Bolt - Ein Hund für alle Fälle
Originaltitel: Bolt
Herstellungsland: | USA (2008) |
Standard-Freigabe: | FSK 6 |
Genre: | Abenteuer, Animation, Kinderfilm |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,00 (4 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Bolt ist der Star in einer beliebten Action-Fernsehserie und ganz Hollywood liegt ihm zu Pfoten. Das Ganze hat einen Haken: Der liebenswerte Superhund hat keine Ahnung, das seine aufregenden Abenteuer, in denen er seine Besitzerin Penny vor allerlei Gefahren und raffinierten Intrigen schützt, nur Show sind. Er kennt keine andere Welt als die der TV-Studios und glaubt fest daran echte Superkräfte zu besitzen.
Als er einestages versehentlich vom Filmset in Hollywood nach New York verschickt wird, holt ihn die Realität sehr bald ein. Mit Hilfe der gewitzten New Yorker Straßenkatze Mittens und seinem größten Fan, dem kugelrunden fernsehverrückten Hamster Dino, macht sich Bolt auf eine abenteuerlichen Reise quer durch die USA zurück zu seiner geliebten Penny. Schnell entdecken die ungleichen Freunde, dass man keine Superkräfte braucht, um ein Held zu sein! (Walt Disney DVD-Cover)
Bolt ist ein veritabler Superhund: Energiestrahlen aus den Augen zu schießen, überhündische Stärke zu demonstrieren und einen flächendeckenden Schallangriff durch sein "Superbellen" zu erzeugen, sind dabei nur ein paar der Kniffe, mit denen er aufwarten kann. Beste Voraussetzungen also für einen actionreichen Animationsfilm. Leider bleibt er in Sachen Charakterisierung und Story eher der Normalsterbliche als der Superheld und auch sonst umschifft die Disney-Produktion jede kritische Untiefe, die der Film und seine Thematik hergegeben hätten.
Und damit melde ich mich mit einem kleinen BOLT-Review nach kurzer Kreativpause in 2016 zurück. Das Lesen der Inhaltsangabe zu diesem Film (so man ihn noch nicht selbst gesehen hat) wird angeraten.
Natürlich ist BOLT in allererster Linie kindgerechte Unterhaltung, die routiniert wie niedlich dargestellt wird. Da nun tiefere Anspielungen, Kritik oder Seitenhiebe zu erwarten, mag vermessen sein und über das Ziel hinausschießen. Und dennoch... LILO UND STITCH war auch eine Disney-Produktion und wenn man sich anschaut, wie dort eine Lanze für die "chaotische" Patchwork-Familie gebrochen wurde, die so gar nicht dem bis hierhin gängigen Disney-Family-Konzept entsprach, dann muss man sich zumindest fragen, weshalb die möglichen Tiefen dieses Films nie erkundet werden.
Bolt als Charakter steht ehern zu seinen Überzeugungen, die er erst gegen Ende ein wenig aufzuweichen bereit ist. Dabei hätte er allen Grund, an der Zuneigung von Penny zu zweifeln. Sie bricht die Suche nach ihm ab, weil sie von ihrer Mutter und besonders ihrem Agenten bedrängt wird, und läßt sich auf einen neuen "Bolt" ein. Passenderweise gerät in just jenem Moment des Zweifels Penny in echte Gefahr und Bolt kann sich als Held der Stunde feiern lassen. Dabei ist im Kern hier durchaus Kritik drin - die Entfremdung von der Realität durch die falsche Scheinwelt Hollywoods trifft hier ironischerweise nicht die minderjährige Teenagerin. Ein krasser Gegensatz zur Realität. Auch Pennys Mutter scheint keine Skrupel zu haben, ihre Tochter dieser Scheinwelt anzuvertrauen, zieht aber drehbuchmäßig am Ende des Films sofort den Schlußstrich unter deren Karriere und macht den schmierigen Erfüllungsgehilfen der Filmindustrie für alles verantwortlich.
Ein weiterer Punkt ist auch der Hundefänger, in dessen Gefangenschaft die Helden zeitweilig geraten. Hier werden Mittens dunkle Andeutungen über die älteren und ungewollten Tiere, die nie zurückkehren, nicht weiter thematisiert. Auch die anschließende Rettungsaktion im Tierheim vermeidet weitgehend, andere Tiere zu zeigen, um möglichst wenig Mitgefühl die anstehenden Actionszenen "entspaßen" zu lassen.
Aber ich glaube, daß ich da vermutlich doch zuviel hineininterpretiere und überkritisiere. Liegt vermutlich daran, daß der Film mit seinen tollen Tiercharakteren (die sämtlichen menschlichen Charakteren zum Glück die Show stehlen) einfach extrem unterhaltsam ist und die Reise vom treuherzig-naiven Bolt und seinen ungleichen Gefährten Mittens (eine Streunerkatze) und Dino (ein TV-geschädigter Hamster) herzerwärmend und witzig 'rüberkommt. Auch die Dialoge zwischen den Tieren sind überwiegend klug und schön geschrieben, insbesondere die Montage, in der Mittens (die Katze) Bolt erklären muss, was "normale" Hunde eigentlich so machen und wie sie sich verhalten. Da hätte ich aus Begeisterung auch mehr Tiefgang in der Story-Auflösung gesehen. Aber sei es drum.
Während Umgebung und Hintergründe bisweilen etwas detailarm sind, gibts an den Animationen kaum etwas auszusetzen. Der gewünschte "Niedlichkeitsfaktor" wird voll erreicht, Bewegung und Lebendigkeit der "Polygon-Modelle" lassen vergessen, daß es welche sind. Ferner hat der Streifen einige sehr erinnerungswürdige Szenen zu bieten (Stichwort: New Yorker Tauben mit italienischem Migrationshintergrund). Technisch gibt es am Bild wenig zu bemängeln, wobei ich nur die 2D-Fassung des Films via einen Streaming-Dienst gesehen habe. Das 3D könnte hier und da wohl noch etwas rausreißen, insbesondere bei den vielen Actionszenen.
Mich hat es überrascht, als ich herausfand, daß BOLT neben WALL-E (Pixar) für einen Oscar nominiert war. Hier würde ich Pixar (sorry: Fanboy!) zwar definitiv den Vorzug geben, doch insgesamt ist BOLT dann unterm Strich gelungene Animationsunterhaltung auf gewohnt gutem Disney-Niveau. Was Story und Auflösung nicht ganz schaffen, machen die tollen Tiercharaktere wieder wett.
FAZIT: Wau!
Kommentare
13.01.2016 22:19 Uhr - NoCutsPlease |
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Ein gelungenes und unerwartetes (sowohl personell als auch von der Titelauswahl her) Autorencomeback! :-)
Wie auch immer, willkommen zurück! |
13.01.2016 23:09 Uhr - Horace Pinker |
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14.01.2016 15:29 Uhr - Argamae |
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