Orozco the Embalmer
Originaltitel: Orozco el embalsamador
Herstellungsland: | Japan, Kolumbien (2000) |
Genre: | Dokumentation |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,67 (9 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Der Regisseur Tsurisaki Kiyotaka begleitet drei Jahre lang den kolumbianischen Einbalsamierer und Leichenpräparator Froilan Orozco bei seinem täglichen Handwerk. An einem der gefährlichsten und gewaltreichsten Orten der Welt, dem Stadtviertel "El Cartucho" in Bogotá, geht Orozco seit 40 Jahren seiner Berufung nach, die verstümmelten Leichen der zahl- und gesichtlosen Opfer von Krankheit und Verbrechen für ihren letzten Weg vorzubereiten, um ihnen irgendwie noch einen Hauch von Würde zu verleihen. Der professionelle Leichenfotograf Tsurisaki dokumentiert in seinem Film schonungslos und ungeschönt jegliches Detail dieser Arbeit und katapultiert den Zuschauer mit seiner Kamera in den zutiefst erschütternden Alltag des Mannes Orozco, der bei seiner Arbeit hoch routiniert ist. Jedoch verstirbt Froilan, nachdem er sich nach einer Operation im Krankenhaus, nicht schonend wieder zu früh an seine gewohnte, tägliche Arbeit machte, denn wer soll sonst seiner Ansicht nach, die vielen Toten versorgen...auch ein Einbalsamierer bleibt von Tod nicht verschont... ()
Die Dokumentation beginnt mit einer Kamerafahrt, wahrscheinlich aus einem fahrenden Auto heraus gefilmt, über etliche Straßen El Cartuchos. Man bekommt Eindrücke von der Gegend, in welcher Froilan, unser Leichenpräparator seinem täglichen Geschäft nachgeht. An mancher Stelle könnte man meinen, sich durch ausgebombte Straßenzügen des Zweiten Weltkrieges zu bewegen. Schäbige Fassaden, ärmlichst zusammengeflickte Hütten, ein paar alte, in Europa schon längst ausrangierte Autos am Straßenrand und überdurchschnittlich viele Menschen auf den Straßen, man bekommt sofort den Hauch der dortigen Armut zu spüren. Die Kamerafahrt endet mit verschiedenen Aufnahmen von Reklamen der hiesigen Bestatter. Auf ein Gebäude jedoch wird kurz besonders eingegangen, Froilan unser Leichenpräparator wartet am Gebäude, auf der anderen Straßenseite liegt ein Bettler schlafend im Straßendreck, ein großes Rolltor öffnet sich und Präparatoren kommen hinter dem sich öffnenden Tor zum Vorschein und auch Froilan streift sich einen Mundschutz und eine Kittelschürze über, es ist die Gerichtsmedizin der Stadt. Dann Aufnahmen von verschiedenen Leichen, im Kühlraum der Gerichtsmedizin. Des weiteren bekommt man einen, für kolumbianische Verhältnisse typischen, und alltäglichen Vorgeschmack auf die Szenerie eines Tatorts, irgend wo, auf irgend einer Straße El Cartuchos. Ein Mann wurde erstochen, und seine Leiche liegt mitten auf der Straße. Ein neugieriger Passant steht mit verschränkten Armen vor dem Toten und meint nur: „Er war Obstverkäufer!“. Tsurisaki mit der Kamera auf den Schultern fragt: „ War er das?“, der Mann nur: „Ja – Wenigstens wurde er nur erstochen. Dieser Stich ist der tödlichste!“ Tsurisaki erwidert fragend: „Waren sie in der Nähe?“, der Mann: „Sehr nah! So ein Pech, Kalter“ und lacht. Dann findet sich eine Frau mit etwa dreijährigem Kind an der Hand neugierig ein und schaut interessiert auf die Leiche des Ermordeten. Als das Kind aus Angst und vom Anblick der Leiche anfängt zu weinen, muss man der Frau erst noch sagen, dass sie mit ihrem Kind weiter gehen soll, gerade weil es aus Angst weint. Unbeeindruckt zieht die Frau weiter. Doch weiter zum Institut für Rechtsmedizin. Ein Leichenwagen fährt vor, zwei Bestatter steigen aus, und nun sieht man, dass die zuvor gezeigten Reklametafeln verschiedener Bestattungsinstitute, sich im direkten Umfeld der Gerichtsmedizin befinden, gerade mal gegenüber auf der anderen Straßenseite, vor denen wiederum Bettler verzweifelt versuchen, ein paar Pesos von vorbeifahrenden Autofahrern zu erbetteln, und dies nur mit mäßigen Erfolg. Froilan Orozco ist heute bei einem der hiesigen Bestatter tätig. Dort soll er die Sterblichen Überreste einer Frau für die letzte Reise präparieren. Die Räumlichkeit, in welcher Froilan seine Arbeit vollrichtet, hat etwa die Größe einer Kleingarage und mutet mehr einer Besenkammer an. Auf einem primitiven Obduktionstisch mit Wasserablauf, auf welchem zu Behandlungszwecken der Leichen aus Platzgründen alles abläuft, liegt sein Arbeitsauftrag aus der Gerichtsmedizin. Froilan hat gerade genug Platz um seine Arbeit am Obduktionstisch zu vollrichten, etwa zwei Türbreiten, wie wir sie nach europäischer Norm her kennen. Schäbige Regale, auf denen Utensilien für seiner Arbeit stehen, engen den Platz noch mehr ein. Froilan schärft an einem Wetzstein ein Messer, und macht sich an die Arbeit, indem er der Leiche, am Brustbein mittig anfangend, den Bauch bis kurz über dem Genital aufschneidet, sodass sofort das Gedärm herausquillt. Mit routinierten Schnitten trennt er die gesamten Eingeweide aus dem Körper der Frauenleiche und macht auf die Leber aufmerksam, indem er kurz mit seinem Messer in sie hinein sticht. Tsurisaki, welcher alles filmt fragt, ob die Eingeweide gebraucht oder weggeworfen werden, und bekommt zur Antwort, dass alles wieder zurückgesteckt wird. Mit glucksenden Geräuschen entfernt Froilan noch das recht große Herz der Leiche, und meint dazu, dass der Tod durch einen Herzinfarkt zustande kam. Wortwörtlich sagt er aber: „Er hatte einen Herzinfarkt“, dabei ist deutlich zu sehen, dass es sich aber um eine Frauenleiche handelt. Womöglich ein Übersetzungsfehler, aber vielleicht meinte er auch „den“ Kadaver. Dann dreht er die Leiche auf die Seite, und lässt das Blut und andere Körpersäfte aus dem ausgeweideten toten Körper laufen. Nach diesem Akt der körperlichen Entwässerung reinigt Froilan die Leiche mit einem Wasserschlauch von außen und von innen und meint, dass ungefähr fünf Liter Blut herauskamen, und dieses sich immer in den Gelenken ansammelt. Nach dem er die gesamten Innereien wieder in den ausgeweideten Körper zurückgelegt hatte, verbrüht er sie mit Formaldehyd und legt noch alte Lumpen darüber, um im Anschluss mit Nadel und Faden die Bauchdecke wieder zu verschließen. Ein kleinerer Lumpen für den Mundbereich und ein wenig Watte in die Nasenlöcher, und schon ist die Leiche für das Anziehen der letzten Kleidung fertig. Inzwischen bringt ein um die 18 oder 20 Jahre altes Mädchen einen kleinen Kindersarg vorbei. Froilan öffnet den Sarg und meint nur zu Tsurisaki: „Schau her, warum soll ich den kleinen Scheißer aufschneiden? Es ist Mitleiderregend“. Darauf das Mädchen: „Tust Du mir einen kleinen Gefallen?“, Froilan erwidert mit einem lächeln: „Warum nicht, Schlampe?“, das Mädchen: „Hm?“, Froilan: „Warum nicht, Schlampe?, das Mädchen: „Was?, darauf wiederum Froilan grinsend, während er das Baby auf die Frauenleiche legend und es aus seinem Totengewändchen entkleidet: „Ich meine, ja“, und hält lächelnd das tote und nackte Baby, ein Mädchen, kurz vor die Kamera. Nachdem er den kleinen Mund und die Nasenlöcher mit Watte ausgestopft, und das Baby wieder angezogen hat, legt er es wieder in den Kindersarg und macht sich ans Werk, die Frauenleiche anzukleiden. 50.000 Pesos, etwa 50 US Dollar bekommt Froilan pro präparierte Leiche, das einkleiden von menschlichen Überresten scheint ihm besonders Spaß zu machen, er hat da eine ganz eigene Technik, wie er am effizientesten die Leichen eingleitet, und als sein Kollege, kann ich nur bestätigen, dass das Einkleiden von Leichen nicht immer einfach ist, und dass jeder da so seine eigenen Techniken anwendet. Nach dem Froilan mit dem Einkleiden fertig ist und die Augen und die Gesichtszüge der toten Frau ins rechte Bild gerückt hat, meint er: „Dies ist eine Frau, die sich nie geschminkt hat. Warum soll ich sie jetzt anmalen wie ein Clown?“, dann wendet er sich zu ein paar rostigen Skalpellen zu und meint nur: „Die hier sind sehr rostig. Die hier sind für diejenigen, die nicht mal ein Skalpell haben (Er meint damit andere Bestatter oder Präparatoren, welche außer ihm in dem Kämmerchen ihre Arbeit vollrichten und dies mehr oder weniger mittellos tätigen). Die denken, dies seien richtige Instrumente“. Tsurisaki fragt: „Für die Chirurgie, oder wie?“, darauf Froilan: „Ja. Diese Schrott-Skalpelle sind für nichts gut, außer sich damit zu schneiden“. Während er noch schnell der Frauenleiche die Haare kämmt, meint er zu Tsurisaki: „Du bist der einzige hier, der diesen Job noch filmt“. Nach dieser Abhandlung werden nun Bilder aus dem alltäglichen Leben El Cartuchos dem Zuschauer näher gebracht, Bilder die auf das gefahrenreiche und tödliche Alltagsleben der Kolumbianer aufmerksam machen sollen, um verständlich zu machen, wie es zu all den täglichen Bildern des Todes kommt. Drogendealer werden auf der Straße des Stadtzentrums von der Polizei aufgegriffen und festgenommen. Drogen, ein Thema in Kolumbien, welches schon viele Opfer forderte, und dies nicht nur im Drogentod. Dann Bilder von einem Menschenauflauf auf einer Straße im Süden der Stadt (Straße kann man es eigentlich nicht bezeichnen, eher ein Ackerweg, wie wir es von unseren ländlichen Feldlandschaften her kennen), an einem Wellblechzaun im Graben liegt eine abgedeckte männliche Leiche. Andernorts wieder eine Menschentraube aus neugierigen Passanten und Anwohner um eine abgedeckten Leiche herum. Im Hintergrund spielen Kinder auf einem Spielplatz, andere Kinder hocken im Abstand von gerade mal zwei Metern zur Leiche am Straßenrand und schauen mit zu, wie die Polizei ihrer Arbeit nachgeht. Diese Leiche, eine alten Frau, wurde wahrscheinlich von einem Auto, oder einem LKW überfahren, außer der Neugier, kümmert es keinen. Es kommen immer mehr Leute zusammen, um dem Geschehen mit zu zusehen. Als ein weißer Transporter eines Bestatters vorfährt, stehen mindestens dreißig Kinder, und bis zu fünfzig oder hundert Erwachsene um das Geschehen herum, die Polizisten kümmert es nicht. Doch nun weiter mit der Arbeit von Froilan Orozco. In gewohnten Räumlichkeiten hat er nun die Frauenleiche des Unfalls zu präparieren. Hier ist die Leiche schon längst ausgeweidet und in einer Plastiktüte verweilen die dazugehörigen Eingeweide (Es ist nicht wirklich ersichtlich, aber sehr wahrscheinlich hatte da die Gerichtsmedizin sich erst gar nicht die Mühe gemacht, die Eingeweide wieder in den leeren Körper zu legen, was wiederum unserem Präparator Arbeit erspart). Froilan entleert die Tüte mit den Innereien auf dem Präparationstisch, reinigt mit dem Wasserschlauch den ausgeweideten Körper und steckt die Eingeweide wieder in die Tüte, um diese im Bauch der Frau einzunähen. Mit einem Lappen trocknet er den Körper, steckt einen weiteren kleineren Lappen tief in den Hals der Leiche und verschließt die Nasenlöcher mit Watte. Nachdem er die vom Angehörigen vorbeigebrachten Kleidungsstücke sieht meint er nur kurz: „Das ist vielleicht ein Hurensohn – Nicht gerade eine feine Strumpfhose“. Nachdem Froilan alle Kleidungsstücke der Leiche angezogen hat, legt er ihr einen Gürtel ins Genick, um die Verstorbene mit Hilfe des Gürtels um den Hals herum und einem Griff an den Beinen in den Sarg zu legen (Nicht gerade würdevoll, aber zweckdienlich). Im Sarg wird die Leichen noch zurechtgerückt, und alle Kleidungsteile anständig zurechtgezupft und in dessen Anschluss noch ein wenig Schminke aufgetragen, bevor der Sarg für immer geschlossen wird.
Als Tsurisaki Tage später Froilan Orozco zu weiteren Filmaufnahmen aufsuchen will, kann er ihn nicht auffinden denn Froilan musste ins Krankenhaus. So macht sich Tsurisaki auf, weitere verwertbare Szenen im Stadtleben El Cartuchos aufzunehmen und scheint wohl auch recht schnell fündig geworden zu sein, auf irgend einer Straße, irgendwo im Elend. Wieder hatte sich ein Unfall ereignet, eine Frau liegt blutverschmiert am Straßenrand, und wieder zieht das Ereignis etliche Menschen an. Einige auf einem Grundstück hockende Kinder haben sogar ein Fernglas in der Hand, um besser sehen zu können, was vor sich geht, diesmal hat die Polizei die Straße weiträumig abgesperrt und die Leute drängen hinter der Absperrung. Polizisten der „Spurensicherung“ versuchen festzustellen, um wen es sich handelt, durchwühlen die Handtasche der toten Frau, dann wird die Leiche auf offener Straße entkleidet, der Schmuck sichergestellt, der tote Körper nach Verletzungen untersucht und abgetastet, gleich wie es die Kriminalpolizei bei uns in Deutschland auch machen würde, um vor Ort alle Indizien festzuhalten, aber unter Ausschluss neugieriger Blicke von Passante, zumindest so gut es geht, aber hier in El Cartucho bekommt die Öffentlichkeit meistens alles hautnah mit, und keinen schert es. Man bekommt richtig zu sehen, dass die Einwohner El Cartuchos täglich mit Leichen konfrontiert werden, dass diese Anblicke selbst bei den Kindern nichts ungewöhnliches sind. Dann, auf der Straße der uns schon bekannten Bestatter, wird Tsurisaki auf einen, an einem Haus liegenden Hund aufmerksam. Bei dem Tier steht neben Anwohnern auch Froilan Orozco, welcher ersichtlich munter aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Von ihm erfährt er, dass dieser Hund, ein Mischling, von einem Auto angefahren wurde, beide Hinterläufe des Tieres sind aufwändig eingegipst. Folgend werden nun Bilder von Grabwänden gezeigt und Anblicke auf einen kargen örtlichen Friedhof geben Aufschluss, Wie die letzte Ruhestätte der Toten aussieht, in einem Land, in dem es tagtäglich viele Tote gibt. In einem angrenzenden Gebäude des Friedhofs sind ungekühlt, bei sengender Hitze, Leichen zu Bestattungszwecke teils auf Präparationstischen aufgebahrt, der Gestank dort scheint unerträglich zu sein. Die Kameraaufnahme des durch Fäulnisgasen aufgedunsenen und durch einen Unfall schwer deformiertes Gesichtes eines der lagernden Leichen zeigt besonders gut was mit einer unbestatteten Leiche passiert, wenn sie längere Zeit solcher Hitzeeinwirkung ausgesetzt ist. Die durch den Verwesungsprozess austretenden Gase drücken unentwegt Blut und andere Zersetzungsflüssigkeiten aus dem Mund der Leiche. Die Körperflüssigkeiten lassen immer mehr den toten Körper aufdunsen und es würde keine zwei Tage bei solcher Hitzeeinwirkung dauern, bis der tote Körper schwarz gefault ist. Die Präparationsmethoden von Orozco halten diesen raschen Verwesungsprozess nur um ein weniges auf. Zwei Bestatter sind vor Ort, laden die Leiche in einen Kombi und fahren sie zu Orozco, welcher sich für die Präparation vorbereitet hat. Nachdem die aufgedunsene Unfallleiche auf dem Präparationstisch aufgebahrt wurde, reinigt sie Froilan mit dem Wasserschlauch. Heute hat er einen jungen Gehilfen an seiner Seite, welcher das Präparieren von Leichen erlernen will. Froilan meint zu ihm: „Ihn hat's schwer erwischt“. Darauf der Lehrling: „Na klar, Bruder. Er wurde aus einem Kipplaster geschleudert und ist gegen einen Felsvorsprung geknallt“. Froilan erwidert: „Es ist ein einfacher Job. Das Blut hier ist unfassbar. Für Leute von dort ist es nicht notwendig den Kopf zu öffnen“. Der Lehrling: „Nicht?“ Froilan: Für ihn, der auf der Straße geöffnet wurde...“. Nachdem der Lehrling zum Reinigen den Schlauch übernommen hat, fragt er: „Es ist nicht notwendig ihn zu öffnen?“, darauf Froilan: „Nein. Es ist eine Schande. Alles was entnommen wurde ist hier drin“ und zeigt auf den in der Gerichtsmedizin vernähten Bauch. Als sich Froilan daran macht, diesen wieder zu öffnen, flucht er: „Verflucht noch mal, das ist ein steriler Faden aus der Chirurgie – Sein Gehirn ist hier, sein Kopf ist also leer“. Während Froilan das Gehirn aus dem Bauchbereich nimmt und den Rest der Eingeweide aus dem Körper schneidet, bekommt er den Sarg für die Leiche geliefert. Dieser engt den Platz in der Präparatorenkammer noch mehr ein. An der Leiche muss er zu seinem Nachteil feststellen, dass die Gerichtsmediziner ihre Arbeit lausig gemacht haben, ja diese nicht mal richtig zu Ende geführt haben. So muss er erst die Eingeweide größtenteils erst noch aus dem Körper lösen. Kurzerhand lässt er alles wie es ist und reinigt den Innereienbrei mit dem Wasserschlauch im Körper der Leiche. Als er damit fertig ist, entwässert er die Leiche, indem er sie auf den Bauch dreht. Dabei meint er: „Verdammt – Ist der schwer“. Darauf Tsurisaki: „Du bist nicht sehr kräftig“, Froilan: „Wer?“, Tsurisaki: „Du. Nach der Operation musst Du dich schonen“, Froilan: „Nach der Operation... Ja, muss ich wohl. Meine Beschwerden stecken in der Kuvertur, Tsurisaki: „Der Magen ist entzündet?“, Froilan antwortet: „Ja. Wie auch immer“, Tsurisaki: „Pass mehr auf dich auf“, Froilan: „Ich kümmere mich besser um die Toten, Tsurisaki: „Du hast sie jahrelang herumgetragen“, Froilan: „ Nun habe ich ja einen Assistenten. Er hilft mir, falls nötig“. Nachdem er die Leiche komplett mit dem Wasserschlauch abgespritzt hat, stopft er die herausgequollenen Innereien wieder in die Leiche und verbrüht sie mit Formaldehyd. Der Lehrling fragt: „Wie viel schüttest Du in eine Leiche?“ Darauf Froilan: „Eine halbe Flasche ist genug, weil es stark verbrüht. Es ist genug. Er wird schon fast gekocht“, der Lehrling: „Was bewirkt es in der Leiche?, Froilan: „Ohne, verwesen sie sehr schnell“. Der Leichenpräparator schmeißt nun noch das Gehirn hinzu, legt einen Lappen über die verbrühten Innereien und macht sich an die Arbeit, den Wanst wieder mit Nadel und Faden zu verschließen. Nebenbei erkundigt sich Tsurisaki nach dem Arbeitspreis und Froilan antwortet ihm: „Kommt darauf an, 30.000 bis 40.000 Pesos (30 bis 40 US Dollar). Es hängt auch von den beschissenen Archiven des Bestattungsinstitutes ab. Dieser Job (Die Leiche die er gerade präpariert) kostet 10.000 Pesos (10 US Dollar)“. Verglichen mit der Bezahlung Orozcos in Kolumbien, können die Kosten bei einem deutschen Thanatologen je nach Arbeitsaufwand das 200 bis 300fache des 10 US Dollarsatzes übersteigen (Selbstverständlich in Euro umgerechnet). Während der Trocknung der Leiche mit einem alten Lappen, stellt Froilan fest, dass das Unfallopfer Probleme mit der Prostata hatte. Mit wenigen Handgriffen rasiert Froilan noch das Kinn des Toten und kleidet mit Hilfe des Lehrlings die Leiche an. Da der Schädelknochen des Unfallopfers innerlich regelrecht zerborsten ist und Gesicht und Kopfhaut nur noch ein deformiertes Antlitz darbieten, stülpt der Lehrling, nachdem Froilan noch mit Watte Mund und Nasenlöcher verschlossen hat, eine schwarze Tüte darüber, sodass beim Eingleiten des Toten die Kleidung nicht schmutzig wird. Nach der Einkleidung legen Froilan und Lehrling die Leiche in den Sarg, die Plastiktüte ist immer noch um den Kopf gestülpt. Erst im Sarg wird die Plastiktüte entfernt und alles an seinen rechten Platz gerückt. Froilan meint, dass die Arbeit genau eine halbe Stunde gedauert hat. Nur noch die Haare kämmen, den Präparationstisch mit Wasser abspritzen und den Sarg schließen, fertig. Ab hier zeigt Tsurisaki wieder Aufnahmen vom heruntergekommenen Straßenleben El Cartuchos. Ein Mann ohne Beine fährt auf einem Dreirad die Straße entlang, ein Frontlader schiebt einen Müllberg vor sich her, ein anderer Mann sucht im Müllberg nach Verwertbarem, und dann wird klar, dass er nicht der Einzige ist, der nach Müll sucht. Ein alter Mann kauert auf einer Treppe und schläft und ein weiterer fühlt sich vom Filmer belästigt und holt zum Steinwurf Richtung Kamera aus. Doch bevor der zum Wurf kommt, plötzlich eine Szene von einem sonderbaren kleinen Mann mit Hornbrille, welcher Kung Fu-Blödeleien spaßeshalber Richtung Kamera zum Besten gibt. Nach weiterem Bildern ärmlichen Treibens auf El Cartuchos Straßen trifft Tsurisaki vor dem Bestattungsinstitut wieder auf Orozco. Tsurisaki meint zu ihm: „Wir wissen gar nichts über deine Karriere. Ein Mysterium“, Froilan: „Meinst Du mich?“, Tsurisaki: „Ja, als Polizeiinspektor“, Froilan: „Nun ja, ich war mal Polizeiinspektor“, Tsurisaki: „Waren die Zeiten damals genauso gewalttätig wie heute?“, Froilan: „Ja, genauso“. Dann Fährt ein weißer Leichenwagen vor, und auch der Mann mit der Hornbrille ist vor Ort und läuft ungeniert auf die Kamera zu und scheint auch sonst ein richtiger Blödelbarde zu sein mit seinem Verhalten. Der Leichenwagen scheint keinen Auftrag für Orozco zu beinhalten und der Präparator macht sich für diesen Tag vom Acker. Da Tsurisaki im Moment nichts zu filmen hat, lässt er den Blödelbarden ein wenig in die Kamera blödeln...ein richtig lustiger Vogel unser Hornbrillenmann, scheint wohl auch beim Bestatter zu arbeiten, und die haben nun mal Galgenhumor. Dann versucht Tsurisaki bei einem Bestatter etwas über Orozco herauszufinden und dieser meint nur: „Wenn jemand nicht arbeiten kann, dann soll er auch nicht essen“, Tsurisaki: „Du kennst die Bedeutung dieser Arbeit?, der Bestatter: „Darum geht’s ja. Ich habe sie getan, Bruder. Er hat vor nichts Angst, außer vor einer Sache“, Tsurisaki: „Vor welcher?“, der Bestatter: „Spritzen“. Dann plötzlich Aufnahmen von einem Drogenkonsumenten, welcher sich in einer Pfeife annehmlich Kokain einbaut. Wiederholend kippt dieser Tabak aus einer Streichholzschachtel in die Pfeife, gibt noch ein bisschen berauschenden Stoff hinzu und zieht sich das Ganz ein die Lunge. Auch das sind Bilder des Alltags in Kolumbien, sehr wahrscheinlich gezeigt, da auch dies eine zuverlässige Methode darstellt, wie Präparatoren wie Orozco ihre Kundschaft auf den Tisch bekommen, Bilder die zeigen, wie alternativenlos das Leben in Kolumbien hauptsächlich ist. Ein weiterer Tag ist angebrochen, und Tsurisaki ist mit seiner Kamera andernorts vertreten. Heute begleitet er diverse Präparationsmethoden bei dem Bestatter, den er am Vortag über Orozco befragt hatte. Der Raum, in dem die Leiche einer Indio auf dem Präparationstisch liegt, ist wesentlich größer ausgefallen, als die kleine Besenkammer, in der Orozco meistens Leichen präpariert und welche ich am Anfang schon beschrieben hatte. Er ist komplett gefliest und mutet eher der Räumlichkeit einer professionellen Leichenhalle an. Die Frauenleiche wurde schon innerlich von einem Kollegen des Bestatters und Präparators, mit dem wir es jetzt zu tun haben konserviert, und da diese in ein Gebiet Kolumbiens überführt werden soll, in dem es extrem heiß ist, werden nun noch alle Partien des Kopfes mit Formalin behandelt, weil die Leiche sonst in der Hitze durch Fäulnisgase stark aufblähen würde. Mit einem scharfen Küchenmesser löst der Präparator im Mundbereich die Gesichtshaut vom Schädel, um sie dann besser in Formalin tränken zu können. Formalin konserviert durch diese Behandlung nur wenige Tage das Gewebe der Leiche, indem es dieses stark verbrüht und so den Zerfall begrenzt aufhält. Bei uns zu Lande und in anderen fortschrittlicheren Ländern versteht man unter einbalsamieren etwas anderes. Hier werden mit Hilfe einer speziellen Pumpe der einzubalsamierenden Leiche über das Arteriensystem sämtliche Körperflüssigkeiten wie Blut und Leichenwasser abgesaugt und mit Formalin oder Formaldehyd zur Konservierung wieder injiziert. Je nach Beschaffenheit der Leiche, entfernt man, und das gilt hauptsächlich für Leichen, deren Bauchbereich bei einer Sektion schon geöffnet wurde, die Eingeweide, wie dies hier auch bei Orozco schon beschrieben wurde und behandelt den ausgeweideten Körper mit oben benanntem Konservierungsmitteln und dessen Innereien, die anschließend wieder hineingelegt werden, um ihn im Anschluss wieder zu vernähen. Bei Leichen, die diese Merkmale wie geöffneten Bauchbereich nach einer Sektion nicht aufweisen, da sie z.B. eines natürlichen Todes verstorben sind und wegen einer Überführung ins Ausland präpariert werden müssen, schneidet man aus technischem Grund erst gar nicht den Bauch extra auf, da dies nicht notwendig ist. Hier kommt eine, am Schlauch der Spezialpumpe angebrachte Lanze ins Spiel, mit deren Hilfe man die Flüssigkeiten des Bauchbereiches einfach absaugt. Am spitzen Ende der Lanze sind Löcher eingebohrt, durch diese die Körperflüssigkeiten abgesaugt werden. Mann muss sich das wie bei einer Fettabsaugung vorstellen, die der eine oder andere Leser sicherlich mit gewissem Abstand schon im Fernsehen beobachten konnte. Um erfolgreich mit der Lanze die Körperflüssigkeiten des Bauchbereichs einer Leiche absaugen zu können, wird sie an unterschiedlichen Punkten in den Bauch gesteckt. Dass bei dieser Prozedur die innerlichen Organ regelrecht durchbohrt werden, ja das ganze für den Laien regelrecht wie ein sadistischer Tatvorgang anmuten muss, muss ich glaube ich nicht erwähnen. Mittels dieser Lanze werden auch besagte Konservierungsmittel in den Körper zurück gepumpt. Aber nun weiter zur Dokumentation: Nachdem der Präparator den Mundbereich der toten Indio präpariert hat, vollzieht er diesen Vorgang auch im Bereich der Augen. Hier wird die Haut mit dem Messer unter den Augenlidern um das Auge herum vom Schädel gelöst und mit Formalin getränkt und der Verwesungsprozess für kurze Zeit im unteren Gesichtsbereich verlangsamt. Da schon während der Sektion der Leiche die Kopfhaut fachmännisch vom Gerichtsmediziner eingeschnitten wurde, um nach einer Schädelöffnung das Gehirn entnehmen zu können (Das Gehirn wird gewogen und gegebenenfalls in der Gerichtsmedizin in einem Einmachglas konserviert eingelagert), braucht unser Präparator diese nur noch bis Augenbraunhöhe vom Schädel zu ziehen und die Schädeldecke abzunehmen, um den auch den Innenschädel und den Rest der Gesichts- und Kopfhaut mit Formalin zu behandeln. Nach der Konservierung steckt der Präparator Zeitungspapier in den leeren Schädel und setzt die Schädeldecke wieder auf. Nun kleidet er den Schädel wieder mit der behandelten und heruntergeklappten Kopf- und Gesichtshaut wieder an (Das liest sich sicher seltsam, ist aber so und sieht genau so auch aus) und vernäht diese an den Einschnitten des Gerichtsmediziners. Nachdem wieder alles an seinem Platz vernäht ist und da die Schnitte hauptsächlich im Bereich der Haare verlaufen, sieht man dem vernähten Kopf der Indio gar nicht mehr an, dass er kein Gehirn mehr enthält und durch einen Gerichtsmediziner jemals geöffnet wurde. Da nun die Präparation der Indio abgeschlossen ist, bekommt sie noch die Haare gewaschen und gekämmt und Augen und Mund mit Kleber verschlossen. Dies ist bei uns zu Lande so nicht üblich. Hier werden sogenannte Augenkappen unter die Augenlider gelegt, welche die Lider geschlossen halten, und der Mund wird hauptsächlich mittels Nadel und Faden in einer Ligatur verschlossen. Nachdem der Bestatter und Präparator die Indio noch mit weniger dezentem Make-Up versehen, eingekleidet und in den Sarg gelegt hat, ist sie auch schon bereit, ihre letzte Reise anzutreten. An dieser Stelle werden wir noch mal Zeuge von Orozcos Arbeit, welche seine letzte sein wird. Eine männliche Leiche liegt auf seinem Präparationstisch und soll für die Bestattung konserviert und hergerichtet werden. Da der Tote keiner Sektion unterlag, muss Froilan mit einem scharfen Messer den Bauch aufschneiden und die Eingeweide heraustrennen. Dazu meint er: „Das Blut fließt aus den Gedärmen“. Als er den Körper zum Ablauf der Körperflüssigkeiten auf den Bauch dreht, muss er feststellen: „Dieser arme alte Mann blutet nicht mal“. Mit dem Wasserschlauch reinigt Froilan den Toten von innen und außen, legt die Innereien wieder in den ausgeweiteten Körper zurück und verbrüht diese und den Innenbereich mit Formalin. Dazu meint er: „Das Formalin verbrüht ihn. Es ist, als würde man ein rohes Stück Fleisch in kochende Wasser werfen. Es kocht ihn gerade“. Froilan stopft ein altes Hemd in die Bauchöffnung und meint dazu: „Diese Lumpen stopft man in die Bauchhöhle, um ihr Form zu geben. Wenn ich das nicht mache, bleibt sie so eingefallen. Dann verschließt er den Bauch wieder mit Nadel und Faden. Dazu meint er: „Wenn die Leiche größer ist, dauert es länger die Eingeweide zu entnehmen, zu waschen und zurückzulegen. Aber 99,99% der Leichen sind wie diese, an der keine Autopsie durchgeführt wurde. Das macht man genau wie das hier. Es ist schneller, sie zu öffnen, die Eingeweide zu entnehmen, zu waschen und zurückzulegen“, Tsurisaki: „Wird irgendwas in den Kopf gestopft?“, Froilan: „Schon, aber das ist ein armer alter Mann, warum sollte ich ihn öffnen? Wozu seinen Kopf mit der Säge öffnen? Sein Hirn wird entnommen und hier reingelegt (Zu den Eingeweiden im Bauchbereich). Es ist besser für ihn, das Gehirn drin zu lassen, weil ich die Luftröhre und zwei Venen zerschneiden muss. Ich habe ihn umgedreht, um ihn ausbluten zu lassen, weil das Gehirn verwest, wenn noch Blut drin ist. Wenn es nicht blutet...Ich weiß, dass es nicht blutet. Jedenfalls wurden dem alten Mann die Luftröhre und zwei Halsadern durchschnitten. Also hat er kein Blut mehr im Kopf“. Nun, nachdem Froilan der Leiche das Kinn rasiert, mit einem Lappen den Mund und mit Watte die Nasenlöcher verstopft hat sagt er: „So machen es alle Leichenpräparatoren. Was auch immer die Anderen sagen mögen, ist Bullshit. So macht man das hier und in Bestattungsinstituten in Gaviria, Cristo Rey, Los Olivos, Cali, Medellin, und so weiter. Aber wir müssen gewissenhaft arbeiten. Manche Präparatoren tun dies nicht. Nicht aus Angst vor, oder aus Ignoranz gegenüber den Toten. Sie wissen, dass die Leiche am nächsten Tag ohnehin begraben wird und dass dadurch kein Problem entsteht. Aber ein Präparator muss sie öffnen und tun, was ich hier gerade tue. Glücklicherweise habe ich sozusagen die Gewissenhaftigkeit, mein bestes für eine Leiche zu geben. Ich könnte eine Leiche anziehen, sie in einen Sarg stecken und mich nicht kümmern, was dann passiert – was ich versuche zu vermeiden. Der Kunde wäre wegen einer schlechten Arbeit verärgert. Morgen oder Übermorgen könnte es jemand der Familie sagen und die Familie sagt dann dem Bestattungsinstitut: „Was hast Du mit der Leiche angestellt? Sie verwest, du Hurensohn.“ So in der Art. Wenn ich es vermassele, bekomme ich kein Geld vom Bestattungsinstitut. Beschädige ich eine Leiche, und es passiert was schlimmes, ist der Kunde weg“. Während Froilan den Toten ankleidet, befragt ihn Tsurisaki weiter: „Gestern sprachen wir über das Phänomen all dieser gewaltsamen Tode in Kolumbien“. Darauf Froilan: „Kolumbien, wo das beste Kastellanisch gesprochen wird. Nicht mal die Spanier sprechen es so klar wie wir. Was soll man machen? Wenn wir da hin reisen, sprechen sie nur Blablabla. Gibt es dort Dolmetscher?“, Tsurisaki: „Natürlich.“, Froilan: „Natürlich, weiß ich doch. Vor etwa 40 oder 50 Jahren wurde während der Hitler-Ära dieser Job in Deutschland nicht gemacht. Sie haben einfach 40.000 bis 50.000 Leute in ein Loch geworfen“. Nachdem Froilan mit dem Anziehen der Leiche fertig ist, und sie in den Sarg gelegt hat, sagt er über sie: „Ich sag euch besser nicht, was mein Eindruck ist. Ich denke, dass ihm etwas anderes zugestoßen ist“, Tsurisaki: „Was ist passiert?“, Froilan: „Er wurde geschlagen“, Tsurisaki: „Was dann?“, Froilan: „Aber die Verantwortlichen haben sein Todesurteil schon unterzeichnet. Nach getaner Arbeit, zeigt Froilan Tsurisaki ein paar alte Passbilder von sich und Tsurisaki fragt: „Von damals, als du bei der Polizei warst?“, Froilan: „Nein, da war ich nicht bei der Polizei – In der Armee“. Eines der Bilder zeigt Froilan Orozco in seiner Armeeuniform. Zu diesem meinte er: „Es war ein Zeitalter der Gewalt, bekannt als „La Violencia“. Ich weiß nicht, wie ich das überlebt habe“, Tsurisaki: „Du meine Güte!“, Froilan: „Ich weiß nicht, warum ich noch lebe“, Tsurisaki: „Waren diese Zeiten sehr hart?“, Froilan: „Natürlich. Nun haben wir eine Zukunft (Zu diesen Aussagen des Präparators werden Bilder von einer Verhaftung und einem Gefängnisaufstand gezeigt). So viele Leben wurden in den 50ern und 60ern ausgelöscht. Auf Grund der politischen Gewalt. Ich werde nie darüber sprechen können. Es war so krank, dass ich hoffe, dass ich das nicht noch einmal erleben muss“. Mit diesen Worten, legt Froilan Orozco für diesen Tag seine Arbeit nieder. Er ahnt noch nicht, dass dies eines seiner letzten Tageswerke sein wird.
Am Tag einer Sonnenfinsternis im Februar 1998 wird Tsurisaki den kolumbianisch Präparator nicht mehr bei seinem Tagewerk bekleiden können. Orozco weilt nicht mehr unter den Lebenden. Beim Bestatter erfährt er, dass es wohl Komplikationen mit mit seiner Krankheit gegeben haben müsse, und dass er sich nach dem letzten Krankenhausaufenthalt hätte besser schonen sollen. Orozco kam ins Krankenhaus und wurde zuerst operiert. Das war der Anfang vom Ende. Eine Frau, wahrscheinlich eine Mitarbeiterin des Bestattungsinstitutes, meint zum Hergang seines Ablebens folgendes zu Tsurisaki: „Er hatte einen Termin für eine weitere Operation. Das Gewicht, was er immer herumschleppte hat seinen Magen anschwellen lassen. Dadurch bekam er einen Leistenbruch. Er hatte einen Termin für eine Operation. Aber der Arzt wollte die Operation nicht durchführen. Er sagte, der Leistenbruch sei zu weit fortgeschritten für eine Operation. Er kam ins Krankenhaus, aber dann machte die Niere Probleme. Die Galle sekretierte und wurde gelb“, Tsurisaki: „Hat ihn das Heben der Leichen umgebracht? Weil es ihn zu sehr anstrengte?“, die Frau: „Ja, am Anfang schon. Er hat sich nach der Operation nicht geschont. Er sollte sich ausruhen. Aber er kam vom Krankenhaus direkt wieder hier her. Er hat sich nicht geschont“, Tsurisaki: „ Dann sind die Nähte hier gerissen.“, die Frau: „Nein, sie sind nicht gerissen. Ein richtiger Ball hat sich geformt. Ein harter Ball. Er hat sich den Gürtel umgeschnallt, aber es hat nichts genutzt. Dann ist er gestorben. Ja, er ist am Heben der Leichen gestorben“. Eine Ironie des Schicksals. Orozco, welcher zu seinen Lebzeiten mehr als 50.000 Leichen Präpariert hatte und dafür Sorge trug, dass jede einzelne von ihnen eine würdevolle Bestattung zu Teil kam, starb unter ihrer Last, wurde nicht mal selbst präpariert, und hat noch nicht mal ein Grab. Das Leben und Sterben auch El Cartuchos Straßen geht weiter...auch ohne ihn.
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