The Midnight Meat Train
Herstellungsland: | USA (2008) |
Standard-Freigabe: | FSK keine Jugendfreigabe |
Genre: | Horror, Thriller |
Alternativtitel: | Clive Barker's Midnight Meat Train |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 8,80 (188 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Der Fotograf Leon Kaufman ist besessen von der Idee, das wahre Leben der Millionenstadt New York abzubilden. Bei seiner Suche nach dem perfekten Motiv stößt er auf die blutige Spur eines unaufhaltbarem Serienmörders, der nächtliche U-Bahnfahrgäste stumm und gnadenlos abschlachtet, als wären Sie Vieh. Für wen - oder was - bereitet der Killer seine hilflosen Opfer als Nahrung zu? Auf Leon strahlt der bestialische Mörder eine seltsame Faszination aus, die ihn immer tiefer in die endlosen Tunnel der New Yorker U-Bahn lockt - und schließlich in einen Abgrund, in dem etwas Teuflisches auf ihn lauert... (NSM Records)
Als Horrorfilmjünger ist man häufig filmische Ausschussware gewöhnt. Schlechte Schauspieler, amateurhafte Kameraführung, die gefühlt 100000ste Wiederholung der immer gleichen Story. Da fragt man sich manchmal ernsthaft: Warum halte ich diesem Genre seit Jahren die Treue?
Ich habe hier und heute die Antwort: Weil es Filme wie "Midnight Meat Train" gibt, denn der stellt ein filmisches Kleinod dar, einen leuchtenden Stern am Horrorfirmament. Die Aussergewöhnlichkeit dieses Werkes beginnt schon bei der Story, die in ihren Grundzügen der Kurzgeschichte "Der Mitternachtsfleischzug" von Clive Barker aus seinen 'Büchern des Blutes' folgt:
Der Fotograf Leon Kaufman erhält die Chance auf eine Ausstellung seiner Bilder in einer renommierten Galerie und hat sich dabei in den Kopf gesetzt, das wahre Gesicht New Yorks mit der Kamera einzufangen. Auf seinen nächtlichen Streifzügen durch die Strassenschluchten der Grossstadt wird er auf einen namenlosen Mann aufmerksam, dem er immer wieder begegnet. Der Verdacht erhärtet sich, dass dieser ein schreckliches Geheimnis hütet. Und so verstrickt sich Leon immer tiefer in einem Netz aus Blut und Wahnsinn...
Mehr will ich hier nicht verraten, denn "Midnight Meat Train" ist einer dieser Filme, die stark davon profitieren, wenn der Zuschauer möglichst wenig weiss. Denn die Storyline ist zwar nicht nagelneu (aber welche ist das schon?), dennoch ist sie innovativ umgesetzt und bietet genügend Überraschungsmomente, um aus der Masse der Horrorfilme locker herauszustechen. Der finale Twist ist dabei besonders hervorzuheben, denn dieser ist ebenso fies wie befriedigend.
Natürlich profitiert der Film enorm von den absolut überzeugenden Schauspielern, und bietet eine im Genrebereich aussergewöhnlich hohe Dichte an bekannten Gesichtern, allen voran Bradley Cooper, der mittlerweile in die A-Liga Hollywoods aufgestiegen ist. Er verleiht dem Hauptakteur Leon Kaufman genug Seele und Charakter, um den Zuschauer mitleiden zu lassen, wenn er sich immer weiter in der Dunkelheit der New Yorker U-Bahn-Schächte verliert, die im übrigen eine bemerkenswerte Kulisse abgeben. Auch die weiteren Darsteller sind dem regelmässigen Konsumenten von Filmen und TV-Serien ein Begriff. So wechselt Roger Bart nach seiner doch eher fiesen Rolle in "Hostel 2" die Seiten und stellt einen guten Freund Leons´ dar, während Brooke Shields, die durch den seinerzeit enorm erfolgreichen Streifen "Die blaue Lagune" (1980) bekannt wurde, die undurchsichtige Galeriebesitzerin gibt. Leslie Bibb (Iron Man 1 & 2, Gesetz der Rache) spielt die Film-Verlobte von Cooper und Peter Jacobson, der als Barbesitzer für ein paar Momente des Aufatmens und dezent-humoristische Einschübe sorgt, wird vielen Zuschauer als Dr. Chris Taub aus "Dr. House" ein Begriff sein. Man sieht, es fehlt nicht an Wiedererkennungswerten, aber die Krone gehört definitiv Vinnie Jones, der dem Killer eine dermassen bedrohliche Ausstrahlung verleiht, dass es einem kalt den Rücken hinunterläuft. Dass dabei kein Ton über seine Lippen kommt, macht es nur umso intensiver. Mit einem Wort: Grandios!
Aber was wäre das beste Darstellerensemble, wenn das Know-How bei Regie, Kameraführung etc. fehlt? Doch auch hier braucht man sich keine Sorgen zu machen, denn da wo die Qualität der Schauspieler aufhört, knüpft das filmische Können der Beteiligten hinter der Kamera nahtlos an. Regisseur Ryuhei Kitamura, der in Japan erstmals durch den überdrehten Wald-und-Wiesen- Zombieflick "Versus" angenehm blutig aufgefallen ist und hier sein US-Debüt anliefert, holt alles aus den kargen, urbanen Schauplätzen heraus und zaubert düstere Bilder auf die Leinwand bzw. das Fernsehgerät, in denen er alle Register des modernen Horrorfilms zieht, aber auch die zeitlosen Gruselklassiker nicht missachtet. So legt er oftmals neben schnellen Schnitten auch eine betont langsame Erzählweise an den Tag, ohne dabei je behäbig zu wirken. Im Gegenteil: "Midnight Meat Train" ist ein sehr dynamischer Film, dem das Kunststück gelingt, auch beim erneuten Sichten wieder Spass zu machen, obwohl der geneigte Zuschauer das Ende schon kennt.
Dies liegt natürlich auch an den überaus brutalen Splatterszenen, die seinerzeit Universal von einer Veröffentlichung in Deutschland absehen liessen. Stattdessen wurde der Film nur in der Schweiz mit deutscher Synchronisation veröffentlicht, dafür aber in der ungekürzten Unrated-Fassung. Später kam noch eine VÖ in Österreich hinzu, bevor der Film im Dezember 2013 erstmals auch in Deutschland das Licht der Wohnzimmer erblickte, über vier Jahre nach dem CH-Release. Diesmal von Sunfilm und um knapp 7 Minuten zensiert. Aber da es an Uncut-Alternativen nicht mangelt, kommen für den Interessenten natürlich auch nur diese in Frage, da sie die wirklich aussergewöhnlichen Guts'n'Gore-Sequenzen in voller Länge enthalten.
Ironischerweise sind es aber genau diese Szenen, die den häufigsten, und in meinen Augen auch nachvollziehbaren, Kritikpunkt unter Horrorfans darstellen. Denn im Gegensatz zum restlichen Film, den Kitamura, wie schon erwähnt, betont düster inszeniert, brennt er hier ein CGI-Splatterfeuerwerk ab, dass fast schon ins Comichafte überzogen ist. Dementsprechend sieht gerade das Blut extrem künstlich aus. Ich denke, dass es sich hier um einen klaren Fall von Geschmacksache handelt. Mir gefällt dieser Stilbruch extrem gut, weswegen der Film die volle Punktzahl erhält. Ich kann aber gut verstehen, dass er bei vielen Leuten genau die entgegengesetzte Wirkung hat, nämlich dass der Splatter sehr unecht aussieht und deswegen als weniger hart (bzw. der Atmosphäre abträglich) empfunden wird.
Sei´s drum! Für mich ist "Midnight Meat Train" ein perfektes Beispiel dafür, dass innovative, gut gespielte und aufwändig produziert Horrorfilme immer noch das Zeug haben, zu einem Genre-Klassiker zu werden, denn in meinen Augen ist der Mitternachtsfleischzug genau das! Leider ging der Film aufgrund des plötzlichen, durch einen Führungswechsel ausgelösten, Desinteresses von Seiten der Produktionsfirma Universal in den USA an den Kinokassen vollkommen unter, da er nur als Limited Release in sog. 1$-Cinemas (hier sogar noch in einer zensierten R-Rated-Fassung) sowie fast zeitgleich auf DVD veröffentlicht wurde. Auch betrieben die Produzenten nur sehr wenig Marketing, um ihn einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Das ist sehr schade, da er definitiv mehr Beachtung verdient hätte.
Ändern kann man daran aber nur wenig, allerdings rufe ich jeden Horrorfan, der dieses Review liest und das besprochene Werk noch NICHT GESEHEN hat, dazu auf, dies schnellstmöglich nachzuholen. Das Risiko, enttäuscht zu werden, ist sehr gering...
Two Thumbs Up, Up, Up!
Kommentare
21.08.2014 14:11 Uhr - deNiro |
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Sehr sehr schön;))
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22.08.2014 23:07 Uhr - Martyrs666 |
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![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Danke sehr! ;-)
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26.10.2015 04:32 Uhr - Präsident Clinton |
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Perfekte Kritik zu einem überragenden Horrormeisterwerk.
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