Papillon
Herstellungsland: | USA, Frankreich (1973) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Abenteuer, Biographie, Drama, Krimi |
Bewertung unserer Besucher: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Note: 9,50 (18 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Eingekerkert auf der berühmten Teufelsinsel ist Papillon (Steve McQueen) besessen davon, freizukommen. Zusammen mit seinem Freund Dega (Dustin Hoffman) sinnt er unablässig über die Flucht nach. Sein ungebrochener Lebenswille stemmt sich dagegen, von der grausamen Brutalität seiner Bewacher zermürbt zu werden.
Einer der wenigen Heldenfilme, der die berühmte Romanvorlage durch die außergewöhnliche Darstellung von Hoffman und McQueen genau umsetzt. Ein absolutes Muss der Film-Klassik! (Sony Pictures Home Entertainment)
"Ein Fleischer macht aus lebenden Tieren essbares Fleisch, wir machen aus gefährlichen Menschen harmlose Menschen. Dies erreichen wir, indem wir sie zerbrechen."
Dieses Zitat aus "Papillon" ist bezeichnend für das, was die französischen Häftlinge, die in den 30´er Jahren in die Strafkolonie in Französisch-Guayana verbracht werden, dort erwartet: Schikanen, Zwangsarbeit, Hunger, Krankheit, Tod oder Selbstmord. Henri, wegen seiner Schmetterlingstätowierung, die ein Zeichen für Freiheit darstellt, "Papillon" genannt, ist einer der Unglücklichen. Von Anfang an hat er nur ein Ziel: die Flucht und die Wiedererlangung seiner Freiheit.
Schnell erkennt er den mitgefangenen Geldfälscher Louis Dega als jemanden, der ihm hierbei nützlich sein könnte, denn wer fliehen will, braucht Beziehungen und Geld. Aus der anfänglichen "Geschäftsbeziehung" erwächst im Laufe der Jahre eine tiefe Freundschaft. Die Fluchtversuche Papillons scheitern jedoch und haben grausame Einzel- und Dunkelhaft zur Konsequenz. Doch Papillon glaubt inbeirrt weiterhin an seine Chance zur Flucht.
Franklin J. Schaffner (Planet der Affen, 1968), verfilmte 1973 den autobiografischen Roman von Henri Charrière. Charrière war selbst zu Zwangsarbeit in Französisch-Guayana verurteilt und unternahm erfolglos mehrere Fluchtversuche. Er verstarb tragischerweise in dem Jahr, in dem "Papillon" in die Kinos kam. Sein Roman mischte tatsächliche Ereignisse mit Erfundenem und teils auch Geschehnissen, die nicht Charrière selbst, sondern Mitgefangenen zugestoßen waren. Nichtsdestotrotz war das Buch ein großer Erfolg.
Die Verfilmung wiederum weicht in einigen Punkten von dem Roman ab, was ich jedoch nicht als schädlich ansehe, da ich "Papillon" nicht als Dokumentation betrachte und schätze, sondern als das, was er offensichtlich ist: ein unglaublich intensives, atmosphärisches und mitreißendes Drama, welches den geneigten Zuschauer trotz der langen Laufzeit von ca. 145 Minuten im wahrsten Sinne "gefangen nimmt" und nicht wieder los lässt.
Hervorzuheben sind insbesondere die schauspielerischen Leistungen von Steve Mc Queen und Dustin Hoffman, die schlicht überragend sind. Dustin Hoffman (Die Reifeprüfung, Der Marathon-Mann, Rain Man) gefällt in seiner Rolle als schüchterner, naiver und liebenswerter Mensch. Steve Mc Queen (Bullitt, Getaway) brilliert als unbeugsamer und freiheitsliebender Kämpfer, der einen unbändigen Willen und unglaubliche Leidensfähigkeit in sich vereint. Vor allem die Szenen seiner Einzel- und Dunkelhaft und der eindrücklich dargestellte körperliche Verfall bis zum Rande des Wahnsinns sind an Intensität kaum zu übertreffen; die Leiden eines Gefangenen gehen dem Zuschauer fraglos unter die Haut und wurden wohl selten eindrücklicher präsentiert als in "Papillon".
Dabei ist "Papillon" nicht einfach nur ein weiterer herkömmlicher "Gefängnisfilm", sondern geht, ähnlich wie Frank Darabonts "Die Verurteilten" durch seine intensiven Charakterzeichnungen weit darüber hinaus. Schnell wird dem Zuschauer klar, dass Papillon und Dega keine bösen Menschen sind, umsomehr leidet man mit ihnen. Die eigentlichen Bösen sind vielmehr die Aufseher und das unmenschliche System, für das sinnbildlich und in letzter Konsequenz auch die Guillotine im Gefängnishof steht, die in einer ziemlich harten Szene im Film auch zum Einsatz kommt.
Überhaupt bietet "Papillon" Bilder und Szenerien en masse, die sich ins Gedächtnis eingraben. Neben der immer wieder eindrücklich dargestellten Unbarmherzigkeit des Systems, der allgegenwärtigen Grausamkeiten, aber auch unglaublich schönen Landschaftsbildern gibt es z.B. eine fast schon irreal erscheinende Szene, in der die Gefangenen mit Netzen auf Schmetterlingsjagd geschickt werden. Der Schlussakkord auf der Teufelsinsel wiederum ist ein berührender und melancholischer Höhepunkt, der mir immer wieder einen Kloß im Hals verursacht.
Für die superbe Kamera und die grausam-schönen Szenerien zeichnete Fred J. Koenekamp (The Amityville Horror) verantwortlich; die epische Filmmusik von Jerry Goldsmith (Alien) ist kongenial und wurde zurecht 1974 für den Oscar nominiert. Leider war keinem der an "Papillon" Beteiligten letztenendes hierfür ein Oscar vergönnt, immerhin gewann Steve Mc Queen 1974 den Golden Globe für die beste männliche Hauptrolle.
"Papillon" wurde an Originalschauplätzen gedreht, so z.B. in Saint-Laurent-du-Maroni, aber auch in Spanien und Jamaika. Das Budget betrug ca. 14 Mio. Dollar. Die Vorbereitungen dauerten ca. zwei Jahre, mehrere hundert Handwerker bauten das Straflager in Spanien und auf Jamaika nach.
Ich war erstaunt, als ich gesehen habe, dass es hier bislang nur sehr wenige Bewertungen und noch kein einziges Review zu "Papillon" gibt. Daher habe ich mich nunmehr daran gewagt und hoffe, dass es diesem Meisterwerk einigermaßen gerecht geworden ist.
Mein Fazit:
Auch wenn das in Anbetracht der Lebensleistungen von Steve Mc Queen, Dustin Hoffman und Franklin J. Schaffner vielleicht etwas vermessen sein mag, glaube ich doch, dass "Papillon" einen absoluten Höhepunkt ihres Schaffens darstellt. Es gibt viele Attribute, die mir zu diesem Wahnsinnsfilm in den Sinn kommen: hart, dramatisch, spannend, bildgewaltig, packend, episch, rührend, melancholisch. Ein Film, der wahrlich lange nachwirkt und zum wiederholten Anschauen einlädt.
"Papillon" gelingt es hierbei, neben allen gezeigten Grausamkeiten auch eine letztenendes zutiefst humanistische Botschaft zu transportieren, hierbei jedoch seine Helden immer liebenswert-authentisch und niemals zu heroisch oder kitschig zu präsentieren.
Müsste ich eines Tages auf eine einsame (Gefängnis)Insel und dürfte nur 10 Filme mitnehmen, "Papillon" wäre definitv einer davon.
Kommentare
05.09.2015 16:33 Uhr - Insanity667 |
|
![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Wow! Tolle Rezension, detailliert und mit viel Herzblut verfasst! Den Film werd ich mir wohl mal zulegen bei Gelegenheit! Vielen Dank für die Mühe!
|
05.09.2015 19:14 Uhr - NoCutsPlease |
|
05.09.2015 19:27 Uhr - cecil b |
|
05.09.2015 21:19 Uhr - Mynan |
|
05.09.2015 22:27 Uhr - cecil b |
|
![]() Moderator ![]() ![]() |
Dann kannst du dir ja nu sicher sein, dass du so einem "großen" Koloss gewachsen bist. :)
|
07.09.2015 16:27 Uhr - Topper_Harley |
|
07.09.2015 19:23 Uhr - Mynan |
|
![]() ![]() ![]() |
Danke Topper, das ist schön zu hören bzw. zu lesen. Das Kompliment erwidere ich gerne; Deine Reviews sind eine Bereicherung für diese Seite. Willkommen bei den Schreiberlingen ;-)
|
08.09.2015 20:41 Uhr - FordFairlane |
|
09.09.2015 08:37 Uhr - Mynan |
|
Um Kommentare auf Schnittberichte.com veröffentlichen zu können, müssen Sie sich bei uns registrieren.

