintern treten können, daß dein Proktologe dir zu der unfreiwilligen Entfernung der Hämorrhoiden gratuliert.
Die Handlung, welche sich jedoch zwischen diesen Figuren abspielt, ist als Ganzes und nach der zweiten Sichtung betrachtet, gar kein so schlechtes Konstrukt, denn durch die emotionale Zurschaustellung und Aversion der Hauptfigur gegen alles und jeden, welche der Zuschauer vielleicht sogar ihr selbst gegenüber empfinden könnte, oder bewusst soll, könnte man sich, wenn man sich damit zufrieden gibt, auf einen interessanten Kriminalfall einlassen und die morbide Grundstimmung mitsamt Morden auch eben nicht wie eine SAW-Streifen genießen.
Natürlich erwartet man eben gerade Gegenteiliges bei dem Titel, aber ich finde genau das unterscheidet diesen Film von den anderen und ist für mich eine nachvollziehbar logische Konsequenz, denn Jigsaw lebt schon lange nicht mehr, also warum zwanghaft irgendwelche hanebüchenen Verbindungen zu seinem Vermächtnis konstruieren, wenn man einen Fall in dessen Welt, nach seinen erdachten Regeln erschaffen kann, denn im eigentlichen Sinne, ist es genau daß, was der Antagonist, dessen Identität auch gerade durch alle anderen Figuren, für mein Empfinden gut bis zum Ende hin verborgen bleibt, unternimmt; er mordet sich unerkannt durch Jigsaw´s Welt.
Sein Motiv ist zwar nicht so rätselhaft und mit überraschenden Verbindungen durchzogen, wie in den vorhergehenden Filmen, aber daß ist meiner bescheidenen Meinung nach auch gar nicht nötig, denn dieser Film hat eine so bewusst, degoutant getränkte Ausstrahlung, daß er für mich als Film mit eigenständige Substanz überzeugt.
Vorausgesetzt natürlich, man hat eben jene gedankliche Flexibilität keinen SAW-Ableger, sondern einen SAW-Afterlegacy-Film zu sehen, der die weibliche, immer noch kaum der Rede werten Legacy , um bei Vermächtnissen und Vergleichen zu bleiben, gänzlich auszuradieren versteht.
Mein persönlicher Dank, geht nicht nur an die mir eventuell treuen Leser, sondern auch an meinen lieb, geschätzten Draven, ohne dessen Weckruf, dieses Werk keinesfalls entstanden wäre.