Blutiger Schatten
Originaltitel: Solamente Nero
Herstellungsland: | Italien (1978) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Thriller |
Alternativtitel: | Blood stained Shadow, The Bloodstained Shadow Blutige Schatten Only Blackness Solamente Nero - Schatten des Todes |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 6,82 (11 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Das Grauen schleicht durch die Gassen eines kleinen Städtchens in der Nähe von Venedig. Eine Mordserie hält die Menschen in Angst und Schrecken. Wer ist das blutrünstige Monster? Stefano, ein junger Wissenschaftler, besucht seinen Bruder Paolo, einen Priester, und wird in die Ereignisse mit hinein gezogen. Er stellt eigene Ermittlungen an und stößt auf okkulte und längst vergangene Dinge, die sein und das Leben aller anderen gefährden. (AVV)
BLUTIGER SCHATTEN
Antonio Bido wusste schon als kleiner Junge, dass er Filme machen wollte. Als er noch zur Schule ging, drehte Bido bereits Filme und als er zur Uni ging, drehte er zwei Filme – einen auf 8mm und einen auf 16. Der 16mm – Film, bei dem er auch das Drehbuch schrieb, die Kulissen entwarf und den Schnitt übernahm, brachte Bido mehrere Preise ein, so dass er 1972 ins Filmgeschäft einstieg und Dokumentationen drehte. Sein Spielfilmdebut gab Antonio Bido mit dem äußerst mittelmäßigen Giallo Die Stimme Des Todes (1977). Bido wählte dieses Genre nicht, weil sein Herz daran hing (Bido war stattdessen ein riesiger Hitchcock-Fan), sondern weil er sich sicher war, im Falle eines Erfolgs bei weiteren Filmen Regie führen zu können. Und so kam es dann auch – Bidos Regiedebut war anscheinend erfolgreich genug, so dass er mit Solamente Nero, der in Deutschland Blutiger Schatten hieß, einen weiteren Giallo drehen durfte, der im Vergleich zum Vorgänger sogar deutlich besser ausfiel …
In Bidos zweitem Giallo besucht Stefano (Lino Capolicchio – Mussolini – Die Letzten Tage, 1976), ein junger Wissenschaftler, seinen Bruder Don Paolo (Craig Hill – Django – Ich Will Ihn Tot, 1968), der seinen Job als Pfarrer in einer kleinen Gemeinde auf einer Insel vor Venedig versieht. Idyllisch wird das Zusammentreffen der Brüder jedoch nicht. Kaum dass sein Bruder angekommen ist, wird Paolo Zeuge eines Mordes. Dass er den Täter nicht erkennen konnte, scheint ihn nicht zu beeindrucken – während er weitere Opfer über den Jordan schickt, spielt der Mörder Hochwürden immer wieder mysteriöse Nachrichten zu, die in einer Morddrohung gipfeln. Stefano stellt Ermittlungen an und versucht die Identität des Mörders aufzuklären …
Obwohl das Genre im Jahr 1978, als der Film erschien, nicht mehr ganz jung war und Bidos Regiedebut Die Stimme Des Todes nicht gerade ein Meilenstein des Giallo ist, ist es überraschend, wie gut Blutiger Schatten auch heute noch ist. Bido hat inszenatorisch einiges dazugelernt und hält die Spannung und das Interesse am Film konsequent aufrecht, obwohl sein Regie – und Erzählstil eher ruhig ist. Nichtsdestotrotz versteht es Bido glänzend, Spannungsmomente zu inszenieren. Als Beispiel sei die Kirchenszene genannt, in der die Kamera immer wieder zwischen den Schritten des Killers und Nahaufnahmen der nur spärlich beleuchteten Kirche wechselt, wodurch eine enorme Atmosphäre und Intensität erzeugt wird. Dabei führt Antonio Bido den Zuschauer mehr als einmal in die Irre. Nicht immer, wenn sich ein Mord andeutet, geschieht auch einer, weshalb man – im positiven Sinn – als Zuschauer nie so recht weiß, woran man ist. Außerdem kommt es wirklich erst in letzter (Film)Minute zur Auflösung, weshalb man Blutiger Schatten bis zum Schluss gespannt verfolgt. Bis dahin tauchen reichlich zum Teil merkwürdige Figuren auf und es werden eine Menge Verdachtsmomente gestreut.
Die Morde, ein Markenzeichen des Giallo, sind durchaus zahlreich, allerdings kommt die Splatterfraktion hier nur sehr bedingt auf ihre Kosten. Zwei Morde sind etwas heftiger, die restlichen verzichten auf allzu graphische Details. Das ist aber im Grunde kein echter Makel, da der Film offensichtlich nicht als Schlitzer – Nummernrevue geplant war und über genügend gelungene Thriller – Elemente verfügt, die die Blutarmut des Films ordentlich kompensieren.
An der schauspielerischen Front gibt´s Licht und Schatten. Craig Hill, den man aus zahlreichen Italowestern kennt und der letztes Jahr verstarb, überzeugt in der Rolle des Priesters, da er meiner Meinung nach über genau die Ausstrahlung verfügt, die man mit einem Mann Gottes verbindet. Sein Filmbruder Lino Capolicchio wirkt dagegen etwas blass und hinterlässt keinen so bleibenden Eindruck wie Craig. Aber auch darüber kann man hinwegsehen, schließlich ist noch die äußerst attraktive Sandra Sellani mit an Bord, die Capolicchio gehörig den Kopf verdreht.
Als letzter Pluspunkt soll die Atmosphäre des Films angesprochen werden, denn die ist – wie in der Besprechung der Kirchenszene bereits angedeutet – ein weiterer Pluspunkt des Films. Neben der äußerst gelungenen musikalischen Untermalung, für die Komponist Stelvio Cipriani verantwortlich zeichnete, sind es besonders die tristen Aufnahmen von Venedig, bzw. der Insel, die Blutiger Schatten einen unübersehbaren Stempel aufdrücken und eine ähnlich trostlose Stimmung verbreiten wie die Venedig – Szenen in Who Saw Her Die mit Ex – James Bond 007 George Lazenby. Dieser ist zwar noch düsterer und pessimistischer in der Darstellung der Lagunenstadt, aber Blutiger Schatten geht durchaus in eine ähnliche Richtung. Seine Atmosphäre macht Blutiger Schatten ebenfalls sehenswert.
Blutiger Schatten gehört vielleicht nicht zur „Hall Of Fame“ des Giallo, bzw. Horrorfilms, da z.B. Dario Argento in diesem Bereich Größeres geleistet hat, auch wenn es unfair erscheinen mag, jeden Giallo mit Klassikern wie Das Geheimnis Der Schwarzen Handschuhe (1969), Deep Red (1975) oder Tenebrae (1982) zu vergleichen. Und auch sonst wird man feststellen, dass der Film das Rad, bzw. das Genre nicht neu erfindet. Trotzdem ist Blutiger Schatten immer noch ein guter, sehenswerter Streifen.
Kommentare
20.12.2015 09:02 Uhr - Insanity667 |
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21.12.2015 08:49 Uhr - NoCutsPlease |
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21.12.2015 20:23 Uhr - Insanity667 |
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21.12.2015 23:02 Uhr - Punisher77 |
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