Fast & Furious 7
Originaltitel: Furious 7
Herstellungsland: | USA (2015) |
Standard-Freigabe: | FSK 12 |
Genre: | Abenteuer, Action |
Alternativtitel: | Fast 7 Fast Seven The Fast and the Furious 7 Furious Seven Wild Speed: Sky Mission |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,11 (54 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Nachdem Dominic Toretto (Vin Diesel) und seine Crew von Hans Tod erfahren, reisen sie nach Tokio, um sich dort mit dem Drift-König und Freund von Han Sean Boswell (Lucas Black) zu treffen. Gemeinsam mit ihm und einigen neuen Verbündeten wollen sie die Ermordung von Han rächen. Dabei legen sie sich mit Deckard Shaw (Jason Statham) an, dem älteren Bruder von Owen Shaw, der zudem Anführer eines skrupellosen illegalen Straßenrenn-Syndikats ist. (Universal Pictures)
Liebe Leser, verzeiht mir, dass der von mir angepriesene, leicht eigentümliche Film von very far away noch nicht mit dem großmäulig angekündigten Review bedacht wurde. Wird alsbald nachgeholt. Aber wenn ein so besonderer Film wie "Fast & Furious 7" mit röhrenden Motoren dazwischensaust, bleibt man gewissermaßen automatisch am Heck hängen.
Sieben Teile - wer hätte das anno 2001 gedacht, als mit "The Fast and the Furious" ein verhältnismäßig kleiner Film veröffentlicht wurde, mit einem noch überschaubaren Budget und Leuten wie Vin Diesel, Paul Walker, Michelle Rodríguez oder Jordana Brewster, die zuvor allesamt größtenteils in Nebenrollen zu sehen waren und von denen man wohl nie gedacht hätte, dass sie leistungsmäßig irgendwann einmal in der Champions League Hollywoods spielen würden. "F & F" war (die rosarote Brille mal abgesetzt) lediglich eine inhaltlich schwächere Version von "Gefährliche Brandung", nur dass die Surfboats durch Rennboliden ersetzt wurden. Was den Streifen letztlich doch zu einem Kultfilm (ja, genau Kult!) machte, lässt sich leicht ableiten: obwohl sie beide keine Oscar-Anwärter waren, hatten Diesel und Walker Charisma en masse (die Kerle fanden sie supercool, die Mädels heiß), mit fett in Szene gesetzten Autos und Autorennen kriegt man den Großteil der doofen Herren der Schöpfung sowieso rum und da jene Racing-Szenen in der Tat absolut erstklassig inszeniert waren, lief die Mundpropagandamaschine auf Hochtouren. Dass das Publikum nicht genug von der anspruchslosen, aber stets unfassbar dynamischen Saga der Torettos und O'Conners kriegen konnte, zeigte sich, als nach den etwas lustlosen Teil zwei (ohne Diesel) und Teil drei (nur Diesel in einer Cameo-Rolle) die letzten drei Filme wie Dominics Dodge Charger durch die Botanik krachten und die Schatztruhen der Produzenten bis zum Bersten füllten: unglaubliche 2,4 Milliarden Dollar (!) hat das vorherige Sextett eingespielt (allein die Teile vier bis sechs haben knapp 1,8 Millarden dazu beigetragen) - das ist eine echte Ansage, die auch die größten Lästerer ruhig stimmen sollte.
Nun der siebte und mit größter Wahrscheinlichkeit auch letzte Teil der Reihe. Ein Film, der zugleich auch für immer mit einer Person verknüpft sein wird: Paul Walker. Das Aushängeschild der Saga neben Diesel, kam bekanntlich am 30. November 2013 nördlich von Los Angeles ums Leben - bizarrerweise bei einem tragischen Autounfall. Sein Tod mit gerade einmal 40 Jahren löste nicht nur in Hollywood sondern auch weltweit Bestürzung aus und es ist gut möglich, dass aufgrund der furchtbaren Umstände sein Tod irgendwann mit dem Ableben von James Dean gelistet wird. Die Dreharbeiten wurden kurzzeitig abgebrochen und das Skript im Anschluss umgeändert, weshalb der Film erst verspätet im Frühjahr 2015 anlief. Er ist Walkers letzte Rolle, eine Hommage für den Schauspieler, der viel zu früh von uns gehen musste. Doch versuchen wir, "F & F 7" möglichst objektiv zu bewerten - aus Walkers Tod Profit zu schlagen, bringt schließlich nichts.
Dominic Toretto (Vin Diesel) und seine eingeschworene Gruppe um Schwester Mia (Jordana Brewster), Freundin Letty (Michelle Rodríguez) und seinen besten Freund Brian (Paul Walker) sind in die USA zurückgekehrt und versuchen, ein normales ruhiges Leben zu führen. Doch Deckard Shaw (Jason Statham), Bruder des von Dominic und Brian in London besiegten und schwer verletzten Owen, schwört ihnen blutige Rache. Er begibt sich auf einen erbarmungslosen Ein-Mann-Feldzug, bei dem er es nicht nur auf das Anführerduo, sondern auch auf ihre Freunde und Familien abgesehen hat. Da auch Agent Hobbs (Dwayne Johnson) ihnen scheinbar nicht helfen kann, beschließen Dominic und Brian die Sache in die eigenen Hände zu nehmen. Über Los Angeles, den Kaukasus und Abu Dhabi entbrennt eine Jagd, die alsbald mit modernsten Waffen geführt wird und alle Beteiligten zum Äußersten zwingt...
Über die Story braucht man bei einem "F & F"-Ableger nicht allzuviele Worte verlieren. Sie ist und bleibt recht dünn und hält sich zum Großteil an die gängige Mainstreamformel. Wenngleich sich die Macher durchaus bemüht zeigen. Die zwischenzeitliche Jagd der Toretto-Gruppe nach einer jungen Hackerin (gespielt von Nathalie Emmanuel, Game of Thrones) ist nicht nur Mittel zum Zweck, um den Film auf ein aufgeblasenes Zwei-Stunden-Dauerfeuer-Inferno zu dehnen. Die neuen Figuren, darunter auch ein gewisser Djimon Hounsou (Blood Diamond, Amistad) oder Kurt Russell (Die Klapperschlange, Das Ding aus einer anderen Welt) sind interessant, bringen frische Dynamik ins Spiel und haben deutlich mehr zu tun, als lediglich die leidige Wir-engagieren-ein-paar-richtige-Stars-lassen-sie-aber-nur-ein-paar-Sätze-sagen-Formel abzuspulen. Insbesondere der altehrwürdige Russell bekommt beträchtlich mehr Screentime, als ich es erwartet hatte. Parallel zu diesen neuen Figuren wartet "F & F 7" auch tatsächlich mit einem aktuellen Thema auf, das man so definitiv nicht in einem solchen Film erwartet hätte: Big Brother is watching you. Ich möchte nicht allzuweit ins Detail gehen, weil ich dieses Mal versuchen möchte, Spoiler größtenteils zu vermeiden, aber dass der Streifen mit einer solchen Problematik um die Ecke kommt, hätte ich ihm nicht zugetraut. Leider - und das ist wiederum das große Manko - bleibt das Ganze recht oberflächlich und wird viel zu unreflektiert abgetan. Schade, da wäre mehr Tiefgang wünschenswert gewesen.
Aber ganz ehrlich: wer erwartet bei einem echten "F & F" auch großen Anspruch?! Es muss an allen Ecken und Enden knallen - und, verdammt noch mal, das tut es auch. Dass die Action (mal wieder) Maßstäbe setzen soll, war zu erwarten - aber wer nach den bereits ordentlich lärmenden Trailern gedacht hatte, das wär's, sieht sich getäuscht, denn die Sieben fährt noch viel mehr Geschütze auf. Wenn zwei Autos mit Vollgas ineinander brettern und beide Fahrer danach aussteigen, als hätten sie gerade die Tageszeitung zuende geschmökert; wenn ein Fallschirmsprung mit Rennboliden erfolgt; ein Lykan HyperSport mal nebenbei durch drei Wolkenkratzer hintereinander düst oder eine Drohne von einem fliegenden Krankenwagen (!) zerdeppert wird - ja, da fallen alle Physiker dieser Welt ins Wachkoma, während der Action-Fan vor Freude in die Hosen macht. Von Realismus hatte "F & F" ja nun nie viel gehalten und spätestens ab Teil fünf hatte sich jener auch komplett verabschiedet. Doch erlebt man sonst unter diesen Voraussetzungen zumeist Filme, die an dämlichen Zerstörungsorgien nicht zu unterbieten sind (ich verkneife mir Namen zu nennen, nur soviel: man denke an einen Küstenabschnitt oder einen sehr großen Fels...), hatten Diesel, Walker & Co. zuvor mit Justin Lin einen absolut erstklassigen Regisseur hinter sich, der die Materialschlachten abwechslungsreich, übersichtlich und mit perfektem Timing inszenierte. An diese Leistung knüpft der neue Director James Wan nahtlos an. Zwar hat sich dieser bislang noch nicht an Mainstreamkino probiert (Saw, Death Sentence), doch der Übergang von Lin zu ihm erfolgte scheinbar reibungslos. Obwohl man sich bestimmt gerne das ein oder andere (besonders düstere, bedrohliche) Teil aus seiner bisherigen Filmografie gewünscht hätte, hat Wan seine Action-Feuertaufe mit Auszeichnung bestanden. Erneut ist man immer im Bilde, was gerade geschrottet wird, werden die Höhepunkte ideal platziert und arbeitet man in weiten Teilen mit echten Stuntleuten. Da darf man auch als Old-School-Actionfan lobend Beifall klatschen. Zumal der Berg an Schrott, den Wan in diesem Film anhäuft, von besorgniserrenden Ausmaßen sein muss... Insbesondere beim Finale, wo man es z.T. wirklich übertreibt (ja, selbst für "F & F"-Verhältnisse!) und man sich teilweise sogar an "The Avengers" erinnert fühlt! Gut gut, was zählt sind die Schauwerte und die sind wie eingangs erwähnt absolute Spitzenklasse! Zumal man endlich auch mal wieder an die "alten" Fans gedacht hat: ein klassisches 10-Sekunden-Rennen, ohne Gegenverkehr, ballernde Panzer oder einen Safe am Heck, hat man seit dem ersten Teil vermisst - hier wird es endlich mal wieder ausgegraben!
Schauspielerisch bleibt alles beim Alten. Die Hauptdarsteller Diesel und Walker spulen ihr bekanntes Programm ohne Ausreißer nach oben oder unten ab, gleiches gilt auch für Michelle Rodríguez, Tyrese Gibson oder Ludacris. Positive Überraschungen wie Kurt Russell und besonders Nathalie Emmanuel wurden bereits angesprochen. Überraschend wenig im Bilde sind Jordana Brewster und (leider) auch Dwayne Johnson, dessen Kleiderschrank-Aura aus dem fünften Teil gewissermaßen schon fehlt. Gut, ein Film wie dieser wandelt stets auf dem schmalen Grat, überladen zu wirken, aber ein paar Shots mehr von Johnson wären schon wünschenswert gewesen. Der heimliche Star vor dem Filmstart war indes Jason Statham. Der momentane Action-Darsteller Nr. 1 überragt schon allein von seinem Charisma jeden einzelnen von Diesel & Walkers vorherigen Gegenspielern, die zumeist Autoschieber, Gangster oder hänfliche Terroristen waren. Stathams Bösewicht-Figur ist die erste, die eine echte Gefahr ausstrahlt und wenn der Brite dann seinen markanten Fuck-you-Blick aufsetzt und die zweifellos vorhandenen Martial-Arts-Skills zum Vorschein kommen, dann darf man sich tatsächlich ernsthaft Sorgen um die Helden machen. Daher ist es umso erstaunlicher, warum Statham so wenig zu tun bekommt. Nach einem recht gelungenen Beginn taucht er dann viel zu oft und ohne Not ab, seine Lines werden auf ein Minimum reduziert und sein Abgang kommt zu abrupt und unspektakulär daher. Da nutzt ihm irgendwann auch sein Nimbus nicht mehr allzu viel: drehbuchbedingt wird der große, böse Shaw zu einem Fiesling unter vielen, ohne Ecken und Kanten, ohne Profil. Man verstehe mich nicht falsch: seine Kämpfe sind ausgezeichnet und allein schon vom Blick her würde ich vor diesem Kerl Reißaus nehmen. Aber seine Figur entwickelt sich nicht, sie ist irgendwann nur noch da. Gleiches gilt auch für Djimon Hounsou, der halt den typischen Bad Guy mimt, der im Chefsessel sitzt und die Drecksarbeit immer schön die anderen machen lässt. Und Martial-Arts-König Tony Jaa wird auf sein Image als technisch beschlagener Superfighter reduziert. Okay, er gibt halt den allseits bekannten Henchmen, wo man von vornherein sowieso nicht viel aus der Rolle machen kann. Unter diesem Aspekt schlägt er sich recht wacker - und seine Kampfsportskills benötigen sowieso keine nähere Erläuterung.
Das Drumherum ist in gewohnter Weise an die vorherigen Teile angelehnt: an den Autos klebt kein Staubkorn, die Musik und das Bild sind mega-stylish und die Frauen haben gefälligst alle Model-Maße zu haben. Das kann man sicherlich ein Stück weit primitiv finden, aber da sind wir wieder beim springenden Punkt: es ist ein "F & F"-Streifen. Da dürfen auch die obligatorischen Oneliner und Diesels extrem zur Schau gestellte Coolness nicht fehlen. Die Locations wechseln sich in bester James-Bond-Manier ab (mein Favorit ist übrigens der Kaukasus!) und die hervorragende Kamera trägt ihren Teil dazu bei, dass sämtliche Actionszenen an den jeweiligen Orten zu fesseln vermögen.
Richtig emotional wird es dafür noch mal am Ende und hier darf man bei Paul Walkers endgültigem Abschied schon einmal die Taschentücher zücken. Diese Szene passt zwar nullkommanull zum vorherigen Film, doch sollte man auch mal im Hinterkopf behalten, dass es Menschen sind, die einen Film ausmachen und nicht das Krawumm. Dennoch haben es die Macher geschickt vermieden, Paul Walker als unumschränkten Mittelpunkt zu inszenieren. Es ist ein trauriges, aber nicht überladenes Andenken an den Schauspieler, der hierbei ersichtlich per CGI und Double (u.a. seine Brüder) über die Leinwand flimmert - und der doch irgendwie präsent ist. Ein stiller, würdevoller Abschied - genauso wie es sich gehört.
Fazit: Paul Walker kann in seinem Mitsubishi Eclipse (egal wo er sich damit befinden sollte) stolz auf sich und seine Freunde Vin Diesel und Michelle Rodríguez sein: "Fast & Furious 7" ist ein mehr als gelungener Film, der die Saga zu einem hervorragenden Ende bringt. Die Action setzt erneut Maßstäbe (und ist wie gewohnt von physikalischen Gesetzen soweit entfernt wie Dominic Toretto von einem Golfwagen), Regisseur Wan hält gekonnt die Dynamik hoch und mit Jason Statham gibt es den härtesten Gegenspieler der Reihe überhaupt, wenngleich er enorm viel Luft nach oben hatte. Eine würdevolle Hommage. Ruhe in Frieden, Paul!
Kommentare
02.04.2015 17:00 Uhr - Samsu83 |
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Auch Dir kann ich nur ein großes Lob aussprechen! Ihr zwingt mich alle, den Film im Kino zu sehen.
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02.04.2015 17:37 Uhr - NoCutsPlease |
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Eine mit viel Liebe zum Film verfasste Kritik.
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02.04.2015 20:18 Uhr - Tom Cody |
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02.04.2015 21:15 Uhr - cecil b |
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![]() Moderator ![]() ![]() |
Sehr schön verfasst, mit einem beeindruckenden Elan!
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02.04.2015 23:46 Uhr - Clemens |
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02.04.2015 23:49 Uhr - Clemens |
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P.S. Ich würde mich über jedes Feedback des Films von eurer Seite freuen! Lasst die Tastatur qualmen!
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02.04.2015 23:50 Uhr - Samsu83 |
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02.04.2015 23:50 Uhr - Samsu83 |
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03.04.2015 13:27 Uhr - bueschel61 |
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Wow,wat'n geiles Monster von Review. :-)
Auch wenn F&F nicht grade meine Baustelle ist,hab ich dieses gut geschriebene & informative Review gern gelesen.Hut ab. LG bueschel61 |
03.04.2015 18:30 Uhr - Kable Tillman |
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08.04.2015 19:34 Uhr - Gorno |
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Auch diese Kritik ist sehr gut! Ich fand den Film aber wohl etwas besser als du :)
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