10 Cloverfield Lane
Herstellungsland: | USA (2016) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Horror, Science-Fiction, Thriller, Mystery |
Alternativtitel: | Cloverfield 2 |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,54 (27 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Das man am Steuer nicht telefonieren oder in sonstiger Weise mit dem Handy hantieren soll, dürfte nun auch Michelle klar geworden sein, als ihr Wagen von der Straße abkommt und sich mehrfach überschlägt. Was ihr jedoch erst klar werden muss als sie erwacht, ist nicht, dass sie im Krankenhaus am Tropf angeschlossen ist, sondern sie sich in einem kargen Raum auf einer Matratze angekettet wiederfindet und der Eigentümer (John Goodman) ihr recht unsanft erklärt, dass es nichts mehr gäbe wohin sie flüchten könne, selbst wenn sie wollte... 10 Cloverfield Lane ist ein spannender Thriller mit John Goodman als Howard Stambler, in einer für ihn atypischen, aber grandiosen Rolle. ()
Hmm…vorab ein kleines Problem: Wie schreibt man über einen Film, bei dem es am vorteilhaftesten ist wenn man so wenig über die Geschichte weiß wie irgend möglich? Vor allem: Wie überzeuge ich einen Leser, den der Trailer noch nicht neugierig genug gemacht hat, sich diesen Film anzusehen (WENN es sich denn lohnt ;-))? Ich versuche also einfach mal, hier ein GARANTIERT SPOILERFREIES Review zu
10 CLOVERFIELD LANE
zu verfassen.
Vorab ein kleiner Rückblick. 2008 kam der geheimnisumwitterte Film „Cloverfield“ in die Kinos. „Geheimnisumwittert“ deshalb, weil zunächst niemand genau wusste, um was es eigentlich ging. Auch Produzent J.J. Abrams und Regisseur Matt Reeves ließen nichts über den Inhalt verlauten. War es ein Katastrophenfilm? Ein Film über 9/11? Action, Sci-Fi oder Horror? Am Ende stellte sich heraus, dass es im Film um ein riesiges Monster ging, welches die Stadt New York verwüstet. Das Ganze wurde zusätzlich im dem zu dieser Zeit noch nicht so ausgelutschten „Found-Footage“-Stil gedreht. Aufgrund seiner Qualitäten und der (durch die clevere Marketing-Kampagne enorm erhöhten) Erwartungshaltung schlug „Cloverfield“ ordentlich an den Kinokassen ein. Der Film ist bis heute eines der besten Beispiele dieses Genres (und das sage ich als Jemand, der mit „Found-Footage“ Filmen normalerweise absolut nichts anfangen kann!).
Vor 2 ½ Monaten tauchte dann plötzlich der Trailer zu einem Film auf, von dem man vorher NICHTS gehört oder gesehen hatte (was schon mal eine starke Leistung ist) und kündigte einen baldigen Kinostart an. Der raffinierte Trailer zeigte 3 Menschen in einem unterirdischen Bunker, wobei man nicht wusste, weshalb sie sich überhaupt dort aufhielten. Man sah nur, dass die Situation im Bunker zu einem Kampf auf Leben und Tod eskalierte und eine Person flehentlich gebeten wurde, nicht die Tür zur Außenwelt aufzustoßen, da man sonst unweigerlich sterben würde… dann erschienen die Worte „ 10 Cloverfield Lane“ auf der Leinwand (oder dem PC-Schirm). Produzent des Films war erneut J.J. Abrams. Offensichtlich war auch, dass dieser Streifen NICHT in demselben Stil wie „Cloverfield“ gedreht wurde. Hatten wir es also hier mit einem Sequel zu „Cloverfield“ zu tun? Vielleicht einem Prequel? Spielt der Film im selben Universum wie „Cloverfield“ oder haben wir es nur mit einer höchst cleveren Werbekampagne zu tun, wobei es zwischen den Filmen absolut keine Verbindung gibt? Diese Fragen werde ich an dieser Stelle natürlich NICHT beantworten, sondern zitiere an dieser Stelle nur J.J.Abrams der sagte „Es hat natürlich seinen Grund, dass wir den Film nicht „Cloverfield 2“ genannt haben“.
Michelle (Mary Elizabeth Winstead), ein junge Frau, die gerade ihren Verlobten verlassen hat, kommt nach einem Autounfall in einem unterirdischen Bunker wieder zu sich, am Bein verletzt und zunächst an eine Wand gekettet. Der stämmige Farmer Howard (John Goodman) behauptet, sie gerettet und in diesen Bunker gebracht zu haben. Hier müssten sie nun erst einmal monate- wenn nicht sogar jahrelang ausharren, denn oben auf der Erdoberfläche soll anscheinend kein Leben mehr möglich sein. Howard erzählt etwas von einer Attacke, die stattgefunden hat, weiß aber nicht genau, ob man es mit einem atomaren, biologischen oder chemischen Angriff zu tun hat. Auch wer dahinter steckt weiß Howard nicht. Waren es Russen, Terroristen, Koreaner, etwas komplett anderes oder sogar die Marsmenschen? Niemand hat eine Ahnung. Neben Walter befindet sich noch weiterer Mann im Bunker, Emmet, der für den offensichtlichen Verschwörungs-Paranoiker Howard den Bunker entworfen und gebaut hat und der offen zugibt, auf seinen eigenen Wusch hier zu sein, denn das wäre die einzige Chance zu überleben. Michelle glaubt ihnen zunächst nicht, muss jedoch nach einem ersten Fluchtversuch feststellen, dass sich da draußen wohl tatsächlich etwas befindet, das organisches Leben tötet. Man beginnt sich mit der Situation zu arrangieren und versucht halbwegs sinnvoll die Zeit zu verbringen. Doch nach und nach steigen die Spannungen. Howard zeigt ein eindeutig psychotisches Verhalten. Von einer auf die andere Sekunde kann sich der freundliche, hilfsbereite Howard in einen wütenden, bedrohlichen und anscheinend extrem gefährlichen Bullen verwandeln. Auch scheint er Michelle nicht in allen Punkten die Wahrheit gesagt zu haben. War nicht auch er mitschuldig an ihrem Unfall? Bei einem Foto von Howards Tochter behauptet Emmet, dass dies in Wirklichkeit gar nicht dessen Tochter sei. Wurde sie gar gegen ihren Willen in diesem Bunker festgehalten? Michelle beschließt aufs Ganze zu gehen und schmiedet einen waghalsigen Plan…
Wow.. der Film ist Spitze. Ein erstklassiger, hochspannender Psychothriller mit einem überraschenden Twist am Ende, der eigentlich jedem gefallen sollte, der mit purem Hochspannungskino etwas anfangen kann. Das einzige, was man NICHT erwarten darf (und so viel kann ich hier verraten) ist ein typisches Monster-Sequel oder -Prequel zu „Cloverfield“! „10 Cloverfield Lane“ trägt hierbei natürlich eindeutig die Handschrift seines Produzenten J.J. Abrams. Abrams hat sich in der Vergangenheit bereits als versierter Regisseur gezeigt, mit Filmen wie „Mission Impossible III“ (2006), „Star Trek“ (2009), „Super 8“ (2011) oder „Star Wars - Das Erwachen der Macht“ (2015). Aber auch als Produzent fürs Fernsehen oder Kino hat er ein Händchen für interessante (und teils auch ungewöhnliche) Stoffe, seien es Serien wie „Alias“ (2001-2006), „Lost“ (2004-2010), „Fringe“ (2008-2013), „Person of Interest“ (2011-2015), „Westworld“ (2016) oder Filme wie „Morning Glory“ (2010), „Cloverfield“ (2008) oder „Mission Impossibe-Rogue Nation“ (2015). Die Regie bei „10 Cloverfield Lane“ lag allerdings in den Händen des bis dato völlig unbekannten Regisseurs Dan Trachtenberg. Für einen Neuling, der vorher nur eine Serienepisode und 2 Kurzfilme inszeniert hatte, legt Trachtenberg ein beachtliches Debüt hin. Es gelingt ihm fast über die gesamte Laufzeit des Films ein durchgehend hohes Spannungslevel zu halten. Lediglich in der Mitte gibt es mal einen sehr kurzen, dramaturgischen Hänger, der dann allerdings durch eine folgende, zum Nägel abkauende und klaustrophobische Spannungsszene sofort wieder wettgemacht wird. Überhaupt gelingt es Trachtenberg aus dem doch begrenzten Setting ein Höchstmaß an Spannung heraus zu kitzeln. Hierbei wird er natürlich auch perfekt von seinem Kamera-Mann Jeff Cutter unterstützt [A Nightmare on Elm Street“ (2010), „Orphan – Das Waisenkind“ (2009) „Spiel auf Bewährung“(2006)] Lediglich das Finale wirkt etwas unrund oder vielleicht sollte ich sagen „übereilt“, aber mehr darf ich jetzt hierzu leider nicht verraten. Ein Kurzfilm von Trachtenberg heißt übrigens „Portal: No Escape“ und spielt in demselben Universum wie die gleichnamigen Konsolenspiele. Ein „Portal“-Film ist bereits ebenfalls angekündigt. Produzent: J.J. Abrams.
Auch die Charaktere in „10 Cloverfield Lane“ sind sehr gut ausgearbeitet und werden treffend durch zusätzlich eingestreute Hintergrundinformationen charakterisiert. Besonders bei Michelle fällt auf, dass sie keine der genretypischen „Damsels-in-Distress“ ist, sondern sich sehr gut ihrer Haut zu wehren weiß und vor allem geschickt darin ist, etwas im Voraus zu planen und durchzuführen. Ein echter Überlebenstyp halt. Lediglich über Howard erfährt man nicht allzu viel, aber das soll ja auch gerade die Unberechenbarkeit seiner Figur unterstreichen.
Bei einem Streifen mit so wenigen Personen ist natürlich die Besetzung das A und O. Mary Elizabeth Winstead („Final Destination 3“ (2006), „Death Proof“ (2007), „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ (2010), „The Thing“ (2011)] liefert hier in ihrer Rolle als „Michelle“ eine tolle Performance ab. Sofort nimmt man ihr die Rolle der eigenwilligen, selbstbewussten Frau ab, die nicht so einfach bereit ist, sich ihrem Schicksal zu fügen. Auch der eher unbekannte „Emmet“-Darsteller John Gallagher Jr. schlägt sich wacker. Absolut großartig im Film ist allerdings John Goodman. Wahrlich eine schauspielerische Urgewalt, dominiert er problemlos die Szenen, in denen er zu sehen ist. Meist eher auf humorvolle Rollen abonniert, zeigt Goodman hier die gesamte Bandbreite seines Könnens. Wer Goodman als Waffennarr in „The Big Lebowski“ (1998) oder als schmierigen Waffenhändler in „Death Sentence“(2007) gesehen hat, der weiß, dass dieser Typ durchaus bedrohlich sein kann. Wenn er dann als „Howard“ innerhalb von Sekunden vom freundlichen Teddybär zum anscheinen hochgradig gefährlichen Psychopathen mutieren kann, dann ist man nicht nur aufgrund seiner körperlichen Masse erheblich eingeschüchtert. Solche Genrefilme haben es bei den Oscar-Verleihungen nie leicht, aber in diesem Fall würde ich definitiv eine Nominierung als “Best Supporting Actor“ befürworten.
Auch die gelungene Filmmusik (bzw. ihr geschickte Einsatz) trägt nicht unerheblich zur packenden Atmosphäre des Films bei. Den Komponisten Bear McCreary kennt man sonst eher aus Arbeiten fürs Fernsehen, wie zum Beispiel den Serien „Battlestar Galactica“(2004-2009), „Outlander“ (2014-2016), „Agents of S.H.I.E.L.D.“ (2013-2016) oder „The Walking Dead“(2010-2016).
Abschließend kann ich sagen das „10 Cloverfield Lane“ ein hervorragender, erstklassiger und extrem spannender Psychothriller ist (vielleicht auch noch etwas mehr ;-)), den man sich unbedingt auf der Kinoleinwand gönnen sollte. Eine straffe Regie, herausragende, schauspielerische Leistungen und eine vollends überzeugende Arbeit des technischen Stabs ergeben beste Kinounterhaltung. Nur erwartet bitte, bitte nicht „Cloverfield 2“!!! Der Film ist letzte Woche bei uns gestartet, daher sollte für die meisten noch genügend Zeit sein, sich das Ding im Kino ihrer Wahl anzusehen.
Ein Tipp noch: Finger weg von weiteren Trailern!!! Im Netz kursiert gerade noch eine „Neuer, internationaler Trailer“ zu „10 Cloverfield Lane“, der einem wirklich massiv das Ende spoilert (schlimmer noch als der verräterische „Doomsday“-Trailer zu "Superman v Batman" ). Gott sei Dank habe ich mir diesen “10 Cloverfield Lane“-Trailer vorher auch verkniffen.
Obwohl ich schon lange keinen Film mehr im Kino gesehen habe, über den ich vorher so wenig wusste wie über diesen, so hat mich "10 Cloverfield Lane" doch auf ganzer Linie überzeugt. So erhält der Film letztendlich von mir sehr gute 8,5 von 10 Punkten
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Kommentare
04.04.2016 23:48 Uhr - NoCutsPlease |
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05.04.2016 08:21 Uhr - JasonXtreme |
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![]() DB-Co-Admin ![]() ![]() |
Ich war zwar nicht wirklich heiß auf den Film, aber dieser Text macht mir richtig Bock auf das Teil!!!
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05.04.2016 09:24 Uhr - Horace Pinker |
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06.04.2016 09:26 Uhr - cecil b |
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06.04.2016 22:12 Uhr - NICOTERO |
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Wie wahr, eine Perle von Film...
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08.04.2016 14:22 Uhr - Tom Cody |
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24.06.2016 00:44 Uhr - Präsident Clinton |
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Wirklich toller, exzellent gespielter Film.
Deinem großartigen Mammutreview ist nichts hinzuzufügen. |
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