96 Hours - Taken 2
Originaltitel: Taken 2
Herstellungsland: | Frankreich (2012) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Action, Krimi, Thriller |
Alternativtitel: | Taken 2: The Payback |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,23 (58 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Eineinhalb Jahre ist es her, dass der pensionierte CIA-Agent Bryan Mills (Liam Neeson) seine Tochter Kim (Maggie Grace) aus den Fängen brutaler albanischer Mädchenhändler gerettet hat. Inzwischen lebt er zurückgezogen als Leibwächter eines Scheichs in Istanbul. Als ihn seine Frau Lenore (Famke Janssen) und Kim in der Weltmetropole besuchen, wird das Familienidyll erneut schlagartig zerstört: Mills und Lenore werden gekidnappt. Der Vater eines damals von Mills ermordeten Albaners sinnt auf Rache. Doch er hat sich mit dem falschen Gegner angelegt. Mit Hilfe seiner ganz besonderen Fähigkeiten setzt Mills alles daran, sich und seine Frau aus der Gewalt ihrer Peiniger zu befreien. Dabei ist er dieses Mal auch auf die Hilfe einer ganz bestimmten Person angewiesen – Kim, die nun in die Fußstapfen ihres Vaters treten muss... (20th Century Fox)
Vermerk: Dieser Review bezieht sich nur auf den unzensierten Extended Cut, nicht auf die harmlosere Kinofassung.
Liam Neeson ist ein durchaus gefragter Schauspieler, oft spielte er in diesem Jahrtausend aber nur noch in kleineren Filmen mit oder falls er sich doch mal in einen großen Blockbuster verirrte (z.B. "Batman Begins"), dann musste er sich mit einer Nebenrolle begnügen. Bis Anfang 2009. "96 Hours" oder im Original schlicht "Taken" war sowas wie sein großes Comeback, obwohl es nur ein vergleichsweise kleiner Film war mit einem Budget von 25.000.000$. Liam Neesons Rolle des Bryan Mills in dem schnörkellosen Thriller war erfrischend anders in der Masse der vielen wirren, langweiligen, handwerklich schlechten oder einfach nur mit Computereffekten überfrachteten Actionfilmen jener Zeit heraus gestochen (Grober Unfug wie "Hancock" sollte mir damals ganz besonders unangenehm in Erinnerung bleiben). Keine Witze, keine Skrupel, kein Erbarmen. Merkmale eines Filmhelden wie man sie zuletzt wahrscheinlich in einem alten Charles Bronson Reißer gesehen hatte. Das gefiel nicht nur den Actionfans, sondern auch den Kinozuschauern und alsbald entschloss man sich, doch einen Nachfolger zu drehen. Regie führte diesmal, zum Schreck vieler Cineasten, Megatron... ähm, Megaton. Olivier Megaton.
In "96 Hours" musste Bryan Mills seine Tochter aus den Fängen brutaler Menschenhändler in Paris retten. Diesmal ist es irgendwie umgedreht. Zwar sind es keine Menschenhändler mehr, aber Bryan Mills wird dennoch gefangen genommen und nun muss seine Tochter ihn retten. Ob es gelingt?
Diese angesprochene Rettungsaktion hat dann einige der wohl haarsträubendsten Szenen der Filmgeschichte zu bieten. Zunächst erzählt Bryan (erneut Liam Neeson) am Handy, umringt von Gegnern die durchaus seiner Sprache mächtig erscheinen, seiner Tochter Kim (erneut Maggie Grace) wie und wo sie sich verstecken soll. Die Kidnapper finden sie trotzdem nicht. Später, nun zumindest nicht mehr von Gegnern umzingelt, lässt der Super-Daddy seine Tochter eine Granate (!) aus dem Fenster (!!) eines Hotels im Zentrum von Istanbul (!!!) werfen, um zu erfahren, wo man nach dem geheimen Versteck der Schurken suchen muss. Kim soll dann, auf Anweisung ihres Vaters am anderen Ende der Leitung, unauffällig zum Ort der Geiselnahme kommen. Dabei klaut sie zunächst einer Angestellten des Hotels die Kleidung, um dann den Taxifahrer, der sie inmitten einer Menschentraube auf einem Marktplatz vor einer Moschée aussetzte, nicht zu bezahlen und schließlich sich einen Weg über die Dächer Instanbuls zu bahnen. Ab und an muss sie dabei wieder zur Granate greifen. Wenn das unauffällig sein soll, dann frage ich mich, was die Allgemeinheit gegen einen Elefanten im Porzellanladen hat. War das Original erfrischend bodenständig in seinen Actionszenen, wenn auch dennoch nicht unbedingt logisch, so sind solche Szenen im Nachfolger wie das Salz in der Suppe. Das Salz zu viel.
Actionfans müssen sich auch vergleichsweise lange gedulden, denn zunächst nimmt die Geschichte Schwung auf und lässt dabei vor allem reichlich Familienidylle einkehren bei Bryan Mills, während parallel eine grimmige Gruppe albanischer Gangster sich ihren Weg bahnt, ihn aus eben jener heilen Welt heraus zu reißen. Die Inszenierung ist aber nicht langweilig geraten und Olivier Megaton hat ein Gespür für kleine, interessante Details sowie schöne Panoramen. Die Dialoge sind zweckmäßig, aber wirklich viel Neues erfährt man über die Figuren im Vergleich zum Erstling nicht. Die Darsteller spielen nicht weltbewegend, aber solide.
Solide ist auch das Wort, dass die Inszenierung der permanenten Action im weiteren Filmverlauf treffend beschreibt. Qualitativ schwank es von Szene zu Szene, aber einige Highlights sind durchaus zu bestauen, beispielsweise eine lange Verfolgungsjagd durch die engen Straßen Istanbuls. Was die Härte der Aktionen betrifft ist "96 Hours - Taken 2" zwar nicht mehr so eiskalt wie sein Vorgänger, aber Bryan Mills und seine Gegner gehen immer noch ausgesprochen rabiat zur Sache oder drohen sich die schlimmsten erdenklichen Qualen an. Der ideologische Unterton ist, bezogen auf Selbstjustiz und Rollenbild Albaniens und Istanbuls, erneut fragwürdig. Ein Film für die ganze Familie ist "96 Hours - Taken 2" daher beileibe nicht.
Kenner von "Hangover" und dessen Nachfolger wissen, dass es keine gute Idee ist das gleiche Rezept zwei mal aufzukochen. Das schmeckt schlicht und ergreifend fad. "96 Hours - Taken 2" lässt seine Protagonisten wieder auf Kidnapper-Jagd gehen, diesmal zwar etwas anders, aber der Film läuft nach ähnlichem Schema ab. Das lässt den 2. Teil der Reihe wie einen uninspirierten Nachklapp wirken, ohne die Kraft aus dem Schatten des Erstlings herauszutreten. Dabei bietet "96 Hours - Taken 2" durchaus kurzweilige anderthalb Stunden spannungsgeladenen Thrills. Leider fehlt es dem Drehbuch an Cleverness und Esprit. Olivier Megaton und Luc Besson können so qualitativ nicht an den sehr guten ersten Teil anknüpfen. Für den bereits erwartbaren dritten Teil muss ein neuer Geistesblitz her, damit auch die Reihe wieder ein glanzvolles Comeback feiern kann. Schlussendlich vergebe ich an "96 Hours - Taken 2" 6 von 10 Punkten. Einfältiges, aber unterhaltsames Sequel zum Überraschungshit von 2009.
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