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Sisu - Rache ist süß

Originaltitel: Sisu

Herstellungsland:Finnland (2022)
Standard-Freigabe:FSK keine Jugendfreigabe
Genre:Abenteuer, Action, Krieg, Splatter
Alternativtitel:Immortal
Bewertung unserer Besucher:
Note: 6,97 (24 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

In den letzten verzweifelten Tagen des Zweiten Weltkriegs kreuzen sich in Finnland die Wege eines einsamen Goldsuchers (JORMA TOMMILA) und einer Gruppe von deutschen Soldaten, die sich auf dem Rückzug in Nordfinnland befinden. Als die Nazis sein Gold stehlen, stellen sie schnell fest, dass sie es nicht mit einem gewöhnlichen Bergmann zu tun haben. Es gibt zwar keine direkte Übersetzung für das finnische Wort "sisu", aber dieser legendäre Ex-Kommandant verkörpert, was sisu bedeutet: eine besondere Form von Mut und unvorstellbarer Entschlossenheit im Angesicht scheinbar unüberwindbarer Widerstände. Und egal, welche Hindernisse die Nazis ihm entgegenwerfen, diese Ein-Mann-Todesschwadron wird bis zum Äußersten gehen, um sein Gold zurückzubekommen – selbst wenn das bedeutet, dass er jeden einzelnen Nazi, der sich ihm in den Weg stellt, töten muss. (Sony Pictures)

eine kritik von ghostfacelooker:

Es wäre einfach, diesen Film, mit Tarantino´s Inglourious Basterds vermischen zu wollen nur weil die Handlung mal wieder treudeutsche Nazi-Elemente, kapitelartige Zwischensequenzen und in diesem Fall, eben einen Einzelkämpfer statt einer Gruppe Soldaten, als Protagonisten hat.

Jedoch wäre dies genauso eindimensional, als würde man jedem Film, in dem eine Figur mit einem Schwert durch die Gegend rennt, um Rache zu nehmen, mit Kill Bill gleichsetzen und man würde weder Sisu damit wirklich gerecht, noch The Swordsman oder zuletzt The Assassin.

Es soll jedoch Zuschauer geben, die aufgrund der Vielzahl ihrer konsumierten Filme, zu schnell zu diesen oder ähnlichen Vergleichen wie Rambo greifen, da man natürlich, im Verlauf der Handlung, mal mehr mal weniger, fast dazu gezwungen wird Assoziationen zu denken

Bei genauerer Betrachtung, böte Sisu, nicht nur eine, auf historische Figuren des Zweiten Weltkriegs angelehnten Helden, sondern auch einen Grindhouse-artigen Flair, der in seinen überdrehtesten Momenten, dem Flugzeugabsturz beispielsweise, oder der Erhängungssequenz, ebenfalls an Deathproof oder Planet Terror erinnern könnte.

Ich möchte vermuten, daß Regisseur, Jalmari Helander, mit seinem dritten Werk, nicht einfach nur Elemente des richtungsweisenden Regisseurs der 90er Jahre, welcher prägende Werke wie Reservior Dogs und Pulp Fiction schuf, es gleichtun, oder finnischen Helden ein Denkmal setzen wollte, sondern vielleicht eine Art nordischen Western zu erschaffen suchte, und dabei einfach dessen Elemente der raubeinig stoische verhärmte Eigenheit eines wortlosen Revolverhelden, mit der überhebliche Verachtung und Gewalt des Krieges mischen wollte. Dies zeigt sich deutlich, in der Einführung der Figur und der Szenerie der kargen Einsamkeit, verbrannter Erde, welche auch die Sinnlosigkeit und den Überdruß des Krieges und des Tötens darin, auszudrückt.

Dabei ist die Figur des Aatami Korpi, welche grandios von Jorma Tommila dargestellt wird, reines Zeugnis dessen, was ein gewisser Herr damals in einem buddhistischen Kloster vor sich hinmurmelte, als man ihn bat einen „letzte Mission“ zu übernehmen. Sein Krieg ist vorbei, denn er ist ihm nach Verlust überdrüssig, resigniert fast in der Einöde und kümmert sich nur noch um sich selbst und dem was ihm blieb, nämlich ein Pferd und einem Hund.

Wie jeden Top-Elitesoldaten, lassen auch ihn die Geister der Vergangenheit, welche ihm seine Fähigkeiten und Überlebenswillen einbrannten, nicht los. Stellenweise kommt einem die Frage in den Sinn, wofür der Alte dies alles riskiert, der alles verlor.

Ist es unbeugsamer Wille Demütigung, Qual oder Folter zu überleben oder Phantasterei eines Filmschaffenden, der seine Kopfgeburt in physische Form des Darstellers gießt und ihn so als Sinnbild der Rache, wie einen wütenden Berserker nach Blut gierend durch die Handlung jagen lässt, gemäß dem Credo des Films, das Sisu, nunmal eine Form von Mut und unvorstellbarer Entschlossenheit sei?

Mag sein. Aber Regisseur und Darsteller, schaffen es mit einem Bruchteil an Einsatz und monetärem Aufwand, Hollywood gleiche Blockbusteratmosphäre durch den fokussierten Leidensweg einer Person, die aus der daraus entstehenden Konsequenz, überbordende Gewalt als Antwort nutzt, zu erzeugen. Eine Zutat, welche in genannten Werken, aber auch Werken wie The Princess oder The Northman, bestens funktioniert.

Dabei merkt man dem Hauptdarsteller, Jorma Tomilla, seinen Hintergrund als Vollzeit Theatermime nicht im Geringsten an. Er reiht sich nahtlos in die Riege der alten und neuen Actionhelden, wenn er seine, aus welchen Gründen eigentlich auch immer geartete Rache in blutige Tat umsetzt, denn ganz gleich ob er diese listenreich, oder blutig brachial umsetzt, in diesem Werk und gerade in Zeiten von John Wick, funktioniert sie, vielleicht gerade weil sie überzogen und roh wirkt.

Gerade für mich, der alles wofür das Naziregime, stand oder heute dessen gefährliche Moral in weiten Teilen der Welt unter der Oberfläche wabernd und wartend steht, verachtet, gibt es nichts was gegen den gerechtfertigten Einsatz von brachialer Gewalt, vermischt mit stoischer Kälte im Ausdruck des Einzelkämpfers spricht, ganz egal ob dessen Leid oder Fähigkeiten nun realistisch oder überzogen wirken, denn wie schon mal geschrieben, muss man bei manchen Filmen einfach nicht hinsehen oder zu viel erwarten.

Wenn ich nun mal keine überzogene Action oder übertriebene Tötungssequenzen oder Handlung will, nur weil es sich aus irgendwelchen Gründen nicht mit meinem kinematographischen Moralkodex nicht vereinbaren lässt, dann darf ich solche Filme nicht konsumieren, oder mich aber theatralisch darüber auslassen, was noch möglich gewesen wäre oder eventuell besser gemacht hätte werden können.

Es ist eine Sache, einen Film für seine fehlende Handlung, oder Spannung oder Antipathie des Hauptdarsteller abzustrafen und die Idee dahinter zu mißbilligen, aber eine Andere, einen Film nicht zu mögen, weil er alles erfüllt, was er als Konzept darzustellen sucht, und dieser Film schafft es ebenso sehr, wie der aktuelle und als Vergleich durchaus zu nennende Project Wolf Hunting, dessen Inszenierung ebenso wie dieses Werk, polarisiert, aber andererseits augenzwinkernd, verdammt gut unterhält.

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Kommentare

03.09.2023 12:51 Uhr - Phyliinx
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Wie auch schon beim MovieStar, handelt es sich hier um eine willkommene Auseinandersetzung mit dem Film "Sisu" und jepp, die Tarantino Vergleiche sind mir bereits nach Sichtung der Trailer in den Kopf gestiegen. Aber wenn der Mann, wie hier steht, eigentlich nichts hat, für das es sich zu rächen lohnt, wofür es sich zu leben lohnt, was hindert ihn daran, dem Tod ins Auge zu blicken um das Böse auf's Korn zu nehmen? Die Frage scheint fast wie ein kleiner Kreislauf.

03.09.2023 18:38 Uhr - Draven273
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Erfahrungspunkte von Draven273 514
Da haut der Ghost den auch nochmal raus. Find ich witzig und wie immer schön von dir geschrieben. Den möchte ich auf jeden Fall noch anschauen. Bei passender Gelegenheit wird das auch zeitnah passieren, denn auch der Movie hat mich, wie du jetzt auch, auf den Film neugierig gemacht und ich möchte jetzt selbst gerne wissen wo der bei mir stehen würde, bzw. wie ich den aufnehme und empfinde. Vielen Dank für deine Sicht auf diesen Film.

03.09.2023 20:56 Uhr - Ghostfacelooker
User-Level von Ghostfacelooker 20
Erfahrungspunkte von Ghostfacelooker 8.794
Danke euch beiden und gern geschehen.

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