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Kill, Daddy, Kill!

Originaltitel: The Stepfather

Herstellungsland:USA (1987)
Standard-Freigabe:FSK 18
Genre:Horror, Thriller
Alternativtitel:Spur in den Tod 2
Spur in den Tod II
Spur in den Tod II, Die
Stepfather
Stepfather - Kill, Daddy, Kill, The
Stepfather I
Bewertung unserer Besucher:
Note: 8,13 (29 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

Ein Wahnsinniger ermordet seine Familie. Er verändert sein Aussehen und ist ein Jahr später schon mit der nächsten Frau zusammen. Diese ist von dem vermeintlichen Vorzeigeamerikaner begeistert, ihre 16- Jährige Tochter traut dem Neuen aber nicht. Der Bruder der damals verstorbenen Ehefrau versucht verzweifelt dem Täter auf die Spur zu kommen. Und er ermittelt Schreckliches !
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eine kritik von dicker hund:

Joseph Ruben, dessen 1993er Output "Das zweite Gesicht" mit Macaulay Culkin einigen vielleicht bekannt sein könnte, drehte bereits im Jahr 1987 einen Thriller mit dem klangvollen deutschen Titel "Kill, Daddy, Kill!". Dieser zog zwei Fortsetzungen und ein Remake nach sich.

Den Auftakt läutet Hauptdarsteller Terry O'Quinn ein, wenn er - umgeben von den Überresten seiner letzten Familie - fröhlich pfeifend sein äußeres Erscheinungsbild ändert. Schon bald bandelt er mit der alleinerziehenden Mutter Susan Maine (Shelley Hack) an, gegenüber der er sich als "Jerry Blake" ausgibt. Ihrer 16 Jahre alten Tochter Stephanie (gespielt von der 24 Jahre alten Jill Schoelen) ist das aufdringliche Werben des Stiefvaters um die Liebe der beiden rasch suspekt. Als heranwachsende Halbwaisin, die noch dabei ist, den Tod ihres leiblichen Vaters zu verarbeiten, bringt sie genügend - vom Drehbuch gut herausgearbeitete - Konflikte ins Haus. An dem herzlichen Verhältnis zu ihrer Mutter ändert dies allerdings nichts. Da machen ihr die verschrobenen Ticks und cholerischen Schübe des neuen Familienmitgliedes schon mehr Sorgen. 

Letztere sind indes das Salz in der Psychothriller-Suppe, zumal sie durch O'Quinns perfekt einstudierten Psycho-Blick veredelt werden. Schauspielerisch wird ohnehin gehobenes Niveau geboten, während die interfamiliären Dialoge selbst in der deutschen Synchro noch den Punkt finden. Daneben kann man in den Ansichten Jerrys Subtext erblicken. Denn die übertrieben konservativen Wertvorstellungen aus dem Munde dieses Wahnsinnigen können als verbale Attacke auf das Zerrbild des amerikanischen Traums einer Biedermannfamilie im Vorstadthaus verstanden werden. Das Review vom Kollegen cecil b geht dabei mit nachvollziehbaren Argumenten so weit, den Film als Satire einzuordnen. Dafür fehlt dem gerade schreibenden Autor indes eine satte Portion vordergründigen Humors, der hier äußerst sparsam dosiert wurde (2/10). Jenseits der subtilen Anspielungen auf diverse Slasherflicks und der zwischen den Zeilen versteckten Gesellschaftskritik nimmt sich "Stepfather" (Originaltitel) ziemlich ernst.

Dabei setzt die Dramaturgie auf die überlegene Kenntnis des Zuschauers, der im Bewusstsein der Identität des vermeintlich netten Mannes um die weiblichen Sympathiefiguren zu bangen beginnt. Der Score unterstützt dieses Vorhaben: Wenn er möchte, kann er enervierender klingen als ein aggressiver Insektenschwarm. Angesichts der fiesen Grundidee geht die Suspense-Rechnung daher teilweise auf (Horror 5/10). Problematisch gestaltet sich aber der lange Anlauf, bis der Bösewicht endlich wieder an jemanden Hand anlegen darf. Damit beginnt er erst wieder in der 42. Minute und scheint in der Folge kein besonderes Interesse an einem hohen Bodycount zu haben. Muss er ja auch nicht, nur sind die wenigen Gewaltausbrüche (4/10) mit einem bißchen Kunstblut auf den eingesetzten Hieb- und Stichwaffen doch arg unspektakulär umgesetzt. 

Wirkt das Resultat schon in dieser Hinsicht wie gewollt und nicht gekonnt, verärgert der Film dann auch noch mit misslungenen Sexeinlagen (3/10). Das Stelldichein zwischen Jerry und Susan bietet weder Erotik, noch Sleaze. Stephanie dagegen ist für ein paar überflüssige und in ihrer Flüchtigkeit kaum prickelnde Takes ohne jeden Bezug zur Handlung nackt unter der Dusche zu sehen. Man kann sich angesichts der spannungsmindernden Wirkung solcher Gurkenszenen des Eindrucks nicht erwehren, dass Ruben hier auf Teufel komm raus Schoelens Brüste ausgepackt haben wollte. Und mit Verlaub, wenn schon, dann hätte man aus diesen mehr machen können und müssen. 

Sobald solche überkommenen Inhalte nicht funktionieren, steht und fällt ein Subgenreprodukt wie dieses mit der Geschichte. Diese ist aber so konzipiert, dass die vorhersehbaren Taten des Stiefvaters im Vordergrund stehen. Die Abläufe vermögen daher bereits zu einem frühen Zeitpunkt kaum noch Überraschungen zu bieten. Mithin ist die durchaus vorhandene Luft vorzeitig aus dem Film heraus, so dass man im letzten Drittel von einer beinahe schon ermüdend geradlinigen Eskalation sprechen kann. In der letzten Szene vor dem Abspann werden mit dem instrumentalen Kitsch noch ein paar zusätzliche Sympathien verspielt.

Unterm Strich ist "Kill, Daddy, Kill!" daher O.K., mehr aber auch nicht (6/10 Punkten). Er verlässt sich zu sehr auf die Qualitäten O'Quinns als Psychopathen, seine kleine Portion Anspruch ("Die spinnen, die Spießer!") und die sicherlich gemeine Grundidee. Diese ausgeprägten Stärken kann man dem Werk nicht absprechen, als Psychothriller funktioniert das Ergebnis trotzdem nur bedingt. Wem das Genannte genügt, der kann sich nach einer der vielen DVD-/BluRay-Veröffentlichungen umsehen, von welchen selbst die Vertreter mit Erwachsenenfreigabe der FSK kein effektives Familienmitglied vermissen lassen.

6/10
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Kommentare

19.08.2016 09:46 Uhr - naSum
1x
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Genau so, wie ich in Erinnerung habe. Der Psychohorror lässt schnell nach, da sich leider eine Vorhersehbarkeit einstellt. Weniger vorhersehbar aber spannender war dein Review.

19.08.2016 11:17 Uhr - Angertainment
1x
DB-Helfer
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Erfahrungspunkte von Angertainment 3.893
Sehr schöne Besprechung und wieder einen Klassiker rausgehauen :)
Über das Remake schweigen wir lieber...
Ich fand persönlich auch Teil 3 sehr ordentlich.

19.08.2016 12:23 Uhr - Intofilms
2x
Den Film habe ich zuletzt vor zwanzig Jahren oder so gesehen, und damals fand ich den sehr gut. Der Hauptdarsteller hat mir ganz schön viel Angst eingejagt. Genauere Eindrücke oder gar Details sind jetzt natürlich nicht mehr präsent. Aber die von Dir erwähnte Lesart des Films als Satire scheint mir nicht ganz abwegig...

Deine Rezi ist jedenfalls hervorragend gelungen! :D

20.08.2016 09:29 Uhr - cecil b
1x
Moderator
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Erfahrungspunkte von cecil b 8.316
Sehr gute Review, wie immer! Sehr gut nachvollziehbar und pointiert!

Zu meiner in dieser erwähnten Interpretation muss ich sagen, dass ich, als ich den Film das erste Mal sahe, davon enttäuscht war, dass er 1. eine völlig überzogene Darstellung des Spießertums und des Vorzeige-Daddys und 2. ein, zwei hanebüchene und in meinen Augen nicht ernst zunehmenden Szenen zu bieten hat. Diese überzogene Darstellung war für mich bei einem zweiten Blick Jahre später nur als Satire zu erklären. Und dieser offensichtliche Bezug zu Slasherflicks, während der Daddy ein Vogelhäusschen (!) baut, ist für mich schon ein deutlicher Hinweis darauf, dass Stepfather eine gewisse Ironie zugesprochen werden kann, die sich nicht erklärend zeigen will. Da bin ich ausnahmsweise mal mit Frank Trebbin d'ac­cord. Die unterschiedliche Perspektive auf den Film ist wirklich interessant.

Dennoch, auch wenn die Ironie an manchen Stellen offensichtlich ist, kann ich nicht absolut behaupten, dass der Gedanke hinter dem Film ein satirischer ist. Ich finde dass manche Szenen so oder so eine Art Farce darstellen, deren Ironie für sich selbst spricht, aber wenn der Film sich auch als Satire versteht, wäre es vielleicht gut gewesen, an einer Stelle deutlicher mit dem Auge zu zwinkern, da kann ich nur zustimmen! Als reinen Horror, oder auch Thriller, sehe ich den Film auch nicht sonderlich hoch in der Wertung.

Man kann die genannten Schwächen so oder so sehen, und ob man eine Satire darin versteht, oder auch nicht, dass ist dann wohl einfach Auslegungssache. :)

Spitzenreview, deren Wertung ich gut nachvollziehen kann!

20.08.2016 13:50 Uhr - Punisher77
1x
DB-Helfer
User-Level von Punisher77 15
Erfahrungspunkte von Punisher77 4.034
Kompetent verfasstes Review!
Habe den Film noch nie gesehen, hatte mir aber aufgrund des "Rufs" dieses Streifens etwas mehr versprochen...scheint aber nur gehobener Durchschnitt zu sein.

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