The Wire
Herstellungsland: | USA (2002) |
Genre: | Drama, Krimi, Thriller |
Alternativtitel: | Blake |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 9,73 (11 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Diese komplexe Crime-Serie zeigt beide Seiten des Gesetzes: Zum einen eine Gruppe von Ermittlern um Jimmy McNulty und auf der anderen Seite die Verbrecher wie Drogenhändler und korrupte Beamte. Dabei wird ein realistisches Bild vom Polizei Alltag, sowie dem der der Verbrecher gezeichnet. In jeder Staffel liegt der Schwerpunkt auf den Ermittlungen gegen eine andere Verbrechensorganisation. Aber auch das Privatleben der einzelnen Figuren wird näher beleuchtet. Diese komplexe Dramaserie aus dem Hause HBO, hat außerdem einige Preise und unzählige lobende Kritiken bekommen. ()
Im Rahmen der "Quality TV"-Offensive, die HBO beginnend mit "Oz - Hölle hinter Gittern" und vor allem "Sex and the City" und "Die Sopranos" Ende der 90er gestartet hat, ist vor allem noch eine andere, hierzulande auch verhältnismäßig unbekannte, Serie hervorzuheben: "The Wire". Was sich vielleicht erst einmal wie eine klassische Crime-Serie liest sind 5 Staffeln beeindruckendes, tiefgründiges TV-Erlebnis.
Denn anstatt der bekannten "Cases of the Week" oder Handlungsbögen, die vielleicht auch mal 2 oder 3 Folgen umfassen, hängt bei "The Wire" alles zusammen und beschäftigt sich mit allerhand Aspekten des Drogenhandels bzw. der Art, wie eine amerikanische Großstadt funktioniert. Anfangen tut es mit Staffel 1. In Baltimore sind Stringer Bell und Avon Barksdale insgeheim die Drogenkönige. Ihr Imperium versorgt einen ganzen Teil der Stadt mit Rauschmitteln, von den "Projects" (quasi die Armen- oder eher sozial schwachen Vierteln) bis hin zur Innenstadt. Mordermittler McNulty bringt Barksdales Namen auch beim Baltimore Police Department ins Spiel. Kurzerhand wird, da man dies eher für Spinnerei hält, auf Druck eines Richters eine Sonderkommission gebildet, die eher aus unliebsamen Gestalten besteht, die man damit vorerst aus dem Weg haben will. Doch nach und nach verdichten sich die Beweise.
Wesentlich detaillierter braucht man nicht auf die Handlung eingehen. Denn Schritt für Schritt baut sich hier alles auf. Staffel 1 beschäftigt sich dabei vor allem mit dem Drogenhandel und den sogenannten "Corners" (wo junge Dealer die Drogen verticken). In Staffel 2 kommt der Beschaffungsweg, wie die Drogen in die Stadt gelangen, ins Spiel. Staffel 3 schließt dann einerseits mit dem ersten Grobabschnitt der Handlung ab (so viel sei gespoilert: wenn an der Spitze Platz ist, wird ihn sich schon jemand schnappen), bringt nebenbei auch die Politik und die Intrigen noch stärker in den Fokus (insbesondere das "Hamsterdam"-Experiment ist hier ein interessanter Streitfaktor). Das Schulsystem und das Aufwachsen in diesem Milieu ist in der vierten Staffel ein zentraler Punkt. Staffel 5 rundet das ganze mit den Medien ab.
Wie man sieht, nach und nach wird das Grundthema immer ausführlicher um alle direkt und indirekt beteiligten Faktoren erweitert. Was anfangs vielleicht noch wie eine etwas anspruchsvollere, bodenständige Cop-Serie wirken mag, ist am Ende das Sezieren der Abläufe einer amerikanischen Großstadt und es fügt sich zu einem großen Bild zusammen. Durch diesen schrittweisen Aufbau verliert der Zuschauer nicht so einfach den Überblick und kann sich durchaus ernsthafter mit dem Thema auseinandersetzen, als wenn alles auf einmal käme und man komplett überfordert wäre und die Hälfte verpasst.
Das alles bedeutet natürlich, dass man für "The Wire" Geduld mitbringen muss. Die titelgebende Abhörmaßnahme wird nicht sofort eingeleitet, die Ermittler müssen sie sich erst hart erarbeiten. Wer also rapide Entwicklungen und Action erwartet, der sollte lieber (die ebenfalls erstklassige, aber gänzlich anders geartete Serie) "The Shield" schauen. "The Wire" nimmt sich Zeit. Denn neben all dem, was das große Bild des Drogenhandels und der Funktionsweise der Stadt Baltimore ausmacht, gibt es auch noch Charaktere. Und, wie schon bei "Oz" oder "Die Sopranos", sind das nicht wenige. Auf Seiten der Ermittler/Polizei stehen u.a. McNulty, Kima, Herc, Carver, Daniels, Lester Freamon, Rhonda Pearlman und viele weitere. Bei den "Gangstern" haben wir Avon und D'Angelo Barksdale, Bodie, Stringer Bell, Wee Bay, Poot und noch mehr. Dann gibt es noch weitere wie den Junkie und Informanten "Bubbs" oder den freischaffenden Dealerschreck Omar. Und wir sind immer noch in Staffel 1 und jeder Charakter ist wirklich fassbar, authentisch, wirklich ausgeschrieben und für das große Ganze bedeutend. Mit jeder Staffel kommen weitere "Spieler" dazu, vom kleinen "Dope Fiend" oder "Corner Boy" bishin zu Bürgermeisterkandidaten, dubiosen Politikern, Lehrern und Drogenlieferanten. Alle haben sie vor allem eins gemeinsam: Man kann sie nicht in schwarz und weiß unterteilen. Alle haben sie Ecken und Kanten, bzw. auch ihre guten Seiten. So ist McNulty zwar der ausschlaggebende Cop, der etwas bewirken will, andererseits ist er ein wirklich harter Säufer mit egozentrischen und selbstzerstörerischen Anwandlungen ("Nach mir die Sinflut" sozusagen). Avon Barksdale, um mal einen Kontrast zu erstellen, ist zwar ein skrupelloser Gangster durch und durch, aber halt auch gewissermaßen ein Familienmensch. Besonders offensichtlich wird das in einem Gespräch zwischen ihm und Stringer Bell in Staffel 3.
Trotz all dem "Fokus" auf dem größeren Bild und den Schicksalen der einzelnen Charaktere, gelingt es "The Wire" auch klassische Spannung bei der Ermittlungsarbeit aufzubauen. Statt auf kurzfristigem Thrill setzt die Serie aber eher darauf, nach und nach immer wieder den neuen Tricks der Gangster Herr zu werden, sie bei Fehlern, und seien sie noch so klein, zu ertappen. Das funktioniert so gut, da man mit den Charakteren mitfühlt oder besser gesagt: Es einen wirklich interessiert wie es mit ihnen weitergeht. Auch hier wird jeder wieder so seine Favoriten haben (bei mir z.B. Omar oder Prez). Und am Ende bekommen alle ihren Abschluß -> Wobei es sich "the Wire" verkneift, echte Happy Endings zu zeigen.
Fazit: "The Wire" ist ohne Frage eine der am beeindruckendsten geschrieben (wenn nicht gar die beeindruckendste) TV-Serien, die mir je untergekommen ist. Sie ist tiefgründiger und komplexer als 99% anderer Serien, selbst des heutigen Quality TVs, ohne sich dabei zu verhaspeln, die Charaktere zu vergessen oder langatmig zu werden. Selbst wenn man Geduld mitbringen muss, um sich auf sie einzulassen.
Kommentare
26.10.2015 08:38 Uhr - JasonXtreme |
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05.05.2018 20:43 Uhr - The_Shield89 |
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Eine klasse Review zu einer genialen Serie.
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