Hach ja, wieder so ein kleines abartiges Kurzfilmchen, das konsequent die Perversions-Schiene fährt und dabei keine Gefangenen macht. Die Rede ist heute von dem 2011 entstandenen Destroying my Boss. Darin hat Ben Willis die Schnauze voll von seiner arroganten, aber sexy Chefin, entführt sie und misshandelt sie nicht gerade zimperlich in irgendeinem dunklen Kellerloch.
Die „Story“ passt hier wieder auf einem Bierdeckel und große Unterschiede zu Titeln wie Deadly Interrogation oder Inner Depravity lassen sich nur schwer erkennen und sind bestenfalls von inszenatorischer Natur. Dieses Stück Filmchen mag vielleicht noch ein klein bisschen unbekannter als die genannten Titel sein, was hier aber nicht etwa mit der Qualität zusammenhängt. Über verwinkelte Beschaffungswege brauchen wir uns sowieso nicht unterhalten und etwas zu besitzen, was nicht jeder hat, macht ja sogar einen Teil des Reizes solcher Werke aus. Viel mehr liegt es vielleicht daran, dass dieser Titel bisweilen von einigen Leuten in die Nekro-Porno Ecke eingeordnet wird, was möglicherweise sogar so manchen hart gesottenen Filmfan abschreckt. Dieser Film hat aber weder was gemein mit der Ultimate Necro Competition, noch mit Spielfilmen, die sich nur thematisch diesem Thema widmen. Nekrophilie kommt hier schlicht nicht vor.
Somit ist diese Einordnung dann auch absoluter Quatsch, der vermutlich daraus resultiert, dass Hauptdarstellerin Nikki Kingston, sich auch schon einmal in ihren Filmen freizügig zeigt und eher im Zusammenhang mit pornografischem Material zu sehen ist. Darüber hinaus könnte es sich aber auch um eine Verwechslung mit Destroying my Slave handeln. Dieser Film deutet solche Elemente immerhin an und wurde neben der namentlichen Verwandtschaft ebenfalls von John Marshall produziert. Übrigens ist dieses Werk auch nicht völlig uninteressant und gleichermaßen empfehlenswert. Nun aber wieder zurück zum eigentlichen Titel.
Destroying my Boss beginnt mit unserem Hauptdarsteller, der gelangweilt im Büro sitzt und erotische Träume von seiner Chefin hat. Im Grunde haben diese Szenen auch keinen nennenswerten Mehrwert für den Film. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass diese Szenen nur gedreht worden sind, weil man ohnehin eine Pornodarstellerin für den ganzen Tag bezahlt hatte und dies auch bestmöglich ausnutzen wollte. Die folgenden Dialoge sind auch nicht gerade reif für den Oscar und nur mit Anstrengung zu ertragen. Ein großer Vorteil solcher Kurzfilme liegt aber darin, dass so ein steifes Schauspiel (hehehe) schnell wieder vorbei ist. Hier geht es dann auch schon nach 5 Minuten ordentlich zur Sache und nachdem die Dame überwältigt und in ihrem Kellerverlies angekettet wurde, bleibt ihr das Lachen buchstäblich im Hals stecken.
Qualitativ geht der Film von hier an auch deutlich nach oben. Die Darsteller agieren nicht mehr so peinlich wie vorher und wirken glaubhaft als Opfer bzw. Folterknecht. Es gibt anfänglich noch kurze Hardcore-Szenen, die in ihrer Kompromisslosigkeit durchaus an Sado Messiah Productions erinnern und so in einer Mainstream-Produktion nicht gezeigt werden könnten. Ben Willis kann als sadistischer Mörder durchaus überzeugen, schafft aber zu keiner Zeit ein Bedrohungspotenzial wie so mancher maskierter Schänder zu entfalten.
Insgesamt treten die Szenen sexueller Natur von nun an aber zugunsten der eigentlichen Gewalt in den Hintergrund. Was die praktische Effektarbeit angeht, hatte ich mich nach dem selbst für Amateur-Verhältnisse unterdurchschnittlichen Anfang auf das Schlimmste eingestellt. An dieser Stelle konnte der Film aber wirklich positiv überraschen. Die praktischen Effekte sind nicht perfekt gelöst, aber für diese Verhältnisse als überdurchschnittlich zu werten. Hinzu kommt, dass das Ausweiden und Enthaupten von Opfern nicht ganz einfach umzusetzen ist. Realistische Kopf-Attrappen sind durchaus nicht günstig und mit glaubhaftem CGI tut man sich mit diesen finanziellen Möglichkeiten auch sehr schwer. Von daher gilt mein Respekt Regisseur John Marshall, der trotz begrenzter Mittel hier einiges rausholen konnte.
Die Kameraführung wird schließlich auch etwas professioneller und zeigt die zugefügten Wunden in aller Deutlichkeit. Außerdem wurde geschickt weggeblendet, wenn Effekte nicht so umgesetzt werden konnten, wie es in den einzelnen Szenen notwendig gewesen wäre. Geschmälert wird das Filmerlebnis dadurch aber in keiner Weise, sondern eher Abwechslung geschaffen. Nahaufnahmen und eine hektische Kameraführung während der Gewalt-Szenen schaffen zusätzliches Tempo. Musikalisch wird dieses Tempo allerdings in keiner Weise unterstützt, da außer dezenter Ambient-Musik keine weiteren Klänge zu vernehmen sind. Die Geräusch-Kulisse setzt sich hier aus erstickendem Stöhnen und dem Geräusch von Messerstichen zusammen. Erwartungsgemäß beschränken sich die Dialog-Zeilen auch auf ein Minimum und außer der Bitte um Gnade seitens des Opfers, was stets mit entwürdigenden Kommentaren und Beleidigungen beantwortet wird, sollte hier niemand Tiefgang erwarten.
Gegen Ende habe ich mir zwar noch etwas Nekrophilie gewünscht und habe mich da auch ehrlich gesagt drauf eingestellt, die gab es aber wie schon erwähnt leider nicht. Durch diese Thematik hätte man dieses Werk noch etwas perverser und kompromissloser gestalten können, was für mich grundsätzlich einen Mehrwert darstellt. So wurde neben dem etwas holprigen Start aus meiner Sicht noch ein wenig Potenzial verschenkt. Es steht aber auch außer Frage, dass dieses Werk so auch für ein breiteres Publikum zugänglich wird, insofern man den Komparativ bei solchen Nischen-Filmen überhaupt gebrauchen möchte.
Abschließend kann ich dieses Werk grundsätzlich schon empfehlen, jedenfalls für die abgebrühte Gore-Bauer Fraktion falls sexuelle Gewalt toleriert werden kann. Letztlich haben wir hier nur einen weiteren kurzen Film über einen sadistischen Mord. Wer aber keinen Bock mehr hat sich ständig Flowers of Flesh and Blood reinzuziehen kann hier ruhig mal einen Blick riskieren. Auf künstlerische Ästhetik wird hier allerdings zugunsten von Holzhammer-Gewalt verzichtet. Für einen stumpfen und brutalen Filmabend reichts aber allemal. Wegen des schwachen Anfangs ziehe ich noch was ab, aber 7 Punkte kann ich da schon noch vergeben. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß.
7/10