Deepwater Horizon
Vorwort:
Die Ölbohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko war seit dem Jahr 2001 in Betrieb und war damit beauftragt täglich Ölbohrarbeiten für die Firma BP durchzuführen. Am 20.April 2011 ereignete sich ein folgeschwerer Unfall, der dazu führte, dass 11 Mitarbeiter der Bohrplattform ihr Leben ließen und schätzungsweise 1.000.000 Tonnen an Öl in den Ozean flossen. Zurückzuführen war diese Katastrophe auf technisches und vor allem menschliches Versagen Seitens BP, welche darauf beharrten Kosten einzusparen - und dies auf Kosten von wichtigen Tests die diese Katastrophe hätten verhindern können.
Inhalt:
Mike Williams (Mark Wahlberg), führsorglicher Ehemann und stolzer Vater tritt seinen routinemäßigen Job auf der Deepwater Horizon an. Zusammen mit seinem Chef Jimmy Harrell (Kurt Russel) und der jungen Andrea Fleytas (Gina Rodriguez) fliegen sie auf die Ölbohrplattform. Doch kaum dort angekommen geht alles drunter und drüber. Ihr Arbeitgeber macht gehörigen Druck, da die Arbeiten schon dreiundvierzig Tage im Verzug sind und man nicht noch mehr Zeit und Kosten investieren möchte. Donald Vidrine (John Malkovich), einer der führenden Bosse der Firma BP will daher einige Tests nicht durchführen, die nur noch zeitaufwendiger und vor allem teurer sind. Trotzdem die Crew ihm und den anderen Mitgliedern von BP rät diese Tests durchzuführen, werden nur die nötigsten Untersuchungen angestellt um endlich von dieser Plattform verschwinden zu können. Ein folgeschwerer Fehler wie sich herausstellen sollte. Denn schon nach kurzer Zeit steigt der Druck der Ölbohrstation so dramatisch an, dass der Bohrschlamm an die Oberfläche gedrückt wurde, welcher sich mit Gas und Öl vermischte und somit eine tödliche Mischung über die gesamte Deepwater Horizon verteilt wurde. Für die Mitarbeiter beginnt nun ein Wettkampf um´s Überleben...
Kritik:
Der Schauspieler und Regisseur Peter Berg, welcher schon mit Lone Survivor (2011) einen oscarnominierten Film präsentierte, welcher auf wahren Begebenheiten beruhte, nimmt sich nun dem Thema der Deepwater Horizon an. Schon von Beginn an wird dem Zuschauer ein kleiner Vorgeschmack geboten, was ihn zu erwarten hat. Über Schwarzbild ist aus dem Off das Gespräch einer Gerichtsverhandlung zu hören, die einen minimalen Teil des Tathergangs beschreibt. Von nun an wird eine ruhige Erzählweise geboten. Berg lässt dem Zuschauer genug Zeit um die Charaktere und auch den Hintergrund hinter der Geschichte der Vorfälle zu präsentieren, welche zu dem Unglück auf der Deepwater Horizon führten. Interessant dabei ist, dass schon von Beginn an die Spannungsschraube enorm hoch liegt. Berg, welcher viel Wert darauf legt, dass der Zuschauer eine Bindung zu den Charakteren aufbinden kann, vermischt hiermit das Interesse an den Figuren und der Gewissheit, dass etwas tragisches passieren wird. Nur spielt er gekonnt damit den Zuschauer auf die Folter zu spannen - man weiß zwar ganz genau, dass etwas passieren wird, nur nicht wann. Und darauß zieht auch der Film seine enorme Kraft, welche schon in den ruhigen Szenen aufgebaut wird, die einen großen Teil des Filmes einnimmt. Man lernt die Figuren näher kennen, schafft es eine Bindung zu ihnen aufzubauen oder sie gar zu verabscheuen, obwohl die Verhaltensmuster welche stellenweise geboten werden den (leider) immer häufiger anzutreffenden Merkmalen der Menschen entsprechen. So erhält der Zuschauer ein klares Bild des Protagonsiten Mike Williams, welcher ein aufrichtiger Mann ist, der seine Frau und Tochter über alles liebt und stolz auf seinen Job ist. Er geht mit einer Menge Elan an seine Arbeit heran und hat sehr viel Spaß an seiner Arbeit. Auch auf menschlicher Ebene wird dieser sehr gut gezeichnet - so wird dem Zuschauer ein Bild eines Mannes geboten, welcher noch den Sinn für Recht und Ordnung besitzt und sich nicht so leicht unterkriegen lässt. In diesem Hinblick hat Mark Wahlberg eine seiner besten Darbietungen als Schauspieler absolviert, da man ihm die Rolle zu jeder Zeit abkauft. Als Zuschauer sitzt man regelrecht gebannt vor der Kinoleinwand und fiebert mit ihm mit. Nur wird ihm die Show von Kurt Russel gestohlen, welcher den ehrgeizigen, leicht mürrischen aber durchaus loyalen und fairen Chef Jimmy Harrell verkörpert, der keines Falls Profit in seiner Arbeit sieht sondern vor allem die Menschen die auf dieser Plattform arbeiten und daher auch bemüht ist, dass wirklich alles mit rechten Dingen zugeht, zumindest so gut er kann.
Und genau aus dem Grund weil man diese Bindung zu den Figuren aufbauen kann, erwischt einen die Katastrophe sehr hart. Die Spannung findet wahrlich ihren Höhepunkt ab dem Zeitpunkt, als der Bohrschlamm an die Oberfläche tritt und aus der Deepwater Horizon ein schwarzes Nichts macht. Mit rasanten Schnitten wird hier die Katastrophe präsentiert, welche teilweise sehr hart in Szene gesetzt wurde und man gebannt vor der Leinwand sitzt und am ganzen Körper zittert und zum einen fasziniert ist, was man hier für bildgewaltige Szenen geboten bekommt, auf der anderen Seite aber überaus froh ist nicht Teil dieses Unglücks zu sein. Wobei man als Zuschauer auch weiß, dass die gezeigten Szenen nicht einmal ansatzweise die bedrohliche und erschreckende Lage vermitteln können - die Angst der Menschen die auf der Deepwater Horizon gewesen waren und diesem schrecklichen Schicksal ausgesetzt waren. Wobei Berg es schafft die Emotionen eigentlich sogar sehr gut rüber zu bringen. Man sitzt zitternd und entsetzt vor der Leinwand, fiebert und trauert und hofft mit. Die erschreckenden Bilder werden zusätzlich gekonnt von dem perfekten Score von Steve Joblonsky vermittelt, welcher es schafft noch mehr Emotionen aus den Szenen rauszuholen als es eh schon der Fall ist.
Was auf jeden Fall interessant auf den Zuschauer wirkt ist, dass sich Deepwater Horizon keines Falls als Actionfilm im klassischen Sinne präsentiert, sondern es sich vielmehr um ein Katastrophen-Drama mit minimalem Einsatz von Actionszenen handelt. Und auch wenn es ein typisches Markenzeichen für solche Filme ist, einen patriotischen Hintergrund zu liefern und wieder die Propaganda vertrieben wird - "Wir als Amerikaner können alles schaffen" - wird Deepwater Horizon so zu keiner Zeit erzählt. Es gibt eine einzige Szene in der ein kleiner Funke von Patriotismus aufkeimt, doch dieser ist ehr unterschwellig anzusehen und wird von vielen Kinogängern wohl auch nicht als solches aufgefasst. An dieser Stelle will und muss ich einen Break machen, da ich sonst Gefahr laufe Spoiler zu verwenden.
Wie schon erwähnt liefern Mark Wahlberg und vor allem Kurt Russel eine grandiose Darbietung ab. Trotzdem sollte der restliche Cast nicht unerwähnt bleiben. Denn auch der junge Darsteller Dylan O`Brien, welcher zwar ehr eine Nebenrolle in diesem fesselnden Werk inne hat, kann zu jeder Zeit überzeugen. Durch seine junge und flapsige Art ist er sogar einer der Charaktere der die Stimmung ein wenig lockern kann, obwohl man seine Figur trotzdem als ernst ansehen kann. Aber auch John Malkovich, kann in seiner Rolle als BP Magnat Donald Vidrine vollends überzeugen und wirkt schon beim ersten Auftreten sehr unsympathisch. Und genau dieses Bild kann er den kompletten Film über beibehalten, was als schauspielerische Leistung sehr anzuerkennen ist, als Zuschauer selbst hegt man aber unglaublichen Hass ihm gegenüber. Respektable Leistung muss man wirklich sagen!
Und somit gestaltet sich Deepwater Horizon als nervenaufreibendes Kinoerlebnis, welches auch wohl nur dort seine Kraft vollends entfalten kann. Schon seit langer Zeit habe ich keinen Film mehr gesehen, der mich so sehr gefesselt hat und bei mir so viele verscheidene Emotionen hat hochkommen lassen, wie dieser hier. Selbst nachdem der Abspann eingeleutet wurde, verweilte ich noch einen Moment in meinem Sitz und musste erst einmal wieder runterkommen. Selbst nach dem Kinogang war dieser Film noch sehr lange Gesprächsstoff bei meinen Kinobegleitern und bei mir.
10/10