The Way of the Gun
Herstellungsland: | USA (2000) |
Standard-Freigabe: | FSK keine Jugendfreigabe |
Genre: | Action, Thriller |
Alternativtitel: | Desperaci |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,79 (19 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Nein, gewöhnliche Hollywood-Schurken sind Parker und Longbaugh nicht. Sie suchen nicht nach Entschuldigungen. Sie bitten nicht um Verzeihung. Ihre Geschichte verläuft ohne Kompromisse, brutal und schlicht. Sie kennen nur einen Weg: "The Way of the Gun". Für diese beiden modernen Desperados bedeutet Verbrechen einfach Überleben um jeden Preis... Parker und Longbaugh, langjährige "Partners in Crime", hoffen eigentlich auf leichte Beute, als sie Robin entführen, eine junge Frau, die das Kind eines reichen Paars aus dem Südwesten austrägt. Aber die Entführung erweist sich als weitaus komplizierter und gefährlicher als alle früheren Verbrechen. Es kommt zu Spannungen zwischen Parker und Longbaugh - einem rücksichtslosen, entschiedenen Mann, der weiß, dass Parkers Emotionalität sie in der hochexplosiven Situation, in der sie sich befinden, in große Schwierigkeiten bringen kann. Als der Moment der Lösegeldübergabe näherrückt, bei der sich die beiden Verbrecher gegen bis an die Zähne bewaffnete Gegenspieler zur Wehr setzen müssen, heizt dieser Konflikt die Spannung zusätzlich an... (Highlight Film)
"THE WAY OF THE GUN" ist ein ziemlich düsteres, etwas sperriges Gangster-Melodram (Ich scheue in diesem Fall vor dem Begriff "Actionfilm" zurück), das allerdings extrem gespaltene Reaktionen hervorruft. Schaut man sich die "10-Punkte" Reviews in der OFDB an, so dominiert bei der Bewertung der untere Bereich der Skala, hier bei "Schnittberichte" hingegen, ist die Bewertung AB 5 Punkte aufwärts hervorstechender. Allerdings bezeichnet z.B. auch der Autor des Schnittberichtes zur "16er- Fassung" den Film als "actionarm" und "langweilig". Die Ansichten gehen also weit auseinander. Doch worum geht es eigentlich genau?
Zur STORY: Zwei Kleingangster, von denen der Zuschauer nur die Tarnnamen "Mr. Parker" (Ryan Phillipe) und "Mr. Longbaugh" (Benicio del Toro) erfährt, schlagen sich mit kleinen Gaunereien durch. Wenn das Geld mal nicht reicht, muß halt `ne Blut oder Samenspende verkauft werden, um über die Runden zu kommen. Bei dieser Gelegenheit hören die beiden dann von einem Fall, der ihnen das ganz große Geld einbringen könnte. Der jungen "Robin" (Juliette Lewis) wurde von dem reichen Ehepaar Chidduk(Scott Wilson, Kristin Lehman) unter Zuhilfenahme eines bestechlichen Arztes, 1 Million Dollar gezahlt, um als Leihmutter zu fungieren. Damit der Hochschwangeren (und vor allem dem Baby) nichts passiert , wird die Frau permanent von Leibwächtern begleitet. Parker und Longbaugh entschließen sich spontan, die werdende Mutter zu entführen um ein Lösegeld zu erpressen. Die Aktion gelingt, wobei jedoch mehrere Leibwächter tot zurückbleiben. Der Plan hat allerdings einen entscheidenden Nachteil. Hale Chidduk hat Verbindungen zum organisierten Verbrechen. Selbst wenn er die 2-stellige Millionensumme aufbringen könnte oder wollte, wäre das Geld evntl. zu den ganz großen Bossen zurückverfolgbar, und somit würde Chidduk selbst auf der Abschußliste stehen. Also beauftragt er seinen "Problemlöser" "Joe Sarno" (James Caan), einem abgeklärten und desillusionierten Profi, sich um diesen Fall zu kümmern. Das "Wiederbeschaffen" des Kindes hat höchste Priorität, das Leben der Leihmutter hingegen ist entbehrlich. Zunächst setzt sich Sarno mit Longbaugh in Verbindung, und versucht ihm die Ausweglosigkeit der Situation zu verdeutlichen. Doch eine friedliche Einigung kommt nicht zustande. So läuft alles auf einen fulminanten Showdown in einem weitläufigen Bordell mitten in der Wüste Mexico`s hinaus. Hier treffen Parker und Longbaugh, Leibwächter und Sarno und seine Killertruppe in einem wahren Kugelhagel aufeinander. Doch auch Sarno verfolgt eigene Ziele...
Zum FILM: Regisseur des Films ist Christopher McQuarrie, der als Drehbuchautor bereits einen "Oscar" für "DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN" erhielt. Da seinem Regiedebüt "THE WAY OF THE GUN" kein allzu großer Erfolg beschieden war, dauerte es einige Zeit, bis er als Regisseur mit dem Film "JACK REACHER" einen Erfolg landen konnte. Die Zusammenarbeit mit Cruise funktionierte offenbar so gut, daß McQuarrie auch den nächsten "MISSION IMPOSSIBLE" Streifen inszenieren wird.Einige Kritiker bezeichnen den Film als "Möchtegern-Tarantino", doch dies finde ich ein wenig arg kurzsichtig. Der Streifen ist eine Mischung aus Gangsterfilm, Melodram, Actionfilm und Roadmovie.
Zunächst hätten wir in der Story (mal wieder) einige Western- Parallelen, beim Setting oder dem Showdown. Auch die Namen sprechen Bände - Robert Leroy PARKER und Harry Alonzo LONGABOUGH waren die richtigen Namen des berüchtigten Banditen-Duo`s "Butch Cassidy & The Sundance Kid". Wenn man es genau nimmt, eigentlich keine wirklich passenden Tarnnamen für Berufsverbrecher, wenn man denn das Schicksal unbedingt herausfordern möchte...
Insbesondere aber erinnert "THE WAY OF THE GUN" aber an einen Film der (übrigens auch von Tarantino favorisierten und gerne zitierten) 70er Jahre. Auch das ruhige Erzähltempo, die längeren Dialogszenen und der wenig hektische Schnittrhythmus verweisen auf die 70er. Das mehrdeutige Ende, welches den Zuschauer zwingt, sich seine eigenen Gedanken zu machen, ist eigentlich auch charakteristisch für Filme dieser Zeit. Insbesondere aber der Vergleich zu den Werken von Sam Peckinpah drängt sich hier auf. Ganz besonders bei der Story (Gangster, die ihren Weg bis zum bitteren Ende gehen), Setting (ein abgelegenes Bordell (!) in der mexikanischen Wüste (!)) und die Kameraarbeit sind eindeutige Hinweise auf Peckinpah. Die ungewöhnliche Filmmusik trägt ebenfalls viel zur Stimmung des Films bei.
Auch die Art und Weise, wie die beiden (nicht sonderlich sympathischen) Hauptfiguren eingeführt werden, wiederspricht jedem Klischee, wie man einen (Anti-) Helden zu präsentieren hat. Als Parker und Longbaugh auf einem Parkplatz vor einer Disco mit der stehenden Menge einen Streit beginnen, und Parker von einem ganz besonders vulgären und streitsüchtigen Mädel und ihrem Freund angegangen wird, ist SIE die erste, die von Parker ein paar Faustschläge ins Gesicht bekommt! Longbaugh tritt der Nächsten hart auf die Füße, wonach die ganze Menge sich über die beiden hermacht.
Das einzige was McQuarrie bewusst vermieden hat, ist eine Verfremdung der Gewaltszenen mit der z.B. für Peckinpah so typischen Zeitlupen-Montage. Dennoch bleibt der furiose Showdown eine der besten "Peckinpah"-ähnlichen Sequenzen seit langem. Hierbei kommt hinzu, daß McQuarrie`s Bruder ehemaliges Navy-SEAL Mitglied ist, und beide auf eine relativ hohe Detaillgenauigkeit bei den Schußwaffen und dem gekonnten Umgang mit ihnen geachtet haben. Etwas, dass die beiden auch in "JACK REACHER" wiederholt haben. Wobei es hier natürlich schon ein wenig unlogisch wirkt, wenn zwei Kleingangster plötzlich wie geschulte Profis wissen, wie man sich beispielsweise Deckung gibt oder einen Raum nach dem anderen gekonnt nach einem Gegner absucht.
Leider ist der Film nicht ohne Fehler. Zunächst ist er mit 114 Minuten schlichtweg zu lang. Die Story hätte problemlos für einen 90 Minuten- Film gereicht. So führen viele langwierige Dialogszenen über Moral, Loyalität, Verantwortung etc. dazu, daß der Film zwischendurch tatsächlich ziemlich zäh wirkt. Hätte man ca. 25 Minuten gestrafft, wäre es ein echter Knüller geworden. So könnte aber die (bis auf das Finale) nur recht sporadische Action schnell zu einem erlahmenden Zuschauerinteresse führen. Auch die mangelnde Ausarbeitung der Hauptcharaktere führt letztendlich dazu, daß man dem Film und den Personen die meiste Zeit relativ kühl gegenübersteht. Man erfährt im Grunde nichts über die Hauptpersonen, sie bleiben immer ein wenig schablonenhaft. Auch einige Details und Anspielungen (z.B. gewisse verwandtschaftliche Beziehungen bestimmter Figuren) sind so subtil inszeniert, daß sie einem beim ersten Sehen möglicherweise gar nicht auffallen.
Die Schauspieler sind größtenteils sehr gut besetzt. Ryan Phillipe und Benicio de Toro geben überzeugende Berufsverbrecher ab und Taye Diggs verkörpert treffend den überrumpelten Bodyguard, der auch weiterhin eigene Ziele verfolgt. Nur die etwas zum Overacting neigende Juliette Lewis nervt hier ein wenig als weinerliche "Robin". Großartig ist wie immer James Caan als abgeklärter Profi und "bagman" für die "unangenehmen Aufgaben", von denen die Bosse gar nicht genau wissen wollen, WIE sie ausgeführt werden.
Abschließend ein kurzes Wort zur deutschen Fassung. Wer irgendwie des englischen mächtig ist, sollte sich "THE WAY Of THE GUN" in der Originalsprache ansehen. Ryan Phillipe hat eine völlig besch... Synchronstimme, und auch das Genuschel von del Toro kommt nur im Original zur Geltung.
FAZIT: Ein recht gelungener Gangsterfilm, der sehr viel 70er Jahre-Atmosphäre und Peckinpah-Flair vorzuweisen hat. Unleugbar vorhandene Schwächen (der SEHR ruhige Erzählrhythmus z.B.) werden aber durch das hervorragend inszenierte Finale wieder aufgehoben. Für reine "Action-Aficionados" ist "WAY OF THE GUN" nicht unbedingt zu empfehlen. Für Fans des 70er Jahre - Films und ungewöhnlicher Gangsterstreifen und insbesondere für Peckinpah-Bewunderer durchaus mal einen Blick wert.
7/10 Punkte
(PS: Sorry wegen der vielen Abstände im Text, aber die lassen sich leider einfach nicht mehr heraus editieren!!)
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