"Night Fare" war für mich eine richtige Überraschung, ich erwartete einen cool inszenierten Standardthriller und bekam einen sehr cool inszenierten gar nicht so gewöhnlichen Film mit coolem Soundtrack.
Zur Story muss man nicht viel sagen, es geht um zwei alte Freunde die sich nach einer längeren Zeit wieder sehen und zusammen auf eine Party gehen. Leider haben beide kein Geld und so muss der Taxifahrer auf dem Rückweg verarscht werden, doch manche Menschen sollte man nicht verarschen. Wie es weitergeht sollte man sich denken können.
Ein großer Pluspunkt ist die an "Hotline Miami" erinnernde Musik und die Beleuchtung, die aus einem Refn Film stammen könnte, dazu kommen immer wieder ein paar coole Kameraeinstellung und kleinere Slowakei Motion Aufnahmen und die Inszenierung ist perfekt. Die Schauspieler sind bis auf ein paar Nebendarsteller gut gewählt, besonders der von Jess Liaudin gespielte Taxifahrer hat mir gut gefallen, auch wenn er größtenteils nur schwer zu erkennen ist. Die zwei Protaginsten gingen in Ordnung, Jonathan Demurgers Charakter war nicht besonders sympathisch, aber da das auch so vorgesehen war störte es nicht und mit Johnason Howards Rolle gab es noch eine Person um die der Zuschauer Angst haben konnte. Die Hintergrundgeschichte der Freunde interessierte mich zwar nicht sonderlich, allerdings gab es gegen Ende noch eine interessante "Wendung" was die beiden anging, das ging also auch in Ordnung. Die Story an sich war natürlich nichts bahnbrechendes aber auch nichts zum an den Kopf fassen, jedenfalls nicht bis zu den letzten 5-10 Minuten und hier lasse ich mal offen ob damit bahnbrechend oder "zum an den Kopf fassen" gemeint ist, aber darauf gehe ich am Ende nochmal ein.
Die Gewalt wurde meiner Meinung nach perfekt eingesetzt, genau in den richtigen Momenten wurde mal mehr und mal weniger gezeigt. Interessant finde ich, dass sich der Film sehr an der 80er Horrorfilmbösewicht -Logik bedient (bitte zum Wort des Jahres 2015 wählen). Der Antagonist scheint nahezu übermenschliche Fähigkeiten zu besitzen, er ist sehr stark, sehr schnell und es ist quasi unmöglich ihm zu entkommen. Manche könnten sich daran stören, für mich wirkte es aber wie ein Stilmittel und in dem Wertung stimmig.
Da ich den Film in der Originalversion gesehen habe, kann ich nichts zu einer (vielleicht erscheinden-) deutschen Synchro sagen. Am Anfang musste man sich an die teilweise vorhandenen französischen Akzente gewöhnen, spätestens nach der Party hatte ich keine Verständnisprobleme mehr. Bis hierhin habe ich noch keinen wirklichen Kritikpunkt aufgezählt und der Film hat mir auch gut gefallen, allerdings fehlte etwas besonderes für die 8 Punkte die meiner Meinung nach nicht so leicht zu erreichen sind, bis zu einem gewissen Moment hätte ich 7-7-5 Punkt vergeben doch dann kam das Ende... Ich werde jetzt natürlich nicht spoilern, da der Film sehr neu ist und wahrscheinlich von den meisten noch ungesehen, es wird keine Informationen zum Verlauf der Story geben, aber ich versuche ungefähr meine Eindrücke zu beschreiben. Kurz vor Schluss (ungefähr 10 Minuten) denkt der Zuschauer nämlich es wäre zu Ende. "Das wars wohl, schade man hätte mehr draus machen können.", war mein erster Gedanke und dann auf einmal "Hä, da kommt ja doch noch was." und ungefähr eine Minute später "Hä, wieso wird das jetzt noch gezeigt.", bis ich dann wusste "Aaaah, es wird tatsächlich noch etwas wichtiges erzählt...". Dieses "wichtige" konnte ich anfangs gar nicht ernstnehmen, es war mir zu sehr an den Haaren herbei gezogen und zu übertrieben, es wirkte wie aus einem anderen Film und ein (in "Night Fare") völlig neues Stilmittel kam zum Einsatz. Wenn ich ehrlich sein soll kam ich mir zunächst ziemlich verarscht vor und wünschte mir das belanglose Ende zurück, doch dann lies ich mich darauf ein und war mehr oder weniger begeistert. So wurde Julien Seris 'HorrorFilm"/Thriller zu einer wirklichen Überraschung und verdient sich die 8 Punkte. Tatsächlich hat es der Streifen geschafft mich zweimal reinzulegen und ist für mich der bessere "The Guest".
8/10