Die von Regisser Mick Garris (The Stand-Das letzte Gefecht, Riding the Bullit) produzierte Pay-TV Serie Masters of Horror (2005-2007) vereinte einige Meister des Horrors, wie John Carpenter(Episoden:Cigarrete Burns, Pro-Life),Dario Argento(Episoden:Jennifer, Pelts) und Stuart Gordon(The Black Cat, Dreams in the Witchhouse), aber auch alternative Regisseure wie Takashi Miike(Episode: Imprint) oder Larry Cohen mit der Episode PICK ME UP. Larry Cohen führte die Regie bei It's Alive 1-3, American Monster und The Stuff, produzierte Maniac Cop 1 und 2 für die er auch das Drehbuch schrieb, genau so wie für Die Rückkehr der glorreichen Sieben, Nicht auflegen! und American Monster. Die Story von P. M. U. stammt von Autor David Schow(einst Autor vom Fangoria Magazine), der auch das Skript für die Masters of Horror-Folge We All Scream For Ice Cream, und den Horrorfilmen The Crow, Nightmare 5, sowie Texas Chainsaw Massacre 3 und TCM-The Beginning geschrieben hat. Die von Cohen inszenierten Filme sind mal mehr mal weniger gelungener, ungewöhnlicher Trash, und sie zeigen manchmal durch z. B. raffinierte Dialoge, dass da ein Künstler am Werk ist, der seinen ganz eigenen Humor hat. Da Cohen sich meist kaum die Mühe gibt, dem Zuschauer seinen Humor durch explizite Pointen zu erklären, kann man ihm durchaus eine gewisse Konsequenz zusprechen. Bei Filmen wie etwa American Monster wundert man sich darüber, dass der Film eigentlich zu gut ist, als dass er einfach als Trash abgetan werden kann. Ich würde Cohen damit in Richtung Brian Yuzna(Society) und Stuart Gordon(Dagon,From Beyond) einordnen. Auch sein Filmchen Pick Me Up pendelt wie für Cohen üblich zwischen teilweise albernen Trash und überraschend gewitzten, schwarzen Humor hin und her. Etwas zu sehr, finde ich.
Auch wenn die eigentlichen Hauptfiguren die beiden Killer sind, bekommt der Zuschauer noch eine Identifikationsfigur. Die schlecht geschminkte Stacia, die von allem und jeden genervt ist, und vor ihrem alten Leben ins Nichts flüchtet. Und auch wenn diese Figur durch ihre durchweg mies gelaunte Art eher eintönig bleibt, so gelingt es Cohen wie so oft zuvor, die Figuren so überzogen wie 'unterhaltsam' in ihrer Art darzustellen. Die Gruppe, mit der Stacia in einem Reisebus unterwegs ist, besteht eigentlich nur aus solch unterhaltsamen Figuren. Eine von Botox aufgedunsene Blondine mit 'aufgespritzten' 'Fischmaul', eine hysterische junge Frau mit Verfolgungswahn und verzweifeltem Freund, ein aufdringlicher Typ, der versucht cool zu sein...und und und. Als dann noch der Reisebus eine Panne hat, muss Stacia diesen nervigen Reisenden entkommen, und auf eigene Faust weiterziehen. Sie geht im wahrsten Sinne des Wortes ihren eigenen Weg, der sich mit den Wegen der beiden Sadisten und Serienkillern Walker und Wheeler kreuzt. Wie es schon die Namen der Beiden ankündigen, ist Walker -der Killer im Cowboy-Look- zu Fuß bzw. per Anhalter unterwegs, während der ältere Vorzeige-Backwoods-Holzfällerhemd-Recke Wheeler als Trucker über die Straßen zieht, und gerne Anhalter/innen massakriert. Beide passen also in diesem Sinne in ihr jeweiliges Beuteschema. Diese beiden Figuren sind durchaus interessant. Und ausgerechnet die von der Welt enttäuschte Stacia ist dann die einzige Identifikationsfigur, mit dessen Augen der Zuschauer die irren Killer begutachten kann.
Walker(Warren Cole: The Avengers) fällt durch seine Pseudo-Moral auf. Er wirft anderen beispielsweise vor dass diese eine Schlange überfahren haben, und zeigt wiederholt eine erzkonservative Ansicht, was die Lebensweise anderer Menschen angeht. Aber er selbst hält sich für erhaben, und liebt es mit der Angst der Menschen zu spielen, im extremsten Fall auch durch Folterung. Wheeler(Michael Moriarty: Pale Rider, American Monster) gibt den "Howdy"-Typen, der immer einen Spruch und ein Lachen auf Lager hat. Doch wenn er dann einen unsicheren Tankstellenwart diabolisch anmutend zutiefst verunsichert, und diesem dann vermittelt, wie man durch eine Schusswaffe Macht und Kontrolle über andere Menschen bekommen kann, zeigt der Sadist sein wahres Gesicht. Auch er liebt es, mit der Angst anderer Menschen zu spielen. Zuerst versucht er aber das Vertrauen der Menschen für sich zu gewinnen, indem er ihnen eine Polizeimarke zeigt. Das Böse zeigt die Polizeimarke oder vermittelt Moral, um anschließend mit der Angst seiner "Beute" zu spielen. Diese gewitzte Tatsache bietet diverse Interpretationsmöglichkeiten, wenn man z. B bedenkt, dass in Amerika auch schon Kinder am Schießstand stehen, und vermittelt wird das Schusswaffen zum Schutz dienen. Die beiden Killer nennen sich Jäger, und damit ihre Opfer Beute. Wenn dann die "Jäger" aufeinander treffen, und es heist: "Wer erwischt hier wen?", dann schraubt sich das sadistische Spiel mit der Macht über andere Menschen immer weiter hoch, bis es zu einem wahllosen Kampf wird.
Trotz aller gegebenen Interpretationsmöglichkeiten wird Cohens Film irgendwann immer mehr zu einer schwarzen Komödie, die durch ihre Albernheiten an Kraft verliert. Die Ansätze von Kritik bleiben immer nur Ansätze, und auch der Humor gelingt nur ansatzweise, bis er wie gesagt nervig überzogen ist. Zwar brechen Wheelers Ansage in der Tankstelle und eine Folterszene effektiv den ironischen Kontext, aber dieses Prinzip wird nicht konsequent durchgezogen. Die Tatsache, dass der Machtkampf immer wahlloser wird, ist ein guter Gedanke mit satirischen Beigeschmack, aber Pick me up schießt irgendwie am Ziel vorbei. Wenn es denn eines gibt. Aber bei aller Kritik, Cohen hat seinen Film wirklich gut inszeniert! Seine Kamera-Perspektiven gestalten den oft sehr gelungenen Aufbau der Szenen effektiv. Zudem sind die Schnitte und Szenen-Übergänge richtig gut. Und auch wenn Michael Moriartys vermutlich durch O.Ps verunstaltete Gesicht kaum wiederzuerkennen ist, spielt er seine Rolle mit vollem Elan. Ansonsten bleiben die anderen Darsteller bis auf Warren Kole als Walker jedoch eher blass.
Weder Fisch noch Fleisch. Leider wieder einer von Cohens Filmen, bei denen man sich fragt: Was hätte das werden können? Dennoch: Für Zwischendurch einen Blick Wert!
5/10