Binary Domain
Herstellungsland: | Japan (2012) |
Standard-Freigabe: | USK 16 |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,00 (3 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
In Binary Domain bist du Mitglied einer internationalen Friedenstruppe in einem von Robotern überrannten Tokio des Jahres 2080. Stelle dich den Unscharen von Robotern in den Weg und kämpfe für die Freiheit der Menschen. Doch du stellst dir mit der Zeit eine verstörende Frage: werden wir Menschen den Robotern ähnlicher, oder die Roboter uns Menschen? (Xbox-Cover)
Die Wahrheit gleich heraus:
Hätte „Binary Domain“ (= BD) als Vollversion meiner Abo-Zeitschrift „PC Games“ beigelegen, ich hätte es mir kaum auf anderem Wege geholt, geschweige denn es unbedingt gekauft. Nun ist es ja nicht so dass ich an Third-Person-Deckungsshootern Null Gefallen empfinde, schließlich vermochten mich u.a. das jüngste „Tomb Raider“ und „Spec Ops – The Line“ durchaus zu überzeugen, und die Story von BD muss – auch wenn diese nicht wenig von seinen geistigen Vorbildern „Blade Runner„ oder „Ghost in the Shell“ abkupfert – nicht automatisch die Schlechteste sein. Doch mit abwechslungsarmer Daueraction und Asia-Trash in rauen Mengen tu ich mich dann doch recht schwer. Wohl auch darum wird mir dieser Titel aus dem Hause Yakuza Studios/Sega nicht lange im Spielergedächtnis haften bleiben.
Die Geschichte:
Man begleitet eine zwei-köpfige Spezialtruppe bei ihrer Mission, das Tokyo des Jahres 2080 von schießwütigen Roboter-Massen zu säubern. Nicht, weil diese verrückt spielen oder sich gegen ihre Erbauer auflehnen. Im Gegenteil, der Amada-Konzern hat ein internationales Gesetz verstoßen und trotz Verbots Androiden mit menschenähnlichem Aussehen samt Emotionen und Bewusstsein im Umlauf gebracht, ohne dass die Politiker oder gar die betroffenen Cyborgs es selbst bemerkt haben. Und der besagte Konzern ist nicht gewillt, an seinem Vorhaben was zu ändern. Genfer Konvention zum Schutz der Menschenrechte ? Pah, drauf gesch*** ! Also sollen unsere "Spezialisten" dem Ganzen ein Ende setzen. Und ab geht die Action.
Wie ich schon sagte, ist die Grundidee der Handlung gar nicht mal so schlecht. Sie wirft einige sehr interessante und moralisch überdenkenswerte Fragen auf:
Was unterscheidet echtes Leben von Künstlichem ? Ist ein Roboter mit einem Bewusstsein weniger lebenswert als ein Mensch aus Fleisch und Blut ? Ist das Ausschalten solcher Androiden nicht auch ein Verbrechen, wenn nicht gar Mord ?
So intelligent und tiefschürfend der Plot-Kern von BD auch anfangs erscheint, mehr als die Oberfläche dieser seit Asimov populär gewordenen Sci-Fi-Vision wird nicht angekratzt, was leider an der arg schmerzhaften Stereotypiserung der Hauptfiguren und viel Kitsch während der Zwischensequenzen liegt. Alles sympathische Gestalten zwar, dennoch nerven sie recht schnell. Unsere Helden Dan Marshall und Roy „Big Bo“ Boateng sind grobschlächtige US-Pappnasen von Muckibuden-Format, die sich im Laufe des Spiel mit weiteren Elite-Soldaten aus aller Welt zusammenraufen müssen, um gegen die Roboter-Gefahr zu bestehen. Darunter zwei britische Snobs, eine wohlgeformte Asiatin mit Model-Qualitäten und ein Kampfdroid mit französischem Akzent (!).
Sorry, aber da war die Klischee-Tonne bei mir schon bis zum Rand voll. Bei derlei Plattheiten konnte mich die Story nicht langanhaltend fesseln. Einzig die naive Hoffnung auf unerwartete Wendungen und Überraschungen hielt mich bis zum Abspann, mein Durchhaltevermögen wurde dennoch nicht belohnt. Schon deswegen ist es mir heute noch schade um die hierfür investierten 10 - 12 Spielstunden. Ach, was solls, schließlich habe ich nichts dafür bezahlt, oder ?! ;)
Auch spielerisch ragt BD nicht aus der Genre-Masse heraus. Gewohnter Gameplay-Standard, der außer einigen ganz netten Boss-Kämpfen keinerlei Highlights bietet. Das Deckungssystem funktioniert immerhin, das Kommandieren der Mitkämpfer mal mehr, mal weniger gut, auch wenn letzteres nicht wirklich spielentscheidend ist. Man ruft seine Kumpanen im Grunde nur dann zur Hilfe, damit diese einem ne Health-Spritze zwischen die Rippen hämmern, wenn man selbst schon am Boden liegt. Das kann angesichts der Roboter-Armeen Marke „Masse statt Klasse“ öfters vorkommen.
Und dann wäre da noch das eingebaute Dialog-System, welches seitens der Entwickler/ des Publishers so schwärmerisch geworben wurde. Dieses „Feature“ ist an purem Schwachsinn nicht zu überbieten, denn zu mehr als einsilbigen, nicht vertonten Antworten mag oder will unser Protagonist nicht auf Fragen seiner Team-Kameraden reagieren, was letztendlich seltsame wie dämliche Dialoge herbeiführt. Ob dies (wie auch das Kommandieren) per Head-Set spaßiger wird, kann ich nicht beurteilen, es kam mir so idiotisch vor, dass ich es erst gar nicht versucht habe.
Zu seinem Glück ist die Spiel-Grafik von BD nicht ganz so katastrophal. Figuren-Bewegungen, Treffer-Feedback, Charakter-Mimik, die Darstellung mechanischer Objekte – alles ganz passabel. Die allgegenwärtige Detail-Armut, verwaschenen Texturen und die überzeichnete Weichheit des Bildes wie aus PS2-Zeiten sollten trotzdem nicht verschwiegen werden. Ein einfacher 1:1-Port von Konsole zum PC, ohne auch nur die kleinste technische Aufwertung. Zum Trost: Selbst deutlich in die Jahre gekommene Hardware dürften ein durchgehend flüssiges Ergebnis liefern.
Die Synchro macht trotz manch hörbarer Übertreibung einzelner Sprecher einen soliden Eindruck, während die Soundeffekte laut, aber recht undifferenziert rüberkommen. Die Musik reisst überhaupt nicht mit und wiederholt sich für meinen Geschmack zu oft.
Fazit:
Das Gameplay von BD bietet gewohnte Shooter-Hausmannskost, schon mal daran kann es nicht total scheitern. Es ist vielmehr der Plot, der mir Zahnschmerzen bereitet. Die Grundidee klingt gut, doch der arg überzogene Inszenierungsstil made in Fernost will nicht so recht schmecken. Darum fällt es mir richtig schwer, mich richtig ins Spiel „fallen zu lassen“. Aus reiner Freundlichkeit und des Bemühens der Entwickler wegen gönne ich dem Spiel noch mittelprächtige 5 Punkte, eine Kaufempfehlung meinerseits gibt es aber nicht.
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