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Der Wind und der Löwe

Originaltitel: The Wind and the Lion

Herstellungsland:USA (1975)
Standard-Freigabe:FSK 12
Genre:Abenteuer, Drama
Bewertung unserer Besucher:
Note: 8,89 (9 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Die actionreiche, wahre Geschichte aus der Zeit um die Jahrhundertwende erzählt von einem heroischen arabischen Scheich(S. Connery), der eine schöne amerikanische Witwe (C. Bergen) und ihre Kinder entführt. Der Zwischenfall löst einen Nervenkrieg zwischen zwei Ländern aus, als Präsident Teddy Roosevelt (B. Keith) und sein gewiefter Staatssekretär John Hay (J. Huston) auf ein gewagtes globales Schachspiel mit Tanger einlassen. (Columbia Pictures)

eine kritik von tom cody:
Vorab eine kurze Frage: Wie umschreibt man mit einfachen Worten "großes, dramatisches, brillantes, fantastisches, mit Action voll gepacktes Abenteuer-Epos"? Ganz einfach:

"DER WIND UND DER LÖWE"

Mit "DER WIND UND DER LÖWE" entstand 1975 für lange Zeit eines der wahrscheinlich letzten, großen Abenteuer-Epen klassischen Zuschnitts in Hollywood, zumindest bis "Gladiator" ein Revival derartiger Filme auslöste. Mitte der 70er war allerdings eher noch das "New Hollywood" - Kino auf dem Vormarsch, bis sich dann George Lucas zwei Jahre später in eine weit, weit entfernte Galaxie aufmachte und Steven Spielberg einen großen, hungrigen Fisch auf die Menschheit losließ, was die Prioritäten dann auch wieder ein wenig verlagerte. Regie bei diesem Film hatte der oft geschmähte Regisseur John Milius, der mit diesem Werk seinem Hauptdarsteller Sean Connery eine der besten Rollen aus dessen "Nach-Bond-Ära" verpasste. Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten, wobei man den Film allerdings nicht allzu genau auf historische Genauigkeit abklopfen sollte.

zur STORY :
Marokko 1904. Die wohlhabende amerikanische Witwe Eden Pedecaris (Candice Bergen) wird mit ihren zwei Kindern aus ihrem Haus in Tanger entführt. Übeltäter ist Mulai Achmed el Raisuli (Sean Connery), einer der letzten, freien Berberfürsten. Sein Ziel ist zunächst das Erpressen eines hohen Lösegeldes, gleichzeitig möchte er dem Sultan von Marokko, der viele auslänische Mächte ins Land holt, dessen Grenzen aufzeigen. In Amerika befindet sich Präsident Theodore "Teddy" Roosevelt (Brian Keith)gerade im Wahlkampf und ist über diesen "barbarischen Akt" zunächst mehr als empört. Kurz entschlossen entsendet er die amerikanische Flotte nach Tanger. Während sich zwischen Eden Pedecaris und Raisuli langsam ein gegenseitiger Respekt entwickelt, steigen die internationalen Spannungen, da die Großmächte (insbesondere das deutsche Kaiserreich, die USA und Frankreich) gerade dabei sind, Marokko unter sich aufzuteilen. Um den zögerlichen Sultan und auch den Pascha (der die wahre Macht im Land hat) zum Einlenken zu bewegen, schrecken die Amerikaner auch nicht davor zurück, mit gelandeten Marines unter dem Kommando des forschen Captain Jerome (Steve Kanaly), den Palast des Paschas zu stürmen. Während all diese Entwicklungen auf ein wahrhaft atemberaubendes Finale (mit einer wirklich superben Schlachtszene) zusteuern, bei dem sich wieder mal die Deutschen als die größten Spielverderber erweisen, erkennen sowohl Raisuli als auch Roosevelt, daß es sich beim Gegner um einen Ehrenmann handelt und sie beide sich gar nicht so unähnlich sind, wie sie zunächst glaubten...

Zum FILM
Zunächst ein paar Worte zu Regisseur John Milius. Leider wird er oft auf seine, zugegebenermaßen, sehr konservative Weltsicht reduziert, wobei hauptsächlich Filme wie "CONAN", "FLUG DURCH DIE HÖLLE" und natürlich "DIE ROTE FLUT" bzw. das Konsolenspiel "HOMEFRONT" Angriffsmaterial bieten. Viele vergessen aber, daß er als Autor z.B. auch "APOCALYPSE NOW" mitgeschrieben hat und für Dirty Harry`s berühmte "Do you feel lucky, punk?" -Rede ebenso verantwortlich ist , wie für Robert Shaw`s "USS Indianapolis"- Geschichte in "DER WEIßE HAI". Als Regisseur drehte er u.a. den tollen Gangsterfilm "DILLINGER" und die bittersüße Coming-of-Age/Surfer-Story "TAG DER ENTSCHEIDUNG" (sicherlich sein persönlichster Film).
Teilweise kommt natürlich auch in "DER WIND UND DER LÖWE" Milius` konservative Weltsicht zum Vorschein, wenn die Kanonenboot-Politik der Amerikaner nicht wirklich kritisch hinterfragt wird. Ein Schelm, der Böses dabei denkt wenn gezeigt wird, wie die Marines mit aufgepflanztem Bajonett im synchronen Laufschritt durch die engen Straßen Tanger`s stürmen, "Stars-And-Stripes" Flagge vorneweg und sich ängstliche Straßenköter und eingeschüchterte Araber in Hauseingänge drücken. Man fühlt sich ein wenig dazu ermuntert, triumphierend die Faust in die Luft zu recken.
Zunächst aber ist "DER WIND UND DER LÖWE" ein großes, sehr aufwendig gestaltetes Abenteuer-Epos mit hervorragend choreographierten Action-Szenen. Egal ob Raisuli im Alleingang Eden Pedecaris aus den Händen durchtriebener Sklavenhändler befreit oder die vereinigten Berberstämme gegen ein deutsches, mit Kanonen und Maschinengewehren befestigtes Fort anreiten (wobei zusätzlich auch noch eine Handvoll Marines mitmischt). Besser kann man Action eigentlich nicht inszenieren.
Doch auch in seinen ruhigeren Szenen überzeugt Milius` Streifen. Überhaupt durchzieht eine gewisse, leise Melancholie den ganzen Film. Letztlich schildert "DER WIND UND DER LÖWE" das Aufeinanderprallen zweier Welten und unterschiedlichster Lebenseinstellungen. Auf der einen Seite die Berber der Wüste, mit ihren archaischen (Kampf-)Ritualen und Regeln, auf der anderen Seite die amerikanische Supermacht mit ihrer hochmodernen Kriegsmaschinerie. Auch Raisuli dämmert es langsam, daß die Welt, wie er sie kennt, langsam aber sicher dem Untergang geweiht ist. Interessant hierbei ist, daß sowohl Raisuli als auch Roosevelt als durchaus ähnliche Charaktere gezeichnet werden. Beide sind durch und durch Ehrenmänner, die sich aber auch unüberlegt in ein (politisches) Abenteuer stürzen, dessen Tragweite keiner von ihnen abschätzen kann. Milius´ Ansichten vom "ehrenvollen " Gegner reichen sogar bis zum deutschen Oberst, der in der finalen Schlacht einen unbewaffneten Raisuli nicht einfach über den Haufen schießt, sondern seinen Degen zückt und wartet, bis der Kontrahent sich wieder mit seinem Schwert bewaffnet hat.
Einen Großteil seiner Wirkung verdankt "DER WIND UND DER LÖWE" aber auch seiner fantastischen Besetzung. Allen voran natürlich Sean Connery, der hier eine der besten Leistungen seiner gesamten Karriere zeigt (In dem selben Jahr übrigens , in dem er auch die herausragenden Filme "ROBIN & MARIAN" und "DER MANN DER KÖNIG SEIN WOLLTE" drehte). Aber auch Candice Bergen ("700 MEILEN WESTWÄRSTS", "DAS WIEGENLIED VOM TOTSCHLAG") braucht sich nicht hinter Connery zu verstecken. Die Streitereien und gepfefferten Dialoge zwischen der selbstbewussten, "modernen" Eden und dem stolzen Berber Raisuli (der nur zu oft verblüfft ist, daß eine FRAU es wagt, ihm die Stirn zu bieten) sind echte Highlights. Die oft auch humorvollen Schlagabtausche erinnern zeitweilig an die gute, alte Screwball-Komödie und insbesondere an die Kombination Katherine Hepburn & Spencer Tracy. Allein schon die verschiedenen Arten wie Connery Raisuli`s Standardsatz "Mrs. Pedecaris...Sie bereiten mir GROßE Schwierigkeiten!" anbringt, sind extrem amüsant. Mal verblüfft, mal verärgert oder resigniert oder auch ironisch. Einfach perfekt. Ein starker Connery braucht natürlich auch einen passenden Gegenpart, und hier erweist sich Brian Keith als Idealbesetzung. Das kumpelhafte von "Teddy" Roosevelt meistert er genauso wie dessen unbedachte Forschheit oder stille Melancholie in einsamen Momenten.
Zu guter Letzt darf auch der fantastische Score des berümten Komponisten Jerry Goldsmith nicht unerwähnt bleiben. Die teils mitreißende, heroische und teils ruhige, nachdenkliche Filmmusik zieht einen von der ersten Minute in den Bann und hätte es verdient, sich zu den vielen anderen Oscar-Nominierungen Goldsmith`s dazugesellen zu dürfen.

FAZIT:
In Ermangelung weiterer Superlative für dieses Epos, behaupte ich einfach mal, "DER WIND UND DER LÖWE" ist mindestens einer der 5 besten Abenteuerfilme aller Zeiten (und das schließt Spielberg`s Helden mit Fedora-Hut und Bullenpeitsche mit ein!)
Absolute Höchstwertung 10 /10 Punkte
10/10
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