"Manta Manta -Zwoter Teil" ist ein Film von Til Schweiger, der 2023 mit einer FSK -Freigabe ab 12 Jahren veröffentlicht wurde. Die Hauptrollen spielen Til Schweiger und Tina Ruhland. In Nebenrollen tauchen Michael Kessler, Luna Schweiget und Tim Schultz auf.
Bertie möchte seine Werkstatt retten und dafür an einem 90er-Jahre-Autorennen teilnehmen. Nebenher erwartet ihn jedoch noch die Pflicht als Vater, denn sein Sohn droht auf die schiefe Bahn zu geraten.
Der originale Manta Manta wurde im Jahr 1991 veröffentlicht und hat sich mir in seinem Dasein als Kultfilm nur teilweise erschlossen. Zwar waren die Rennszenen recht kompetent und mit einem gewissen Gefühl von Geschwindigkeit abgefilmt, doch dazwischen herrschte inhaltlich etwas Luft nach oben.
Jetzt kommt Teil 2 und der ist weniger Opel Manta -Düserei als verträumtes Familiendrama. Bertie ist nämlich ganz schön am Ende, weil seine Werkstatt nicht mehr läuft und in diese Landschaft gesellt sich urplötzlich sein Sohn Daniel mit eigenen Problemen, der sowohl den Stiefvater als auch den Vater aus verschiedenen Gründen verschmäht. Die beiden haben dann immer wieder mal gemeinsame Szenen, in denen ich aber nicht jene Entwicklung oder Annäherung ausmachen kann, welche dann schlussendlich suggeriert wird, wenn ihre Beziehung auf einem urplötzlichen Hoch schwebt, womit die Figuren einet zu bewältigenden Herausforderung irgendwie fast schon beraubt, wenn da nicht das Classics, ein 90er-Jahre-Rennen, im Raum stünde, das alle Figuren die Ärmel hochkrempeln und sich vereinen lässt, um Berties Werkstatt zu retten.
Michael Kessler fand ich in diesem Film ganz furchtbar und das liegt mitnichten an ihm. Klausi wirkt die ganze Zeit über wie ein geistig abwesender Vollidiot, der nichts als abgedroschene Manta-Witze brabbelt und (erneut) in Schuhe pinkelt. Mehr wird aud der Figur gar nicht mehr heraus geholt, wohingegen ich Tina Ruhland, obwohl man mit ihr eine erwachsene, reife Uschi erlebt, ebenso ungern gesehen habe, weil ein Großteil ihrer Zeilen wirkt, als würde sie die gerade zur Probe vom Teleprompter ablesen. Warum Uschi mit dem Manta, der erst ganz am Ende des Films eine Rolle spielt, überhaupt so lange hinter dem Berg hält, ist auch ein Mysterium, immerhin sieht sie ja, dass Bertie Hilfe braucht.
Uschi hat übrigens einen Mann namens Gunner geheiratet, den Moritz Bleibtreu spielt, dessen einzige Aufgabe daraus besteht, maulend, mürrend und befehligend am Tisch zu sitzen, wie ein Mafiaboss vor dem Herrn. Daniel will er vollständig kontrollieren, kann er mit seinem Stiefsohn doch nichts anfangen und so kommen wir zu Tim Oliver Schultz, der neben Til Schweiger den größten Part in Manta Manta -Zwoter Teil ableistet und schauspielerisch einiges auf die Beine stellt, von dem man gerne mehr sehen würde, denn seine Figur und sein Standpunkt als desorientierter Jugendlicher, der sich von der Freundin für offensichtlich falsche Liebe gängeln lässt, plötzlich zwischen zwei nicht gemochten Vätern steht und sich als Spielball ebendieser erkennt, kommt ihm einiges an Aufmerksamkeit zu, das sich aber, wie bereits erwähnt, irgendwie nicht organisch entfaltet, sondern plötzlich vor vollendete Tatsachen stellt, obwohl der Drehbuchkniff, Figuren im Zerwürfnis langsam zusammen zu führen, doch nun wirklich zu einem Grad bedienbar ist, den man zumindest feststellen kann.
Ansonsten gibt's da natürlich noch Schweiger selbst und du merkst sofort, dass es sich hier um seinen Film, sein Baby, seinen nächsten, erhofften Erfolg handelt, dessen Zeilen er jedoch bis in die teilweise Unverständlichkeit herunter nuschelt, weil er das wahrscheinlich immer noch für menschlich nachvollziehbares Schauspiel hält, obwohl es den Zuschauer in gewissen Abschnitten einfach ein wenig fertig macht. Bertie ist einfach clever, treudoof und nah am Wasser gebaut, kann aber auch mal zulangen, wenn's drum geht, jemanden zu beschützen, es ist einfach Til Schweiger in einer sehr maßgeschneiderten Rolle, die er sich mit dem eigenen Drehbuch vorgibt, das 6 weitere Autoren mit entwickelt haben.
Dieses Drehbuch sieht natürlich die typische Schweiger-Palette vor, um das hier als zweistündiges Familienvehikel funktionstüchtig zu machen, inklusive seiner Tochter Luna, deren Figur Mücke nicht immer grammatikalisch sinnhafte Zeilen zustande bringt. Ihr habt neben dem Drama die entlastenden Witze und in den, nun ja, gefühlvollen Szenen, die eben nur Tim Schultz ordentlich abdecken kann, weil sein Filmvater hier schnell an Grenzen stößt, beginnt die melancholische Lizenzmusik ordentlich zu dudeln. Visuell gibt's dann natürlich noch den altbekannten Glanzlook-Bildfilter kostenfrei obendrauf, wie ein gutes Duftbäumchen, was möchte man mehr? Oh ja. Seltsame, comichafte Soundeffekte.
Kommen die auch in den zwei Rennen vor, die für Manta Manta -Zwoter Teil auf die Beine gestellt wurden? Nein, weitesgehend nicht. Eines dieser Rennen wird von Tim Schultz gemeistert, das andere übernimmt Til Schweiger höchstselbst. Dem Regisseur geht jedoch das Gefühl für berauschende Geschwindigkeit ab, welches Wolfgang Büld seinerzeit noch beherrschte. Er hat sich aber für diverse Stuntsequenzen entschieden, bei denen ordentlich Blech verbogen wird. Da Manta Manta -Zwoter Teil natürlich kein riesiges Budget besaß, merkt man die Arbeit hinter diesen Momenten und so kommen sie mit einer erfrischend natürlichen Echtheit daher, welche durch nett gesetzte Aufnahmen Unterstützung finden. Was mich ehrlich überraschte, war der furiose Soundtrack im Showdown. Der war zwar komplett drüber, aber er kam überraschend und stand nicht in meinem Bingo.
Die Witze sind natürlich reine Geschmackssache und politisch total unkorrekt. Der Maßstab für Humor darf nicht im Jahr 2023 verortet sein. Wieder werden einige Randgruppen auf die Schippe genommen, doch hätten die betreffenden Schauspieler ein Problem damit, wären sie sicherlich nicht auf den Vertrag zu Manta Manta 2 eingegangen. Die Geschichte, wie Herr Winkler als Frau Winkler zu seiner wahren Bestimmung findet, fand ich ja fast schon knuffig. An einigen Stellen habe ich gut gelacht. Insgesamt spricht mich der Schweigersche Stil nämlich immer wieder an, obwohl ich so viel daran zu kritisieren habe.
Das liegt daran, dass wir, als ich, was sich mit 23 seltsam schreibt, Kind war oft zu seinen neuen Streichen ins Kino gegangen sind. In diese Zeit versetzt mich jede Schweiger-Marotte szenenweise schlagartig zurück, weswegen ich ihm für seine Werkstücke gar nicht so böse sein kann, wie andere Rezensenten. Denn unter diesem Gesichtspunkt habe ich Manta Manta -Zwoter Teil sehr genossen, für mich haben sich diese zwei Stunden wirklich exzellent weg geguckt, ich hatte mit dem Gesamtpaket als Filmabend kein Problem. Jeder, der diesen Bonus nicht hat, wird an diesem Werk jedoch zu knabbern haben. Aber vielleicht ist Schweigers nächster Filmtitel ja maßgebend für sein Schaffen als Filmemacher. Dabei handelt es sich nämlich um "Das Beste kommt noch".
5/10