Es besteht kein Zweifel, die 2018 erschiene actionreiche Comicverfilmung Accident Man ist vom Hauptdarsteller und Martial-Arts B-Movie Star Scott Adkins einer seiner unterhaltsamsten und besten Actionkracher, da beißt sich die Maus keinen Faden ab. Schließlich war die 6 Millionen Dollar Produktion auch ein Herzensprojekt von ihm und mit seinem (zweit) liebsten Regisseur Jesse V. Johnsson, mit dem Adkins auch Savage Dog und The Debt Collector gedreht hatte, stand ein Mann zur Verfügung, der die an John Wick erinnernde Welt um ein Syndikat von Auftragskillern gewinnbringend in Szene setzen konnte. Mit Accident Man 2: Hitman's Holiday geht es nun in die zweite Runde und ob dieser an die Klasse des ersten Teils heranreichen kann, werden Sie erfahren, wenn Sie diese Zeilen hier weiter lesen. Mein vorweggenommenes Zwischenfazit lautet: Auch wenn Accident Man 2: Hitman's Holiday insgesamt nicht ganz so überzeugen kann wie das erwähnte Original, ist ein unterhaltsamer, spektakulärer, mit vereinzelten Gewaltspitzen versehener, ausgesprochen humorvoller Martial-Arts Actioner übrig geblieben, dem gegen Ende leider ein wenig die Luft ausgeht, sonst wäre bestimmt noch eine höhere Bewertung möglich gewesen.
Während Sony beim Erstling noch einen großen Teil der Finanzierung stemmte, musste Adkins bei der Umsetzung der Fortsetzung kleinere Brötchen backen und auf die Unterstützung des Großlabels verzichten, so dass das Budget deutlich geringer ausfiel, was unter anderem wohl auch ein Grund für die Entscheidung war, den Film in Malta hinter meist relativ einfach gehaltenen Kulissen abzudrehen. Dafür verfasste der fleißige Brite das Drehbuch selbst und trat neben seiner erneuten Hauptrolle auch als Produzent auf, während George und Harry Kirby die Regie übernahmen, da Jesse V. Johnsson nicht zur Verfügung stand. Die Geschichte knüpft unmittelbar an die Ereignisse des ersten Films an: Nachdem der Profikiller, der Accident Man Mike Fallon (Scott Adkins) einen großen Teil seiner ehemaligen Kollegen, die seine Freundin auf dem Gewissen hatten, ermordet hat, flieht er vom Zorn seines Chefs und Ziehvaters Big Ray (Ray Stevenson) nach Malta. Dort hält sich der Speziallist, der seine Morde wie Unfälle aussehen lässt, durch arrangierte Übungskämpfe mit der Martial-Arts Expertin Wong Siu-ling (Sarah Chang) fit und baut mit seinem alten Partner Finicky Fred (Perry Benson) ein neues Killer-Business auf, ehe ihm die mächtige Mafia Patin Mrs. Zuuzer (Flaminia Cinque) nach einem Missverständnis einen Spezialauftrag erteilt: Fallon muss ihren durchgeknallten Sohn Dante (George Fouracres) vor einer Horde von Attentätern beschützen, ansonsten tötet sie Fallons Freund Fred. Die neue Mission gestaltet sich als ziemlich schwierig, da auf das Mafia-Muttersöhnchen ein Kopfgeld von 9 Millionen Dollar ausgesetzt ist und fast jeder Auftragsmörder, inklusive Mikes altem Mentor Big Ray, die Nervensäge um die Ecke bringen will, da das schnelle Geld winkt...
Dass Accident Man 2: Hitman's Holiday leicht hinter seinem Vorgänger stehen bleibt, liegt nicht etwa an den reduzierten Geldmitteln und den daraus resultierenden oft günstig erscheinenden und eintönigen Umgebungen bzw. den mittelprächtigen CGI-Blut / Feuer-Effekten, sondern eher an dem etwas enttäuschenden Showdown, bei welchem der Zuschauer auf Grund des vorhergegangenen Spektakels viel mehr erwartet, als er letzten Endes geboten bekommt. Bis dahin hat zumindest mich das zweite Abenteuer vom Accident Man deutlich mehr packen können, da die schrägen Charaktere im überzogenen Auftragsmörder-Universum noch verrückter sind, die verstärkten humorigen Untertöne bis auf wenige Ausnahmen komplett zünden können und den an vielen Stellen atemberaubenden Martial-Arts Zweikämpfen noch mehr Raum zur Entfaltung gegeben wird. Zudem weiß die handlungstechnische Variation zu gefallen, dass der Profikiller nun eine Art Babysitter Widerwillens ist, der ein fremdes Leben mit seinen sonst so todbringenden Eigenschaften verteidigen muss. In den knapp 100 Minuten Spielzeit wird eine einfache, unkomplizierte, aber gleichzeitig auch abgefahrene Geschichte, die das Gerüst für das spaßige Actionfeuerwerk darstellt, größtenteils längenfrei erzählt, so dass das Publikum die oben erwähnten budgetbedingten Einschränkungen gerne ausblendet, da der Streifen in seinen Kerninhalten, nämlich Action und Situationskomik, stets zur vollen Zufriedenheit punkten kann, wäre da nicht das abgehackt wirkende und ausbaufähige Finale.
Die agierenden Figuren in Accident Man 2: Hitman's Holiday wurden noch eine Spur comicartiger und überzogener gestaltet. Das fängt schon bei der schlangenartigen Mafia-Patin an, geht über ihr weinerliches, zurückgebliebenes, mimosenhaftes, erwachsenes Muttersöhnchen weiter und endet bei den fantasievoll konzeptionierten Auftragskillern, von denen jeder seinen eigenen Comic-Charakter hat und jeder mit einem einzigartigen Kampfstil ausgestattet ist. So haben wir beispielsweise einen unverwundbaren Killer-Clown und einen Ninja im Tekken-Style-Outfit mit an Bord, gegen die unserer Held, der Accident Man antreten muss. Die schrägste Type ist aber die von ihm selbst angeheuerte Martial-Arts Expertin Wong-Slu-ling, die er dafür bezahlt, dass sie ihm auflauert und mit herausfordernden Kampfsportduellen dafür sorgt, dass er in Form bleibt. Überhaupt sind die zahlreichen und ausgiebigen Fights das Sahnestück des Films. Hier übernahm Scott Adkins die Choreographie höchst persönlich und die Kirby Brüder verfügen auch über das notwendige ästhetische Verständnis, die temporeichen, knallharten und atemberaubenden Kampfsequenzen und die spektakulären Moves ins rechte Licht zu rücken. Pointierter Zeitlupeneinsatz, dynamisch wechselnde Kamerawinkel und unterschiedliche Einstellungsgrößen sorgen für die entsprechenden, optischen Reize. Was wie oben bereits schon kurz angeschnitten auch erwähnt werden muss ist, dass der Streifen bei dem ein oder anderen Blut-, Splatter-, oder Feuereffekt an seine budgetbedingten Grenzen stößt. So sehen die CGI-Brandanimationen und das Computer-Blut in manchen Szenen etwas arg künstlich und billig aus, man könnte aber auch sagen, dass dieser Look auch zur übertriebenen Ausrichtung passt. Ansonsten gibt es was die Realisierung der Action betrifft keinen Grund zum Meckern.
Scott Adkins sieht man indessen an der Nasenspitze an, dass er bei seinem "Baby" mit absolutem Herzblut dabei ist. Während er immer wieder mal trotz der neu etablierten, gewöhnungsbedürftigen deutschen Synchronstimme für einen flotten, sarkastischen, humorvollen One-Liner gut ist, fällt seine Mimik und seine Gestik gewohnt ausdrucksstark aus und kämpferisch zeigt er eindrucksvoll, dass er seine charakteristischen Bewegungen und Sprung-Kicks immer noch drauf hat. Die zweite namhafte Besetzung ist der leider vor kurzem verstorbene Ray Stevenson, der den alten, knochigen, egozentrischen und ehemaligen Syndikatsleiter charismatisch verkörpert. Die Rolle in Accident Man 2: Hitman's Holiday war seine letzte Filmbeteiligung, ehe er am 21.05.2023 in Italien im Alter von nur 58 Jahren bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Projekt von uns gegangen ist. Den eingeschränkten Geldmittel geschuldet muss das Publikum bei den weiteren Kämpfern dieses Mal auf Hochkaräter wie beispielsweise Michael Jai White oder Ray Park im Original verzichten. Dafür setzt Adkins auf unbekannte Gesichter, die ihre Sache aber alles andere als schlecht machen. Für den Brüller des Films sorgt George Fouracres als trotteliger Gangster-Nachwuchs: Er lässt so ziemlich alles über sich ergehen, was die irrwitzige Figurenzeichnung für seinen im positiven Sinne bescheuerten Filmcharakter vorgesehen hat und macht sich als unselbstständiges Muttersöhnchen im wahrsten Sinne des Wortes zum Affen.
Am Ende des Films wird wie es heut zu Tage gerne gehandhabt wird, eine mögliche Fortsetzung überdeutlich angeteasert. Wenn die Kurzweiligkeit und die Qualität im Actionbereich gehalten werden kann, darf von meiner Seite gerne ein weiterer Eintrag im Accident Man Universum erfolgen, dass zwar nicht ganz so pompös aufgebaut ist, wie die gigantische Killer-Organisation in John Wick, der Unterhaltungswert muss sich aber vor dem großen Bruder in keinster Weise verstecken."Du findest das lustig? Ich kann mich kaum halten den du schlägst zu wie ein erkälteter Teletubbie" MovieStar Wertung: 7 von 10 Punkte.
7/10