Das Kommando
Originaltitel: Who Dares Wins
Herstellungsland: | Großbritannien (1982) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Action, Thriller |
Alternativtitel: | Final Option, The Kommando - Die endgültige Entscheidung, Das |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,67 (3 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
SAS-Agent Peter Skellen lässt sich in eine als Pazifisten getarnte Terroristengruppe einschleusen und lernt deren Anführerin kennen: die radikale Frankie, der für die Umsetzung ihrer Ziele jedes Mittel recht ist. Mit ihrem Mann besetzt sie die amerikanische Botschaft in London und befiehlt, dass eine Nuklearrakete auf eine schottische Militärbasis abgefeuert wird, um die Welt vom Schrecken nuklearer Waffen zu überzeugen. Frankie hat einen Fehler gemacht: Sie hat Skellen auf die Mission mitgenommen. (Ascot Elite)
Diesmal nehme ich einen kleinen aber feinen „Semi-Klassiker“ des Actionfilms unter die Lupe, den (zumindest für seine Zeit) reichlich martialischen
„DAS KOMMANDO“bzw.im Original besser bekannt als
„WHO DARES WINS“ bzw. unter seinem alternativen US-Titel
„THE FINAL OPTION“
Ein durchaus gelungenes Beispiel für einen Action-Film der frühen 80er Jahre, der seine Wurzeln eigentlich eher noch im vorangegangenen Jahrzehnt und im TV hatte. Wieso? Nun, die Produzenten Euan Lloyd und Erwin C. Dietrich hatten vier Jahre zuvor einen Riesenhit mit dem stargespickten Söldnerfilm „DIE WILDGÄNSE KOMMEN“ gelandet. Man könnte den Film sogar (ein wenig) als eine Art 70er Jahre-Vorläufer der „EXPENDABLES“ charakterisieren. Und „DAS KOMMANDO“-Hauptdarsteller Lewis Collins hatte zuvor durch seine Beteiligung an der besten TV-Copserie aller Zeiten -“DIE PROFIS“ – an der Seite von Gordon Jackson und Martin Shaw Berühmtheit erlangt.
Peter Skellen (Lewis Collins) ist Captain bei der britischen Armee-Spezialeinheit „SAS“. Als er bei einer Übung zwei Soldaten befreundeter Nationen, die als „Gäste“ am Überlebenstraining teilnehmen, brutal als „Gefangene“ misshandelt, wird er unehrenhaft aus dem Regiment entlassen. Schnell stellt sich das jedoch als Finte heraus. In Wirklichkeit soll er nämlich eine linksradikale Organisation unterwandern, von der vermutet wird, dass sie einen terroristischen Anschlag plant. Zu diesem Zweck macht sich Skellen an die Anführerin Frankie Leith (Judy Davis) heran. Und in der Tat plant die Gruppe, u.a. die amerikanische Botschaft in London zu besetzen. Da Frankie weiß, dass sie in so einem Fall mit dem Einsatz des SAS rechnen muss, kommt ihr der ehemalige, in Ungnade gefallene Special-Forces Soldat durchaus gelegen. Natürlich bedarf es einiger trickreicher (und für Skellen teilweise schmerzhafter) Täuschungsmanöver, bis Frankie soweit überzeugt ist, ihn an der Aktion zu beteiligen. Da aber einige in der Gruppe Skellen auch weiterhin misstrauen, geht man lieber auf Nummer sicher und nimmt seine Familie in dessen Haus als Geiseln, Sollte Skellen bei dem Terror-Anschlag nicht wie erwartet handeln, wären seine Frau und sein Baby die ersten Opfer. Als sich Skellen dann inmitten der Terroristen in der besetzten und von der Polizei belagerten Botschaft befindet, steckt er in einer mörderischen Zwickmühle. Er entwickelt einen tollkühnen Plan um die Terroristen zu stoppen und gleichzeitig seine Familie zu retten...
Inhaltlich bietet der Film erstmals einen Einblick in die Methoden der geheimnisumwitterten britischen Spezialeinheit „Special Air Service“ (SAS), die insbesondere bei Kommandounternehmen und Geiselbefreiungen eingesetzt wird. Zudem war der SAS maßgebliches Vorbild bei der Gründung der deutschen „GSG 9“ (nach dem katastrophalen Scheitern der deutschen Polizei bei der Geiselnahme während der olympischen Spiele 1972). Weiterhin liefert das im SAS-Regimentswappen angezeigte Motto „Who Dares Wins“ (Wer wagt, gewinnt) dem Film auch gleich seinen Original-Titel. Basieren tut die Story zum einen lose auf dem Roman „The Tiptoe Boys“ von John Follett. Weiterhin lehnt sich die Geschichte an einen realen Fall an. Im Mai 1980 besetzten iranische Separatisten die Botschaft ihres Landes in London. Nach 6-tägiger Belagerung und der Ermordung des iranischen Presseattachés entschloss die britische Regierung sich, die Botschaft zu stürmen. Live von den Kameras der BBC gefilmt, konnte man im TV beobachten, wie sich schwarz vermummte Gestalten an Fenster und Türen heranhangelten und sich mit Unterstützung von Spreng-, Blend- und Rauchgranaten Zugang verschafften, gefolgt von einem kurzen aber heftigen Feuergefecht. 5 der 6 Geiselnehmer wurden bei dieser Aktion getötet.
„DAS KOMMANDO“ bettet diese Vorgänge in eine spannende Kombination aus Politthriller, Agentenfilm und Actionstreifen ein. Der Film ist allerdings auch unverkennbar ein Produkt seiner Zeit. Aus diesem Zusammenhang resultiert sicher auch der erzkonservative politische Standpunkt des Films. Alle Anti-Kernkraft-Demonstranten und Aufrüstungsgegner sind gleich Radikale, sind gleich Links-Terroristen? Ganz so einfach war`s ja nun auch nicht. Zudem darf man natürlich an „DAS KOMMANDO“ nicht mit den heutigen Sehgewohnheiten, bzw, Erwartungen an einen Actionfilm herangehen, insbesondere was Details wie Action, Tempo, oder Schnittfrequenz angeht. Die Revolution im Action-Kino der 80er Jahre wurde etwas später durch Filme wie „Rambo“ oder "Terminator" ausgelöst. In den folgenden Jahren wurden die Sehgewohnheiten geprägt durch Darsteller wie Stallone, Schwarzenegger, Van Damme etc. und ihre sogenannten „One-Man-Army“-Streifen. Doch so weit sind wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Typische "Action" wird in „DAS KOMMANDO“ zwar hauptsächlich gegen Ende aufgefahren, trotzdem ist der Film bis dahin durchweg spannend und unterhaltsam. Auch ist die Action meist relativ realistisch inszeniert, ohne die sonst so Hollywood-typischen Übertreibungen. Einzige Ausnahme: Die Szene in der 2 Soldaten freischwebend an Seilen unter einem Hubschrauber hängen. Dafür entsprechen Szenen, wenn z.B. bei einer verriegelten Tür statt dem Schloss praktischerweise einfach die Bolzen weggeschossen werden oder wenn Vorhänge durch Blendgranaten Feuer fangen, durchaus der Wirklichkeit. Ein klein wenig merkt man allerdings, dass Regisseur Ian Sharp seine Wurzeln im TV hatte, wo er (u.a.) einer der Stammregisseure von „DIE PROFIS“ (was sonst?) war. Auf den heutigen Zuschauer könnte der Film auch wie die (gelungene!) Pilotfolge einer Serie wirken. Dennoch sorgen Schlägereien, Beschattungen, Mordanschläge, das SAS-Training (mit scharfer Munition) und anderes dafür, dass der Zuschauer nie das Interesse verliert. Das einzige, was mir als deutschem Zuschauer etwas sauer aufstößt, ist die Sache, dass der deutsche GSG 9-Mann und der US-Ranger, die freundlicherweise beim SAS mittrainieren dürfen, als totale Voll-Spacken gezeigt werden. Nun gut, damit kann man leben.
In Nebenrollen findet man die amerikanische Darsteller-Legende Richard Widmark als knurrigen US-Staatssekretär sowie den als TV-„EQUALIZER“ bekanntgewordenen Edward Woodward. Woodward sollte interessanterweise Jahre später die Rolle des „CI5“-Kommandanten in der Neuauflage der „PROFIS“ spielen. Ein Job, in dessen Umfeld gerüchteweise auch der Name „Lewis Collins“ aufgetaucht sein soll.
Der charismatische Collins ist dann auch die alleinige und zentrale Hauptfigur des Films. Er macht seine Sache als „Peter Skellen“ wirklich gut, und ist in jeder Hinsicht überzeugend. Zudem hat er nach dem Ende der „Profis“ eisenhart trainiert und überflüssige Kilos abgespeckt, um überzeugend den Special Forces-Soldaten zu verkörpern. Mit diesem Film und dem darauffolgenden "GEHEIMCODE WILDGÄNSE" hatte man zunächst noch die Hoffnung, dass Collins nach dem Ende seiner TV-Karriere der nächste (europäische) Actionstar des Kinos werden könnte. Zeitweise wurde sein Name sogar bei der Suche nach dem nächsten James Bond-Darsteller genannt. Außerdem schickte Lloyd Collins zu demselben Frisör und Schneider, der auch schon Sean Connery „getrimmt“ hatte. Unglückseligerweise hat Collins seine Karriere danach mit weiteren Fließband-Söldnerfilmen à la "KOMMANDO LEOPARD" und vor allem "DER COMMANDER" relativ schnell in den Sand gesetzt. Insbesondere bei „DER COMMANDER“ hatte man den Eindruck, wirklich nur eine klägliche Resteverwertung des (ohnehin schon nicht sooo überragenden) Films „GEHEIMCODE WILDGÄNSE“ zu sehen. Viel wichtiger war jedoch die Tatsache, dass „DAS KOMMANDO“ zwar in England und Europa ein respektabler Hit war, in den USA (wo er in „THE FINAL OPTION“ umbenannt wurde) an den Kinokassen leider nicht überzeugen konnte. So versandeten auch die Pläne, Geld für die Finanzierung einer möglichen Fortsetzung aufzutreiben. Nach seinen Söldnerfilmen hat man von Collins (bis auf einen Auftritt an der Seite Michael Caines in der Mini-Serie „JACK THE RIPPER“) leider kaum noch etwas gesehen oder gehört. Lewis Collins verstarb am 27.11.2013 im Alter von 67 Jahren
Unbedingt erwähnt werden muss schließlich noch der originelle und sehr passende Soundtrack von Komponist Roy Budd, der bereits solche Klassiker wie „GET CARTER“, „ZEPPELIN“, „DIE SCHWARZE WINDMÜHLE“ oder „DIE WILDGÄNSE KOMMEN“ auf seine sehr eigene Art vertont hatte.
„DAS KOMMANDO“ ist vor allem 80er Jahre-Nostalgikern, Fans der Serie "DIE PROFIS" und Leuten, die unter "Action" nicht nur permanente Materialschlachten im Stil eines Michael Bay erwarten, durchaus zu empfehlen! Das soll jetzt Bay gegenüber nicht abwertend gemeint sein, aber...es geht halt auch anders! So bekommt „DAS KOMMANDO“ von mir immer noch sehr gute 7,5 von 10 Punkten.
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Kommentare
20.06.2014 00:48 Uhr - BoondockSaint123 |
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29.06.2014 15:52 Uhr - Kable Tillman |
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