RUNNING MAN
Running Man (Deutscher Titel: Menschenjagd, 1982) ist ein Roman von Stephen King, dem erfolgreichsten Horrorromanautor aller Zeiten. Allerdings erschien der Roman unter dem Pseudonym Richard Bachmann, da King sehen wollte, wie gut seine Romane ankommen, wenn sein Name nicht auf dem Cover steht. Der Produzent Georg Linder kaufte die Rechte an dem Film 1985, ohne zu wissen, dass es er damit die Rechte an einer Stephen King – Verfilmung erworben hatte.
Allerdings hat die Verfilmung nicht mehr viel mit dem Roman zu tun, man übernahm nur die Namen und ein paar Handlungselemente. Das Drehbuch wurde von Actionprofi Steven E. De Souza (Phantom Kommando, 1985) geschrieben. Da mehrere Regisseure und Hauptdarsteller für den Film im Gespräch waren, schrieb De Souza insgesamt fünf verschiedene Drehbücher. Zuerst sollte George P. Cosmatos (Rambo II – Der Auftrag, 1985) den Film inszenieren, aber aufgrund kreativer Differenzen verließ Cosmatos das Projekt schnell wieder. Der deutsche Regisseur Carl Schenkel lehnte den Film ab, da er ihm zu groß war. Während der Vorproduktion lief alles bestens, aber das Projekt entglitt ihm schnell. Nach nur acht Drehtagen lag er bereits mehrere Tage im Drehplan zurück. Also musste Schenkel während des Films entlassen werden. Ersetzt wurde er von Paul Michael Glaser, der als Schauspieler durch die TV – Serie Starsky Und Hutch bekannt geworden war. Ihm blieben nur zwei Tage zur Vorbereitung, dann musste Glaser ans Set.
Das Budget des Films betrug ursprünglich 15 Millionen Dollar, aber das produzierende Studio war von dem Film so überzeugt, dass das Budget schrittweise auf 27 Millionen angehoben wurde. Davon erhielt Arnold Schwarzenegger, der die Hauptrolle in Running Man bekam, drei Millionen Dollar. Schwarzenegger war nicht die erste Wahl für die Rolle des Ben Richards gewesen. Ursprünglich wollte man Christopher Reeve (1952 – 2004) haben, doch als George P. Cosmatos das Projekt verließ, lehnte er den Film ebenfalls ab und drehte stattdessen Superman IV – Die Welt Am Abgrund (1987). Man bot den Film noch Don Johnson (Miami Vice, 1984 – 1989) und Patrick Swayze (Dirty Dancing, 1987) an, aber beide lehnten ihn ab.
Amerika im Jahr 2019: Rohstoffe und Nahrungsmittel sind knapp, der Kontinent ist in Polizeistaaten aufgeteilt, Musik und Kunst werden zensiert und wenn die Bevölkerung mal den Aufstand probt, fährt die Kavallerie sofort schweres Geschütz auf. Das Fernsehen ist zum wichtigsten Instrument der Manipulation geworden, um das Volk bei Laune zu halten. Der größte Renner ist die blutrünstige Sensationsshow Running Man, in der Verbrecher von bewaffneten Killern zu Tode gehetzt werden. Bald darf Moderator Damon Killian (Brillant: Richard Dawson, 1932 – 2012) einen besonderen „Gast“ in seiner Show begrüßen: Ben Richards (Arnold Schwarzenegger), einen Polizisten, der sich weigerte, auf unbewaffnete Demonstranten zu schießen. Vom Fernsehen als „Schlächter von Bakersfield“ hingestellt, beginnt Richards mit drei Freunden das tödliche Spiel. Doch schon nach der ersten Spielphase wird klar, dass Richards aus anderem Holz geschnitzt ist als alle bisherigen Kandidaten…
Running Man ist ein packender, knallharter Actionfilm im futuristischen Gewand. Schon der Beginn, als Richards aus dem Gefangenenlager ausbricht, legt ein hohes Tempo vor. In der Spielzone angekommen, jagt eine Actionszene die nächste. Schwarzenegger – wie in Predator eher Gejagter als Jäger – bezeichnet Running Man als einen seiner aufregendsten Filme. Zum Ende des brutalen Action / Sci – Fi – Krachers, in dem Köpfe explodieren und Menschen mit der Kettensäge malträtiert werden, ist Schwarzenegger als Initiator eines Aufstands mit Maschinengewehr und Zigarre, Marke Ofenrohr, wieder ganz der Alte.
In Running Man hat Schwarzenegger aber auch einen würdigen Gegner. Sein Gegenspieler ist der grandiose Richard Dawson, der dem späteren Gouverneur von Kalifornien schauspielerisch haushoch überlegen ist. Er spielt hier einen Dompteur in seinem eigenen Zirkus, mit dem Mikrophon als Peitsche. Wie Dawson als Killian die Zuschauer in seinen Bann zieht, wie er sich am Applaus der Masse weidet, ist schlichtweg brillant – allein deswegen sollte man Running Man gesehen haben.
Aber Running Man will nicht nur ein unterhaltsamer Actionfilm, sondern auch eine Mediensatire sein. In dieser Hinsicht schneidet Glasers Film nicht ganz so überzeugend ab wie in den Kampfszenen. Sicherlich gelingen ihm und Drehbuchautor De Souza einige witzige Parodien auf Gameshows wie Wheel Of Fortune (z.B. Climbing For Dollars) oder TV – Serien wie Love Boat (In Killians Büro hängt ein Hate Boat – Plakat). Und in einigen Szenen werden die Manipulationsmöglichkeiten des Fernsehens entlarvt, das Fakten manipuliert und die Wahrheit mit Füßen tritt.
Diese kritischen Ansätze stehen jedoch nicht zu sehr im Vordergrund, schließlich ist Running Man immer noch ein Actionfilm. Außerdem zelebriert der Film die Gewalt, die er zu kritisieren vorgibt – wenn Schwarzenegger z.B. einen Jäger ins Jenseits befördert, tut er das stets mit einem coolen Spruch auf den Lippen, so dass die dargestellte Gewalt eher unterhaltsam als abschreckend wirkt.
Außerdem hat Running Man auch einige logische Patzer. Warum bedeuten Richards´ relativ kleine Rebellion und der Untergang des Fernsehens sofort das Ende aller Missstände in den USA, wenn man den Jubel auf den Straßen als Maßstab nimmt? Und warum gelingt es der Obrigkeit nicht, bei all den Tricks, die das Fernsehen auf Lager hat, Richards´ Aufstand zu vertuschen?
Daraus sollte man Running Man allerdings keinen allzu großen Strick drehen. Man sollte ihn als das sehen, was er ist: einen unterhaltsamen, temporeichen Action – und Science – Fiction – Streifen der 80er Jahre mit allem, was man sich als Schwarzenegger – Fan wünscht, inklusive der berühmten I´ll Be Back – Catchphrase.
8-9/10
8/10