Das Unheimliche Auge
Originaltitel: Le Foto di Gioia
Herstellungsland: | Italien (1987) |
Standard-Freigabe: | SPIO/JK geprüft: strafrechtlich unbedenklich |
Genre: | Erotik/Sex, Thriller |
Alternativtitel: | Delirium Gioia's Photograph Joy's Photos Pictures of Gaya |
Bewertung unserer Besucher: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Note: 6,94 (17 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Die attraktive Gloria, ein ehemaliges Fotomodell, wurde durch den Unfalltod ihres Ehemanns nicht nur sehr reich, sondern auch Besitzerin des großen und erfolgreichen Erotik-Magazins "Pussycat". Nun wählt sie zusammen mit ihrer Freundin Evelyn, ihrem Bruder Toni und dem Fotografen Roberto die Topmodelle für ihr Magazin aus. Doch plötzlich werden ihre Models nacheinander Opfer eines wahnsinnigen Killers, und nach jedem Mord erhält die Agentur Fotos, die die bestialisch uugerichteten Opfer vor einem Plakat mit dem Bild Glorias zeigen. Die Auflage des Magazins steigt mit zunehmender Zahl der Morde, und Gloria ist fest davon überzeugt, das nächste Opfer zu sein ... (CMV)
In den Fußstapfen eines großen Regisseurs wie Mario Bava hat man es schwer. Das musste auch dessen Sohn Lamberto Bava feststellen, der sich seit seinem morbiden Debüt "Macabre - Die Küsse der Jane Baxter" von 1980 einige ordentliche Schelten seitens der Filmkritiker einfing, wahrscheinlich einfach nur aus Prinzip, weil er nie die Klasse seines Vaters zu erreichen vermochte (was ja zugegeben auch fast unmöglich war). Trotzdem hat uns der gute Lamberto (zumindest meiner Meinung nach) mit Beiträgen wie "Das Haus mit dem dunklen Keller" oder "Dämonen I & II" einige wirklich ansehnliche Filme im Laufe der 80er Jahre beschehrt und 1987 mit seinem Spätgiallo "Deliria" aka "Das unheimliche Auge" nochmals gezeigt, dass er doch einiges vom Herrn Papa mit auf den Weg bekommen hat.
Die erfolgreiche Chefin eines Erotikmagazins Gloria wird von einem Unbekannten gestalkt, welcher zu allem Übel auch noch sämtliche Models in ihrem Umfeld nach und nach um die Ecke bringt und ihr Fotos von den entstellten Leichen zuschickt. Die Liste der Verdächtigen ist lang, die Schlinge um Glorias Hals zieht sich immer enger zusammen und der Polizei gelingt es nicht, dem Killer beizukommen...
Bava und Drehbuchautor Gianfranco Clerici ("Murder Rock", "Cannibal Holocaust") haben sich hier neben den gängigen Gepflogenheiten des guten, alten Giallos offensichtlich noch eine ordentliche Scheibe De Palma ("Der Tod kommt zweimal", "Dressed to Kill") abgeschnitten, was dem Streifen gut zu Gesicht steht. Die Geschichte ist durchgehend spannend und lässt zu keiner Zeit das Gefühl aufkommen, dass hier Belanglosigkeiten als Füllmaterial eingeflochten wurden, auch wenn das der ein oder andere aufgrund der Dialoglastigkeit und einigen ausgewalzten Szenen sicher so empfinden könnte. Aber so ziemlich alles hat, wenn auch oft auf einer Metaebene, hier einen tieferen Sinn. So träumt z.B. die sexuell aufreizende Protagonistin häufig von den Nötigungen eines, von ihr verschmähten, Nachbarsjungen. Der arme Kerl ist an den Rollstuhl gefesselt, in Glorias Albträumen kann er aber gehen und auch sein Arzt macht recht klare Andeutungen, dass sein Leiden eher psychischer Natur ist... All diese Elemente sind nicht etwa zufällig plaziert sondern sorgen für die nötige Komplexität, die perfekte Grundlage für ein ausgeklügeltes Verwirrspiel, welches den Zuschauer gefangen nimmt und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Das Finale ist dann nochmal eine echte Überraschung und in seiner Bedeutung fast schon symbolisch traditionell, eine große Verbeugung vor den Großen des Genres!
Hauptdarstellerin Serena Grandi ("Lady of the Night", "Miranda") macht hier, entgegen ihrer sonstigen Ausflüge in die Softerotik-Ecke, eine äußerst gute Figur und das nicht nur optisch, auch wenn ihre beiden entblößten Totschlagargumente scheinbar öfter über die ein oder andere Unzulänglichkeit hinwegtäuschen müssen, als Gloria wirkt sie trotzdem unglaublich symphatisch und glaubhaft. An ihrer Seite stehen Daria Nicolodi ("Shock", "Deep Red", "Tenebrae") als ihre Freundin und Assistentin Evelyn, George "Man Eater" Eastman ("Absurd", "In der Gewalt der Zombies") als Hausfreund Alex, Vanni Corbellini ("Ins Herz getroffen", "Drowning by Numbers") als ihr Bruder Tony und David Brandon ("Aquarius - Theater des Todes") als Fotograf Roberto. Eine kleine Nebenrolle hat hier Sabrina "Boys, Boys, Boys" Salerno als... ja, Sabrina halt, abgegriffen, die eines bizarren Todes sterben darf, sonst außer ihrer nackten Weiblichkeit aber nichts weiter zum Geschehen beizutragen weiß. Alle anderen dagegen schlagen sich außerordentlich wacker und können weitestgehend überzeugen.
Die Inszenierung ist absolut gelungen und auch wenn dem Film ab und zu ein gewisser spröder TV-Look anhaftet, hat das hier aufgefahrene visuelle Konzept definitiv was. Es gibt allerlei Kurioses zu bestaunen, vor allem die abgefahrenen POV-Shots des Killers haben es in sich und unterstreichen durch schrille Farbfilter und diverse maskenbildnerische Spielerein (der Killer nimmt seine Opfer als skurrile Horrorgestalten wahr) die Macke des Schlitzers. Ansonsten bewegt sich die Kamera von Bava's langjährigen Weggefährten Gianlorenzo Battaglia ("Dämonen I&II", "A Blade in the Dark") stilsicher durch das Szenario und kreiert eine stimmungsvolle Atmosphäre irgendwo zwischen "A Blade in The Dark" und "Tenebrae", was mir persönlich wirklich gut gefällt, gerade eben wegen des modernen High-Society Luxusstyles in Verbindung mit dem verruchten, aber dennoch anziehenden Image der damaligen Erotikbranche. Dem fetzigen Score von Simon Boswell ("Phenomena", "Hackers", "Aquarius - Theater des Todes") kann allerdings sicher nicht jeder so viel abgewinnen, auch wenn ich persönlich voll auf 80er Synthie Mucke stehe, eine weniger aufdringliche musikalische Untermalung wäre hier zumindest an manchen Stellen deutlich angebrachter gewesen, objektiv betrachtet! Subjektiv würde ich allerdings sagen, der Soundtrack rockt tierisch... selten, dass Filmmusik mich mal so in einen Zwiespalt getrieben hat!
Der entrichtete Blutzoll ist ganz ordentlich, wenngleich die Stärken im Bereich der Special Effects hier aber eher in den skurrilen Masken der "Opfer" zu suchen sind. Dennoch wird in "Das unheimliche Auge" mitunter ziemlich heftig gestorben, was dem Teil 1989 die eigentlich lächerliche, aber damals ja schon fast obligatorische Indizierung bescherte, die 2014 nach Ablauf der 25 Jahre wieder aufgehoben wurde.
Fazit:
Mit "Das unheimliche Auge" vollzieht ein deutlich gereifter Lamberto Bava eine toll in Szene gesetzte Gradwanderung zwischen Erotikthriller und Giallo. Vor allem Serena Grandi gibt hier als absolutes Sahnestück eine wunderbare Vorstellung als sexy Ex-Fotomodel im Visir des Killers und auch sonst gibt es, bis auf den oft ungeschickt eingestetzten Score vielleicht, recht wenig zu beanstanden! So machen auch die spätesten Vertreter ihrer Zunft Spass!
7,5/10 Punkte!
Kommentare
13.12.2015 02:51 Uhr - Grrrg |
|
13.12.2015 11:16 Uhr - leichenwurm |
|
13.12.2015 12:51 Uhr - dicker Hund |
|
![]() ![]() ![]() |
Wenn Du sie offensichtlich auch nicht nötig hast, so habe ich gegen zwei ausgewogene Totschlagargumente jetzt nicht wirklich etwas einzuwenden...
|
13.12.2015 14:01 Uhr - NoCutsPlease |
|
13.12.2015 16:41 Uhr - Insanity667 |
|
13.12.2015 17:11 Uhr - leichenwurm |
|
Um Kommentare auf Schnittberichte.com veröffentlichen zu können, müssen Sie sich bei uns registrieren.

