Conjuring 2
Originaltitel: The Conjuring 2
Herstellungsland: | USA (2016) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Horror |
Alternativtitel: | Conjuring 2: The Enfield Poltergeist, The |
Bewertung unserer Besucher:
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Note: 7,47 (38 Stimmen)
Details
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Inhaltsangabe:
Lorraine und Ed Warren übernehmen einen ihrer grauenhaftesten paranormalen Fälle um im Norden von London eine alleinerziehende Mutter zu unterstützen, als diese mit ihren vier Kindern in ihrem Haus von heimtückischen Geistern geplagt wird. (Warner Home Video)
Leise Schritte in der Dunkelheit, knarzende Dielen, huschende Schatten in den Ecken der Räume... das sind entweder Geister oder James Wan, der sich nach den "Insidious"-Teilen und dem ersten "Conjuring" weiter im Spuk-Genre austoben darf. Wieder versucht er uns einen Fall der echten Geisterjäger Ed und Lorraine Warren näherzubringen, also theoretisch...
Zunächst beginnt der Film nämlich mit einer Art Rahmenhandlung, in der auch schon die erste Schwierigkeit des Films liegt, die aber eher in den Bereich Geschmackssache übergeht. Braucht der Film die typischen grell geschminkten Wesen, die zu Wans Stil gehören? Vor Allem wenn das gruseligste daran der häufige Einsatz unschönen CGIs ist? Zugegeben: In seltenen Fällen funktioniert das (Stichwort HUND) aber oft auch nicht.
Viel spannender ist da die Geschichte der Warrens und der hilfesuchenden Personen. In dem Haus einer Familie in Enfield gehen seltsame Dinge vor sich, die immer bedrohlicher werden. Wan lässt sich viel Zeit, die Figuren vorzustellen und lässt auch den Albtraum recht langsam beginnen, wodurch der Zuschauer durchaus Sympathien für die Familie entwickeln kann. Ein hervorragend ausgesuchter Cast erledigt den Rest und wir sind mitten im Geschehen. Wären da nicht ein paar inszenatorische Schwächen. Wan schafft es leider nicht, alle Besessenheits-Klischees zu umgehen. Wackelnde Betten: Check, Grau-Faltiges Make up mit gelben Kontaktlinsen: Check... Im (grob geschätzt) 1. Viertel des Films kann sich der erfahrene Horrorfilm-Zuschauer das ein oder andere Lachen vielleicht nicht verkneifen. Am Anfang stören leider zusätzich die Kamerafahrten, die zunächst so häufig eingesetzt werden, dass es bemerkbar auffällt und vom eigentlichen Geschehen ablenkt. Das lässt aber zum Glück recht schnell nach. Trotzdem wackelt auch die spätere Inszenierung der Gruselszenen an allen Enden. Vieles besteht wieder aus dem Warten auf das laute Geräusch in der Stille - Jumpscares. James Wan fällt immer wieder in dieses Muster zurück. Natürlich sind Jumpscares auch Stilmittel. Sie sollten aber mit Bedacht an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Wenn aber ein Großteil der Gruselszenen aus immer gleichen Kameraschwenks und dem immer gleichen Aufbau bestehen und mit einem lauten Geräusch enden, ist das keine gute Horrorfilminszenierung. Ich will Angst vor dem Geschehen haben, der Geschichte und nicht vor einem Herzinfarkt.
ACHTUNG KLEINER SZENENSPOILER: Ein Beispiel wäre die Nonnenbildszene. Der Schatten der Nonne bewegt sich auf das Gemälde an der Wand zu. Dann sehen wir, wie die Hände der Nonne von der Wand aus das Gemälde greifen (in Close-ups) und dann stürmt sie samt Bild kreischend nach vorn. Für eine wirkliche gruselige Szene waren die Close-Ups der greifenden Hände fehl am Platz und das laute Kreischen hätte es auch nicht gebraucht. Die Szene an sich ist sehr gut, aber Wans Inszenierung setzt leider oft mehr auf Lautstärke, als auf richtige Angst. SZENENSPOILER ENDE.
Dass die sympathische Familie Angst hat glaubt der Zuschauer aber zum Glück immer. Zusammen mit den helfenden Personen entsteht eine glaubhafte Gruppendynamik, von der der Zuschauer das Gefühl hat, Teil davon zu sein. Auch die emotionale Verbindung der Warrens und ihr Wille Menschen zu helfen wird wieder überzeugend dargestellt von Patrick Wilson und Vera Farmiga. Zu spüren z.B. in der durchaus gelungenen "Falling in Love"-Gesangseinlage. Die Figuren mit ihrer (realen) Geschichte sind definitiv die Stärke des Films, wenn nicht sogar der gesamten Reihe. Hätte der gesamte Film die Stimmung dieser Szene und würde sich auf den Poltergeistfall konzentrieren, wäre qualitativ noch viel mehr drin gewesen.
Leider kommen wir aber gegen Ende vermehrt zur Rahmenhandlung zurück, die Szenen werden abstruser, eine Warren-Szene, die rührend sein sollte geht komplett in die Hose und das Finale ist enttäuschend. Zu viel CGI und eine wenig logische oder nachvollziehbare Auflösung. Schade, bei einem Horrorfilm, bei dem eigentlich vieles richtig läuft.
Insgesamt ist "Conjuring 2" unterhaltsam. Nicht wirklich Angst einflößend und auch nur halb über den echten Fall informierend aber unterhaltsam. Die Starken Elemente des Films sind defnitiv die nach realen Vorbildern gestalteten Elemente. Der Rest ist unnötig und gehört teilweise zu den absoluten Tiefpunkten. Aber dieser Film wurde für die Masse produziert, für jeden soll etwas dabei sein und den Anspruch erfüllt "Conjuring 2" letztendlich auch. Gut fürs Geschäft, schlecht für die eigentliche Geschichte.
Wans Nonnenhorror ist netter Mittelmaß, aber "falling in love" bin ich nicht.
7/10
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Kommentare
 DB-Helfer  23  12.137 |
Gut getroffen, Herb!
Bei mir kommt der Film wertungstechnisch etwas besser weg (wohlgemerkt innerhalb der Vergleichsgruppe des Hollywood-Mainstream-Grusels), aber ich teile alle deine Kritikpunkte.
Besonders der Fokus auf CGI-trächtige Geistererscheinungen verschenkt einiges an atmosphärischem Potenzial und lässt die Katze viel zu früh aus dem Sack. Da hat der Erstling den Zuschauer deutlich geschickter über längere Zeit im Unklaren gelassen.
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 Moderator  19  7.972 |
EINFACH SPITZE! Wie immer.
Ich gehe wirklich davon aus, dass ich den Film mit fast den gleichen Augen sehen würde. Die positiven Aspekte könnten auch mich erfreuen, aber diese inszenatorischen Klischees..uhhha...ich wäre vielleicht auch weniger nachsichtig, was die Wertung angeht. ;)
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 DB-Co-Admin  13  2.545 |
So macht man das! Danke Mr. West!
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Super-Rezension, Herbert!
Ich wäre zwar in einigen Punkten etwas wohlwollender, kann aber deiner grundsätzlichen Kritik nur zustimmen (bis auf die Kritik an der Kameraarbeit, da ich diese noch mit am besten fand).
Vielleicht kann man's pauschal ja so zusammenfassen, dass Wan & Co hier einfach zuviel wollten (obschon das nach hilfloser Plattitüde klingt)...
Dabei kann Wan doch Sequel.
Denn bei "Insidious 2", bei dem ich zuerst ziemlich skeptisch war, hat er mich definitiv nicht enttäuscht. Für mich persönlich ist der mindestens so gut wie der eh schon gelungene Vorgänger (und deshalb hatte ich für "Conjuring 2" auch ein ganz gutes Gefühl). "Insidious 3" muss ich jetzt langsam auch mal in Angriff nehmen, der blieb bei mir bislang immer liegen. Für den habe ich wiederum nur gedämpfte Erwartungen, lasse mich aber gerne positiv überraschen. Allein schon aus Gründen der Komplettierung will ich den aber unbedingt noch sehen.
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  4  278 |
Vielen Dank werte Leser :)
@Intofilms: Die Kameraarbeit im Film ist tatsächlich sehr gut, aber es gab bei mir einen Moment in dem ich (als Fan von Kamerafahrten) gedacht habe, dass es zu viele Fahrten hintereinander waren. Als zwei Protagonistinnen z.B. in den Keller gehen (zum Wäsche waschen glaube ich...) benutzt Wan eine relativ überstilisierte Kamerafahrt, die in diese Szene einfach nicht reinpasst, auch wenn sie technisch hervorragend ist. Das Problem legt sich aber auch schnell wieder.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Macher des Films zu viel wollten. Das klingt so, als wären alle Elemente hervorragend durchdacht gewesen und als hätte am Ende irgendwas leider nicht ganz geklappt. Ich wundere mich aber nicht, dass der Film so geworden ist, wie er geworden ist, denn er wurde ganz klar als Massenprodukt konzipiert. Es gibt Zuschauer (viele Zuschauer), die gesagt hätten, dass der Film langweilig war, wenn die CGI-Elemente gefehlt hätten und sich Wan tatsächlich auf die Geschichte der Familie konzentriert hätte. Manche brauchen das Visuelle. Immer häufiger werden sehr gute Filme als Scheiße bezeichnet, weil genau das fehlt ("It follows", "The Witch", "Paranormal Activity"...). Deshalb der krumme Mann, die Nonne und die Jumpscares. Die Zuschauer, die nicht so viel Lust haben sich auf eine Geschichte einzulassen werden hier erschreckt und visuell zufrieden gestellt. Wer Lust auf die eigentliche Geschichte der Familie hat, findet das wiederum eher störend. Am Ende haben beide was vom Film gehabt und bezahlen die Blu-ray und den Kinobesuch des 3.Teils (und des Nonnen Spin-offs). Damit hat der Film sein Ziel erreicht. Ich glaube genau das wollten die Macher des Films. Deswegen bin ich auch froh, dass der Drehbuchautor und James Wan aus den Charakteren das bestmögliche herausgeholt haben und auch der Mut zu mehr Emotionen da war. Deshalb auch die 7 Punkte :)
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Ich habe diese schwammige Formulierung ja ganz bewusst gewählt, weil ich nach der Sichtung selbst irgendwie ratlos war und den Grund für die leichte Enttäuschung gar nicht genau festmachen konnte.
Doch wenn ich jetzt noch mal genauer darüber nachdenke, verhält es sich wahrscheinlich genau umgekehrt: wahrscheinlich wollte ICH einfach zuviel, meine Erwartungshaltung war wohl viel zu groß. Ich wollte wohl unbedingt ein absolutes Überbrett von Horrorfilm haben. Und das ist "Conjuring 2" dann doch nicht geworden.
Aber im Detail betrachtet ist der Film mMn wirklich alles andere als schlecht: die Atmo passt insgesamt sogar hervorragend, die Schauspieler sowieso und mir gefällt auch die Plotline richtig gut. Und bis auf den krummen Mann fand ich auch die Geistererscheinungen recht gut umgesetzt.
Und wie gesagt, ich würde dem Film - mit ein wenig gutem Willen - ja doch immerhin eine 8 / 10 geben.
Ich werde mir den Film einfach in ein paar Wochen oder Monaten noch mal anschauen. Mal sehen, wie ich ihn dann einschätze... :D
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