Während die ersten beiden „Mad Max“ Filme in vertrauter Regelmäßigkeit alle paar Monate/ Jahre in meinen Player wandern, habe ich den dritten Teil der damaligen Ur-Trilogie das letzte Mal vor ca. 15 Jahren gesehen. Und, nun ja… aufgrund der nicht unbedingt positiven Erinnerungen an diesen Teil, war meine Motivation ihn mir noch einmal zu Gemüte zu führen eher gering. Im Zuge meiner Vorbereitungen auf den kommenden Kinobesuch von „Mad Max: Fury Road“ wollte ich aber auch diesem Teil nochmal eine Chance geben, denn nach einer Zeitspanne von ca. 15 Jahren kann man ja auch davon ausgehen, dass die Erinnerungen etwas getrübt sind und man den Film all die Jahre zu Unrecht verschmäht hat… Eine positive Feststellung kann ich nach dem nunmehr zweimaligen Konsum von „Mad Max: Jenseits der Donnerkuppel“ aber zumindest verbuchen….: mit meinem Gedächtnis ist alles in bester Ordnung. Denn der dritte Teil der Ur-Trilogie ist eine unglaubliche Bruchlandung…
Nachdem Max, der immer noch heimatlos durch die postapokalyptische Wüstenödnis der untergegangenen Zivilisation streift, seines gesamten Hab- und Guts beraubt wurde, verschlägt es ihn nach „Bartertown“, dem Tummelplatz für Händler aller Art schlechthin. Hier vermutet Max seine gestohlenen Sachen und den heimtückischen Dieb der sie ihm entwendet hat wieder zu finden. Doch schon bald macht ihm die machthungrige Aunty Entity ein vielversprechendes Angebot. Max soll einen unliebsamen Konkurrenten von Entity beseitigen. Den kleinwüchsigen „Master“, der durch seine Schweinezucht ganz „Bartertown“ mit Methangas und somit mit Energie versorgt. Durch diese Monopolstellung macht er Aunty Entity die Position als Anführerin streitig. Mit der Aussicht sein Hab- und Gut wieder zu bekommen willigt Max ein…dumm nur, dass der winzige „Master“ vom hünenhaften „Blaster“ beschütz wird…
Puh… okay, wo fange ich am besten an. Sinniger weise gleich mit dem offensichtlichsten: der Titelfigur. Denn gleich zu Beginn fällt auf, dass die Kontinuität der Titelfigur hier nicht mit derselben Sorgfalt weitergesponnen wird wie im zweiten Teil. Während Regisseur George Miller, der sich hier übrigens den Regiestuhl mit (dem mir völlig unbekannten) George Ogilvie teilt, im zweiten Teil noch jedes kleinste Detail seiner Titelfigur akribisch in seinen Fortsetzungsfilm übertrug, bleibt hier eigentlich nur noch die Tatsache übrig, dass Mel Gibson wieder als Max zum Einsatz kommt. Viel zu schnell und ohne Wenn und Aber lässt er sich auf einen dubiosen Mordauftrag ein, als hätte seine charakterliche Entwicklung im zweiten Teil gar nicht stattgefunden. Und auch der Look des Films weicht auffällig von dem der Vorgängerfilme ab. Klar, die Kulissen sehen klasse aus, „Bartertown“ quillt über vor skurrilen Typen, schrulliger Ausstattung und schrägem Set Design… aber das alles wirkt so unglaublich gestellt, künstlich und herbeiinszeniert, dass man fast meinen könnte man befände sich hier auf einem Endzeit- Abenteuerspielplatz oder in einem postapokalyptischen Themen-Bereich eines Vergnügungsparks. Die dreckige, improvisierte, der Endzeitatmosphäre enorm zuträgliche Minimalausstattung musste hier einer überproduzierten Maximalausstattung weichen. Selten sah die Endzeit weniger bedrohlich und weniger glaubhaft aus als hier… !
Inhaltlich steuert der Film recht schnell auf eine „Endzeit-Gladiator“- Variante zu, inder Max seine Chance sich „Blaster“ zu entledigen in einem Duell auf Leben und Tod in der titelgebenden „Donnerkuppel“ sieht. Also wird der Feind provoziert, seine größte Schwäche im Nu herausgefunden (was dem Kampf gegen „Blaster“ erhebliche Teile der Spannung raubt) und sich in der titelgebenden „Donnerkuppel“ gefetzt. Zugegeben: Der Kampf gegen „Blaster“ ist dabei noch recht brauchbar inszeniert, wartet trotz des Spannungsdefizits, da man ja schon weiß wie Max es letztlich packt, mit einer interessanten Wendung auf und wurde kreativ und äußerst humorvoll choreographiert. Doch anstatt das angeschnittene „Endzeit- Gladiator“- Szenario weiter zu verfolgen (was rückwirkend mit Sicherheit die bessere Alternative gewesen wäre) wird Max, nach einer lächerlichen „Glücksrad-Szene“ (oberpeinlich an der Stelle auch die deutsche Synchro: „Brich den Vertrag und du drehst am Rad !“) ins Exil verbannt. Und genau an dieser Stelle wird es äußerst problematisch. Denn nun setzt uns das Drehbuch doch tatsächlich ein hanebüchenes „Herr der Fliegen“- Szenario vor die Nase, in dem Max von einem „Kinder-Stamm“ aus der Wüste gerettet und als Erlöser verehrt wird, der sie ins gelobte „Über-Übermorgenland“ führen soll… ganz ehrlich… hier ist Fremdschämen auf ganz hohem Niveau angesagt. Denn, dass Szenario ist nicht nur inhaltlich komplett haarsträubend, unpassend und repräsentiert so ziemlich genau das was ich in einem „Mad Max“ Film nicht sehen will, sondern es wird auch noch absolut enervierend inszeniert, in dem die Kinder im nervigen Choral alles nachplappern was Max so von sich gibt. Des Weiteren wird auch die Hintergrundgeschichte dieser Truppe nie so ganz klar, auch wenn sie in einer, zwar nett gemeinten, aber eben vollkommen albernen Art und Weise dem Zuschauer näher gebracht wird.
Und von nun an wird es leider nicht mehr wirklich viel besser. Max dabei zu beobachten, wie er sich innerhalb der Kindertruppe zum Beschützer und Heilsbringer entwickelt, lässt noch einmal genau dieselbe Entwicklung revue passieren, die er schon im zweiten Teil auf wesentlich eindringlichere Art und Weise durch gemacht hat. Die titelgebende „Donnerkuppel“ spielt in diesem Szenario überhaupt keine Rolle mehr und der Zuschauer könnte meinen, beinahe in Steven Spielbergs Peter-Pan- Vergewaltigung „Hook“ gelandet zu sein, wenn man nicht wüsste dass dieser erst sechs Jahre später das Licht der Leinwand erblickte. Wo im Vorgängerfilm noch kompromisslose Härte und eine zutiefst nihilistische Atmosphäre herrschte, regiert hier beinahe kunterbunter Kitsch und alberne Fröhlichkeit.
Sicher, mir ist klar wie das Konzept dieser Trilogie wohl ursprünglich mal ausgesehen hat: Während Teil eins die letzten Tage vor der Apokalypse beleuchtet, in dem die letzten gesellschaftlichen Strukturen gerade den Bach runtergehen und Teil 2 die unmenschlich-brutale Zeit direkt nach dem Zusammenbruch der Zivilisation zum Thema hatte, sollte nun der dritte Teil so etwas wie einen Hoffnungsschimmer in dieser postapokalyptischen Welt etablieren. Das dies jedoch auf so unpassende, deplatzierte und schlichtweg viel zu albernen Art und Weise passieren musste ist mehr als ärgerlich. Die humorvolle, beinahe schon familienfreundliche Ausrichtung des Films wirkt inhaltlich fast heuchlerisch. Außerdem: es war Mitte der 80ger, DEM Actionfilm-Jahrzehnt schlechthin, in dem sich die harten Actionklassiker an der Kinokasse die Klinke in die Hand gaben und gerade aufgrund ihrer Härte und Kompromisslosigkeit ihr Publikum fanden. Da wirkt es schon mehr als befremdlich dass man ausgerechnet einem Film wie „Mad Max“, der ja eigentlich für dieses Actionfilm-Jahrzehnt prädestiniert gewesen ist, dermaßen rigoros die Zähne zieht.
Und selbst wenn man diesen dritten Teil hier losgelöst von den anderen beiden Filmen, als eigenständigen Endzeit-Actioner betrachtet, dann geht das Konzept des Film nur wenig besser auf, denn mal abgesehen vom Kampf in der „Donnerkuppel“ und dem Finale wird sich auch mit Action-Schauwerten zurückgehalten. Und selbst das Finale ist nicht vielmehr als eine handzahme Variation der legendären Verfolgungsjagd am Ende des zweiten Teils. Sicher… einige coole Crash-Szenen und Autostunts sind dabei, verglichen mit dem legendären Krawall aus dem zweiten Teil bleibt das alles hier aber nur ein schwaches Abziehbild seiner selbst. Lediglich die finale „Rammbock-Aktion“ von Max lässt einen noch einmal kurz aufhorchen, retten kann dieses viel zu kurze Aufbäumen zum Schluss aber auch nur wenig bis gar nichts.
Mel Gibson gibt sich den ganzen Film über natürlich gewohnt souverän, allerdings sollte man Tina Turners Auftritt als Aunty Entity eher als „netten Versuch“ abhaken. Die restliche Darstellerriege gibt sich spielfreudig, allerdings geht der Film wenig vorteilhaft mit seinen Nebenfiguren um. So spielt hier wieder Bruce Spence, wie schon im Vorgänger-Film, eine skurrile Nebenfigur (abermals als Pilot eines extravaganten Fluggeräts), darf jedoch nur zu Beginn kurz vorbeischauen, den kompletten Restfilm dann in der Versenkung verschwinden, nur um dann kurz vor Schluss wieder aus dem Hut gezaubert zu werden um als Notnagel zur Flucht von Max und seiner Kinderschaar herzuhalten. Und auch der australische Rocksänger Gary „Angry“ Anderson (Rose Tattoo) wird als nervtötend-alberner Running Gag inszeniert, indem seine Figur „Ironbar“ einfach nicht sterben will und bisweilen wie der Kojote in „Road Runner“ von einem Missgeschick ins nächste schlittert…
So gerne ich hier nun ein anderes Fazit formulieren würde, so bleibt mir leider nichts anderes übrig, als diesen Teil als misslungenen Abschluss der „Mad Max“- Ur-Trilogie zu betrachten. Es wird sich viel zu weit vom ursprünglichen Konzept der beiden Vorgänger-Filme entfernt. Die generelle Abkehr von zermürbender Endzeit-Härte in Richtung familienfreundliche Blockbuster- Unterhaltung, die sich wie ein roter Faden durch sämtliche Bereiche der Produktion zieht ist in meinen Augen nur wenig gelungen und fügt sich zu keiner Zeit in den Kanon der beiden Vorgängerfilme ein. Zumal der Film auch abseits der fehlenden Härte nur wenig überzeugt. Da retten auch der beachtliche Produktionsaufwand und ein paar gelungene Stuntaufnahmen nicht viel. Mit „Fury Road“ kann es also nur noch bergauf gehen…
Ganz knappe 4 von 10 Punkten...
4/10