Endlich ist er da, der langerwartete Nachfolgefilm von TRICK 'R TREAT-Regisseur Michael Dougherty. Nach Halloween kommt jetzt also Weihnachten, und ich war vor dem Anschauen extrem gespannt, da der Erstling des Regisseurs einer meiner absoluten Lieblingshorrorfilme ist (wovon es allerdings doch recht viele gibt!). Um es kurz zu machen: Die Qualität des Vorgängers erreicht er nicht ganz, allerdings ist das in meinen Augen auch recht schwer. Geblieben ist dennoch ein deutlich überdurchschnittlicher Fantasy-Horrorfilm mit vielen schwarzhumorigen Einlagen und einem Titel, der es schwer macht, unwissende, mit den Bräuchen des süddeutschen und österreichischen Raums nicht vertraute Menschen zum Mitschauen zu bewegen, ohne zumindest ein herzhaftes Lachen zu ernten. "Komm, wir ziehen uns heute abend KRAMPUS rein!" Wer noch nicht von dem Film oder der zugrundeliegenden Sage gehört hat, wird den Titel wohl eher irritierend bis lustig finden, zumindest wenn er aus dem deutschsprachigen Raum kommt. Für das amerikanische Gehör hört sich das Wort ob seiner Ungewohntheit vielleicht wirklich scary an. Der Deutsche denkt eher an Worte wie "Arschkrampe". Dennoch lohnt es sich in meinen Augen, dem Film eine Chance zu geben.
Zuerst mal für alle Interessierten, die vielleicht ein paar Freunde dazu bringen wollen, KRAMPUS in einen Filmabend einzubauen, oder einfach für alle, die, wie ich, gerne klugscheissen: Ein Krampus ist so eine Art Dämonen-Version von Knecht Ruprecht. Er begleitet St. Nikolaus in der Nacht zum 6. Dezember und bestraft Kinder, die nicht artig waren oder den Geist der Weihnacht verraten. Er wird meist mit einer Dämonenfratze und dichtem, schwarzen Fell dargestellt und trägt Ketten oder Bänder/ Gürtel mit Glöckchen mit sich. Die Tradition ist im ganzen Alpenraum verbreitet und wird dort auch heute noch mit Umzügen und Festen gefeiert.
Im Film nun graut dem jungen Max schon vor der alljährlichen Weihnachtsfeier mit der Familie. Dieses Treffen eskaliert auch recht schnell, woraufhin Max das Fest und Weihnachten insgesamt lautstark verdammt, seinen zuvor verfassten Brief an den Weihnachtsmann zerreisst und aus dem Fenster wirft. Das hätte er aber lieber nicht getan...
KRAMPUS strotzt nur so vor skurrillen Einfällen, und alleine die Eröffnungsszene, die sich prügelnde Weihnachtseinkäufer in einem amerikanischen Supermarkt auf der Jagd nach den letzten Geschenken zeigt, lohnt schon, den Film in den Player zu legen. Selten wurde ein Abgesang auf die Kommerzialisierung von Weihnachten so prägnant, ätzend und gleichzeit urkomisch in eine einzige (Zeitlupen-) Sequenz verpackt. Der Feiertags-Irrsinn geht weiter, bis der Film langsam in düsterere Gefilde abgleitet, aber bis zum (zwar coolen, aber irgendwie doch etwas vorhersehbaren) Schluss immer wieder ein wohldosiertes Augenzwinkern beibehält. Dabei ist KRAMPUS weit davon entfernt, eine richtige Komödie oder gar Parodie à la SCARY MOVIE o.ä. zu sein. Der Horror ist präsent, düster, unheimlich, allerdings recht unblutig, was wohl der PG-13-Freigabe geschuldet ist. Während TRICK 'R TREAT noch mit einem R-Rating ausgestattet war und einige durchaus blutige Szenen bereithielt, fehlen diese bei KRAMPUS völlig. Allerdings ist das Produktionsdesign erstklassig und auch die Creature-Effects sind weit über dem Durchschnitt, so dass ich über die fehlende Härte hinwegsehen konnte.
Die Schauspieler sind eher unbekannt, aber ohne Fehl und Tadel. Besonders David Koechner als prolliger Waffenfanatiker Howard ist richtig genial. Zu erwähnen wäre noch, dass mit Krista Stadler sogar eine deutschsprachige Schauspielerin mitspielt (sie kommt aus Österreich), die als Grossmutter in der Originalfassung auch mehrfach Deutsch spricht. Für die hiesige Synchronisation wurde dies in einen recht schwer zu verstehenden österreichischen Dialekt (von der Schauspielerin selbst gesprochen) umgewandelt. Trotzdem fragt man sich manchmal, warum die Umstehenden in der deutschen Sprachfassung solche Probleme haben, sie zu verstehen. Hier ist in meinen Augen, wie bei allen Filmen, die wichtige Dialogteile in unserer Sprache beinhalten (z.B. STIRB LANGSAM oder INGLOURIOUS BASTERDS), die englische Tonspur der DVD/ BluRay vorzuziehen, wobei es an der Qualität und Professionalität der Synchronisation absolut nichts auszusetzen gibt.
Fazit
KRAMPUS ist ein richtig guter Dark-Fantasy-Grusler, der an verschneiten Winterabenden bestimmt noch deutlich besser kommt als zur jetzigen Jahreszeit. Die Effekte sind State-of-the-Art, die Umsetzung tadellos und die Kreaturen, allen voran der Krampus selbst, sind schön unheimlich. Lediglich die doch recht zahme Umsetzung und eine gewisse Vorhersehbarkeit führen zum Abzug von zwei Punkten. Dennoch möchte ich diesen kurzweiligen Weihnachts-Horror allen ans Herz legen, die auf düstere, atmosphärische Filme stehen und übernatürlichen Inhalten sowie schwarzem Humor nicht abgeneigt sind. Und da KRAMPUS alleine im Kino mehr als das 4-fache seines Budgets eingespielt hat, dürfen wir uns hoffentlich bald auf den lange angekündigten TRICK 'R TREAT 2 freuen. Ich tu's jedenfalls. Und bis dahin ist der Weihnachts-Dämon aus den Alpen eine mehr als brauchbare Alternative...
8/10