Ich muss zugeben, dass ich bis vor kurzem kein wirklicher Fan von Star Wars war. Die Prequel Trilogie ist einfach nicht gut. Viel zu viel CGI, ein unglaublich mieses Drehbuch und z.T. auch einige schlechte Schauspieler sowie eine miese Regie (Danke George Lucas). Die Originale Trilogie, die von jedem als mindestens gut bezeichnet wird, sieht hingegen viel besser aus. Krieg der Sterne, 1977, ist der aller erster Film der Saga, auch unter der Regie von George Lucas, und ist einer der besten Sci-Fi Filme aller Zeiten. Die Regie überzeugt durchweg, die Special Effects sehen noch immer gut aus und die Geschichte ist spannend. Nun sind 32 Jahre seit Episode 6-Return of the Jedi, vergangen und J.J. Abrams (bekanntlich ist er ein Star Wars-Fan) inszenierte den siebten Teil der bekannten Saga.
Sofort fällt auf, Abrams nutzte viele Practical Effects und baute Sets, um nicht den gleichen Look zu generieren, den die Prequel Trilogie versaute. Lucas hatte das Pech, dass CGI zur damaligen Zeit (1999-2003) einfach noch nicht perfekt ausgereift war. Vor allem in Episode 2 war zu sehen, dass alles, bis auf die Darsteller selber, animiert war. Lediglich Yoda, der in Episode 1 noch Animatronik war und später durch CGI ausgetauscht wurde, sieht sehr gut aus.
Zurück zu Episode 7.
Gleich zu Anfang des Films fällt auf, dass Abrams den Aufbau der Saga weiterführt. Ohne zu Spoilern sieht der Zuschauer wie üblich den Lauftext und daraufhin eine Kamerabewegung, quer durch die Galaxis. Lediglich am Stil änderte Abrams den siebten Teil drastisch. Das Erwachen der Macht kommt viel düsterer daher, als das es in den Episoden 4-6 der Fall war. Und dennoch schreckt Abrams nicht davor zurück, viel Humor mit einzubauen. Außerdem zeigte er, dass Humor auch anders und besser eingesetzt werden kann, als das es George Lucas in Episode 1 mit Jar Jar Binks versuchte. Die Gags kommen aus dem nichts, sind locker und zünden immer (!).
Ein weiterer, positiver Fakt ist, dass die Drehbuchautoren darauf verzichteten, unnötige Romanzen zu schreiben. So wurde vermieden, dass furchtbar kitschige Dialoge, die Unterhaltung des Mediums, versauen. Stattdessen wurde darauf geachtet, den Antagonisten Farbe zu geben und nicht Lächerlich darzustellen, wie es bei Avengers 2 und Fast & Furious 7 der Fall war. Als Zuschauer fühlt man sich bedroht, wenn Kylo Ren im Bild zu sehen ist und wenn solches gelingt, dann hat man als Drehbuchautor alles richtig gemacht.
Star Wars: The Force Awakens bietet eine Reihe neuer Figuren, die in den Vordergrund gerückt werden. Wir haben jetzt eine Protagonistin namens Rey, die auch zulangt, wenn es angesagt ist, außerdem noch einen Protagonisten namens Finn, der als Comedy-Relief-Charakter fungiert, einen neuen Piloten, gespielt von Oscar Isaac und einen neuen Droiden namens BB-8. Hierbei wird sich Zeit gelassen, um jede einzelne Figur zu etablieren. Und zwar so, wie es in einem der vielen Trailer angeteasert wurde. Ohne der Figurenetablierung würde der Film keine 2 Stunden gehen. Sogar Kylo Ren bekommt seine eigene Backstory, die klar macht, wieso er das macht, was im Film zu sehen ist. Dazu kommt noch, dass nicht vergessen wurde, die alten Helden, wie Han Solo, Chewbacca und Prinzessin Leia (jetzt General Leia) einzuführen und ihnen einen tieferen Sinn in dieser Geschichte zu geben.
Der Soundtrack, wieder Komponiert von John Williams, ist bombastisch. Ohne zu übertreiben würde ich persönlich sagen, dass sich John Williams auch im recht hohen Alter noch übertroffen hat, was Filmmusik angeht. Zu jeder großen Schlacht ist die Musik episch, zwischendurch wird immer wieder mal die gute alte Star Wars Musik abgespielt und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass daran gearbeitet wurde, für jeden Charakter einen eigenen Track zu komponieren. Es ist erstaunlich, was John Williams heute noch für Arbeit leistet, zumal er schon für den Horror-Klassiker "Jaws" den Bärenstarken Score komponierte!
Zur Regie sowie zum Editing lässt sich nicht besonders viel sagen. Wie bereits Anfangs erwähnt, setzte J.J. Abrams darauf, möglichst viel in der Kamera zu filmen, sodass der Film ohne Computereffekte anschaubar wäre. Laut ihm selber habe er es geschafft und musste nur an wenigen Stellen den Greenscreen ausfüllen. Nur in den großen Weltraumschlachten musste er viel CGI anwenden, da es einfach nicht möglich ist, solche Szenen ohne den Computer aufzunehmen.
Dafür wurden wieder Kostüme gemacht. So sind Storm Trooper nicht mehr pures CGI und Droiden oder andere Außerirdische, die im Film nur kurz zu sehen sind, sind Animatronik. Es ist schon eine klasse Arbeit, die J.J.Abrams ablieferte, zumal man in jeder einzelnen Sekunde merkt, dass der Mann ein großer Star Wars Fan ist und mit viel Liebe ans Detail ran geht. Lediglich beim Editing hatte ich minimal Probleme. So wurden manche Todesszenen relativ seltsam gecuttet und manchmal wurden Schnitte auch zu schnell aneinander gesetzt.
Aber insgesamt sollte Star Wars: Das Erwachen der Macht von jedem gesichtet werden. Es ist ein wunderbar inszeniertes Weltraumabenteuer, mit sehr viel Witz, einigen Emotionen und reichlich Action. Mittlerweile wird Teil 7 von einigen gebasht, wofür ich aber absolut keinen Grund sehe. Von mir erhält der Film die vollkommen verdiente volle Punktzahl.
10/10