Die gefürchteten Vier
Originaltitel: The Professionals
Herstellungsland: | USA (1966) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Action, Western |
Bewertung unserer Besucher: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Note: 7,38 (8 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Vier Abenteurer tun sich zusammen, als ihnen ein millionenschwerer Rancher ein Vermögen bietet, falls sie seine Frau zurückbringen, die mexikanische Banditen entführt haben. Der Weg nach Mexiko durch die Wüste ist weit, gefährlich und voller Überraschungen. Die größte Überraschung aber wartet auf sie, als sie ihr Ziel erreichen und feststellen: Die Frau ihres Auftraggebers will eigentlich gar nicht gerettet werden! (Sony Pictures)
„Die Revolution? Wenn die Schießereien aufhören, die Toten begraben werden und die Politiker wieder aus ihren Löchern kommen, stellt sich heraus, dass alles eine verlorene Sache war.“ (Burt Lancaster als „Bill Dolworth“).
Dieses Zitat ist bereits relativ bezeichnend für die leicht resignierte Stimmung der „Helden“ des folgenden Films. In einer Zeit, als der amerikanische Western sich in einer Phase größeren Umbruchs befand (und dessen beste Zeit sich gleichzeitig mit den noch folgenden „Spätwestern“ allmählich ihrem Ende zuneigte [auf die historische Entwicklung komme ich noch zu sprechen]) entstand Richard Brooks‘ großartiger Western
„Die Gefürchteten Vier“, im Original treffender und prägnanter betitelt als
„The Professionals“
Wir befinden uns irgendwo im texanisch-mexikanischen Grenzgebiet, kurz bevor in Europa der erste Weltkrieg ausbricht. Der texanische Millionär Grant (Ralph Bellamy) heuert vier Söldner, Glücksritter und Abenteurer an. Seine Frau Maria (Claudia Cardinale) wurde von dem mexikanischen Banditen Jesus Raza (Jack Palance) entführt. Für 10.000 Dollar pro Mann sollen diese Vier nach Mexiko reiten und seine Frau befreien. Jeder von ihnen ist ein Meister seines Fachs. Der Ex-Soldat und Waffenhändler Rico Fardan (Lee Marvin) ist ein Waffenspezialist und brillanter Taktiker, Hans Ehrengard (Robert Ryan) kennt sich mit Pferden aus wie kein zweiter und Jacob Sharpe (Woody Strode) ist Kopfgeldjäger, Spurensucher und ein hervorragender Bogenschütze. Jetzt fehlt den Männern nur noch ein Sprengstoffexperte, oder wie Fardan es ausdrückt „Ein Knallfrosch. Wir brauchen einen Typ, der dir den Stuhl unter dem Hintern wegsprengen kann, ohne dass du `nen Splitter in den Arsch kriegst!“ Dieser Mann ist Bill Dolworth (Burt Lancaster). Zusammen bricht man Richtung Mexiko auf. Das erste Problem ist, dass Raza kein gewöhnlicher Bandit, sondern ein Revolutionär ist. Zudem haben Fardan und Dolworth bereits einige Jahre zuvor Seite an Seite mit Raza unter Pancho Villa gekämpft. Marodierende Banden sind für diese „Profis“ kein Hindernis Das größte Problem taucht nämlich auf, als sie in einer Handstreichaktion Grants Frau aus Razas Klauen befreien. Maria ist nämlich keineswegs unfreiwillig bei Raza! Die beiden sind ein Liebespaar und Maria wollte vielmehr dem eisernen Griff ihres beherrschenden Ehemanns entkommen. Die vier Söldner stecken nun in einem moralischen Dilemma, sind aber erstmal bestrebt, ihren Auftrag zu erfüllen. Nun müssen die Vier nicht nur versuchen auf dem schnellsten Weg zurück nach Texas zu kommen, verfolgt von einem wütenden Raza und seiner Truppe, auch ihr „Entführungsopfer“ lässt nichts unversucht ihnen zu entfliehen oder ihre Flucht zu verlangsamen. Letztendlich steht auch Grant noch eine unangenehme Überraschung ins Haus…
Richard Brooks war ein vielseitiger Regisseur, der in den verschiedensten Genres zum Teil echte Klassiker geschaffen hat, z. B. mit der Tennessee Williams-Verfilmung „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ (1958) mit Elizabeth Taylor, oder „Die Saat der Gewalt“ (1955), der Film, durch den Bill Haileys „Rock Around The Clock“ zur Hymne einer neuen Generation wurde. Zweimal widmete sich Brooks dem Western. 1975 entstand sein Film über ein Extrem-Pferderennen „700 Meilen Westwärts“ und 1966 „The Professionals“. Auch bei diesem Film zeigt sich Brooks auf der Höhe seines Könnens. In Umfragen über die besten Western aller Zeiten landen die „Professionals“ mit schöner Regelmäßigkeit unter den vordersten Plätzen. Auch das Drehbuch (nach dem Roman „A Mule for The Marquesa“ von Frank O’Rourke) stammt von Brooks. Das Ergebnis ist eine straff geschriebene Story ohne überflüssige Abschweifungen und vollgepackt mit intelligenten Dialogen und interessanten Charakteren. Selbst eine Figur wie „Raza“ ist weitab der üblichen „Bad Guy“-Klischees konzipiert. Alleine schon, wie die Hauptfiguren bereits während des Vorspanns mit eigenen, kleinen Szenen eingeführt werden die sie bereits sehr genau charakterisieren, ist ein Musterbeispiel für ökonomisches Filmemachen. Auch im weiteren Verlauf geht die Story zügig voran, immer wieder unterbrochen von wohlplazierten, aufwendigen Action-Szenen. Highlight hierbei ist sicherlich die „Befreiung“ Marias, bei der sich Sharpe’s Bogenkünste zusammen mit einigen Dynamitstangen als eine wahrlich explosive und tödliche Mischung erweisen. Und auch Fardan verlässt sich nicht unbedingt nur auf einen (zu der Zeit fast schon altmodischen) Colt, sondern bevorzugt die Pumpgun oder gleich ein Maschinengewehr. Schließlich befinden wir uns ja bereits, wie gesagt, ungefähr im Jahr 1914. Lediglich wenn Dolworth irgendwann zurückbleibt, um die letzten Verfolger und Raza aufzuhalten, gerät die schnurrige Story ganz kurz ins Stolpern. Das ist aber auch das einzige, eigentlich völlig unbedeutende Manko des ansonsten tempo- und actionreichen Films.
Bereits in den 50er Jahren begann eine Entwicklung im amerikanischen Western, die mit „The Professionals“ einen ihrer Höhepunkte fand. Die Pionierbewegung nach Westen war an ihrem Ende angelangt, die „Frontier“ geschlossen, folglich richtete man seine Aufmerksamkeit verstärkt nach Süden. Der klassische Held des Edelwesterns machte nach und nach Glücksrittern, Abenteurern, Söldnern und Outlaws Platz, die sich gegen Bezahlung in Mexico verdingten und sich dort auch häufig in eine der (anscheinend permanent stattfindenden) Revolutionen einmischten. Ein beliebtes Motiv auch im Mitte der 60er Jahre aufkommenden Italo-Western. Als einer der ersten, bekanntesten und besten Filme dieser Entwicklung müsste allerdings Robert Aldrich’s „Vera Cruz“ (1954) genannt werden. Später folgten (bezogen auf die USA) Beispiele wie Robert Mitchum in „Bandido“ (1958), John Sturges‘ „Die Glorreichen Sieben“ (1960), Sam Peckinpah’s Meisterwerk „The Wild Bunch“ sowie als Spätwerke 1969 und 1970 Tom Gries‘„100 Gewehre“, George Peppard in „Kanonen für Cordoba“ und der leicht komödiantische und unverkennbar vom Italo-Western beeinflusste Eastwood-Film „Ein Fressen für die Geier“, von Altmeister Don Siegel Eine weitere, politische Implikation, die sich aus „The Professionals“ herauslesen lässt, ist die eines frühen (und im amerikanischen Western erstmaligen) kritischen Kommentars zum stetig zunehmenden amerikanischen Engagement in Vietnam. Zumindest den Zuschauern jener Zeit dürften beabsichtigte Parallelen sicherlich nicht entgangen. sein. Aber „The Professionals“ ist trotzdem weit davon entfernt, ein politisches Moralstück zu sein oder aufdringlich den mahnenden Zeigefinger zu erheben. Der Kinofan KANN seine Schlüsse aus dem Film, seinen Anspielungen und seinen Dialogen ziehen, er kann ihn aber auch als pure Unterhaltung mit rasanten, visuell aufwendig gestalteten Actionszenen und einer Prise Humor genießen!
Ein paar kurze Worte noch zu der äußerst gelungenen Besetzung. Für die Rolle des knallharten (Ex-)Soldaten gab es sicherlich keine passendere Besetzung als den ehemaligen Marine (und Träger des „Purple Heart“-Abzeichens) Lee Marvin. Vorher schon häufiger als Bösewicht [„Der Mann der Liberty Valance erschoss“ / „Comancheros“ (beide 1961)] oder allgemein besetzt als hartgesottener Kerl mit einem weichen Kern unter einer harten Schale [„Donovan’s Reef (1963) oder „Cat Ballou“ (1964)] fand Marvin hier seine ideale Figur, die er später auch in seinen Soldaten- bzw. Gangsterrollen perfektionierte. Als herausragende Beispiele seien hier genannt „Das dreckige Dutzend“(1967), „Point Blank“(1967) oder „The Big Red One“(1979). Witzig hierbei ist, dass „The Professionals“ in Deutschland später als „deutscher“ Titel für Marvins späteren Gangsterfilm „Prime Cut“ (1972) übernommen wurde. Burt Lancaster, zu jener Zeit sogar ein noch größerer Star als Marvin, ist perfekt besetzt als Sprengstoffexperte „Dolworth“, der für die früheren revolutionären Ideale nur noch beißenden Sarkasmus übrig hat , dafür aber insbesondere der Damenwelt besonders zugetan ist. In seiner ersten Szene muss er in langen Unterhosen vor einem gehörnten Ehemann flüchten und selbst unter Raza’s Leuten findet er eine alte Liebschaft. Woody Strode und Robert Ryan sind verlässliche und charismatische ‚Supporting Actors‘ und auch Jack Palance schlägt sich durchaus wacker als Mexikaner. Und schließlich noch Claudia Cardinale…(*laaaanger, schmachtender Seufzer*). Ganz ehrlich? Claudia Cardinale hat nie heißer ausgesehen und wurde selten vorteilhafter ins Bild gesetzt als bei „The Professionals“, ihrem ersten amerikanischen Film. Okay, schauspielerisch wurde sie noch nicht so gefordert, da war Sergio Leone’s „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968) schon sehr viel ergiebiger. Aber bezogen auf ihre visuelle Präsenz in diesem Film…ay caramba!!!
Für jeden Western-Fan ist „Die gefürchteten Vier“ sowieso ein absolutes, unverzichtbares „Muss“, aber auch für Leute, die sonst vielleicht nicht so viel mit Western am Hut haben (no pun intended) ist dieser temporeiche, stargespickte und mit knackiger Action vollgepackte Film definitiv sehenswert!
9 von 10 Punkten.
Maria (*an Dolworth gerichtet*): „Scheren Sie sich zum Teufel!“
Dolworth (*an seinen Hut tippend*): „Jawohl Madam...bin schon unterwegs.“
Grant (*an Fardan gerichtet*): “Sie BASTARD!“
Fardan: „Ja, Sir. Aber in meinem Fall ist es nur ein Geburtsfehler. In Ihrem hingegen, Sir,…ein Charakterfehler!“
Mehr Reviews vom gleichen Autor
Kommentare
31.07.2014 00:20 Uhr - Egill-Skallagrímsson |
|
![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Sehr tolles Review, das muss man mal sagen :-) Großes Lob mit Cocktail-Kirsche obendrauf ;-)
|
31.07.2014 08:20 Uhr - Tom Cody |
|
![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Dank an den alten Wikinger! ;-)
|
31.07.2014 09:49 Uhr - sonyericssohn |
|
![]() Moderator ![]() ![]() |
Tja was soll man hierzu noch sagen ?
Wundervoll ! |
31.07.2014 17:27 Uhr - Tom Cody |
|
![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Thanks sonyericssohn, much appreciated!
|
31.07.2014 19:50 Uhr - sonyericssohn |
|
![]() Moderator ![]() ![]() |
Tequila... :-D
|
Um Kommentare auf Schnittberichte.com veröffentlichen zu können, müssen Sie sich bei uns registrieren.

