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Candyman's Fluch

Originaltitel: Candyman

Herstellungsland:USA (1992)
Standard-Freigabe:FSK 18
Genre:Horror
Alternativtitel:Candymans Fluch
Bewertung unserer Besucher:
Note: 8,08 (107 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

21 abscheuliche Morde, der Täter auf freiem Fuß. Im Ghetto regiert die Angst. Ein Gerücht macht die Runde: Der Candyman (Tony Todd), vor langer Zeit grausam zu Tode gequält, ist aus dem Jenseits zurückgekehrt. Wer immer seinen Namen fünfmal in den Spiegel ruft, erweckt ihn zu neuem Leben - und weiteren Morden. Helen (Virginia Madsen), eine junge Wissenschaftlerin, sucht - anfangs noch ungläubig - nach Spuren des Candyman. Doch der hat sie längst als Werkzeug für seine nächsten Bluttaten auserkoren... (Sony Pictures)

Diese Kritik enthält Informationen über den späteren Handlungsverlauf der Geschichte.
eine kritik von frank the tank85:

Sei mein Opfer, Leser...

Nachdem die etablierten Schlitzergrössen der 80er ihren Zenit schon seit geraumer Zeit überschritten hatten, schickte der Regisseur Bernhard Rose  (Ludwig van B. 1994, Der Teufelsgeiger 2013) 1992 einen neuen Carakter ins Rennen, der eigentlich garnicht mehr so neu war. Der "Bonbonverkäufer" wie der Candyman in der Kurzgeschichte "The Forbidden" zu deutsch heisst, wurde bereits 1985 von Clive Barker (Hellraiser 1987, Cabal 1990) geschaffen, und durfte "Das fünfte Buch des Blutes" eröffnen.

Helen Lyle (Virginia Madsen, Gods Army 1995, Das Geisterschloss 1999) recherchiert für ihre Doktorarbeit über eine Mordserie in einem heruntergekommen Wohnkomplex für schwarze, Namens Caprini Green. Dort stößt sie auf die urbane Legende des Candyman (Tony Todd, Candyman 2&3 1995/99, zig Nebenrollen in anderen Horrorfilmen...). Ein schwarzer Künstler, der im 17. Jahrhundert wegen seiner Liebe zu einer weissen auf grausame Weise ermordet wurde und den man, durch fünfmaliges aussprechen seines Names in einen Spiegel, herbeibeschwören kann.

Ich habe es mir auf die Fahne geschrieben, das ich nur Reviews zu verfilmten Buchvorlagen schreibe, wenn ich auch das Buch, oder wie in diesem Fall, die Kurzgeschichte gelesen habe. Also habe ich einen Sprung von "Das erste Buch des Blutes " zum vierten Ableger der Reihe gemacht, und ich muss sagen, das mir der Film in diesem seltenen Fall, wesentlich besser gefällt als die Vorlage. Aber wo ordnet man "Candyman´s Fluch",  so der deutsche Titel, ein? Der Film siedelt sich eher im Slasherbereich an, dennoch ohne die klassischen Elemente wie ein Final Girl, maskierter Killer oder Teens, Twens, oder sonstige halbstarke. Der Film nimmt sich viel Zeit um die Caraktere und die Geschehnisse die sich in dem Gebäudekomplex abgespielt haben einzuführen, und es dauert eine ganze Weile, bis der Candyman in Erscheinung tritt. Allgemein wird hier eher ein ruhiges Tempo vorgelegt. Das Augenmerk liegt hier nicht auf den ohnehin sehr rar gesähten Blut-Taten, sondern darauf wie Helen immer mehr glaubt den Verstand zu verlieren und in den Bann des Candyman gezogen wird.

Die Hintergrundgeschichte um den Candyman, der als schwarzer, verbotener Weise eine Liebschaft mit einem weissen Mädchen einging und dann von einem Lynchmob, den der Vater des Mädchens beauftragte, zuerst die rechte Hand abgesägt kriegt und anschließend von tausenden Bienen zu Tode gestochen wird, verleiht ihm im Film etwas tragisches. Im Buch hingegen ist der Bonbonverkäufer ein weisser mit aschfahler Haut, bunten, zerlumpten Klamotten und ohne Hintergrund, der nur auftaucht, wenn jemand an seiner Existenz zweifelt. Da gefällt mir die Idee, das man den Candyman heraufbeschwören kann, wesentlich besser.

Tony Todd spielt hier die Rolle seines Lebens. Durch seine Größe und seine Stimme (in deutsch sowie im O-Ton), wirkt der Candyman nicht nur bedrohlich, er wirkt dabei elegant, fast schon majestätisch. Auch wenn man sich damit vieleicht etwas zu weit von der Buchvorlage entfernt hätte, fehlt mir bei ihm noch ein Fünkchen Boshaftigkeit. Sein Erscheinungsbild finde ich gut gewählt. Der lange Mantel, der seinen zersetzen und mit Bienen gefüllten Leib bedeckt, lässt Todd noch grösser erscheinen und der berühmte Haken, der schief und blutverschmiert auf seinem Armstumpf sitzt, nur mit ein paar Nägeln im Fleisch befestigt, bildet einen "schönen" Kontrast zum sonst sauberen und gepflegten Auftreten des Candyman. Virgina Madsen spielt die Rolle der Doktorantin, die immer tiefer in den Sog der "urbanen Legenden" und dem Molloch des Gebäudekomplexes Caprini Green gezogen wird, hervoragend und hat am Ende noch ihren grossen Auftritt. Bei ihr weicht der Film auch leicht vom Buch ab. Im Film ahnt Helen nur kurz, das ihr Ehemann Roger sie betrügt. Im Buch weiss sie von zahlreichen Affären, nimmt diese aber fast schon gleichgültig hin, und ihr Schicksal ist ein anderes.

Dir grosse Stärke von "Candyman´s Fluch" ist die Atmosphäre. Die dunklen Flure und verwarlosten Wohnungen der Wohnanlage wo durch Graffiti an den Wänden dem Candyman gehuldigt wird, wie z.B. dem im Film toll umgesetzten, obskuren Graffiti-Antlitz des Bonbonverkäufer, oder das aufsuchen von Tatorten wie ein versifftes, öffentliches Klo, wo man erfährt, das dort ein kleiner Junge kastriert und ermordet wurde, lassen zu keiner Sekunde nette Stimmung aufkommen. Untermalt wird das ganze von einem tollen Score, der meist aus tiefen, plötzlich auftretenden Chören besteht und die jeweilige Szene wesentlich stärker und bedrückender wirken lässt.

Wie schon erwähnt, mit Goreszenen hält man sich weitestgehend bedeckt. Das meiste wird angedeutet oder passiert im Off. Dennoch gibt es ein paar kurze, aber heftige Morde. Zwar sind diese nicht sonderlich detailreich, fallen aber trotzdem schön blutig aus und wirken durch die plötzlichkeit ihres Geschehens wesentlich härter. Für mich persönlich fällt die bildliche Gewalt doch leider etwas mau aus. Schön schaurig anzusehen hingegen ist der verweste und mit einem Bienenschwarm gefüllte Oberkörper des Candyman samt freiliegenden Rippen und Brustkorb. Verantwortlich für die F/X war Effektmeister Bob Keen (Cabal 1990, Hellraiser 3 1992).

Fazit: Candyman´s Fluch kann man durchaus als kleinen Klassiker bezeichnen. Warum nur klein? Man erfährt (zumindest in Teil 1) zu wenig über den Leidensweg des Candyman zu Lebzeiten. Wenn er auftritt, wirkt er zwar übermächtig und raumausfüllend, diese Momente kommen nur leider zu selten vor. Deswegen reiht sich der Candyman für mich nicht neben Freddy, Jason und co. ein, sondern eine Reihe dahinter. Neben Tony Todd wird der Film von den Schauplätzen und der Musik getragen, die stets die Bedrohlichkeit im Vordergrund stehen lassen. Das Make up und die Splattereffekte sind gut und wirken hart, was zum Teil aber eine Illusion ist, hervorgerufen durch den wirklich guten Score. Ein paar kleine (oder grössere) Gewaltspitzen hätten das ganze sicher abgerundet. Trotzdem bleibt Candyman´s Fluch ein guter Horrorfilm, der leider die Chance, ein richtiger Klassiker des modernen Horrorkinos zu werden, durch Kleinigkeiten vertan hat.

Danke, das ihr meine Opfer wart, liebe Leser.

Härte: 7   Atmosphäre: 8   Splatter: 3

7/10
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Kommentare

25.08.2015 13:26 Uhr - cecil b
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Ein sehr schönes Review! :) Mal wieder.

Auch wenn es einen wirklich goßen Unterschied zwischen Geschichte und Film gibt, wodurch man die Beiden ja schon fast nicht verlgleichen kann. Ändert ja aber nicht unbedingt was am Film, und schon gar nicht an deinem Review!

25.08.2015 14:20 Uhr - NoCutsPlease
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Schön, dass es mal wieder neuen Stoff von dir gibt, Frank! :-) Wie hattest du da nur die Nerven das alles via Handy einzutippen?
Gut formuliert und in seiner Bewertung sehr zutreffend!

25.08.2015 15:37 Uhr - Insanity667
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Frank Cooper, ein Name steht für Qualität. :) Schöne und ausführliche Review. Auch wenn ich nicht unbedingt der größte Fan der Reihe bin, jetzt hab ich schon ein bisschen Lust bekommen mir den mal wieder zu geben.

25.08.2015 18:01 Uhr - Argamae
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Ich LIEBE den ersten Candyman, er ist einer meiner Lieblingsfilme in dem Metier. Die ganze Atmosphäre ist es, die mich da irgendwie in ihren Bann zieht. Gut besetzte Rollen und dazu noch Maestro Philip Glass als Soundtrack-Komponist - das passt.
Gutes Review, aber für mich ist das ganz klar ein Klassiker. Mehr "Gore" habe ich mir jedenfalls zu keiner Sekunde gewünscht oder vermisst. Eine Anmerkung noch: die heruntergekommene Wohngegend heißt "Caprini-Green", nicht "Cabin Green". Auch sonst hätte eine Rechtschreibprüfung Dein Review noch abgerundet. ;)

25.08.2015 18:28 Uhr - Frank the Tank85
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Danke euch Männer. Schön mal wieder was zu schreiben, statt nur zu kommentieren :)
In nächster Zeit wird wieder mehr Lesestoff von mir erscheinen ;-)
@NoCuts: Ich hab so 3/4 der Kritik übers s5 mini getippt. Das is schon ne Herkulesaufgabe. Seit Gestern geht mein Rechner aber wieder richtig und ich hab das meiste nochmal überarbeitet.

@Argamae: Mit Caprini Green hast du vollkommen Recht und wird geändert. Ich hatte aber gerade weder Buch noch Film zur Hand und musste googeln. Dort wurde mir Cabin Green angezeigt. Ich sehe Candyman's Fluch ja ebenfalls als Klassiker, nur halt nicht in einer Reihe mit anderen Vertretern des Genres. In Sachen Gore hätte ich mir lediglich ein paar Gewaltspitzen mehr gewünscht.

Zur Rechtschreibung: Ich lese meine Reviews eigentlich immer mehrmals durch bevor ich diese veröffentliche und danach auch noch ein paar mal. Ich hab jetz, bis auf einen Fehler nichts weiter gefunden. Sollte es dennoch welche geben, dann sind diese nicht durch Flüchtigkeit, sondern ich weiss es dann einfach nicht besser.
Danke für das Feedback :)

25.08.2015 22:44 Uhr - Fratze
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Das kann man doch so stehen lassen. Ich wär vllt. bei 7,5 - 8 Punkten... aber das ist Haarspalterei ; ) Vielen Dank für diese Arbeit, und ja, ich stimme NCP zu: Schön, mal wieder von dir zu lesen.

Und den Film muss ich auch mal wieder sehen... ^^

25.08.2015 22:52 Uhr - NoCutsPlease
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Siehst du Frank, auch der Herrscher des Dungeons freut sich, dass du nun wieder häufiger im Syndikat der Reviewdealer mitmischen wirst. :-)

25.08.2015 23:00 Uhr - Frank the Tank85
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Ich sehe es, und es erfreut mich. Danke Fratze :)
Der nächste Reviewkandidat wandert jetz in den Videorecorder. Bin grad aufm Retro-Trip ;-)

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