SCHNITTBERICHTE | # | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z
Titel suchen:
Star Wars Jedi: Survivor · Die Geschichte von Cal Kestis geht weiter · ab 69,99 € bei gameware Dead Space Remake · der Sci-Fi-Survival-Horrorklassiker · ab 59,99 € bei gameware
Lucky Day - Ab 14.09.2023 im Kino

Blind Rage

Originaltitel: The Boys next door

Herstellungsland:USA (1984)
Standard-Freigabe:FSK 18
Genre:Drama, Krimi, Thriller
Alternativtitel:Big Shots
Blinder Hass
Death takes a holiday
Bewertung unserer Besucher:
Note: 7,88 (8 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Die beiden Schulabbrecher Roy Alston (Maxwell Caulfield) and Bo Richards (Charlie Sheen) haben vom Leben nicht mehr zu erwarten als Schuften im Dreck. Selbst von ihren Schulkameraden abgelehnt und gefangen in einer erstarrten Kleinstadt, machen sie sich auf, um in der Großstadt Los Angeles das freie Leben zu genießen. Entwurzelt und enthemmt in der unbekannten Fremde, versuchen sie sich durch rohe Gewalt Respekt zu verschaffen. Sie sind kalt und hemmungslos, blinde Wut und pure Aggression treiben sie zu immer grauenvolleren Verbrechen. Blinder Hass und völlige Verzweiflung sind ihr moralisches Leitsystem. Ohne jeden Anlass, ohne ersichtlichen Grund, fangen die beiden an zu morden. Es ist ein grauenvoller, gewaltgeladener Ritt in die Hölle. Der Zuschauer kann sich der Gewalt nicht entziehen, die Spirale von Schmerz und Brutalität zieht immer engere schaurige Kreise, ohne dass eine moralische Stellung bezogen wird. Ein verstörender Film, dessen Brutalität verschreckt und der den Zuschauer ob seiner sinnlosen Brutalität fassungslos zurücklässt. (cmv-Laservision)

eine kritik von cecil b:

 

Das gegenseitige Töten gehört zur Menschheit, das ist so, man kann es nicht ändern. Menschen wissen das, können allerdings meistens mit Abstand Notiz von diesem Moloch nehmen. Morde, die dort geschehen, wo du und ich anwesend sein könnten, werden anders wahrgenommen. Dann realisieren wir etwas, was nicht wegzudenken ist. Da draußen kann jederzeit ein unnatürlicher Tod auf uns warten. In diesem Jahr berichtete mir ein Bekannter davon, dass er hat mit ansehen müssen, wie ein Mann am heiligten Tag vor seiner Ehefrau und seinem Kind erstochen wurde. Mit das Schlimmste daran sei, dass es keinen verstehbaren Grund dafür gegeben hatte. Genauso erschreckend wie das wahllose Morden ist doch die notgedrungene Akzeptanz begreiflicher Motive. BLIND RAGE zeigt mehrere grausame Gewalttaten und Morde, die ebenso aus dem Nichts heraus geschehen. Und präsentiert sie in erster Linie aus der Sicht der Täter.

Wie konnte man nur auf die Idee kommen, diesen Film mit so einem Cover zu stigmatisieren, das nach Rummelplatz samt Achterbahn und Co. aussieht? Förmlich suggeriert, es handele sich gewollt oder ungewollt um eine Komödie. Dabei ist das ein Independent-Drama und pessimistisches Gesellschaftsbild, Richtung Film Noir und Roadmovie.

Ich schaue durch Werke aus aller Herren Länder ja immer wieder gerne in zwischenmenschliche und gesellschaftliche Abgründe, und bespreche diese, die meisten davon stammen aus Amerika. Ist ja auch ziemlich vielseitig, riesig und filmgeschichtlich bedeutsam, dieser Doppelkontinent. Eine große Angriffsfläche bleibt da nicht aus, und glücklicherweise zahlreiche kritische Stimmen. BLIND RAGE ist so ein amerikanischer Film, der das besagte Elend ausführt.

Für mich bestand auch daher ein Anreiz, weil die fiesen Protagonisten von einer Frau in Szene gesetzt worden sind, die die Story aus einem besonderen Grund inspirierend fand. Sie wurde diesbezüglich zuvor durch Texte animiert, mit denen ein unbekannter Serienmörder seine Motivationen und Planungen beschrieben hatte. Penelope Spheeris heißt die Regisseurin, die diese eher unübliche gedankliche Herangehensweise bekannt gab. Spheeris führte 45 Mal die Regie. Des Weiteren war sie mehrmals für die Produktion von TV -Serien, Spiel - Fernseh- und Kurzfilmen zuständig, sowie dass sie als Nebendarstellerin tätig war. So auch in BLIND RAGE, ihre Figur kollidiert mit Bo und Roy. Dieser kreative Mensch, der mit dem Regisseur mehrerer FAITH NO MORE -Musikvideos, Bob Biggs (1946-2020), verheiratet war, und für einige seiner Werke insgesamt zehn Auszeichnungen erhielt, ist also vielfach begabt. In Sachen Humor kann Spheeris bei mir nicht punkten (Black Sheep, Wayne's World), dafür sympathisiere ich mit ihr, weil die Regisseurin Musikvideos für die Metalband MEGADETH gedreht hat, sowie in ihren Anfängen ebenfalls kritische Werke veröffentlichte, wie den Kurzfilm Uncle Tom's Fairy Tales, und zwei Jahre vor BLIND RAGE, den von Roger Corman produzierten Spielfilm SUBURBIA, in dem sich bereits eine bestimmte Sichtweise abzeichnete. In SUBURBIA versuchen junge Menschen mitsamt Punk -Attitüden gefährlich vor ihren Problemen wegzurennen. BLIND RAGE begeht ähnliche Wege, wieder ist es eine Coming of Age -Variante, die begründet durch das Bedürfnis nach einem anarchistischen Ausbruch zum Teufelskreis avanciert. So mancher wird allein schon aufgrund der Inhaltsangabe eine Parallele zum großartigen DAS MESSER AM UFER (Review vorhanden), mit Keanu Reeves und Dennis Hopper, sehen. Für den Film von Spheeris verpflichteten sich Darsteller fast auf Augenhöhe mit den genannten, allen voran Charlie Sheen (6 Auszeichnungen) und Maxwell Caulfield. Der Sohn vom Schauspieler Martin Sheen (30 Auszeichnungen!, bekannt aus Apocalypse Now) und Bruder von dem ebenso als Akteur, aber auch Regisseur und Drehbuchautor tätigen, Emilo Estevez (8 Auszeichnungen), fällt kreativ nicht weit vom Stamm. Sein geradezu popularisiertes Privatleben und seine Außenwirkung sind eine Sache für sich, mir geht es in dieser Besprechung nur um das, was er in PLATOON, WALL STREET und ansatzweise BLIND RAGE zeigen konnte. Maxwell Caulfield (The Tormentors) hat das grausame Gespann stark komplettiert. Es war unter der Regie von Spheeris ein dramaturgisches Zugpferd, das gewisse Etwas für das Drehbuch. Das wurde von James Wong und Glen Morgan im Teenageralter verfasst, die danach u. a. zahlreiche Folgen der TV-Serien AKTE X und SPACE 2063 schrieben. Ausschlaggebend ist doch vor allem die Regie. Die Zusammenarbeit mit Kameramann Arthur Albert (Happy Gilmore) und dem Cutter Andy Horvitch (American Fighter) ist bestimmt kein Anlass für eine eindeutig negative Kritik, und auch der musikalische Bereich wurde von George S. Clinton (Mortal Combat, Austin Powers) brauchbar abgedeckt. 

Spherris ging auf Nummer Sicher, was den Anfang ihres Films betrifft. Echte Serienmörder mit Fotos, schriftlichen Angaben und diversen Aussagen von Psychologen, Kriminologen, Pressestimmen und Menschen von nebenan darzustellen, ist die direkte Konfrontation mit der Angst, die in den meisten Menschen steckt. Es ist hart, Morde nur schwer erklären zu können, und die Täter als unberechenbar einstufen zu müssen. BLIND RAGE zwingt den Zuschauer dazu, sich mit den Tätern in gewisser Weise zu identifizieren. Da dieses Grundkonzept funktionell und schlüssig ist, kann ich BLIND RAGE trotz seiner Einfachheit nicht weniger als 7 Punkte geben. 

Roy und Bo sehen in ihren Bluejeans und weißen Hemden jeweils wie der junge Standard- kleine Mann aus Amerika aus. Im Grunde genommen haben alle Figuren eine parabolisch anmutende Bedeutung, als Darstellung verschiedener Teile der gezeigten Gesellschaft, mitsamt Generationskonflikten. Der skizzenhafte Modus bekommt häufig auf den ersten Blick und anhand weniger Worte eine unmissverständliche Kontur. Bo und Roy haben den platonisch orientierten Partnerlook, niemand anderes hat eine positive Bindung zu diesen Männern. Und kaum etwas schweißt mehr zusammen, als solche Verhältnisse. Aus der Sicht der beiden Freunde sind fast alle anderen Personen Witzfiguren, die keinen Respekt verdient haben, vorerst nur Interesse weckend, falls es sich um Frauen handelt, die sie sexuell attraktiv finden. So dümmlich, oder den Protagonisten gegenüber ablehnend und aggressiv, wie die anderen Figuren dargestellt werden, bleibt auch dem Zuschauer fast kein Anhaltspunkt, der diese sympathisch zeigt. Die Eltern der Hauptfiguren sind entweder ein Geheimnis, oder sichtbar Menschen, die sich aufgegeben haben. Falls sie der Blick in die eigene Zukunft sind, erklärt sich dadurch schon die Resignation, der die jungen Männer entkommen wollen. Während sie auf der inoffiziellen Abschlussfeier ihrer Mitschüler/innen unerwünscht am Rand der Gesellschaft sitzen, eine Flasche Whisky in der Hand, und nur mit Gefahr und Anzüglichkeiten verbunden werden, keimt in ihnen der Entschluss auf, der Situation zu entfliehen, und planlos nach L. A. zu fahren. Dort werden ihnen viele Personen begegnen, die eine große Kluft skizzieren, und Bos sowie Roys Bitterkeit bestätigen sowie somit erhärten.

In L. A. angekommen, dienen sowohl bestimmte als auch unbestimmte Personen dazu, die Eindrücke, die die Protagonisten von ihrer Umgebung haben, greifbar zu machen. Zum Beispiel posaunt ein abgehalfterter alter Mann hinaus, wie er die Welt sieht. Seine eigene offensichtlich schwierige Lebenslage animiert ihn dazu, Sündenböcke in Amerikanern zu finden, die keine weiße Haut haben. Am Strand trommeln Afroamerikaner stoned auf ihren Bongos, das Publikum feiert mit, gafft wie im Zirkus oder beschwert sich über den Drogenkonsum. Tagsüber sonnen sich die sportlichen, gut betuchten, am Meer, abends fahren sie als Pärchen mit großen Wagen vor, und nehmen ein wenig am wilden Nachtleben teil. Nachts, tanzen und singen bunte Vögel jeglichen Geschlechts, an anderer Stelle kennzeichnen weibliche sowie männliche Prostituierte und Drogenabhängige zeitgleich das Straßenbild. Daneben treffen sich viele unterschiedliche Teile einer mehr oder weniger unausgesprochenen Klassengesellschaft im Casino. Roy und Bob rasen mit den Wagen an ihnen vorbei, und brüllen in der Hochzeit ihres hormonellen Überschwangs Obszönitäten heraus. Es dauert nicht mehr lange, und Detective Mark Woods (Christopher McDonald: Thelma & Loise) sowie Detective Ed Hanley (Hank Garrett: Ein Mann sieht rot) rennen, gut gespielt, möglichst nüchtern, aber eigentlich verzweifelt hinter ihnen her. Aufgrund zu vieler Straftaten sind diese Männer nicht gerade erfolgsverwöhnt, die Taten, mit denen sie es jetzt zu tun haben, sind symptomatisch für die Ohnmacht. Und entfachen Feuer. 

Die Täter sind noch jung und wissen nichts mit sich anzufangen. Es war ursprünglich vorherbestimmt, dass diese Männer in einer bestimmten Fabrik arbeiten werden, es bleibt ihnen intrinsisch so gut wie gar nichts anderes übrig. Begreiflicherweise, nennen sie ihre Zukunftsperspektiven ein Gefängnis. Wer sich schon gefangen fühlt, praktisch ohne Bestätigungen und Anerkennung auskommen muss, und keine Aussicht auf Veränderung hat, entwickelt manchmal eine Bereitschaft dazu, energisch eine herbeizuführen. Komme, was wolle. Bos Augen suchen immerzu nach dem anderen Geschlecht, das für ihn niemals erreichbar scheint. Wie profan es auch ist, würde er eine Frau an seiner Seite haben, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass er sich schnell völlig anders entwickelt. Der Ist-Zustand bedrückt ihn schwer, und auch daher klebt der Mann an Roy. Der wiederum immer deutlicher ausdrückt, wie tief der seelische Schmerz in ihm sitzt, der ihn zur tickenden Zeitbombe macht. Sein gestählter Körper ist zuerst ein Selbstschutz, dann eine Waffe. Sheen hat einen blauäugigen Bo verkörpert, deren einfältige Sichtweise dafür prädestiniert ist, schnell unbedacht zu beurteilen, was jedoch nicht automatisch bedenklich sein muss. Seine von Hormonen getriebenen Aussagen gegenüber Roy, darüber, wie er beispielsweise gerne eine "... affengeile ...." Frau vögeln wollen würde, "... bis ihr die Titten platzen ....", sind eigentlich nur jungfräulich, unbeholfen und nicht von Belang. Sobald er die Gelegenheit dazu hat, einer wirklich näherzukommen, ist so etwas nicht zu hören, ganz im Gegenteil. Caulfield überzeugt vollkommen, besonders, wenn Roy beobachtet, was um ihn herum passiert, und man ihm ansieht, wie es in seinem Innern zu brodeln beginnt. Aber ebenfalls in Szenen, in denen die Mimik ohne Worte zusammenfasst, wie die Figur die Freude anderer daran erinnert, dass es ihr alles andere als gut geht. Caulfields Präsenz ist enorm, und wirklich beängstigend. Beide Akteure haben es geschafft, den psychologischen Kurs umzusetzen. 

Die Frustration-Aggression-Hypothese von John S. Dollard (1900–1980) und Neal E. Miller, die nach wie vor gelehrt wird, ist vom Anfang bis zum Ende folgerichtig wiederzufinden, ohne belehrend zu sein. Diese Hypothese besagt, dass Frustrationen oft eine Gedankenkette in den Gang setzen, die in Aggressionen übergeht, welche zu Gewalttaten führen können. Oft nehmen Menschen dann gewisse Umstände äußert negativ wahr, wodurch sich das Aggressions-Potential sowie Konfliktpotenzial steigern. Unbewusst oder sogar bewusst, sind das Auslöser, nach denen Menschen in so einem Fall nahezu suchen, ihre Aufmerksamkeit ist stark darauf ausgerichtet. Fast jeder kennt das. Stress, Unzufriedenheit usw. führen schon mal dazu, dass der Dampf an der falschen Stelle rauskommt. Normalerweise kann das in die richtigen Bahnen gelenkt werden. In BLIND RAGE sind die Protagonisten oft Situationen und Lagen ausgesetzt, die verständlicherweise äußerst unangenehm werden, weshalb es durchaus möglich ist, sich mit Bo und Roy flüchtig zu identifizieren. Wenn dann mir nichts, dir nichts ein Moment eskaliert, kann der Schreck um so größer sein, weil die Wut der Protagonisten nachvollziehbar war. Ist die erste Hemmung gefallen, kommt eins zum anderen. Ein Schlag folgt dem anderen. Ohne ein Gedanke an die Folgen. Irreparabel. Wieso nicht, ist doch sowieso alles scheiße. Ereignen sich die folgenschweren Gewaltausbrüche, ist Bo ein Mitläufer, der nicht weiß, wie er anders mit der Situation umgehen soll. Sheens weit aufgerissenen Augen in solchen Szenen haben etwas von einem Overacting, dennoch kann man darin auch gut die ängstliche Überforderung eines Teenagers sehen. Caulfield hat Roys Hass glaubhaft dargestellt. Dieser Mann löst sich Stück für Stück seelisch auf, als ob er nicht anders könnte. Die Gewalttaten werden deutlich gezeigt, ohne widersprüchlich intensiv ins Detail zu gehen. Von einer Anhöhe aus schauen die Hauptfiguren auf die Stadt und ihre Bewohner hinunter, und sagen, dass sie über ihnen stehen. Ein klassischer Mechanismus. Fühlt sich jemand extrem wertlos, puscht er sein Ego manchmal ins Unermessliche. Da kommt der Revolver gelegen, der zufällig in den Händen der Protagonisten landet. 

Es fehlte Penelope Spheeris sicher an den Mitteln, die sehr aufwendige Kamerafahrten und Stunts ermöglichen, das sieht alles nach einem B-Film, aber keinesfalls einem schlecht inszenierten Werk aus. Es gelang ihr immer gut, festzuhalten, was für eine Spannung zwischen den Protagonisten und den Menschen um diese herum, herrscht. 'Die Anderen' sind oft passenderweise zusammen durch die Totale und die Halbtotale im Bild, wie eine Mauer aus Menschen. Pärchen wurden meistens so inszeniert, dass ihre Bindung, die Bo und Roy zur Weißglut bringen kann, fokussiert ist. Schlagen die beiden zu, werden die Perspektiven eines Beobachters angenommen, was insbesondere daher effektiv ist, weil die Emotionen von Tätern und Opfern zwischendurch klar zu erkennen sind. Eine extreme Art von Kommunikation. Wandern Bo und Roy in der Halbtotalen durch die Straßen, ist das Prinzip eines Gespanns gut in Szene gesetzt, irren sie auf der Flucht meist unsinnig durch die Gegend und riesige Gebäude, im Endeffekt auf einer Einbahnstraße, wird der aussagekräftige inhaltliche Verlauf auch durch die Bilder deutlich. Dass George S. Clinton oft Rockmusik ausgesucht hat, die aus heutiger Sicht nicht mehr dieselbe Wirkung hat, ist erträglich, passt sie doch zumindest gut zum Teenager-Alter der Hauptfiguren. 

BLIND RAGE hat aufgrund seines Alters gewiss an Wirkung verloren. Die Idee der Story ist aber immer noch dramatisch, sowie dass die schauspielerische und die inszenatorische Fertigkeit, zeitlos sind. Die Frage danach, wie man solche Taten, die der Film darstellt, verhindern kann, wird gestellt. Sie bleibt realitätsnah unbeantwortet. Und daher ist auch das Ende gut. Es geht in diesem Film nicht darum, wie der Nährboden für solch schrecklichen Entwicklungen vermieden werden kann. BLIND RAGE zeigt, dass so etwas manchmal fast unaufhaltsam geschieht. Ausgrenzungen, Monotonie und mögliche schwere Folgen, können nur bedingt Einhalt geboten werden.

 

7/10
Weiter:

Kommentare

18.09.2023 21:33 Uhr - dicker Hund
1x
User-Level von dicker Hund 17
Erfahrungspunkte von dicker Hund 5.540
Tolle Rezi zu einem offenbar denkanstoßreichen Film. Könnte mir gefallen, auch wenn mir solche "Runterzieher-Streifen" manchmal über werden.

18.09.2023 22:04 Uhr - cecil b
1x
Moderator
User-Level von cecil b 20
Erfahrungspunkte von cecil b 8.297
Danke dir. :)

Nun ja, wie geschrieben, da ich in der Realität mit jemanden darüber gesprochen habe, der so etwas mit ansehen musste, ließ es mich auch nicht gerade kalt.

Wobei mir die Kunst dabei hilft, mit so etwas umzugehen. Ich bin ja nicht betroffen gewesen. Ich habe, was so etwas angeht, verstanden, dass ich es nicht begreifen kann. Und deswegen bringt es nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Vereinfacht gesagt.

Vor den Augen des Kindes. Der mir bekannte Zeuge ist schwer traumatisiert. Aber er hat das Lachen nicht ganz verloren. Er ist vielleicht noch lieber geworden.

Aber, damit sollte man sich nicht belasten. Filme zeigen vieles, was wirklich passiert. Kein Grund, um sich davon runterziehen zu lassen.

Man sollte dem 'Bösen' nicht noch mehr Einfluss geben. :)

Charly Sheen in jungen Jahren ist übrigens auch mal sehenswert. https://i0.wp.com/www.dvd-forum.at/wp-content/uploads/2022/06/BOys_Next_Door_News.jpg?resize=678%2C339&ssl=1

19.09.2023 10:39 Uhr - Draven273
1x
User-Level von Draven273 6
Erfahrungspunkte von Draven273 514
Ich mag es ja wenn du gefühlt einen ganzes Buch zu einem Film schreibst :) Ich danke dir für diesen interessanten Einblick. Leider ist dies wieder ein Titel, der an mir vorbeigegangen ist und ja, du hast recht, wenn man sich die Covergestaltung anschaut, erwartet man etwas ganz anderes. Ich hoffe zudem, dass sich dein Bekannter halbwegs von diesen Bildern erholen kann. Und da bin ich auch gleich bei einer nicht minder interessanten Frage, die auch ich mir schon öfters gestellt habe. Wie kommt es eigentlich, dass es uns in Filmen egal ist wie viele Menschen sterben? Es uns sogar oftmals unterhält und wir oft den Tod von bestimmten Charakteren oder Figuren herbeisehnen? Doch wenn dann die Realität zuschlägt erwischt es uns ganz ganz kalt und heftig. Dabei sehen wir es doch tagtäglich in den Nachrichten, bei Spendenaufrufen, in Serien und Filmen etc. Ich finde es sehr interessant wie unterschiedlich unser aller Körper das doch aufnimmt und stelle mir auch die Frage, ob man zu leichtfertig mit der Gewalt in Filmen umgeht. Und damit meine ich nicht, bitte wieder alles zensieren, kürzen etc. Sondern einfach das man die eigene Sichtweise darauf etwas ändert. Denn wie du schon sagst, jederzeit, überall, kann uns die Realität voll vor den Bug fahren.
Vielen Dank für deinen Einblick und diese wunderbare Review, der Film wandern mal auf meine Watchlist.

19.09.2023 15:20 Uhr - cecil b
1x
Moderator
User-Level von cecil b 20
Erfahrungspunkte von cecil b 8.297
Danke dir, für deinen gehaltvollen Kommentar. :)

Buch/Review: Es kommt auf den Film an. Manchmal sind die ja recht kurz.

Der Bekannte betreut Menschen, die starke Behinderungen haben. Das ist stressig, wird ihm aber auch weiterhin das Gefühl geben, etwas zu tun, was das Gegenteil von Gewalt ist. So ist er gebaut. Ich arbeite ja in einem ähnlichen Bereich, das kann eine therapeutische Wirkung haben. Wir verstehen uns.

Film: Angestaubt, nicht jede Szene finde ich gut, aber ein mutiger, von der Idee her unbedingt sehenswerter Film.

Zu dem, was du dich fragst, habe ich tatsächlich mal ein Referat geschrieben.

Damit besprach ich, warum wir Menschen uns mit Horror/Gewalt durch Kunst auseinandersetzen.

Ich habe mich sogar über die Fachliteratur bezüglich der Psychologie damit beschäftigt.

Kurz das Wesentliche zusammengefasst: Wir Menschen genießen es, dadurch die Macht über das zu haben, was uns Angst macht. Wir entscheiden, ob wir weiter gucken, oder lesen. Ich habe das in Reviews oft: "Durch die Blume der Kunst" genannt. Das kann sogar dabei helfen, Dinge zu verarbeiten, oder überhaupt anzugehen, die uns Angst machen, und damit umzugehen.

Ich habe Frauen kennengelernt, die vergewaltigt worden sind. Mit einer hatte ich was. Eine hatte mir gesagt, dass sie den alten I Spit on your Grave toll fand, und sie sich durch IRREVERSIBLE verstanden gefühlt habe. In beiden Fällen musste sie die Vergewaltigungs-Szenen aber durch vorspulen etwas verkürzen.

Ob Filme, die Gewalt darstellen, eine therapeutische Wirkung haben können, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die besagte Frau ist auch so klug, dass ein Gespräch mit ihr ungefähr so ist, als ob du zwei Bücher gleichzeitig liest.

Oberflächlich gesehen ist das künstliche Gemetzel meistens eine Art Achterbahn. Nur weniger gefährlich. :)

Dennoch bin ich mir sicher, dass labile Gemüter so etwas mit Vorsicht genießen sollten. Wobei ihre Probleme immer in der Realität zu finden sind.

Dass reale Gewalt mittlerweile zur Unterhaltung im TV läuft, halte ich für bedenklich. Nicht der Boxkampf, sondern Schlägereien auf Straßen, mit einem Kommentator inklusive, der das ganze verharmlost. Ich finde das nicht witzig, wenn sich welche schlagen, und denke, dass das nicht harmloser ist, als ein Horrorfilm, der auf dem Index steht. Ganz im Gegenteil.

19.09.2023 20:53 Uhr - Kassiopeia
1x
User-Level von Kassiopeia 6
Erfahrungspunkte von Kassiopeia 511
Hui. Das ist ja mal ein Film, den ich so gar nicht kenne, und das, obwohl ich Charlie Sheen gerade in Two and a Half Men immer besonders gerne gesehen habe. Das ist jedenfalls eine wahnsinnig tolle Review, lieber cecil b. Sprachlich wie inhaltlich absolut top, dazu noch angereichert mit persönlichen Eingebungen, Denkanstößen und individueller Schlußfolgerung. Das hat mir alles sehr gut gefallen und daher würde mich dieser Titel nun sehr interessieren. Wo ist dieser denn zu finden ? Filmische - und reale Gewalt unterscheiden sich schon sehr, wobei ich gerne auch bei Filmen wegschaue, sollte es zu heftig werden. Von physischer Gewalt bin ich zum Glück bislang verschont geblieben. Es blieb höchstens bei ein paar Anzüglichkeiten, die dann in Obszönitäten abglitten, als ich nicht darauf ansprang. Da stand ich aber meistens immer drüber und habe es nicht auf Konfrontation angelegt. Gewalt selbst zu erfahren muss schrecklich sein, ebenso wie vielleicht nicht effektiv genug helfen zu können und diese mit ansehen zu müssen. Ich denke, da kommen viele Faktoren zusammen, die Menschen quasi explodieren lassen. Frust dürfte da ein Hauptbestandteil, wenn nicht sogar die treibende Kraft sein. Ich danke dir jedenfalls für diese super Arbeit und deine Sichtweise. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend. Lieben Gruß. Deine Kassiopeia.

19.09.2023 21:19 Uhr - cecil b
Moderator
User-Level von cecil b 20
Erfahrungspunkte von cecil b 8.297
Vielen Dank, Kassiopeia! :)

Wenn du Sheen toll findest, wird dieser Film für dich auch daher interessant sein!

https://www.ebay.de/itm/385650120193?hash=item59ca89d601:g:masAAOSw~eFkdyLK&amdata=enc%3AAQAIAAAA4NbDigbypC%2BDIKyXgeeZB61SMPMqTCa%2BoDL0bpGwe%2BZUujdEEeDWHHccQNaZcEhvsREKYTWu%2F36P1gKLoZ5XVHmynIczKpSWQU9nvNX%2Bvd4b4Jd8ZWZyBKR5gRal9d14bYwopaANzt4oJaREyqrTLvZ5VuNQQ2jQXvhKthhao4BKyWEf9dypSzyCh2XnODMUUzOxNjvn%2B9yv1xy2Jyq4AcEzZ04f2LRccK2HeLvRdQhlmrRZqOlwYOr0dqXM54%2BU36Jfs%2FwzCsO3E4BHkgH9RJv0y%2BL%2FYJXn%2BpU7ZHwQRULP%7Ctkp%3ABk9SR7rc--3VYg

Freut mich sehr, dass an dieser Stelle so offen und gehaltvoll miteinander kommuniziert wird!

Ich denke, man kann echter Gewalt meistens aus dem Weg gehen. Aber nicht immer. Zudem ist Zivilcourage auch wichtig. Wobei man sagen muss, dass dabei auch vorsichtig vorgegangen werden muss, möglichst kein Alleingang.

Wir alle können die Gesellschaft mitgestalten.

Das Wort zum Sonntag, bereits am Dienstag. ;)

Ganz lieben Gruß zurück! :)

kommentar schreiben

Um Kommentare auf Schnittberichte.com veröffentlichen zu können, müssen Sie sich bei uns registrieren.

Registrieren (wenn Sie noch keinen Account hier haben)
Login (wenn Sie bereits einen Account haben)