PREDATOR II
Predator mit Arnold Schwarzenegger war mit einem weltweiten Einspiel von fast 100 Millionen Dollar einer der erfolgreichsten Filme des Kinojahrs 1987. Kein Wunder, dass so schnell wie möglich eine Fortsetzung her musste. Joel Silver, Lawrence Gordon und John Davies waren erneut für die Produktion verantwortlich, Jim und John Thomas schrieben, wie beim Original, das Drehbuch und Kevin Peter Hall schlüpfte erneut in das Kostüm der Titelfigur. Das Budget wurde auf 35 Millionen Dollar festgelegt – das waren 20 Millionen mehr als beim Original. Trotz dieser guten Voraussetzungen startete die Produktion der Fortsetzung mit einer schlechten Nachricht, die der Vorfreude vieler Fans des ersten Teils einen gehörigen Dämpfer verpasst haben dürfte – Arnold Schwarzenegger war beim Sequel nicht dabei. Der „steirischen Eiche“ gefiel das Drehbuch nicht – außerdem war Schwarzenegger (abgesehen von den Terminator – Filmen) kein Freund von Fortsetzungen. Auch John McTiernan saß nicht mehr auf dem Regiestuhl. Die Regie übernahm der bis dahin eher unerfahrene Regisseur Stephen Hopkins, der in Jamaika geboren wurde und in Australien aufwuchs. Dort hatte er den Film Dangerous Game (1987) gedreht, ehe er den Sprung nach Hollywood wagte und dort den Film Nightmare On Elm Street V – Das Trauma (1989) drehte. Obwohl der Film hinter den finanziellen Erwartungen zurückblieb und unter Fans der Serie nicht unumstritten ist, wird er häufig als einer der visuell einfallsreichsten Teile des Franchises bezeichnet, was Hopkins wohl den Predator II – Regieposten eingebracht haben dürfte. Unterstützt wurde der (relative) Newcomer während der Dreharbeiten von einem wirklich ansehnlichen Cast: Die menschliche Hauptrolle spielte Lethal Weapon – Star Danny Glover, während Nebenrollen an bekannte wie routinierte Darsteller wie Gary Busey (Lethal Weapon – Zwei Stahlharte Profis, 1987 / Er spielte die Rolle, die ursprünglich für Arnold Schwarzenegger gedacht war), Ruben Blades (The Two Jakes, 1990), Maria Conchita Alonso (Running Man, 1987), Bill Paxton (Aliens, 1986) und Robert Davi (Lizenz Zum Töten, 1989) gingen.
Los Angeles 1997: Während die Stadt von einer gewaltigen Hitzewelle heimgesucht wird, liefert sich die Polizei erbitterte Straßenschlachten mit mehreren Drogengangs. An vorderster Front steht der hochdekorierte, aber wegen seiner ruppigen Methoden umstrittene Lieutenant Mike Harrigan (Danny Glover) mit seinem Team. Neuerdings scheint sich aber noch jemand an diesem Straßenkrieg zu beteiligen – ein Unbekannter, der seine Opfer zu Trophäen verarbeitet, von Decken baumeln lässt und mit Projektilen um sich schießt, die aus völlig unbekanntem Material bestehen. Während Harrigan versucht, die Identität des Fremden zu ermitteln, stößt er immer wieder mit Special Agent Peter Keyes (Gary Busey) zusammen, der ganz eigene Motive verfolgt …
Predator II erhielt weitgehend negative Kritiken und spielte – bei deutlich höherem Budget im Vergleich zum Vorgänger – nur ca. 57 Millionen Dollar weltweit ein. Ein Flop, der dafür sorgte, dass für lange Zeit keine weiteren Filme mit dem Predator gedreht wurden. Aber ist der Film tatsächlich so schlecht, dass er all das verdient hat? Kann er es tatsächlich nicht mit dem Original aufnehmen?
Die Antwort auf die erste Frage lautet: Predator II hat seinen finanziellen Schiffbruch definitiv nicht verdient, handelt es sich hierbei doch um einen weit überdurchschnittlichen Actionstreifen mit Science – Fiction – Einschlag, der reich an Schauwerten ist. Schon die eröffnende, gut zehn Minuten lange Actionszene mit ihren spektakulären Schießereien, mächtigen Feuerbällen und durch die Luft fliegenden menschlichen Körpern dürfte so ziemlich alle Erwartungen erfüllen, die man als qualitätsbewusster Actionfan an den Auftakt eines Genrefilms hat. Und auch danach liefert Hopkins in regelmäßigen Abständen sehr ansehnliche Actionszenen, die zwar nicht ganz die Klasse eines McTiernan haben, aber auch nicht auf einen Regisseur schließen lassen, der hier seine erste Großproduktion dreht. Zudem hat Hopkins Predator II mit einem wirklich packenden, abwechslungsreichen Showdown gekrönt. Dabei präsentiert sich das Geschehen (minimal) härter als im Original – leider hatte die für die Altersfreigaben in den USA zuständige MPAA (= Motion Picture Association of America) vorab mal wieder was zu meckern, so dass Predator II für ein R-Rating gekürzt werden musste, was man einigen (wenigen) Szenen auch ansieht. Nichtsdestotrotz ist die Action in Predator II weit über dem Durchschnitt.
Auch die Besetzung schlägt sich tapfer. Danny Glover gibt als knochenharter Mike Harrigan eine gute Figur ab und zeigt, dass er auch ohne Mel Gibson in der Lage ist, einen abendfüllenden Actionfilm zu tragen. Zudem gehört seine Figur zu den interessanteren des Films, da sie Ecken, Kanten und auch Schwächen hat und somit nicht ganz dem Klischee des obercoolen Einzelkämpfers entspricht, der die Welt in Ordnung ballert. Auch die anderen Darsteller machen ihre Sache weitgehend gut, wobei man hier vor allem Ruben Blades als Harrigans zuverlässigen Partner und Gary Busey als arroganten Special Agent hervorheben muss. Der Rest des Ensembles agiert gut bis zweckmäßig – Robert Davis Rolle z.B. ist zu klein, als dass man in ihr wirklich schauspielerische Akzente setzen könnte.
Die Idee, den Predator im Großstadtdschungel jagen zu lassen, wurde gut umgesetzt. Ein weiterer Film, in dem der außerirdische Jäger in einem „echten“ Dschungel gejagt hätte, wäre einer reinen Selbstkopie gleichgekommen, weshalb Jim und John Thomas gut daran taten, den Predator im L.A. der nahen Zukunft einzusetzen, das nicht weniger gefährlich erscheint als der Dschungel, in dem „Big Arnie“ auf den extraterrestrischen Trophäensammler traf. Ebenfalls erfreulich ist, dass die Drehbuchautoren den Zuschauer mit näheren Informationen über den außerirdischen Jäger versorgen und ihn so näher in dessen Mythologie eintauchen lassen, ohne der Figur damit zu schaden – wie man so etwas tut, weiß man ja spätestens seit Hannibal Rising (2007). Und auch im Sequel sieht der Predator – trotz, oder gerade wegen einiger Veränderungen, die Stan Winston (Jurassic Park, 1993) vornahm – immer noch faszinierend bösartig aus. Und auch wenn Kevin Peter Halls Gesicht im Film ebenso wenig zu sehen ist wie das diverser Stuntmen, die ebenfalls das Predator – Kostüm tragen, so sorgen sie alle durch ihre Bewegungen für eine glaubwürdige Darstellung der Kreatur.
Die Antwort auf die zweite Frage lautet trotz der vielen positiven Aspekte des Films: Predator II kann es nicht ganz mit der Klasse des Originals aufnehmen, was nicht unbedingt daran liegt, dass statt Arnold Schwarzenegger Danny Glover die Hauptrolle spielt. Es liegt eher an den anderen Figuren in Predator II. Das Original verfügte zwar über eine überschaubare Anzahl von Figuren und auch wenn nicht jede Figur aus Dutch Shaefers Truppe sympathisch rüberkam, trugen sie alle individuelle Züge und ragten hervor. Die meisten Figuren in Predator II hingegen sind wandelnde Klischees, die schon anno 1990 nicht mehr besonders aufregend oder spannend waren – so spielt Maria Conchita Alonso einen toughen weiblichen Cop, der auch mal dahin geht, wo es (dem Mann) richtig wehtut, Bill Paxton gibt den Spaßmacher etc. Alles im Grunde schon mehrmals so gesehen. Auch die klaustrophobische Spannung und die zum Schneiden dicke Atmosphäre des Originals werden von der Fortsetzung nicht getroffen. Der neue Schauplatz ist durchaus interessant, ist aber irgendwie zu weitläufig, um eine ähnlich angespannte Atmosphäre zu erzeugen wie im ersten Teil. Der letzte Kritikpunkt ist die fehlende Doppelbödigkeit des Predator II – Skripts. Hatten die Thomas – Brüder das originale Predator – Drehbuch noch so verfasst, dass man es auch als Allegorie auf den Vietnamkrieg sehen konnte, so ist Predator II ein reines Actionabenteuer, was natürlich nicht schlecht ist, aber dennoch ein wenig den Anspruch vermissen lässt, der (auch) dazu beigetragen hat, warum Predator auch heute noch ein echter Klassiker des Actionfilms ist.
Auch wenn Predator II aufgrund dieser Kritikpunkte der Zugang in die „Hall Of Fame“ des Genres verwehrt bleibt, ist er trotzdem ein unterhaltsamer, packend inszenierter Action / Sci – Fi – Streifen mit vielen Schauwerten und einigen wirklich guten Darstellern. Ein Film, der auch heute noch gefällt, auch wenn ich bei der Punkteverteilung zwischen 8 und 9 schwanke ... mit starker Tendenz zur 8/10.
8/10