Masters of Horror - Pelts
Herstellungsland: | USA (2006) |
Standard-Freigabe: | SPIO/JK geprüft: keine schwere Jugendgefährdung |
Genre: | Horror, Thriller |
Alternativtitel: | Pelts - Getrieben vom Wahn |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 7,90 (24 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Jake Feldman (Meat Loaf) ist ein streitbarer Pelzhändler, der sich darum bemüht, ein bescheidenes Geschäft aufzubauen und dabei von seiner Leidenschaft für eine sexy Stripperin gepeinigt wird. Als ein sadistischer, hinterwäldlerischer Trapper (John Saxon) eine Gruppe zahmer Waschbären tötet, ist Jake davon überzeugt, dass er aus ihren kostbaren Fellen den Mantel schneidern kann, der sein Schicksal für immer verändern wird. Dabei handelt es sich allerdings nicht um gewöhnliche Felle: Jeder, der mit den verwunschenen Pelzen in Kontakt kommt, wird zu unbeschreiblichen Selbstverstümmelungs- und extremen Gewaltakten getrieben. Auch wenn Jake nun das Fleisch besitzt, nach dem er sich so verzweifelt gesehnt hat - welchen grauenhaften Preis muss er für seine eigene Haut bezahlen? (Splendid Film)
Nachdem Dario Argento 2005 mit Jennifer einen Beitrag zur bekannten „Masters Of Horror“ gemacht hatte, kehrte er aufgrund der positiven Erfahrungen dorthin zurück und inszenierte die 6te Episode der zweiten Staffel. Aufgrund der Freiheiten bezogen auf der visuellen Drastik die im Vergleich zu anderen Serien oft sehr extrem ausfallen kann, haben bekannte Regisseure aus dem Horrorgenre die Möglichkeit ihre künstlerische Visionen bis auf ein paar Ausnahmen auf die ich bereits in meinem Review zu „Jenifer“ hingewiesen habe ohne Schwierigkeiten zu verwirklichen. Dass Jemand wie Dario gute Resultate erzielt, wenn ihm keine Steine in den Weg gelegt werden hat bereits mit „Jenifer“ bewiesen. Mit dem jetzt besprochenen Film sieht es nicht anders aus.
Die Geschichte dreht sich um den Pelzhändler Jake Feldman der von seiner eigenen sexuellen Besessenheit von einer bestimmten Tänzerin gepeinigt ist. Als der rücksichtslose Trapper Jeb Jameson eine Gruppe zahmer Waschbären tötet ist er sich sicher, dass man aus diesen einen wertvollen Mantel herstellen kann… Um Spoiler zu vermeiden, belasse ich es bei diesen kurzen Sätzen. Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte des Autors F. Paul Wilson. Ein Vergleich mit der Kurzgeschichte kann ich nicht machen, da ich diese nie gelesen habe. Was ich jedoch einschätzen kann ist das finale Ergebnis der Dreharbeiten was meiner Meinung bis auf kleinere Schwächen definitiv zu gefallen weiß. Wie schon bei „Jenifer (2005)“, schafft es der Regisseur auch bei Pelts eine spannende Episode zu servieren. Die Erscheinung der Tiere in dieser Folge ist ein wichtiger Bestandteil der Erzählung und stellt einen direkten Bezug zu seiner klassischen „Tiertrilogie“ dar.
Der Cast besteht unter anderem aus Meat Loaf der die Hauptrolle des Pelzhändlers Jake Feldman verkörpert. Seine Performance als sexbesessener Pelzhändler ist absolut überzeugend. Den meisten wird er aus Klassikern wie „Fight Club (1999)“ oder auch dem Schlechten aber amüsanten „To Catch A Yeti (1995)“ oder „Bloodrayne (2005)“. Die angebetete Tänzerin Shanna wird von Ellen Ewusie übernommen. Sie ist zum Beispiel durch Auftritte in „Fantastic Four (2005)“, „Supernatural (2014 – 2015)“. Ihre Leistung ist ebenfalls überzeugend und weiß zu gefallen. Unvergesslich ist John Saxon in der Rolle des sadistischen Jägers Jeb Jameson. Den Genrefans ist er natürlich aus Klassikern wie „The Girl Who Knew too much (1963)“, „Black Christmas (1974)“, „Fast Company (1979)“, „Tenebre (1982)“, „A Nightmare On Elm Street“ und „From Dusk Till Dawn (1995)“. Auch die restlichen Schauspieler machen einen ordentlichen Job und schaffen es die Geschichte überzeugend rüberzubringen. Die besten Leistungen bringen hier Meat Loaf und John Saxon die alle anderen problemlos an die Wand spielen.
Die Struktur des Filmes setzt sich einerseits aus einer narrativen und andererseits aus einer performativen Komponente ein. Die Narration ist wichtig um den Zuschauer die Charaktere als auch die Ereignisse der Handlung näher zu bringen. Das ist ein meiner Meinung nach signifikanter Punkt, der die unterschiedlichen Charaktere die sich innerhalb des Filmkontextes agierenden Rahmens bewegen besser unterstreicht. Es finden sich Elemente die sowohl rational als auch irrational zu deuten sind. Die Kernaussage behandelt die ökonomische und die bestialische Ausbeutung der Natur was in den Szenen deutlich wird, wo die zahmen Waschbären auf brutalste Weise umgebracht und gehäutet werden. Eine weiterer Subtext der in dem Hauptkontext zu finden ist, ist die ökonomische als auch sexuelle Ausbeutung des menschlichen Körpers und nicht zu vergessen die Obsession von Geld und Sex welche thematisch wunderbar mit dem Kern fusioniert. Das was dem Film von Anfang bis zum Ende durchzieht ist eine Spur der totalen Destruktion von menschlichen als auch tierischen Leben die sich konstant wie ein roter Faden über das Gezeigte entfaltet.
Interessant ist hier der Fakt, dass Argento ein politisches Statement Richtung der Industrie in einem seiner Werke eingebaut hat. Das ist ungewöhnlich weil der Regisseur so etwas sonst immer vermieden hat. Laut einem Interview sagte Dario Argento, dass das Ganze von seiner Seite aus keine politischen Absichten hat. Nichts destotrotz hat er wenn auch zufällig einen politisch bzw. wirtschaftskritisches Machwerk gedreht, dass diese Aussage wunderbar vereint. Wie es bei einem Film dieses Genres üblich ist, lassen sich in der Art und Weise der wie das Gesamtbild in Szene gesetzt wurde einige Metaphern herauslesen, die mitten im Hauptkontext miteingebaut wurden.
- Die Szene wo man einen abgetrennten Körperteil eines Tieres in der gestellten Falle vorfindet steht symbolisch für die Grausamkeit die Menschen tagtäglich an Tieren und ihren natürlichen Lebensraum ausüben. Sie ist aber auch ein Indikator dafür, dass das verursachte Leid gegen Ende auf diese zurückkommen wird.
- Die Reinheit der tierischen Haut bzw. des Felles wird mit der dreckigen Haut der negativ konnotierten Figuren parallelisiert und zeigt wie skrupellos die Menschen oftmals handeln, um ihr Ziel zu erreichen
- Die Szenen in denen die Menschen andere oder sich selber auf brutalste Weise töten nachdem Diese das tierische Fell angefasst haben verdeutlicht auf bizarre Weise das ein aus reinen natürlichen Tieren gefertigter Luxusmantel nicht dabei hilft, nicht ausreicht um eine verdorbene Persönlichkeit zu verschleiern.
- Die zahmen Tiere können als zivilisiertes Gegenstück zu den destruktiv konnotierten menschlichen Charakteren verstanden werden. Das wird vor allen Dingen in der Szene klar, wo ein Waschbär tief in die Augen eines der Jäger schaut, bevor dieser das Tier brutal zur Strecke bringt.
- Die Todesarten der Protagonisten wie zum Beispiel das Zunähen der Augen oder auch die Teilung des Kopfes mit Hilfe der Bärenfalle kann symbolisch für die Rache der Natur an den Menschen gedeutet werden.
Der dramaturgische bzw. die Erzeugung des Spannungsbogens liegt in erster Linie in der Entwicklung sowie in der blutrünstigen Entscheidungen der Charaktere die aus dem Affekt handeln, um ihre unzufriedene Lebenssituation zu ändern. Dadurch dass alle Facetten beleuchtet werden bekommt man einen guten Eindruck davon, in was für einem Zustand die psychische Verfassung in den einzelnen Szenen ist. Das Einzige was etwas stört ist das passive Verhalten der Mother Mayter die das Töten und Häuten der Tiere für den industriellen Zweck verurteilt, aber nicht aktiv handelt um genau das zu verhindern. Das zweite was mich etwas gestört hat ist der Fakt, dass das Ende der Episode bereits kurz vor dem Ende vorhersehbar wird was daraus resultiert, dass das Überraschungsmoment vorweggenommen wird. Abgesehen davon schafft es der Film den Aspekt der Spannung auf einem guten sowie konstanten Level zu halten und geht äußerst selten nach unten. Ein weiterer Grund ist die Aufteilung und der Fakt, dass immer etwas passiert und in keiner Szene das Gefühl von Langeweile aufkommen kann.
Eines der wichtigsten Elemente eines jeden Films ist die sorgfältige Auswahl der passenden musikalischen Untermalung. Mit Claudio Simonetti der ein langjähriger Begleiter des Regisseurs während seiner Laufbahn als Filmemacher ist, hat man einen erfahrenen Komponisten mit ins Boot geholt. Wie schon bei „Jenifer“ ist es ihm gelungen, die Szenen durch eine wunderbare Komposition hervorzuheben. Aufgrund der inszenatorischen Finesse ist eine packende Geschichte die mit einer entsprechend düsteren Atmosphäre versehen ist garantiert. Durch die Szenenübergänge passt sich die Grundstimmung in jedem Moment an das Geschehen an.
Wenn man über Dario Argentos Oeuvre spricht, war die Kamera schon immer einer der signifikantesten Komponente die schlichtweg gut sein müssen, damit man auch das Gefühl bekommt, dass man als Zuschauer miteingebunden ist. Die Aufgabe dafür zu sorgen dass die 6te Folge der zweiten Staffel der „Masters Of Horror“ sich in den Köpfen der Zuschauer als erinnerungswürdig manifestiert bekam Attila Szalay. Er hat unter anderem an Episoden wie „Jenifer“ und „Cigarette Burns“ mitgewirkt die beide aus dem Jahr 2005 stammen. Das Unterfangen einen Bedeutungsvollen Eintrag zu inszenieren ist zweifelsohne gelungen. Die Aufnahmen egal ob bei Tag oder Nacht sind wunderbar auf Celluloid eingefangen und erwecken unverzüglich das Interesse des Zielpublikums. Die wichtigsten Stellen werden mit der nötigen Tiefe versehen und wissen in jeder Sekunde zu gefallen.
Die ausgewählten Schauplätze passen sich perfekt an die Geschichte und den Szenenabläufen an. Die dunklen Ruinen der vergessenen Stadt sind fabelhaft und kann bei genauer Betrachtung als eine Hommage an „Friedhof der Kuscheltiere (1989)“ gesehen werden. Die restlichen Locations wie die Schneiderei wo die Pelze angefertigt werden als auch das Heim des Jägers und der Strip Club sind nicht nur fabelhaft auf Kameralinse gebannt, sondern auch optimal für den thematischen Kosmos in der die Kurzgeschichte lokalisiert ist. Die dazugehörige Beleuchtung der Orte ist tadellos und schafft es durch die präzise platzierte Kamera wird dieser Aspekt mit viel Liebe zum Detail präsentiert. Nicht zu vergessen die Abstimmung der entsättigten Farbpalette die das selbstzerstörerische sowie gleichzeitig zerstückelnd unter die Haut gehende Weltbild stets im richtigen Licht präsentieren.
Zu einem Streifen der das Ziel verfolgt sein Publikum verstörend zurückzulassen benötigt man eine dementsprechend passend dosierte Portionierung performativ attackierender Bildgewalten die den narrativen Fluss mit einer spürbaren Wucht unterbrechen und die On – als auch Off – Screen zu jederzeit gekonnt die die Gedanken des Betrachters penetrieren. Mit Experten auf dem Gebiet wie Howard Berger und Greg Nicoteros Team von KNB EFX Group kann man absolut nichts falsch machen. Mit blutigen Resultaten aus Filmen wie „Bloodnight (1989)“, „Evil Dead 2 (1987)“, „Lord Of Illusions (1995)“ und „Scream (1996)“ um nur einige zu nennen, haben sie ihr Können mehrmals erfolgreich unter Beweis gestellt. Die Zerstörung des Körpers wird einer treffenden Pointe und mit einer technischen Finesse inszeniert die bezogen auf ihre Wirkung jederzeit voll ins Schwarze trifft. In der Hinsicht gibt es absolut nichts zu meckern.
Fazit: Mit „Pelts“ aus dem Jahr 2006 hat Dario Argento es erneut vollbracht einen überzeugenden als auch bedeutungsvollen Eintrag für die „Masters Of Horror“ zu inszenieren. Die Geschichte ist super erzählt und schafft es einem ohne Füllmaterial und unnötigen Handlungsstreckungen sofort in den Bann zu ziehen. Außer den im Text erwähnten Schwächen die sich auf Charaktere und der Schwächung der Spannung beziehen gibt es nichts auszusetzten. Das Ganze ist atmosphärisch umgesetzt und bringt die Grundstimmung ohne lange zu fackeln auf den Punkt. Die Effekte von KNB EFX als auch die Kameraarbeit ist sehr gut umgesetzt und lässt es nicht zu, dass so etwas wie Langeweile entsteht. Mir gefällt die Episode besser als „Jenifer“ und kriegt von mir verdiente 8/10 Punkte da in den kurzen 60 Minuten Film alles drin ist.
*Der Begriff Performativ ist den Büchern von Prof. Dr. Marcus Stiglegger entnommen.
Kommentare
11.09.2016 13:05 Uhr - Horace Pinker |
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11.09.2016 13:53 Uhr - DOTD |
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13.09.2016 13:50 Uhr - Angertainment |
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Sauberes Ding uund ein krönender Abschluss... bitte jetzt noch Dracula...und sei offen :)
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13.09.2016 17:11 Uhr - DOTD |
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