Spasmo
Herstellungsland: | Italien (1974) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Horror, Thriller, Mystery |
Alternativtitel: | The Death Dealer |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,83 (6 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Als Christian gerade mit seiner neuen Freundin Barbara zur Sache kommen will, bricht ein fremder Mann in dessen Badezimmer ein und bedroht ihn. Christian kann den Eindringling überwältigen und erschießt ihn mit dessen eigener Waffe. Später jedoch ist der tote Körper plötzlich verschwunden und weitere seltsame Ereignisse tragen sich zu, die Christian an seinem Verstand zweifeln lassen. Es werden noch weitere Menschen sterben. Welche Rolle spielen die Puppen, die leblos und leicht bekleidet an den Bäumen hängen. Wer ist Täter und wer Opfer? Welche Rolle spielt die hübsche Barbara? Vielleicht ist sie der Schlüssel zu der ganzen Sache. Christian glaubt langsam den Verstand zu verlieren. Da kommt sein Bruder Fritz ins Spiel. (X-Rated)
Anfang der 60er Jahre war er noch zuständig für "Robin Hood" und "Zorro", später dann lies er Spaghettiwestern wie "Ein Colt für hundert Särge" oder Agententhriller wie "Fünf gegen Casablanca" vom Stapel. Die größte Aufmerksamkeit wurde ihm jedoch mit seinem 1972 erschienenen und äusserst kontrovers diskutierten "Mondo Cannibale" zuteil, mit dem er eine regelrechte Lawine von Kannibalenschockern in der idyllischen Kinolandschaft des Italiens der 70er und frühen 80er lostrat und im selben Jahr setzte er mit "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" schließlich auch endgültig seinen Fuß in das sich immer größerer Beliebtheit erfreuende Giallo-Metier. Die Rede ist von Umberto Lenzi, ein Tausendsassa unter den Regisseuren des italienischen Genrekinos! 1974 folgte dann "Spasmo" um den es im Folgenden nun gehen soll.
Christian entdeckt bei einem Ausflug an den Strand eine vermeintlich Tote. Wie sich herausstellt, ist die Dame namens Barbara jedoch quicklebendig und macht sich nach Christians Eintreffen schleunigst aus dem Staub. Später jedoch treffen sich die beiden im Verlauf einer Yacht-Party wieder und ziehen zusammen, in Freudiger Erwartung auf eine heiße Nacht zu zweit, davon. Doch es kommt alles anders... Christian wird von einem Unbekannten überfallen, den er schließlich überwältigen und vermeintlich töten kann. Von nun an sind er und Barbara auf der Flucht, aber auch gleichzeitig auf der Suche nach der Wahrheit und der Antwort auf die Frage, wer es auf sie abgesehen haben könnte...
Das Storykonstrukt ist ein anfangs relativ unübersichtlicher Mix aus so ziemlich allem, was den Autoren um Lenzi selbst so in die Finger gekommen zu sein scheint. Vieles ist unklar und verwirrend, allerdings ist in alldem auch ein gewisser Reiz auszumachen, denn die Spannungsschraube wird kontinuierlich angezogen und die Geschichte entwickelt sich zu einem interessanten und vorallem rasanten Ratespiel um Identitäten, Rollen und Verschwörungen, wobei manches zwar oft des Zufalls zuviel erscheint, letztendlich aber dann doch irgendwie Sinn ergibt. Stetig kreuzen neue Charaktere den Weg der Protagonisten und jeder einzelne wird als eine Art "Puzzlestück", für die finale und unfassbare Auflösung wichtig, in die Handlung integriert.
Darstellerisch kann man sich auf einen prima aufgelegten Robert Hoffmann ("Die Nacht der rollenden Köpfe", "Wake up and die") in der Rolle des Christian freuen. Das britische Model Suzy Kendall ("Das Penthouse", "Torso") überzeugt als Barbara und Ivan Rassimov ("Deep Red", "Shock") macht eine gute Figur als Christians Bruder Fritz. In Nebenrollen zu sehen sind ausserdem Maria Pia Conte ("Der Totenchor der Knochenmänner"), Franco Silva ("Patrick still lives", "Hannibal") oder auch Monica Monet ("Shoot first, die later"). Grundsätzlich kann man hier sagen, dass die Schauspielerauswahl durch und durch zu gefallen weiß denn alle spielen solide, glaubhaft und wissen in ihren Rollen durchaus der verwirrenden Geschichte Leben und eine gewisse Dynamik einzuhauchen.
Was die Inszenierung angeht griff man auf Guglielmo Mancori ("Maniac Mansion", "Amulett des Bösen") hinter der Kamera zurück, welcher mit relativ ruhigen und selten übermäßig extravaganten Bildern das Geschehen insgesamt ziemlich ordentlich einfangen konnte. Auch in Szenen, in denen es mal etwas hastiger zugeht, blieb man stets einer stilistisch recht sauberen und konsequent, beinahe schon giallitypisch, gefahrenen Linie treu. Dass Fans der farbenfrohen südländischen Schlitzer hier auf ihre Kosten kommen dürften, ist also schonmal relativ sicher. Zudem angenehm anzuschauen sind die schön ausgestalteten Settings, sowie einige Landschaftsaufnahmen und vorallem die atmosphärische und schaurig-schöne Turmruine auf der Klippe. Als weiteres Sahnehäubchen ist hier sowieso der Score von Ennio Morricone ("Spiel mir das Lied vom Tod", "Es war einmal in Amerika") hervorzuheben!
Die Grausamkeiten halten sich hier in Grenzen, was in Genrekreisen oft auch dafür gesorgt hat, dass "Spasmo" aus dem Giallogenre ausgegliedert betrachtet wurde. Meist wird geschossen oder gewürgt, was jetzt nicht unbedingt ein Merkmal der üblichen Verdächtigen in diesem Zeitraum war, und sich dann doch eher in der Thriller-Schiene festgefahren hat. ABER! "Spasmo" hat ja zum Glück mehr zu bieten, was ihn vorallem in meinen Augen zu einem ausgeklügelten Mix aus Psychothriller und Identitätsdrama und somit eben zum waschechten Giallo macht:
- Ein tiefenpsychologisch verwurzeltes Kindheitstrauma des Killers? Check!
- Überwiegend weibliche Opfer? Check!
- Morde, bei denen häufig nur die Hände des Mörders zu erkennen sind? Check!
- Ein Irrer, der Schaufensterpuppen als Mordopfer herrichtet? Check!
Also wenn das mal nicht "voll Giallo" ist!? Oder doch nicht? Ich denke, das sollte jeder Interessent für sich selbst entscheiden und Lenzi's "Spasmo" eine Chance geben!
Fazit:
Psychothriller mit einem nicht von der Hand zu weisenden Gialloeinschlag... Oder ein Giallo mit einem nicht von der Hand zu weisenden Psychothrillereinschlag? Lenzi macht es dem Zuschauer vorallem am Anfang nicht leicht, durch den Plot durchzusteigen und den Sinn hinter dem Ganzen zu erfassen. Am Ende entschädigt er dann aber doch noch irgendwie mit einer wendungsreichen Achterbahnfahrt durch beide Genres und beschert in alt hergebrachter Tradition eine überraschende Auflösung!
7,5/10 Punkte!
Kommentare
13.09.2015 08:03 Uhr - Dissection78 |
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13.09.2015 09:26 Uhr - Insanity667 |
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13.09.2015 09:49 Uhr - Marty Wan Kinobi |
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Sehr professionell ausgearbeitete Kritik zu einem etwas anderen Giallo. Übrigens bei Deinem Ouput an tollen Reviews finde ich Ende der Woche mehr als realistisch ;)
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13.09.2015 10:50 Uhr - cecil b |
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13.09.2015 13:30 Uhr - NoCutsPlease |
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Wieder mal ein toller Beitrag von unserem Giallo-Review-Tausendsassa! ;-)
Jetzt gilt es nur noch, den Hunger der gierigen Leserschaft weiter zu stillen. :-D |
13.09.2015 13:52 Uhr - Insanity667 |
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![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Besten Dank die Herrschaften! :)
@NCP Wie cool du einen Hinweis auf einen Schreibfehler meinerseits in deinem tollen Kompliment versteckt hast. Traumhaft! Danke. ;) |
14.09.2015 15:03 Uhr - Topper_Harley |
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