The Incident
Herstellungsland: | Belgien, Frankreich, USA (2011) |
Standard-Freigabe: | FSK keine Jugendfreigabe |
Genre: | Horror, Thriller |
Alternativtitel: | Asylum Blackout |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,82 (11 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
George, Max and Ricky arbeiten als Köche in einem Hochsicherheitsgefängnis für psychisch kranke Schwerverbrecher. Eines Abends legt ein Sturm die Stromversorgung lahm, wodurch die Insassen frei kommen und das Gefängnis von außen abgeriegelt wird. Die drei Köche sitzen in einer tödlichen Falle und werden von einer Horde amoklaufender Psychopathen attackiert, die nur ein Ziel haben: sie zu töten! (Koch Media)
Shopping-Trip im Kaufhaus beschert Horrortrip im Irrenhaus.
(Wobei letzteres auch manchmal mit ersterem verglichen werden kann).
Für 5 Euro auf dem Grabbeltisch einer Multimedia-Drogeriekette auf Bluray gefunden und anhand der recht gut klingenden Inhaltsangabe spontan mitgenommen. Und dieser französische Thriller war sein Geld am Ende wert, besitzt darüber hinaus aber leider keinen bleibenden Mehrwert.
Kurz zum Inhalt: Vier Kumpels, von denen drei auch zusammen auch in einer Rockband spielen, arbeiten als Köche in einer Klappsmühle. Hier servieren sie tagtäglich den Insassen ihr Essen, stehen diesen auch Auge in Auge gegenüber - allerdings getrennt durch eine dicke Plexiglasscheibe. Besonders ein stummer Insasse, Harry, hat es sich dabei zur Aufgabe gemacht, den Hauptkoch George immer wieder in ein Blickduell durch die Scheibe zu verwickeln. Als es in einer stürmischen Nacht zu einem Stromausfall in der Region kommt, versagen die Sicherheitseinrichtungen der besonders technisch heruntergekommenen Anstalt und die Insassen beginnen, Jagd auf die Wärter zu machen. Für die vier unbeteiligten Köche beginnt ein Überlebenskampf.
Ich persönlich pflege ja eine natürlich gewachsene Abneigung gegen filmische Erzeugnisse aus dem französischen Sprachraum, da ich diesen selten viel abgewinnen kann. Dieser hier war jedoch leidlich spannend. Zum großen Teil lag dies an der wirklich stimmungsvollen Location, einem überwiegend in kaltes Neonlicht getauchten "Betonbunker", der als Psychogefängnis dient. Nackte Steinwände mit teils rissigem Putz, stumpfe Linoleum-Fußböden sowie Stahlgitter- und Sicherheitstüren mit abgeplatzten Lackstellen erzeugen bereits ohne große schauspielerische Leistung ein Gefühl der Ablehnung und Isolation. Es gibt nichts warmes oder heiteres, auf dem sich das Auge wohlfühlen kann.
Nimmt man nun noch die gruseligen Insassen (und hier hat der Cast wirklich unheimliche Visagen zusammen bekommen), die angespannte, persönliche Situation der vier befreundeten Köche (ihre Band droht, auseinander zu brechen) sowie das emotionslose und gleichgültige Wachpersonal, dann köchelt hier bereits ein Dampfkochtopf auf zu hoher Flamme. Einzelne Schauspielleistungen, besonders von Hauptdarsteller Rupert Evans ("Hellboy" und jetzt in "Man in the High Castle"), können überzeugen. Dabei werden aber für meinen Geschmack die Protagonisten etwas zu langatmig in Szene gesetzt, obwohl die lange Exposition der Figuren auch dienlich ist, um die Tristesse ihrer Leben darzustellen. Auch erzeugen Szenen wie die Fleischanlieferung frühmorgens, bei dem Schlachthähnchen mit Köpfen von einem schmuddeligen Lieferfahrer in die Anstalt gebracht werden, einen latenten Ekel und untermauern die "Appetitlosigkeit" der Küchenjobs. Gemeinsam wird so die entsprechende, "gelangweilte" Stimmung erzeugt, bevor dann recht jäh ein Sturm der Gewalt über alle hereinbricht.
Denn sobald der Stromausfall im Ort sämtliche elektrisch verriegelten Zellentüren entsperrt, tummeln sich Geisteskranke auf den Fluren und rotten sich zu Jagdgruppen zusammen, die auf Wärter und schließlich Köche losgehen. George, die Hauptrolle unter den Köchen, beobachtet zuvor, wie einer der Insassen seine zur Mahlzeit gereichten Medikamente wieder ausspuckt. Fortan wittert er eine Art Verschwörung und einen zielgerichteten Angriff der "Bekloppten". Zunächst einmal müssen aber er und seine Freunde um ihr Überleben kämpfen. Hier hat der Film definitiv auch seine szenischen Höhepunkte, denn wenn die Verängstigten mit einer Taschenlampe durch die Korridore irren (Wortwitz!), dabei auf schräge und/oder gewalttätige Gestalten treffen und auf die unterschiedlichsten Weisen reagieren, dann ist das für den Zuschauer schon wie mittendrin statt nur dabei. Das anscheinend nur drei oder vier Wärter in dem ganzen Komplex Dienst hatten, mag manchen als "Logikloch" vorkommen, doch ich fand das nicht unbedingt unrealistisch. Es trug dem ganzen Charakter des Films Rechnung, in dem alle - Insassen wie Wachpersonal - sich schon seit Jahren in einer einlullenden Routine verloren haben. Vermutlich würde man sich die Haare raufen, wenn man sich die Zustände in einigen Anstalten in der Realität anschaut.
Leider - und das habe ich beim Gucken schon an dieser Stelle geahnt - irrlichtert die Story ebenso unstet daher wie die Inhaftierten. Nachdem es zum Zusammentreffen mit den schlimmeren Geisteskranken kommt, driftet der Film mit einigen unangenehmen Szenen ins Gorefest ab und ich stellte mich schon auf ein entsprechendes Ende ("Ein Koch nach dem anderen stirbt und am Ende mordet der Hauptdarsteller den Drahtzieher") ein. Aber so läuft es dann doch nicht. Denn wenngleich einige der Kollegen ableben, wird George gefangengenommen und der psychischen Folter ausgesetzt, da er mit anschauen muss, wie der von ihm vermutete Drahtzieher seine irren Schergen seinen besten Freund grausam ermorden. Durch seine empathische Beziehung zu einem weiteren Insassen gelingt George kurzzeitig die Flucht, doch wird diese abermals vereitelt. Dann pustet dem Zuschauer ein Hauch von Folter-Porn ins Gesicht, dies aber in der Tat intensiv und gekonnt abstoßend inszeniert. Und doch endet der Film kurze Zeit später mit einer psychologischen Note.
*** SPOILER INNERHALB DES BEREITS MIT SPOILERWARNUNG VERSEHENEN REVIEWS ***
Der erzählerische Kniff - und auch der einzige, den der Film zu bieten hat - ist am Ende, daß dem Zuschauer klar wird, daß sich George den vermeintlichen Drahtzieher Harry (auch ohne Dialog-Szenen gruselig: Richard Brake) über weite Teile des Films nur eingebildet hat - denn dieser schien schon kurz nach Ausbruch der Insassen gestorben zu sein. Und hier beginnt auch das als "Clou" gedachte Ende nicht so richtig zu greifen - zumindest für mich. Da sich mir aus mangelndem Gehirnschmalz oder durch Übersehen einiger Details nicht so recht erschließen mag, WAS genau der Film nun aussagen will. War George die ganze Zeit psychisch labil und hat sein Gehirn aufgrund von Einbildungen dann Erklärungslücken für ihn geschlossen? Warum wird ER gefesselt und alle anderen umgebracht, wenn es gar keinen "Nemesis" für George gab? Am Ende ist George ein psychisch gebrochener Mann, der von den Geschehnissen in seinem Kopf verfolgt wird. Und ich weiß auch nicht - für mich was das irgendwie zu "lasch" für den Film, der die Spannung relativ gut dosiert ständig erhöht.
*** ENDE DES SPOILERS INNERHALB DES SPOILERS ***
Allein aufgrund der über weite Strecken hervorragend eingefangenen Stimmung (woran neben der erwähnten Location auch Schnitttechnik und Beleuchtung ihren Anteil haben) gebe ich dem Film einen Punkt mehr. Blut und Gedöns waren relativ zahm, aber es war auch nicht der Lebenssaft, der die Gewaltszenen so unangenehm gemacht hat. Die Unheimlichkeit der Insassen durch ihre völlige Unberechenbarkeit, die in vielen Szenen mitschwingt, ist ebenfalls superb gelungen. Einzig die Story schafft es am Ende einfach nicht, den Film für mich abzurunden. Irgendwie fehlt mir da was. Daher am Ende nur knapp über Durchschnitt.
Kommentare
24.01.2016 15:13 Uhr - NoCutsPlease |
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24.01.2016 17:57 Uhr - Insanity667 |
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24.01.2016 22:49 Uhr - dicker Hund |
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Klingt gar nicht mal uninteressant, so kompetent wie der hier vorgestellt ist. Für so kleines Geld... mal sehen;-)
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26.01.2016 09:22 Uhr - Argamae |
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04.12.2018 03:22 Uhr - Horschgast |
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