Satoru Ogura schaffte im Jahr 1985 genau das, was er erreichen wollte. Mit seinem 43 minütigen Film „Guinea Pig: Devil´s Woman Experiment“ spaltete er die Meinungen der Zuschauer. Ging es in seinem Werk doch im schlichten Sinne nur darum, dass eine Frau mehrere Grade des Schmerzes ertragen musste. Eine Handlung selbst war zwar nicht vorzufinden, doch die Machart des Werkes war so realistisch, dass man ihn sogar für einen Snuff-Film halten könnte. Für die breiten Massen war dieser Film von Anfang an nicht geplant, doch eine kleine Fanbase konnte dieser Film um sich trotzdem noch scharren. Auch wenn der Film selbst sehr viel Kritik einstecken musste, war Ogura davon fasziniert, welche Resonanz er erhalten hat und dass er trotzdem seine Anhänger finden konnte. Noch im selben Jahr wurde dann „Guinea Pig: Flowers of Flesh and Blood“ gedreht. Dieses mal fungierte Ogura nur noch als Produzent und wich von dem Regiestuhl um dort Hideshi Hino sein Werk vollbringen zu können. Und genau dieser Film ist es, der auf der ganzen Welt eigentlich für Bekanntheit sorgte. Nicht weil er so populär ist, vielmehr weil ein bekannter Schauspieler Hollywoods auf dieses Werk aufmerksam machte. Kein geringerer als Charlie Sheen selbst hat sich „Guinea Pig: Flowers of Flesh and Blood“ angeschaut und hielt diesen Film für Echt, woraufhin er das FBI einschaltete. Und somit ist es um die Reihe geschehen. Auf so vielen Kontinenten wurde die Reihe nun berühmt und jeder wollte die beiden Filme sehen. Kein Wunder, dass man davon profitieren wollte. „He Never Dies“ (1986), „Mermaid in a Manhole“(1988), „Android of Notre Dame“ (1988) und „Devil Woman Doctor“ (1990) gesellten sich zu auch zu dieser Reihe und somit war die „Guinea Pig“ Reihe für ganze 24 Jahre komplettiert.
Jetzt lassen wir es uns noch einmal genau auf der Zunge zergehen – vierundzwanzig Jahre -. In dieser Zeit kann so einiges passieren. So wäre es eigentlich auch nicht einmal ausgeschlossen, dass die Faszination oder besser gesagt Neugierde an dieser Filmreihe abreisen könnte. Doch dem ist bei weitem nicht so. Da man aber schon einige Jahre vergebens auf weitere Beiträge der Reihe wartet, haben sich nun die werten Amerikaner gedacht, dass sie ihre eigene Reihe auf die Beine stellen sollten. 2014 sollte nun also der amerikanische Start der Reihe einläuten. Mit dem Titel „American Guinea Pig: Bouquet of Guts and Gore“ wird nun die amerikanische Version präsentiert. Das Erste was einem sofort in den Sinn kommt ist die Tatsache, dass sich die Amerikaner schon öfters an asiatischen Filmen versuchten und diese Versionen komplett in den Sand gesetzt haben. Deshalb wird man auch bei dem ersten Versuch sehr vorsichtig an dieses Werk herangehen, so ging es mir zumindest. Sobald die Leinwand aber mit den bewegten Bildern aufwarten konnte, merkt man, dass die Sorgen absolut Unbegründet sind. Der billige und dreckige VHS-Look lässt sofort das Interesse steigen. Man sieht wie die Kamera über eine Straße (irgendwo in Amerika) fährt und dabei zwei junge Frauen ins Visier nimmt. Diese steigen in ihr Auto ein und werden dort von einem maskierten Mann überwältigt und von nun an befindet man sich in der schlichten aber grausamen Welt von „American Guinea Pig: Bouquet of Guts and Gore“. Eine Lagerhalle wird nun zum Schauplatz des kompletten Filmes. In der Mitte des Raumes befinden sich zwei Betten, worauf die beiden Frauen liegen. Drei Männer, alle maskiert und mit Kameras ausgerüstet schleichen um die Frauen herum. Ein weiterer Mann stößt hinzu mit einem Tierschädel als Maske. Und von nun an beginnt für die beiden Frauen die Hölle auf Erden. Betäubt liegen sie nun auf den Betten und werden Stück für Stück immer weniger…
Um die amerikanische Version kümmerte sich Stephen Bio, der mit bisher nur vom Namen her bekannt war. Mit seinem Film „Philosophy of a Knife“(2008), der die Thematik der UNIT731 aufgreift, gilt unter gewissen Kreisen schon jetzt als absolutes Highlight für kranke Unterhaltung. Bisher habe ich diesen Film noch nicht gesehen (auf dem Radar ist er aber trotzdem), somit feierte ich persönlich meine Premiere mit „American Guinea Pig: Bouquet of Guts and Gore“. Wenn ich jetzt objektiv an die Betrachtung des Filmes herangehe, muss ich auch definitiv erwähnen, dass dieser Regisseur eindeutig eine sehr kranke Ader an sich hat. In den vergangen Jahren war ich immer wieder auf der Suche nach dem neusten „Kick“ und habe das „Extreme“ gesucht. Nachdem ich so gut wie die meisten der Skandalfilme schon hinter mir habe und meistens gelangweilt den TV abgeschaltet habe, muss ich wirklich sagen, dass mich „American Guinea Pig: BoGaG“ wirklich hart getroffen hat. Folgt er doch eindeutig seinem Vorbild „Guinea Pig: Flowers of Flesh and Blood“ mit der Thematik, in der eine Frau auseinander genommen wird, muss man aber sagen, dass die amerikanische Variante noch eine Schippe drauf setzt und wirklich sehr brutal auf den Zuschauer wirkt. Selbst auf mich, der sich mit solchen Filmen schon recht gut anfreunden kann, mir wurde ganz anders.
Gerade durch seinen billigen Look hat man das Gefühl, als wäre dies kein Film sondern Realität. Auch der hier eingesetzte Found-Footage Stil, der durchaus gelungen ist, trägt dazu bei, dass man sich manchmal hier verirren kann und an den gezeigten Szenen zweifelt. Während „Guinea Pig: Flowers of Flesh and Blood“ mich vielmehr zum Lachen anregte durch die überzogene Darstellung, kann sich die amerikanische Variante sowas nicht erlauben und ist konstant auf einem sehr ernsten Pfad anzutreffen. Einige Male habe sogar ich mich ertappt, wie mir ein paar Körperteile geschmerzt haben, denn die Folterung ist bei weitem keine leichte Kost. Während andere Filme mit der Kamera auf andere Objekte schwenken um die Fantasie des Zuschauers anzuregen, wird hierbei mit Sturheit auf die Grausamkeiten draufgehalten und man sieht wirklich einiges. Die Sounds welche dort eingesetzt wurden wirken sehr real und das ist genau das, was dann Schmerzen hervorrufen kann. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, inwiefern diese Szenen mit den FX-Einsatz umgehen. Hier muss man auch wieder ein sehr großes Lob aussprechen. CGI-Effekte erwarten den Zuschauer hier nicht, alles basiert auf handgemachten Effekten. Dadurch entsteht eine umso bedrohlichere, abstoßendere Art der Inszenierung.
Nachdem ich lange Zeit dachte, dass mich ein Film nicht mehr schockieren könnte, bin ich nun auf einen würdigen Vertreter dessen gestoßen. Doch es muss auch gesagt werden, dass dies einer der Filme ist, der am Ende auch noch eine bitter böse Überraschung parat hält, bei der es einem sofort in den Bauch fährt. So ein unwohles Gefühl hatte ich schon sehr lange nicht mehr und ich muss sagen, dass mir dies auch noch jetzt nachhängt. Für einen Filmabend mit ein paar Freunden bietet sich dieses Werk definitiv nicht an und sollte auch keines Falls angeschaut werden, wenn man weiß, dass man keine Filme härterer Gangart verträgt. Ich muss jetzt sagen, dass dies einer der Filme ist, der seinen Platz unter meiner Top 10 der härtesten Filme aller Zeiten auf jeden Fall verdient hat. Da ich mir sicher bin, dass es nicht bei diesem Werk bleiben wird und noch eine Fortsetzung unterwegs ist, muss ich mir jetzt schon warme Gedanken machen. Ich hoffe nur, dass er nicht dort weiter macht, wo er geendet hat, denn dann erleben wir einen Film, der etwas offenbart, dass bisher noch nie zuvor dagewesen ist in bildlicher Kunst. Ich kann an diesem Punkt nicht einmal sagen, welche Wertung ich diesem Werk geben würde, da ich auf der einen Seite absolut begeistert bin, doch dann sagt der kleine Engel auf meiner Schulter auch wieder, dass ich sowas dann doch nicht gut heißen sollte. Hierbei wird dieses Mal eine Wertung ausbleiben.