Imprint ist die 13. Folge der 1. Masters of Horror Staffel. Die Realisierung übernahm diesmal der japanische Regisseur Takashi Miike (Audition, Ichi the Killer). Im 19. Jahrhundert reist ein Amerikaner nach Japan, um dort die Liebe seines Lebens Komomo zu finden und nach Amerika mitzunehmen. Stattdessen findet er eine mysteriöse Prostituierte mit einem verstümmelten Gesicht, die ihm eine grauenerregende Geschichte erzählt.
Ich muss sagen das Miikes Beitrag bei mir einen äußerst zwiespältigen Eindruck hinterlassen hat. So ist die visuelle Gestaltung durchaus teilweise recht kreativ, insbesondere Farbästhetik wird hier vielfach eingesetzt. So dominiert insbesondere die Farbe Rot, unter anderem als Haarfarbe der Prostituierten, sowie der Kleidung und als Farbe des Blutes und kann unter anderem als Metapher für Gewalt und Schmerz, aber auch Verführung und Sexualität interpretiert werden. Zudem spielen auch die Farben Grün und Blau eine wichtige Rolle, der grüne Smaragdring kann handlungsbedingt als Symbol für Neid und Habgier gesehen werden, während die blauen Haare der Erzählerin sie von den anderen Figuren unterscheiden und zu etwas Besonderem machen. Auch sonst gelingt es in einigen Szenen durchaus eine recht düstere Grundstimmung zu erschaffen, etwa bei der Fahrt zur Insel am Filmbeginn. Leider beginnen für mich mit der Handlung schon die ersten Probleme, so finde ich das die recht schockierende Erzählung über Vergewaltigung, Mord, Prostitution und Abtreibung nicht sonderlich gut zur später eingeführten übernatürlichen Komponente passt.
SPOILER Besonders den „Zwilling“ empfand ich nicht als erschreckend, sondern eher als unfreiwillig komisch und nicht zum Rest der Handlung passendSPOILER ENDE
An dieser Stelle sei noch kurz erwähnt das Miike es hier mit historischer Korrektheit auch nicht hundertprozentig genau nimmt, so sind z.B. in einer Szene trotz der Handlungszeit elektrische Lichter zu sehen. Zudem wurde der erzählerische Griff mit den immer wieder veränderten Geschichten, bei denen erst zum Ende die Wahrheit erzählt wird, für mich etwas überstrapaziert. Zwar ist dies anfangs durchaus interessant, nutzt sich aber durch die vielfache Wiederholung letztlich etwas ab. Hinzu kommt das die schauspielerischen Leistungen maximal durchschnittlich und in manchen Fällen sogar sehr schlecht sind. Besonders in den Nebenrollen dominieren extrem überzeichnete Figuren die oftmals mit übermäßigem Overacting dargestellt werden. Eine ebenfalls oftmals stark überzeichnete Performance liefert Hauptdarsteller Billy Drago (Delta Force 2, The Hills Have Eyes) in der Rolle des Christophers. So habe ich ihm aufgrund seiner übermäßigen Theatralik weder seine Verliebtheit, noch seine spätere Verzweiflung abgekauft und insgesamt bleibt seine Darstellung eher unbefriedigend. Eine etwas bessere Leistung bringt Shihou Harumi in der Rolle der Prostituierten mit dem verstümmelten Gesicht, da sie mit ihrer relativ bodenständigen Darstellung die verschiedenen Facetten ihrer Figur, wie die Verzweiflung über ihre Situation oder ihren späteren Wahnsinn recht glaubwürdig vermittelt. In der Rolle von Christophers Geliebter Komomo ist Michie zu sehen, die solide schauspielert aufgrund ihrer wenigen Dialoge und eher kurzen Auftritte aber ihren Charakter nicht vertiefen kann. Zugute gehalten werden muss ihr allerdings, dass sie es immerhin schafft die Qualen ihrer Figur während der Folterszene glaubwürdig zu vermitteln. Was Imprint definitiv gelingt ist zu schockieren, insbesondere bei der Folterszene, in welcher eine Frau recht unerfreulichen Kontakt mit Räucherstäbchen und Nadeln macht, fiel es mir trotz meiner Jahrelangen Horrorfilmerfahrung zeitweise recht schwer hinzusehen. Auch davon abgesehen ist der Härtegrad, trotz Verzicht auf Unmengen von Kunstblut, recht hoch und umfasst unter anderem mehrere Abtreibungen, eine Strangulierung und eine Erschießung. Die Effekte, welche diesmal nicht von der KNB EFX Group kreiert wurden, sind größtenteils recht überzeugend gelungen.
Von allen MOH Folgen, stieß Imprint auf den meisten Wiederstand seitens der Zensur. Dies begann schon damit das der amerikanische Sender Showtime, welcher die Masters of Horror Serie in den USA ausstrahlte, die Ausstrahlung von Imprint verbot. Deshalb lief Imprint als einzige Folge der Serie nicht im amerikanischen Fernsehen und wurde dann später ungekürzt auf DVD veröffentlicht. Erwartungsgemäß zeigte sich auch die FSK über die vorliegende Gewaltdarstellung nicht gerade begeistert, so das für die kj Freigabe über 3 minütige Schnitte nötig waren. Die ungekürzte Version wurde später mit dem keine schwere Jugendgefährdung Siegel der JK im Rahmen der Black Edition von Splendid in Deutschland auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht.
Trotz einiger guter Ansätze hat Miike mit seinem MOH Beitrag aufgrund der etwas gewöhnungsbedürftigen Inszenierung nicht wirklich meinen Geschmack getroffen. Für Fans von Miike und Japano Splatter vielleicht einen Blick wert, für alle anderen aber kein Pflichtkauf und Filmfans mit schwachen Nerven und Mägen sollten definitiv ihre Finger von diesem Machwerk lassen. Ich vergebe 6/10 unsachgemäß verwendeten Nadeln.
Zusatzinfo: In der Folge The Screwfly Solution ist in einer Szene ein Ausschnitt aus Imprint zu sehen.
Im Gegenteil zu den meisten anderen Episoden, die in Kanada gedreht wurden, fanden die Dreharbeiten für Imprint in Japan statt.
6/10