Schöne Grüße aus dem hohen Norden liebe Filmfreunde*innen. Hatte ich eigentlich mal erwähnt, dass ich ein Faible für diese- Einsame Rächer- Filme habe? Ihr wisst schon, da werden irgendwo Menschen unterdrückt und dann kommt da aus dem Nichts ein Unbekannter und zeigt den Bösen Buben mal, wie man auf die Nase bekommt. Ich mag das total, denn wenigstens im Film gewinnen meistens die Guten. Von dieser Art gibt es natürlich Filme ohne Ende in den verschiedensten Formen. Heute möchte ich euch einen Western vorstellen, mit einer absoluten Ikone, der von vielen von uns sehr geschätzt wird. Willkommen, also zu Pale Rider- Der namenlose Reiter.
Pale Rider- Der namenslose Reiter (Originaltitel: Pale Rider) ist eine amerikanische Produktion aus dem Jahre 1985. Regisseur, Produzent und gleichzeitig auch noch Hauptdarsteller ist niemand geringeres als Clint Eastwood (Die Dollar- Trilogie, Dirty Harry, Gran Turino). Das Drehbuch stammt von Michael Butler und Dennis Shryack. Für die Musik zeigte sich Lennie Niehaus (Erbarmungslos, Absolute Power) verantwortlich und hinter der Kamera stand Bruce Surtees (Firefox, Flucht von Alcatraz). Pale Rider hat in Deutschland eine FSK- Freigabe ab 16 Jahren erhalten und die Laufzeit beträgt 113 Min.
Wir befinden uns in einer Zeit, in der das Gold schürfen die einzige große Hoffnung für viele Einwanderer und Amerikaner selbst war und sie alle unter Schwerstarbeit versuchten ein Stück vom Glück zu bekommen. Wir lernen eine kleine Gemeinschaft um den frommen Hull (Michael Moriarty/ American Monster, Broken Silence) und seine Verlobte Sarah Wheeler (Carrie Snodgress/ Murphys Gesetz, Schuld kennt kein vergessen) kennen und deren Tochter und Megan (Sydney Penny/ Bernadette- Das Wunder von Lourdes, All my Children). Hull und seine kleine Gruppe von Goldschürfern werden stark vom Bergbau- Industriellen Coy LaHood (Richard Dysart/ Das Ding aus einer anderen Welt, Der Falke und der Schneemann) und dessen Sohn Josh (Christopher Penn/ Karate Tiger 4, True Romance) unter Druck gesetzt. Denn die kleine Gruppe ist LaHood ein absoluter Dorn im Auge und ihm ist jedes Mittel recht, um diese Leute loszuwerden. So werden Hull und seine Leute regelmäßig überfallen oder verprügelt. Auch in der nahegelegenen Stadt zittert jeder vor den LaHoods. Als Hull mal wieder verprügelt wird, betet Megan für eine Erlösung und siehe da, am nächsten Tag erscheint ein unbekannter Reiter, ein Prediger (Clint Eastwood) so hat es den Anschein, auf einem Pferd aus der Ferne und das Blatt wendet sich…
„Ich schaute auf und sah ein fahles Pferd. Und der der darauf saß, hieß Tod. Und die Hölle folgte ihm nach.“ (Kapitel 6 der Offenbarungen in der Bibel)
Und ja, besser könnte man es wohl nicht beschreiben. Denn dieser Satz den Megan aus der Bibel liest, erwacht quasi zum Leben. Der Prediger gespielt von dem hervorragenden Clint Eastwood, ist eine Mischung aus Vernunft, Liebe, Hoffnung und Tod zugleich. Hilfsbereit, verständnisvoll, gesprächig und teils motivierend und Hoffnungen weckend für seine Schafe und im Gegenzug erbarmungslos, schweigend, präzise und tödlich zu seinen Gegnern. Clint Eastwood kommt hier voll auf seine Kosten und die Rolle des Predigers ist ihm wie auf den Leib geschnitten. Als Antagonisten haben wir Richard Dysart als LaHood, der ekelhaft, gierig, abgeklärter, arroganter und hinterhältiger kaum sein könnte. Dier Art und Weise wie er seine Figur spielt ist wirklich toll anzusehen und ich würde sogar behaupten, dass er an dieser Rolle einen großen Spaß hatte. Dazu gesellen sich seine fiesen Schergen, zum Teil gespielt von Christopher Penn, Richard Kiel, den viele von uns liebgewonnen haben als Beißer in den Bond- Filmen, der hier in den ganz wenigen Szenen, die er hat brilliert, da er gar nicht so böse zu sein scheint, wie sein Boss ihn gerne hätte oder aber auch John Lawrence Russell (Rio Bravo, Der Texaner) der hier die Rolle des Marshal Stockburn einnimmt und mit seinen Jungs eine fragwürdige Form der angeblichen Gesetzesvertretung ausübt. Was Stockburn und unseren Prediger angeht, die beiden haben eine ganz besondere Vergangenheit und Verbindung. Nicht unerwähnt lassen sollte ich auch Michael Moriarty der hier als leidensfähiger Goldschürfer Hull Barret viel Screentime bekommt und somit den wohl am stärksten ausgearbeiteten Charakter darstellt. Immer an das Gute glaubend, mit dem Herz am rechten Fleck, versucht er gleichzeitig treusorgender Partner und fürsorglicher Vater zu sein. Eine Rolle die er voll und ganz glaubhaft einnimmt. Carrie Snodgress spielt passend dazu die seine Partnerin und Sydney Penny darf als Megan auch gut auftrumpfen. In der Rolle der Megan, die mit ihrem Gebet quasi den Tod herbeibetet, hat sie ein paar schöne intensive Momente im Film.
Die Darsteller, so gut wie sie auch alle sind, sind nicht der einzige Pluspunkt in Pale Rider. Wer sich mit Clint Eastwood genauer auseinandergesetzt hat, der weiß, dass dieser Mann noch auf viel mehr Dinge achtet. In meinen Augen in diesem Fall passend, für den einen oder anderen vielleicht etwas sauer aufstoßend ist hier die nicht zu übersehende religiöse Komponente die Eastwood in seinen Western und auch bereits in vergangenen Filmen eingebaut hat. Achtet mal darauf, egal wie dreckig und körperlich schwer die vollzogene Arbeit des Predigers gewesen sein mag, sein weißer Kragen wird nie dreckig. Auch erhält seine Person keinen Namen, sondern erscheint in der reinen Form eines Predigers. Oder aber auch, was mir selbst erst später aufgefallen ist, achtet mal auf die Wunden, die der Prediger am Rücken besitzt und vergleicht diese später mal mit den Einschusslöchern bei Stockburn. Und damit nicht genug, euch wird sicher noch einiges mehr auffallen. Wie gesagt, in meinen Augen aber passend und nicht mit der groben Kelle aufgetragen. Weiterhin besitzt Pale Rider eine starke melancholische Komponente, wundervolle Naturaufnahmen und was vielleicht auch mal wichtig zu erwähnen ist, eine sehr starke realitätsnahe Inszenierung. Dazu macht dieser Western etwas, wo er sich als erster Western überhaupt dieses Privileg auf die Karte schreiben darf, er setzt sich mit dem Thema Umweltschutz auseinander. Denn auch der Einfluss durch den Gesteins- Abbau in der Natur macht sich dieser Film in kurzen Momenten zu nutzen. Eastwood berichtete später sogar einmal in einem Interview, dass es ihm ein Anliegen war, diesen Teil mit in seinem Film einzubauen.
Positiv hervorheben möchte ich hier auch noch das Setting. Gedreht wurde unter anderem im Sun Valley, Idaho, im Railtown 1897 State Historic Park, sowie im Columbia State Historic Park. Allesamt wunderschöne Naturlandschaften, die dem Film ein einzigartiges Bild liefern. Wenn z.B. der Prediger auf seinem Schimmel, am Ende der Straße sitzt, im Hintergrund die Berge, unter ihnen die Wälder und an den Seiten die Bauten der kleinen Stadt zu sehen sind, zeugt das hier schon von einem Gespür für intensive Aufnahmen, die der Kameramann Bruce Surtees eingefangen hat. Insgesamt sieht das hier alles nach purer, rauer Natur aus, die Kleidung ist entsprechend abgewetzt und dreckig, hier wird sich noch richtig in den Dreck oder ins Wasser geworfen oder man spürt förmlich die Kälte der Täler selbst am Leib. Ein hervorragend. So muss das sein. Surtees weiß uns sowieso mit seinen Aufnahmen zu begeistern, egal ob es die frontale Nahaufnahme oder sie weitgezogene Landschaftsaufnahme ist, alles fügt sich ineinander und der Überblick für den Zuschauer ist immer vorhanden. Was die Musik angeht, so finde ich sie äußerst passend, weil sie einem fast nicht auffällt und bitte nicht falsch verstehen, sie ist definitiv vorhanden, fügt sich aber so gut und szenentechnisch passend ein, dass man sie teils fast nicht wahrnimmt. Von der technischen Seite kann ich dem Film, für meine Augen und Sehverhältnisse nichts ankreiden.
Das Budget von Pale Rider betrug im Übrigen gut 6,9 Mio. Dollar und was Eastwood damit umsetzen konnte, da sollten sich so einige Filmemacher mal etwas abschauen, um ihre eigene Arbeit zu verbessern. Einige von euch fragen sich vielleicht auch schon ob vielleicht ein Vergleich mit George Stevens “Shane“ berechtigt ist und ja, Pale Rider wird gerne als inoffizielles Remake zu diesem gesehen. Jedoch beide Filme miteinander zu vergleichen, naja, es gibt schon diverse Unterschiede, davon ab, sind beides großartige Western. Ein paar kleine Anekdoten möchte ich auch gerne noch zum Besten geben. So geht das Gerücht um, dass das Pferd, was man Richard Kiel ursprünglich zugeteilt hat, wohl unter ihm zusammengebrochen ist. Später bekam er also ein weitaus stärkeres Pferd. Michael Butler und Dennis Shryack wurden mit dem Spur Award für das beste Drehbuch von der Western Writers of America ausgezeichnet. Sydney Penny gewann den Young Artist Award als beste Nachwuchsschauspielerin in einem Kinofilm.
Was bleibt mir noch zu sagen? Gibt es überhaupt etwas Negatives zu Pale Rider zu sagen? Ja gibt es schon, ich könnte jetzt ein paar belanglose Dinge aufzählen, wie das man trotz aller Vorsicht, es nicht geschafft hat auf Kleinigkeiten wie rechtzeitiges Nachladen, also Patronenwechsel zu achten oder dass es doch mal passiert, dass in einem Bild die Sonne scheint und in der nächsten Aufnahme der gleichen Szene ist es bewölkt. Ja, das könnte ich tun, wer aber so anfängt, sollte das Filme anschauen lieber gleich aufgeben. Ansonsten ist Pale Rider für mich ein wunderbarer, melancholischer, leicht religiöser, spannender und gut unterhaltsamer Spätwestern, den ich jeden von euch, der Western mag oder diesen eben noch nicht gesehen hat, gerne ans Herz legen möchte. Hier kann man nicht viel verkehrt machen. Daher bekommt Pale Rider auch eine wohlverdiente 8/10, mit Tendenz nach oben. Denkt immer daran, es ist nur meine Sicht der Dinge. Habt viel Spaß und gute Unterhaltung mit diesem Film.
8/10