Ich habe diesen Film als Screening auf dem Fantasy Filmfest gesehen, in Originalsprache, weshalb ich zur deutschen Synchro nichts schreiben kann. Aber das nur im Voraus..
Kommen wir kurz zum Inhalt:
Lincoln Taggert, seines Zeichens Metal-Anhänger und Prügelknabe der Sportler seiner Schule, wehrt sich das erste Mal gegen einen körperlichen Angriff und verletzt seinen Peiniger so schwer, dass er zu einer Jugendstrafe verurteilt wird. Diese muss er ein einem "Selbstfindungs-Camp" mitten in der Wüste absitzen. Und als wäre das nicht schlimm genug, ist er auch hier vor gewalttätigen, männlichen Alphatieren nicht sicher. Aber etwas scheint in der flirrenden Hitze nicht mit rechten Dingen zuzugehen, und sie werden alle bezahlen...
Um gleich auf den Punkt zu kommen: Mir hat SOME KIND OF HATE ausserordentlich gut gefallen.
Der Regisseur Adam Egypt Mortimer versteht es, das trostlose, vor Hitze fast kochende Wüstensetting optimal für die Stimmung zu nutzen, die der Film erzeugen will: Hoffnungslosigkeit, Ausweglosigkeit, aber auch eine gewisse morbide Schönheit, die das Werk durchzieht. Die Hauptcharaktere werden recht knapp eingeführt, was ausreicht, jedoch zwecks besserer Identifikation etwas ausführlicher hätte ausfallen können. Wirklich gestört hat es mich aber wundersamerweise nicht, denn dem Regisseur, dem Kameramann und den meisten Darstellern (dazu später mehr) gelingt das Kunststück, dass die jeweiligen Personen (zumindest bei mir) ohne grossartigen Background genau die Gefühle ausgelöst haben, die sie auslösen sollten. Die "Guten" sind mehr oder weniger sympathisch (bzw. haben gewollt ihre Ecken und Kanten), die "Bösen" sind richtig fies, allerdings teilweise schon fast comicmäßig überzeichnet, weshalb man sich bei ihrem Ableben eine gewisse Genugtuung nicht verkneifen kann.
Die Schauspieler, die diese Rollen ausfüllen, tun dies sehr gut bis zweckmäßig, wobei ich hier die grösste Problematik von SOME KIND OF HATE sehe. Der männliche Hauptdarsteller, Ronen Rubinstein, bisher bekannt aus ORANGE IS THE NEW BLACK und DEAD OF SUMMER, macht seine Sache ausgesprochen gut. Und Grace Phipps, die dem geneigte Zuschauer u.U. in Serien wie Vampire Diaries oder Supernatural aufgefallen sein könnte, liefert das schauspielerische (und optische!) Glanzstück des Films. Ihre Interpretation der weiblichen Hauptfigur Kaitlin schwankt zwischen verrucht, abgefuckt und menschlich, wirkt dabei angenehm echt und geerdet, ohne allzu glatt zu sein. Mit 3 Worten: Beide Daumen hoch. Noch zu erwähnen wäre Spencer Breslin, dessen größere Schwester Abigail die deutlich bekanntere der beiden ist. Allerdings steht er ihr in Sachen Talent nur wenig nach. Wie schon angesprochen, neigen gerade die Darsteller der "bösen" Charaktere dazu, in manchen Szenen hemmungslos zu chargieren, was ihnen leider etwas von ihrem "Schrecken" raubt. Teilweise offenbart hier auch das Drehbuch kleinere Schwächen, indem es gerade die Schulschläger und Camp-Bullies als reine Abziehbilder gestaltet, wie sie sich seit den 80ern schon in relativ identischer Form durch ähnlich gelagert Filme mobben.
Dies macht Mr. Mortimer aber durch eine gute, interessante Grundstory, einen ansprechenden Spannungsbogen und ein angenehmes Tempo (nicht zu hektisch, aber auch nicht so träge, dass Langeweile aufkommen könnte) mehr als wett, und krönt sein Werk mit gut gemachten, sowie (soweit ich sehen konnte) CGI-freien Splattereinlagen, die aber nie übertrieben oder selbstzweckhaft wirken. Dennoch sind sie erfreulich zahlreich und hart genug, so dass ich an einer ungeschnittenen FSK-18-Freigabe so meine Zweifel hatte. Aber die Damen und Herren von der Freiwilligen Selbstkontrolle hatten ein Einsehen mit den leidgeprüften Horrorfans, und so kommt dieses Indie-Kleinod in seiner Uncut-Version ohne Jugendfreigabe in Deutschland auf den Markt. Ein zusätzlicher Pluspunkt ist der recht coole Soundtrack, der sehr Metal-lastig ausfällt und jedem Sympathisanten der härteren Gitarrenmusik gut gefallen sollte.
Fazit:
Ich kann SOME KIND OF HATE nur jedem empfehlen, der bei Horrorfilmen gerne einmal über den Mainstream-Tellerrand hinweg schaut, nicht zu zartbesaitet ist und, wie ich, ein Faible für Coming-of-Age-Filme hat! Derjenige, auf den einer, zwei oder gar alle drei dieser Kriterien zutreffen, kann in meinen Augen mit dem Erwerb der DVD/ BluRay (geliehen, oder noch besser, gekauft, denn solche genialen Indie-Werke sollten unterstützt werden!) nicht viel falsch machen.
8/10