Blackhat
Herstellungsland: | USA (2015) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Action, Drama, Krimi, Thriller, Mystery |
Alternativtitel: | Cyber |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,00 (5 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Ein Angriff auf die globalen Finanzmärkte von nie gekanntem Ausmaß versetzt Regierungen und Geheimdienste in Panik – so sehr, dass sie sogar Nicholas Hathaway (Chris Hemsworth) aus dem Gefängnis holen, um den Kampf gegen die geheimnisvollen Cyberkriminellen zu gewinnen. Hathaway, ein zu 15 Jahren verurteilter Hacker und Computergenie, ist der einzige, der es mit den Gangstern hinter der Web-Attacke aufnehmen kann. Für das Versprechen, ein freier Mann zu sein, wenn er die Täter aufspürt, lässt er sich anheuern. Doch was für Hathaway fast als sportliche Herausforderung beginnt, wird sehr schnell zu einem erbarmungslosen Spiel auf Leben und Tod – denn sein anonymer Gegner kapert nicht nur die globalen Datenleitungen, sondern trägt auch höchst realen Terror in die Welt. Eine Hetzjagd rund um den Erdball beginnt, die Hathaway und seine Helfer nach Chicago, Los Angeles, Hong Kong und Jakarta führt... (Universal Pictures)
Michael Mann ist der Edeldesigner Hollywoods, der in seinen Filmen statt Protz Understatement predigt. Er hat ein Auge für Cinematographie wie kaum ein zweiter, schafft es immer wieder, atemberaubend schöne Bilder in perfekter Stimmung einzufangen, die ihre Magie komplett auf den Zuschauer übertragen und ihn gefangen nehmen. Doch unter den schicken, leicht knarzenden Echtlederhandschuhen verbirgt er eine überaus harte, gerade Rechte, aus der er unvermittelt realistisch wirkende, actiongeladene und adrenalinpumpende Szenen von solcher Präsenz und Rasanz schüttelt, daß man sich immer wieder wundert, wie er Künstler und Krieger miteinander vereinen kann.
Seine Filme genießt man wie einen professionell gemixten Cocktail in einer neonbeleuchteten House- oder Jazz-Bar. Nicht wie das Bier unter dem mattgelben Lampenschirm einer Eckkneipe.
Falls es bis hierhin noch nicht klar geworden ist und bevor die blumige Sprache vollends mit mir durchgeht: ich verehre Michael Mann und er zählt zu meinen absoluten Lieblingsregisseuren. HEAT, DER LETZTE MOHIKANER oder auch COLLATERAL sind moderne Meisterwerke mit einer einzigartigen Bildsprache.
4 Jahre war es nun relativ still um ihn, bis 2015 BLACKHAT in die Kinos kam. In diesem Technothriller widmet sich Michael Mann dem Thema "globales Netz" und den Facetten wie der Gesichtslosigkeit der in ihm begangenen Verbrechen. Cyberterrorismus könnte man auch lapidar sagen. In der Hauptrolle tritt Chris Hemsworth ("Thor", "Rush - Alles für den Sieg") an, ihm zur Seite steht eine weniger bekannte Mimenriege, darunter einige chinesische Darsteller, doch die macht ihre Sache recht gut und überzeugend.
Kurz zur Handlung: Als ein Cyberangriff das Kühlsystem eines Atomreaktors in Hongkong lahmlegt und kurze Zeit später ein weiterer Übergriff die Chicagoer Börse manipuliert, entschließen sich die jeweiligen Behörden beider Länder, eine gemeinsame Task Force ins Leben zu rufen. Nachdem man in den digitalen Signaturen Hinweise findet, die auf frühere Arbeiten des inhaftierten Cyberkriminellen Nick Hathaway (Hemsworth) hindeuten, beschließt man, diesen für die Ermittlungen mit ins Boot zu holen - im Austausch für Hafterleichterung. Er willigt schließlich zu seinen Bedingungen ein und fortan konzentriert sich der Film auf die Fahndung nach dem unbekannten "Blackhat" (ein Hacker mit kriminellen und schädigenden Absichten, im Gegensatz zu Greyhats und Whitehats). Immer wieder legt der Blackhat falsche Spuren, doch mit ziemlicher Verbissenheit rücken Hathaway und seine widerwilligen Verbündeten ihm immer weiter auf den Pelz. Dabei bleibt dessen ultimatives Ziel völlig unklar, gibt es doch weder Lösegeldforderungen noch Terrorbekenntnisse...
Michael Mann hat in seinen Filmen schon immer der stilistischen Form viel Platz eingeräumt - manchmal auf Kosten anderer Dinge wie Story oder Charakterzeichnung. BLACKHAT bleibt dieser grundlegenden Arbeitsweise Manns nicht nur treu sondern scheint bisweilen auch die einzige Arbeitsweise zu sein. Die inhärente Gesichtslosigkeit von Cyberverbrechen und damit die Hauptthematik des Films unterstreichen dies hier noch zusätzlich, wenn man mehr als einmal den CGi-getricksten Elektronenströmen als Pixellichtpunkte durch die Kabelnetze folgt. Auch, wenn Mann seine hyperrealistischen, ungeschönten und doch so betörend klaren Nachtaufnahmen von städtischen Lichtermeeren, des Verkehrs der Hongkonger Metropole oder einfach der Panorama-Aussichten von Hoteldächern zelebriert, kann man sich einfach fallen lassen in diese fantastischen Kompositionen mit ihrem unterkühlten Charme.
Hathaways Handeln bleibt zunächst ohne wirkliche Überzeugung, erhält dann aber doch eine persönliche Legitimation in Form einer Beziehung zur Chinesin Chen Lien, die gleichsam diese zerbrechliche Porzellanhaftigkeit verkörpert als auch fokussierte Entschlossenheit und Härte. Die Liebesbeziehungen in Manns Filmen wirken oft entrückt, emotional distanziert - und doch so erwachsen und reif. Dabei können die Darsteller das unterdrückte Brodeln der Gefühle durch ihr Spiel trotzdem nach außen tragen, wie z.B. in seiner Neuinterpretation MIAMI VICE. So auch hier. Die äußerst talentierte Tang Wei vermag es, ihrer Figur Chen Lien sehr viel Tiefe zu verleihen. Hemsworth' Leistung ist dagegen insgesamt mit gut/routiniert zu bewerten. Generell aber wirken die Figuren in Mann's Filmen immer irgendwie echt, glaubhaft. BLACKHAT ist da keine Ausnahme.
Zur Tiefe trägt auch der wieder einmal gelungene Soundtrack bei, dessen überwiegend elektronische Basslastigkeit und brodelndes Gewaber, gemischt mit Genre-Einflüssen und akzentuiert durch Temposteigerungen, aus der Klaviatur von Harry Gregson-Williams für perfekte Untermalung sorgt.
Während die digitalen Spuren analysiert, gefiltert und sondiert werden, verliert auch der Zuschauer die Greifbarkeit des Verbrechens und kann sich nicht so recht emotional in den Film investieren. Während man aber noch damit hadert, lenkt Mann gekonnt die Aufmerksamkeit auf ein anderes seiner Markenzeichen: schonungslose, authentisch wirkende Action. Denn wenn auch der Kopf unter dem Blackhat im Dunkeln bleibt, muss sich die Task Force mit einigen ziemlich entschlossenen Erfüllungsgehilfen herumschlagen und -schießen. Und alle - die Guten wie die Bösen - wirken bei Mann immer so ultraprofessionell, daß es mitunter fast schon ein eigenes Klischee ist. Ebenso schonungslos und eiskalt zögert Mann nicht, Charaktere über die Klinge springen zu lassen, zu denen man endlich mühsam Sympathien aufgebaut hatte. Die Shootouts sind ein Augenschmaus. Bildkomposition und Kameraführung, Soundeffekte und Schnitte sind atemberaubend - nichts wirkt wie von der Stange. CGI gibt es zwar, es fällt aber nur selten negativ auf.
Was bleibt am Ende? Es fällt mir schwer, hier zu einer einzelnen, kernigen Aussage zu kommen. All das formidable Handwerkszeug, daß Mann mitbringt, kommt auch in BLACKHAT schön zur Entfaltung. Nur das Drehbuch hätte vermutlich besser sein können. Eine durchgängig treibende Kraft, eine Art roter Faden, glänzt durch ihr Fehlen. Die schlußendliche Überführung des Blackhat, insbesondere seiner Motivation, bleibt dann auch seltsam banal, wobei sich alle virtuelle Spurenjagd am Ende in gnadenloser Körperlichkeit ergeht. Spannung bietet der Film daher nur stellenweise, aber der Spannungsbogen ist nicht übergreifend oder kontinuierlich steigend. Das Ende entließ mich also ein wenig enttäuscht. Und doch spukte der Film noch eine zeitlang in meinem Kopf herum.
FAZIT, diesmal wirklich: BLACKHAT ist ein mehr als solider Actionthriller, der sich nur oberflächlich mit Hackern oder dem Hacken beschäftigt. Im Herzen bietet er klassische Action-Kompositionen und entlarvt all das Hightech-Werkzeug lediglich als modernes Mittel für eine der ältesten Antriebsfedern des Verbrechens. Doch das wiederum, meine Damen und Herren, ist virtuos fotografiert!
Kommentare
05.08.2015 07:04 Uhr - spone |
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05.08.2015 07:52 Uhr - Argamae |
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Herzlichen Dank, spone! Freut mich sehr, daß Dir mein Review etwas gegeben hat.
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05.08.2015 12:30 Uhr - Stoi |
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05.08.2015 12:31 Uhr - cecil b |
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![]() Moderator ![]() ![]() |
Ja Mann! Wie du diesen Maestro beschrieben hast, schön!
Das Review finde auch super! "Porzellanhaftigkeit" Das nenne ich mal verspielt. ;) Gibt dem Text aber auch Charme |
05.08.2015 12:42 Uhr - Argamae |
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